Hat noch keinen Namen!

Laut dröhnte `Run´ aus meinen Kopfhörern. Immer wieder schaute meine Mutter mich besorgt an. Ich hatte seit gut einer Woche kein Wort mehr mit ihr gesprochen. Seit sie mir mitgeteilt hatte, dass sie einen Platz auf einem neuen Internat für mich gefunden hatte. Dorthin waren wir jetzt auch unterwegs. Ich hatte mich damals sofort umgedreht und war auf mein Zimmer gelaufen. Wie konnten sie nur? Wie konnten sie mich schon wieder abschieben? Doch ich hatte mich mittlerweile damit abgefunden. Sie kam halt einfach nicht mit mir klar. Genauso wenig wie meine Lehrer.

„Tammy!“ Irgendjemand riss mir den Kopfhörer vom Kopf. „Tammy!“ Na klar, die kleine Prinzessin. Ich schlug die Augen auf und fauchte sie an: „WAS?!“ Sofort begann sie zu weinen. Sie hielt einfach nichts aus. „TAMARA! Entschuldige dich bei deiner Schwester! Sofort“, schrie meine Mutter nach hinten. Na klar, schon wieder alles meine Schuld. „Sorry“, murmelte ich, entriss ihr meine Kopfhörer und stellte die Musik auf volle Lautstärke. Das Prinzesschen schien versanden zu haben, denn sie versuchte in der nächsten Stunde nicht nochmal meine Aufmerksamkeit zu erregen.
„Tamara, wir sind da!“ Die Stimme meiner Mutter klang genervt. Ich sah aus dem Fenster. Ein Schloss. Ein riesengroßes Schloss. Mein zukünftiges Zuhause. Meine Mutter hatte die Koffer aus dem Kofferraum geholt und das kleine Prinzesschen tobte mit Esperanza, meiner 2 jährigen Hündin über den Hof.
„Kathleen, lass Esperaza in Ruhe!“, rief ich meiner Schwester hinterher, die mich jedoch nicht beachtete und weiter an der kleinen Hündin rum zog. Naja, bringt ja eh nichts, in fünf Minuten bist du sie los, dachte ich , drehte mich um und nahm meiner Mutter die Koffer und Leinen ab. Sie sah mich so an, als ob ihr der Abschied schwer fiele doch dass tat er ganz und gar nicht, sie war froh mich endlich wieder los zu sein. „Komm Esperanza! Die wollen uns nicht, gehen wir mal gucken wo wir hier gelandet sind!“ Manchmal habe ich das Gefühl, die Kleine versteht jedes meiner Worte, denn sie knurrte Kathleen an und kam schwanzwedeld zu mir gelaufen. Ohne ein Wort des Abschiedes ging ich auf das Schlossportal zu, wo ein schon recht alter aber sehr nett aussehender Mann wartete. „Du musst Tamara Chila Wolf sein!“, sagte er mit einer ungewöhnlich tiefen Stimme. Ja das war ich! Ich nickte und beugte mich runter um meine Hündin anzuleinen. Leise hörte ich noch das Geräusch der Reifen auf dem Kies, doch ich drehte mich nicht mehr um.