[. . .Billie will Zeke helfen seinen Fluch zu lösen, den die Göttin ihm auferlegt hat. Während sie sich entschließt mit ihm zu Reisen müssen sie gegen Elfen, Dachen und Zentauren kämpfen. Bis sie letzten Endes der Göttin gegenüberstehen. . .]
44
Der Mann der sich Aizirtap Tdranhnier nannte
Wenn Tote wieder auferstehen und ihre Geschichte weiter geht
Die Nacht war tief über Billie gebrochen. Kaum eine Wolke zierte den so klaren Himmel. Den Thronsaal den Billie so spät nachts betreten hatte, war furchtbar kalt, sie fror in ihrem Kleid, welches sie am Vortag schon getragen hatte. Sie hatte auf die Schuhe verzichtet und tadelte sich selbst, da ihre Füße nun am Marmorboden festgefroren zu scheinen waren. Eine Gänsehaut jagte ihr über die Haut, selbst wenn nur eine Eule schrie oder einer der schlafenden Drachen knurrte. Sie besah sich im Raum, es machte ihr Angst. Einmal würde sie hier sitzen und über Leute wachen ... wollte sie das wirklich? Lieber würde sie über die Leute wachen wenn sie frei von jener Last mit Brosco umher flog. Doch nun müsste sie zur Belustigung Hoffähiger Bälle geben und in Kutschen ein und aus steigen als könne sie selbst nicht mehr laufen. Sanft strich sie über die Lehne des Throns. Es war so fremd. Weder war er weich noch einladend auf ihn zu sitzen. Sie sah sich schon mit Leuten lachen, die sie von klein auf verachtete. Vielleicht würde aus ihr genauso ein König werden wie ihr Vater, der seinen Thron einen Abtrünniger gab, der dieses Land hat verkommen lassen? Nie-mand würde ihr sagen, dass es falsch war was sie tat, denn niemand würde da sein um ihr etwas zu sagen. Ihr Vater wollte ins Exil. Zeke würde sterben genau wie Shia und Brosco war nicht mehr an ihr gebunden. Nach diesem Krieg dürfe er selbst wählen was er wollte.
Nun war schon eine Woche nach dem Sterben und der Widerauferstehung Broscos vergangen. Immer mehr Wesen fanden sich in den Gassen und Pas-sagen der Stadt ein. Immer mehr trugen sich in die Listen der Armee ein. Immer mehr Freiwillige die sie nicht kannte, und die für sie sterben würden und werden. Zeke und Viggo waren beschäftigter den je. Kaum sah Billie sie noch, aber immer wenn sie sie sah, brüllten sie sich an oder versuchten formal zu diskutieren. Nur Shia und ab und an Eric, wenn er Zeit fand, waren bei ihr und machten ihre Langeweile erträglicher. Frischer Schnee fiel und Kinder sangen Lieder oder bewarfen sich mit Schneebällen. Sie waren so un-berührt glücklich, dass Billie ihren fröhlichen Klangen nicht länger hören konnte.
Billie fasste sich ein Herz und setzte sich auf den Thron.
Heiler meinten Brosco erlitt schwere Wunden, die vielleicht Jahre zum heilen brauchten. Sie meinten auch, dass er durch seine beiden gebrochenen Flügel (die sogar mehrmals gebrochen waren) nicht mehr fliegen könnte. Fürs erste müssten die Knochen zusammenwachsen bevor sie die Last tragen könnten. Doch alle wussten, sie hatten nicht länger als einen Monat. Würde sie länger warten, würde die Motivation der Soldaten sinken. Aber Billie war nicht bereit, Broscos Gesundheit aufs Spiel zu setzten, obwohl viele sie drängten. Er gab sein bestes um wieder auf die Beine zu kommen, und Heil-ung konnte man nicht schneller voran schreiten lassen.
»Jetzt wo die Zeit immer näher rückt ... bekomme auch ich langsam Angst« Billie erschrak auf dem Thron und zuckte zusammen, als hätte sie jemand angeschrieen. Zeke stand an der Tür und blickte aus dem Fenster. Er hatte sie nicht angesehen und auch wand er sich nicht zu ihr.
»Wovor hast du Angst?« Sie stand auf und ging auf ihn zu, lehnte sich zu ihm an die Tür.
»Zu sterben ...«
»Aber doch war es deine Entscheidung! Man sollte seinen Weg nicht fürchten«, raunte sie und ging zum Geländer. Der Mond war ihnen so nah, groß und mächtig schien er auf sie herab ... aber doch so kalt und fremd.
»Bist du jetzt unter die Philosophen gegangen? Sag, hast du den keine Angst mehr? Ich habe Angst, dass es doch falsch sein könnte sterben so wollen. Denn ein dummes naives Mädchen hat mich verwirrt und hat mir wieder Leben eingehaucht«, lachte er.
»Und warum hat dich dieses Mädchen verwirrt? Ich dachte du liebst nur Alexandra«
»Selbst da bin ich mir nicht mehr so sicher ... komm, lass uns schlafen. Wenn du willst, können wir morgen trainieren«
»Falls du es vergessen hast; Brosco hat zwei mehrfach gebrochene Flügel. Seine Wunden sind nicht verheilt«
»Deine Wunden doch auch nicht! Brosco muss wieder gesund werden und du wirst ihm dabei helfen! Die Rehabilitation kann und wird nur durch Training verstärkt. Billie du gibst genauso wenig auf, warum sollte er es tun?«
»Und was soll ich tun? Wie soll ich seine Knochenbrüche heilen? Ich bin kein Heiler und auch kein Magier«
»Aber dafür bist du ein Reiter! Und als Prinzessin, baldige Königin kannst du jeden erdenklichen Magier und Heiler einholen«
»Was soll ich ohne dich machen ...?«, sagte Billie schwach und sah Zeke in die Augen.
»Leben«
»Wie sehen die Brüche aus die nicht verbunden sind mit den Flügeln?«, fragte Zeke einen anderen Reiter der Broscos Wunden wusch und neu balsamierte. Es war dieser Reiter den sie damals hatte getroffen in Mithtum. Sein Gesicht war ausgezerrt und gezeichnet von all den Strapazen.
»Welche soll ich aufzählen? Die verheilten oder die noch gebrochenen? Zeke, er wird so schnell nicht wieder fliegen können! Er kann nicht mal sein rechtes Vorderbein aufsetzten. Rippen sind ihm auch gebrochen, Hals und Rückenwirbel verrenkt. Und die Brandwunden wollen nicht heilen. Wir sind uns nicht einmal sicher ob wir alle Pfeilspitzen haben entfernen können. Das einzig was noch intakt ist sind seine Zähne und seine Schwanzzacken«, trotzte er-
»Kann man wirklich nichts machen?«, stach Zeke weiter nach.
»Außer einem Wunder? Nichts ... ich weiß, du willst schnell das er wieder fliegt, dass will ich genauso sehr, aber ich weiß nicht wie wir ihn bewegen könnten. Es ist ja auch nicht gut wenn seine Muskeln erschlaffen und Sehnen und Bänder sich verkürzen«
»Zeke, lass es gut sein ...«, hielt Billie ein.
»Er darf also nur nicht seine gebrochen Knochen belasten, habe ich richtig verstanden?«, frohlockte Zeke (, hatte Billie ignoriert) und Billie sah das Glänzen in seinen Augen, immer dann wenn er eine Idee hatte.
»Ja, du hast richtig verstanden«
»Dann hab ich die Idee! Gleichermaßen sogar Training für die anderen Drachen. Wir brauchen Bänder! Viele Bänder und schert verdammt eure Schafe!«, befahl er donnernd. Er ging aus dem Zelt und rief sich ein paar Reiter mit ihren Drachen zusammen. Billie eilte ihm hinterher.
»Du willst doch nicht etwa das ein Drachen ihn wie eine Puppe be-handelt?!«, wimmerte sie.
»Aber genau das habe ich vor«, sagte er und lief sie vor dem Zelt alleine stehen. Insgeheim fand sie, er sei ein Genie aber auch für ein wenig größen-wahnsinnig.
Während Billie wartete hatte Zeke den Bewohnern befohlen ihre Scharfe zu scheren und alle Reiter sollten Bänder, Seile irgendetwas finden womit man etwas verschnüren konnte. Billie hatte einem Jungen beauftragt, der frisches Wasser für Brosco hineintrug, er soll jeden Heiler oder Magier aus-suchen und diese zu ihr bringen. Kräftig trugen die Scharfhirten die Wolle zusammen und Reiter warfen Schnüre auf einen Haufen, neben dem Zelt. Billie sah Zeke neben sich auf dem Boden sitzend und die Schüre zusammen bindend. Er band in die Nacht hinein.
»Zeke, wir haben alles gefunden was es zu finden gibt. Ich hoffe du lässt uns jetzt alle schlafen!«, sagte einer der Reiter bissig. Zeke winkte ab.
»Willst du was essen?«, fragte Billie und trat auf ihn zu, nachdem die anderen Reiter davon gegangen waren. Zeke blickte auf. »Nein ... aber was zu trinken wäre freundlich« Grinste er sie scherzhaft an.
»Idiot ...«
»Nein warte! Leiste mir doch bitte weiterhin Gesellschaft. Warum bist gerade du es die sagt, er schafft es nicht? Du bist sein Reiter! Du solltest eigentlich immer für ihn da sein, ihn unterstützen und all der Kram. Warum sagst du wie alle anderen er könne nicht mehr fliegen?«, fragte Zeke und hörte auf zuschnüren.
»Ich sage es weil ich ihm Zeit geben will sich zu erholen. Nie habe ich gesagt er könnte nie wieder fliegen! Und ich will nicht, dass er noch mal so leiden muss wie jetzt ... ich hatte wirklich gedacht, ich hätte ihn verloren und das war ein unvorstellbares Gefühl von Elend und Einsamkeit. Jetzt weiß ich auch wovon Helena damals geredet hatte. Zeke, was wäre wenn ich nach hause gehen würde?«, sagte sie bitter und ließ sich neben ihn auf das feuchte Gras nieder, dass von neuem Reif bildete. Der Mond über ihnen wurde von den schwarzen Wolken verdeckt.
»Wenn du nach hause gehen wolltest ... würdest du nicht mehr hier sitzen. Wie oft wolltest du zurück aber bist doch geblieben!? Wie oft hast du ge-jammert, du schaffst es nicht und wo bist du angekommen? Am Ziel ... jetzt musst du dich nur noch befreien. Befreien von den Göttern und befreien von deiner eigenen Angst. Löse dich von den Ketten die dir auferlegt wurden, entledige dich der Bürde die du seit Kindesalter auf deinen Schulter trägst ... lass alles hinter dir und sieh nach vorne. Lebe jetzt und nicht in der Ver-gangenheit und ahne auch nicht wie du in der Zukunft lebst, denn du weißt nie ob es ein Morgen gibst«
»Du meinst, wenn ich es wirklich gewollt hätte wäre ich schon zuhause?«, lachte sie und der Wind schob die Wolken weiter, so dass der Mond wieder strahlen konnte.
»Genau das meine ich. Du fragst dich ob das Dorf dein Zuhause ist, da du nun eine Prinzessin bist, nicht wahr?«
»Nein, ich fragte mich ob ich dort immer noch willkommen bin obwohl ich die Prinzessin bin. Alle werden mich nur als Prinzessin sehen ... und all denen, den ich vertraue sind tot oder auf dem besten Weg dorthin. Damals hielt ich dich für verrückt, doch mit der Zeit verstand ich dich. Auf der Reise hatte ich Angst, aber doch drängte es mich nach vorne. Es beschwingte mich in die Geschichte einzugehen, doch nun will ich einfach nur Billie sein und glücklich werden ... glücklich mit dir an meiner Seite«, sagte sie und blickte zu Boden. Nun war es wahrlich raus. Aber auch wusste sie, und es schmerzte ihr, dass er niemals bei ihr bleiben könnte.
»Billie ... «, sagte Zeke schwach und in seiner Stimme klang auch die von Eric. Er war zu ihnen gegangen, kaum merklich. Billie erschrak.
»Ich wollt dich nicht erschrecken, aber dein Vater schickt mich, dass ich dich schlafen schicken soll, da es schon recht spät ist«, stotterte Eric.
»Er hat recht. Geh schlafen. Morgen machen wir weiter!«, bestätigte Zeke.
»War’s das?«, fragte Billie ein wenig ärgerlich.
»Nein, aber was soll ich sagen? Soll ich sagen: ich will lieber leben und Alex so einfach vergessen?! Ich kann das nicht, es tut mir Leid. Billie, du lebst ... du hast noch alles vor dir. Mein Leben ist bald zu Ende und ich werde zurück zu Alex gehen«
»ZEKE! Du wirst sie auch nicht sehen können, wenn du tot bist! Sie ist ein Gott und wird wie die anderen sterben ... sag bitte nicht du willst zurück zu ihr«
»Bitte sag nicht, dass sie eine Göttin ist ... sie wollte gegen Kate kämpfen! Du kannst nicht sagen dass sie in den Selbstmord gelaufen wäre? Götter können keine Götter töten, hast du das schon vergessen?«, sagte er nervös.
»Und was wenn sie kein Gott und auch kein Mensch je getötet hat? Das irgendwo wieder ein Fehler oder ein Handeln der Götter im Spiel war. Sie ist eine Göttin und wird sterben ... wird sterben wie die anderen Götter und sterben wie du. Doch du stirbst dann umsonst« Sie ging an Eric vorbei und öffnete die Tür krachend.
»Hmm ... und was willst du jetzt tun?«, fragte Eric und blickte ihn an.
»Gar nichts. Ich hab schon alles versucht. Sie wird mich so schnell nicht aufgeben geschweige den vergessen. Ich weiß nicht ob du es schon weißt, aber du bist der der sie bekommt. Ich war nur ein Reiter und du bist der Be-schützer des letzten Eis gewesen. Viggo hat schon alles geplant. Wenn ich weg bin wirst du der sein der um ihre Hand hält«
»Klingt ganz so als wolltest du nicht das ich der jenige bin!«
»Nein, ich gönn es dir. Aber sie hat recht ... Alex ist eine Göttin. Und ich werde beide nie wiedersehen. Eric, bitte tu mir einen Gefallen: behandle sie gut und pass auf sie auf. Sie könnte dummes tun!«, sagte Zeke grinsend.
»Mir wäre es lieber, wenn ich sie glücklich sehen würde ...«
»Ja, aber ich kann sie nicht glücklich machen ...«
*
Billie verschlang am Morgen ihr Frühstück, das Dakota ihr ans Bett brachte, brummend. Oft murmelte sie in ihr Müsli. Dakota sah ihr lächelnd zu und holte frische Anziehsachen aus dem Schrank.
»Dakota, warum sind Kerle solche Esel?«, murrte sie weiter.
»Also wenn Sie mich so fragen ... ich sehe keine Esel. Wenn Sie Shia meinen, er wird sterben und macht sein besten aus seinem restlichen Leben. Ich sehe nichts falsches darin. Und Eric ist kein dummer Junge ... aber viel-leicht reden Sie auch von Zeke«, antwortete Dakota und legte ein herbst-farbenes Kleid aufs Bett.
»Nein! Von dem redet niemand!«, schnaubte Billie unerfreulich. Als Billie ihr Frühstück beendet hatte und sich anziehen wollte, klopfte es an der großen Flügeltür. Da Billie nicht antwortete, und es noch heftiger an der Tür zuklopfen begann, wusste sie wer er sein konnte; Zeke.
»Billie, nun beeil dich doch endlich!«, brüllte er weiter hämmernd durch die Tür.
»Lass mir ja die Tür noch stehen«, sagte Billie als sie die Tür öffnete. Zeke fiel fast vornüber als sie geöffnet wurde.
»Heute eine wunderbare Laune wie ich sehe junges Fräulein«
»Ich bin eben eine Frohnatur!«, antwortete sie sarkastisch und verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse.
»Eher bockig«, hustete Zeke und sagte lauter: »Dein Vater will das du auf einem anderen Drachen fliegen lernst«
»Will er das?«
»Ja er will! Heute raubst du mir jeden Nerv« Billie winkte ab und ging weiter hinab auf den Hof zu. Leise rieselte der Schnee auf ihr schwarzes Haar hinab. Sie fröstelte leicht.
Als sie den Treppenabsatz erreicht hatte und nun den Hof betrat begrüßte sie Shia und Eric charmant. Shia warf ihr seinen Mantel über, denn sie still annahm und weiter ging. Eric und Shia kicherten über den finsteren Blick Zekes, der an ihnen vorbei rauschte und ihr hinterher lief. Im vorbei gehen drückte er seinen Mantel Shia in die Arme. An Broscos Zelt haltend grüßte sie Viggo, der Amaro neben sich liegen hatte. Shia und Eric flitzten Zeke hinterher, der nun hinter Billie, mit großen Augen, gestoppt hatte.
»Ihr beiden Jungs helft mir mit Brosco während Prinzeschen auf Abwegen gerät«, zischte Zeke.
»Treib es nicht zu weit Zeke ... sonst lass ich dich noch eine ganze Weile unter den Lebenden schmoren«, knurrte Billie zurück und funkelte ihn miss-vergnügte an.
»Könnt ihr keine Freunde sein? Entweder man sieht euer beider Verlangen in euren glänzenden Augen, wenn sie den anderen erblicken oder ihr bekriegt euch!«, sagte Shia sich zwischen die beiden drängend.
»Ich will euch junge Spunde nicht davon abhalten, was immer ihr auch tut, aber geht mir bitte zur Seite ... ich will zum König«, sprach eine tiefe Männerstimme. Ruhig klang sie in Billies Ohren aber doch war seine Stimme energisch. Billie wand sich. Der schwarzer Mantel hing bis auf den Boden, er verdeckte seinen Körper. Er hatte ein sehr maskulin herbes Gesicht, ge-zeichnet vom rauren Alltag. Sein Haar war hellbraun und mit weißem Haar durchzogen. Als er seine Hand aus dem Mantel zog und auf Billie streckte, sah sie Verbrennungen und Narben, um sie bei Seite zu schieben. Es war ein fester, bestimmter Druck auf ihren Schultern. Während die anderen wie be-fohlen zur Seite traten, war es Zeke der den Druck von Billie Schulter nahm.
»Finger weg von Billie!«, brummte er und schob die Hand weg.
»Genauso wie damals ... vorlaut, affektiert und überaus begnadet. Und die junge Dame hinter dir ... kann es sein?« Nun schob er Zeke mit beiden Händen zur Seite und blickte Billie verwundert an. Zart strich er ihr über die Wange und durchs Haar.
»Du bist groß geworden Prinzessin. Du hast es also aus dem Gebirge geschafft«, lachte er.
»Aizir?«, fragte Zeke und trat näher.
»Ja, der bin ich. Hast lang gebraucht mich wiederzuerkennen!«
»Du alter Hund! Ich dachte du wärst schon längst tot«
»Was man von dir nicht behaupten kann, was?«, spottete er.
»Ihr kennt euch?«, fragte Shia.
»Willst du uns nicht bekannt machen?«, erkundigte sich auch Eric.
»Haltet die Klappe Jungs! Was treibt dich her, alter Zauberer?«, fragte Viggo und reichte dem Magier die Hand. Doch er nahm diese nicht an und verbeugte sich leicht, so viel wie es ihm sein Rücken erlaubte.
»Ich habe die Nachricht erfahren man zieht in den Krieg. Man braucht immer einen Zauberer. Zwar war es recht langwierig von meiner Hütte im tiefen Gebirge hier her zu kommen«
»Da du ja schon einmal hier bist Meister ... würdet ihr eine Schülerin nehmen?«, fragte Zeke obwohl es eher schon eine Feststellung war die man nicht verneinen konnte.
»Schülerin? Damit meinst du nicht zufällig die Prinzessin oder?«, Zeke nickte eifrig, »Und welcher Idiot hat sie geweckt?«
»Dieser Idiot war wahrscheinlich ich ... ich habe die Magie in ihr geweckt und ich bin nahe daran diese zu zerstören«, druckste Zeke und sah ihm kaum in die Augen. Aber seine Stimme klang trotzdem fröhlich ... sein Unterton ließ auf Zustimmung stimmen, in der Beziehung Idiot. Er verzog leicht seinen Mundwinkel und gab sein Grübchen frei.
»Und wie bitte zerstörst du die Magie?«
»In dem ich sterben werde Meister« Der Zauberer nickte und sah von Zeke zu Billie herüber. Beide wichen seinem blicken aus.
»Zeke ... damals sagte ich dir: Magie ist etwas wundervolles, man sollte sie schätzen und dankbar sein, aber du zerstörst sie. Wenige Menschen, Prinzessin, erlernen die Kunst. Du bist einer der Auserwählten, wenn Zeke nicht schon alles zunichte gemacht hat. Weißt du wie diese Magie zustande kommt? Ich bin einer Magier von Blut du nicht. Aber du kannst ein genauso guter Magier werden wie ich, da deine Magie durch Liebe erweckt wurde. Wenn du jemanden liebst kannst du alles erreichen. Und ich würde dir raten, Mädchen diese Liebe nicht aufzugeben bevor du deinen Bestimmung erfüllt hast«
»Zauberer ... wie heißen sie?«, fragte Billie schwach.
»Ich nenne mich Aizirtap Tdranhnier. Aber du kannst mich auch wie der vorlaute Bengel Aizir nennen, doch ich bevorzuge Meister. Aber zuerst, erklärt mir den Sachverhalt«
»Ich habe gezaubert ... aber das war nicht aus Liebe«, sagte Billie kläglich. Der Zauberer sah sie mit hoch gezogenen Brauen an und legte seine rechte Hand auf ihre Schulter, drückte diese leicht.
»Es gibst viele Arten von Liebe ... aber lass mich erst mit deinem Vater reden« Er ließ Billie los und nahm Viggo an die Schulter. Kaum merklich schob der alte Zauberer ihn vor sich her. Es war ein merkwürdiges Gefühl, so war Billie. Eine mysteriöse Aura ging von ihm aus ... man konnte ihm nicht entfliehen.
»WARTEN SIE! Heilen sie Brosco!«, schrie Billie ihm hinterher. Aizir blieb stehen und wand sich ihr zu.
»Brosco? Prinzessin, Sie sollten auf ihren Drachen besser aufpassen. Ahh, red mir nicht dazwischen!«, er hatte Zeke gemeint, der schon sein Mund aufklappte »Es ist egal ob ihr noch Eins seid. Ihr hattet eh keine Zeremonie und das hier ... gehört dir« Aizir warf ihr etwas zu. Billie fing es knapp. Er sprach darauf einen eigenartigen Satz, von dem Billie wusste, dass sie Loga hieß. Als er geendet hatte ging er weiter seinen Weg mit Viggo und Billie sah in ihrer Hand das Amulett was sie verloren hatte. Das Amulett war kalt und grau aber doch war der Stein in der Mitte immer noch Lila. Der Stein blieb unversehrt. Es machte sie traurig. Selbst das Amulett trug die Narben vom Abend als der Feuerball hinabstürzte, so nannten die Bürger den Abend. Eine einsame Träne fiel in die zierlichen Risse im grau gewordenen Gold. Billie stand alleine im Schnee. Shia, Eric und Zeke traten ihr nicht nahe, selbst sie schienen bedrückt und verwundert über das Amulett. Auch die anderen Reiter, Arbeiter und Soldaten sahen sie an, aber sprachen kein Wort. Drachen gaben jappende Geräusche von sich. Hinten im Zelt, vor dem Billie mit den Rücken steht, raschelte es. Sie wusste er würde kommen. Be-trübt trat Brosco, geheilt als einziger an ihre Seite. Er reichte ihr seine Schulter doch sie lehnte ab. Und so standen sie im Schnee. Leicht durchnässt und schon lange nicht mehr Herr der Sinne.
Der Abend war schnell hereingebrochen. Dakota hatte sie zu ihren Zimmer geführt. Teilnahmslos wurde sie hierher geschoben. Ihr Essen hatte sie nicht angerührt und das Amulett wollte sie nicht aus der Hand legen. Sie hatte sich aus ihrem Bett geschwungen und sich auf dem Fenstersims gesetzt. Eisig und still zog der Wind in ihr Zimmer und jagte ihr eine Gänsehaut ein. Eulen flogen in die tiefe schwarze Nacht. Der Mond und die Sterne hatten sie ver-lassen, verdeckt von den großen kalten Wolken. Doch ein einziger Stern leuchtete bis zu ihr hinab. Billie konnte spüren wie dieser einziger Strahl sie wärmte und für sie dar war, gegen die Wolken kämpfte die ihn verheim-lichen wollten. Aber auch wusste Billie, dass sie dies sich nur einbildete. Wie kann ein Stern es schaffen sie zu wärmen? Und jäh schoss es ihr in den Sinn.
»Tante ... warum scheinen so viele Sterne?«, fragte Billie. Sie war gerade acht Jahre alt geworden und zupfte am Saum ihrer Tante Helena. Sie war noch jung und ihr Haar beherbergte noch ein paar blonde Strähnen.
»Sterne? Liebes, dass sind keine Sterne«, lachte sie. Es war eine kalte und eisige Nacht aber klar und fühlbar. Helena zeigte zum Himmel. »Das sind Sterne von Liebenden. Immer wenn sich eine Pärchen gefunden hat wird ein Stern geboren. Aber nur, wenn sie wirklich zueinander gehören« Billie machte große Augen und staunte.
»Werde ich auch mal einen solchen Stern haben?«
»Noch bist du zu jung ... aber gewiss wird dich irgendwann dein Prinz finden und dich mitnehmen«
»Was macht so ein Stern?«
»Er ist immer da. Leuchtet sogar in der dunkelsten und einsamsten Nacht für euch. Er wärmt dich wenn du traurig bist und solang dieser Stern existiert, existiert auch eure gemeinsame Liebe«
Billie blickte tief in den Wald. Sie hatte etwas genauso leuchten sehen wie die Sterne. Ein heller Haarschopf blitzte aus dem Gebüsch in der Nähe.
»Ein Prinz ... wacht er über mich und beschützt mich?«, fragte Billie und blickte weiterhin zum Gebüsch.
Längst hatte sie die Worte ihrer Tante vergessen. Immer hatte sie auf den Mond vertraut obwohl ihr Stern nicht weit war. Wahrscheinlich hatte sie Zeke die gleiche Geschichte erzählt. Es war so dumm, dass sie sich nicht lieben konnten. Ihr rannen die Tränen, die ihr vorher verborgen blieben. Wie gern würde sie mit ihm über alles reden. Wie gern würde sie einfach in seiner Nähe sein. Wie gerne würde sie ihn berühren und durch sein seidiges Haar streichen. Doch diesem Verlagen musste sie wiederstehen. Sie schaffte es nicht ihn zu vergessen. Sie konnte ihn momentan nur hassen ... und das zer-riss ihr Herz, schmerzte in ihrem Kopf und drückte auf ihr Gemüt.
Etwas von weither lachte bis zu ihr hinauf.
Billie verdrängte ihren Kummer und fühlte Wut auflodern. Wie konnte man lachen ... lachen während ihr Herz schrie und anfing zu dorren. Sie blickte aus dem Fenstersims hinab in die Tiefe. Auf dem Hof brannte ein großes Feuer, darum tummelten und betranken sich Zwerge und Reiter. Sie vergaßen den Schnee der auf sie hinab fiel. Die Drachen lagen weit abseits von ihnen, kaum erkennbar so dunkel schienen sie sich in der Nacht ver-krochen zu haben. Und nun nahm Billie nur ein einziges Lachen war, was sie gerne hörte und ihre Wut verblassen ließ. Unter ihrem Fenster winkte Zeke sie lachend zu sich. Billie fiel ein Märchen ein ... doch schnell vergas sie es und schwang sich von Fenstersims. Lautlos schlüpfte sie in ihre Schuhe und warf sich ihren Mantel von einem Stuhl und stahl sich aus dem Gebäude. Egal wie dunkel ihr die Gänge und Gassen schien, es war erträglich. Sie konnte am Ende des Korridors ein helles Licht erblicken ... und dieses Licht war Zeke, der am Treppenabsatz auf sie gewartet hatte, der zum Hof hinaus-führte. Jappend trat sie näher zu ihm. Er hatte einen leicht gesenkten Kopf, aber doch sah er sie strahlend an. In Billie loderte etwas als sie weiter auf ihn zuging. In seinen nun schwarz scheinenden Augen funkelte der Stern, denn sie bis vorhin noch beobacht hatte. Er reichte ihr die Hand. Er hatte sich einen Mantel übergeworfen und fest um sich geschlungen. Ihr Lächeln ver-schwand. Es war falsch ihn zu lieben ... und auch war es falsch, seine Gesten anzunehmen, den diese machten den immer näher kommenden Abschied nur noch schwerer für sie. Auch Zekes Lächeln erstarb und nicht nur das ver-schwand ... der Stern wurde nun vollkommen von den Wolken verschluckt. Ein schwarzer Schleier legte sich auf sie. Einziger heller Punkt das große Feuer was vor ihnen lodertet und wo die Soldaten sich betranken.
Billie stand noch im Schutz des Bodens, des Geschosses über ihr und Zeke war am Treppenansatz im Schnee stehend. Der Boden unter ihm färbte sich langsam weiß.
»Wollen wir nicht zu den anderen? Aizir will uns eine Geschichte er-zählen«, sagte Zeke verlegen.
»Ich bin nicht in der Stimmung eine Geschichte zu hören. Es tut mir Leid, Zeke« Sie wand sich um und ihre Hand wurde von Zekes ergriffen. Er hielt sie nur fest.
»Ich würde sie gerne mit dir zusammen hören. Und es ist viel schöner ge-meinsam zu sein als alleine auf dem Fenstersims zu den Sternen zuschauen. Ich bitte dich ... hör dir die Geschichte mit mir an« Er ließ sie nun los.
»Warum bist du so nett zu mir?«
»Weil ich es nicht ertrage dich noch länger zu verletzten. Hätte es zu Be-ginn geklappt, wäre es für uns beide leichter ... doch nun tut es mir weh. Ich bin dir so nah aber doch bin ich so weit von dir entfernt, dass ich dich nur sehen kann. Wenn ich dich sehe, sehne ich mich nach deinem Lächeln ... doch immer wenn du mich sieht, verfinstert sich dieser. Wenn ich mich dir näher und dich berühren möchte ... fühle ich die Kälte, in die ich dich um-mantelt habe nur damit du mich vergisst« Billie hörte seine Schritte im Schnee. Er schloss seine Arme um sie und schmiegte seinen Kopf auf ihren. Ihr Herz pochte.
»So nah wir ich dir erscheine, bin ich nicht. Ich stehe bei den anderen und begehre die Prinzessin. Die Prinzessin ist aber jemand anderem Versprochen. Egal wie nahe ich dir sein werde Billie, nie werde ich dich glücklich machen können ... nicht nachdem was ich dir je getan habe.
Du hattest recht ... Alex wird auch sterben, wenn ich sterbe. Allein werde ich ins Totenreich gehen. Du hattest mich mal gefragt; wenn ich die Wahl hätte, was ich machen würde! Nun weiß ich die Antwort und sie ist ehrlich: wenn es eine geben würde, würde ich sie nutzen ... nur um dich wieder lächeln zusehen. Ich würde gerne meine restliche Zeit mit dir verbringen und darüber hinaus«
»Eric ist nett ...«, sagte Billie leise.
»Woher weißt du ...?«
»Meine Zukunft ... lass und zu Aizir«, antwortete sie knapp. Er löste sich von ihr und schleppte sich vor ihr her. Nun war es an Billie den zweiten Schritt zu tun. Ihr Verlangen übereiferte ihre momentanen Gefühle. Sie er-griff seine Hand. »Doch meine Zukunft ist morgen. Du bist heute, du bist das hier und jetzt. Lass uns gemeinsam Aizir zuhören« Er blickte verlegen zur Seite und gluckste. Sie brauchten nicht lange um zu Aizir zu gelangen der sich, nahe am Feuer, einen Platz gesichert hatte. Bevor sich Billie neben Zeke und gegenüber von Aizir setzte, sah sich verstollen zum Himmel. Heller als zuvor funkelte der Stern zu ihnen hinab. Ihre Hand, die noch immer Zekes umschloss, war förmlich durchsprüht von Wärme. Die Wärme blieb aber ihr erneutes Lächeln verschwand als sich neben Zeke und ihr Shia und Eric niederließen. Er wusste die Wahrheit, genau wie sie und trotzdem schwieg er und ertrug sein Leid.
»Na, Herzchen. Sieht aus als hättest du das, was du wolltest, nicht wahr?«, scherzte Shia, der auf dem Boden saß, und stütze sich auf Billies Ober-schenkel ab. Spitzbübisch grinste er sie an als hätte er schon alles durch-schaut.
»Shia wovon redet du?«, fragte Billie überraschend, obwohl sie wusste wovon er redetet.
»Wenn Libellen gurren wie die Nachtigall. Oder einfach gesagt: wenn man über beide Ohren verknallt ist. Du kannst dem alten Shia nichts vor-machen Liebes. Ich habe alles gesehen«
»Seid ruhig ihr Jungspunde!«, donnerte Aizir und Shia begann zu lachen. »So wenn ihr euch dahinten beruhig habt, kann ich ja anfangen euch eine Geschichte zu erzählen. Sie ist schon viele Nächte alt. Erzählt von den Alten und Weisen. Erzählt in einer Melodie die weit vor unserer Zeit stammt. Alles in ihr ist Wahr, obwohl die Zeit vielleicht ein wenig übertrieben hat. Noch heute können Phänomene beobachtet werden, die eine solche Geschichte gesehen oder selbst durchgemacht haben. Selbst ich kenn solch ein Paar, dass nicht bestimmt ist zusammen zu sein.
In weiter Ferner, die Wälder grün
Die Seen blau und das Wetter beflügelnd
Im Dorf dahinter, die Menschen frohlockend
Freud und Glück war ihnen besonnen
Im alten Königshause, ein Knabe
Allein und doch überall herzlich willkommen
Gesondert von anderen, die ihm glichen
Allein gelassen von der Familie, nur um König zu werden
Auf dem Markt, am Hofe
Ein kleines Mädel, beschwingt ihrer Taten erledigten
Geächtet von den Reichen, geliebt von den Armen
Verlassen von ihren Eltern, die vom König geholt
Der Knabe nahm reis aus, in der tiefen Nacht
Vater und Mutter besorgt um ihren Erben weinend
Von der Nacht verschlungen, ungehört durch die Passagen
Stolperte er übers kleine Mädel
Ein Stern erhellte und beiden fanden sich
Verbittert über ihre Abkünfte
Beschlossen sie sich zu trennen
Der frisch erhellte Stern erlosch
Jahre gingen ins Land, Träume schäumten
Und der Scheiterhaufen wurde errichtet
Im hiesigen Hofe des Königs
Ein Weibe verurteilt zum Tode, wegen Rufmordes
Der König lachend war dem Prinzen Angst und Bang
Er stürzte hinab in die Tiefe
Und befreite seine holde Maid, die einst sein kleines Mädel
Die Nächte vergingen und der Stern erhellte zum Neuen
Doch das war nur eine kleine Geschichte. Die eigentliche Geschichte will ich euch nun erzählen. Merkt sie euch gut, es sind Helden die nicht lange sind ... doch ihre Liebe wird ewig bestehen. Ich will mit dem Knaben beginnen, der einst ein angesehner Drachenreiter war, jedoch verdammt dazu sich zu ver-mählen. Er lebte friedlich in einem Dorf, weit weg von jenem Hofe wie dieser. Sein Vater war stolzes Familienoberhaupt einer Familie von einer Frau und Zwillingen. Während beide Söhne Reiter wurden, wurde ihm die Schmach zuteil keiner zu sein. Er starb als er betrunken einen Drachen be-drängte. Die Familie erlitt viel Leid, als auch der jüngerer Zwilling auf reisen ging während der andere, ihn zu finden und retten versuchte. Dem Jüngeren wurde ein Auftrag übertragen, er soll jemandem helfen. Doch dieser Auftrag war ein Auftrag der Liebe, eine Verlobung stand an. Die verschmäht von Vater der Baut wurde. Doch sein Leid endete nicht. Sie starb um ihn zu retten. Gestolpert über die Liebe und so schnell wieder verloren. Er wollte sterben um zu ihr zu gelangen. Doch dann wurde hier, einst in diesem Schloss, ein Erbe geboren. Der Vater gepeinigt durch eine Tochter und einer verschiedenen Frau. Er trug sie hinfort, zum Schutze ihrer selbst, zur Tante ... die gleichsam die Mutter der Zwillinge war. Viele Jahre gingen in die Länder und der Erbe erfuhr nichts, von der Welt außer dem ihrer Tante. Sie erfuhr nichts von ihrem eigentlichem Sein, ihr Bestimmung und den Umständen. Doch der Jüngere kam immer wieder zu seiner Mutter zurück. Geschichten erzählte er ihr und er lauschte nicht weit von ihnen. Tage und Nächte harrte er in dem Wälder um ihr Haus. Bis die Zeit kam, den Erben zu holen. Sie weigerte sich, doch durch Magie wurde sie zu uns auf den Weg gebracht. Er beschützte sie mit seinem Leben. Doch auch auf ihrer Reise musste der Jüngere Leid erfahren und auch der Erbe erlitt Qualen, die ihn geprägt haben. Doch beide waren sich im tiefen Inneren bewusst, was der andere für sie be-deutete. Ihre Herzen schlugen für den anderen, doch war ihre Liebe verboten.
Der Jüngere brachte den Erben nach Hause. Bestürzt über die Wahrheit aller, barst ihre Erscheinung und sie begann zu zweifeln. Sie sollte verlobt werden, doch ihr Herz war bei ihm. Er würde fortgehen doch auch sein Herz würde für sie schlagen. Sie erduldete ihr Schicksal und verbannt ihn aus ihrem Geist, aber nie aus ihrem Herzen ... so nah wie sie sich sein wollten, durften und konnten sie nicht. Alles zerrte an ihnen, bedrängte sie mit ihrer Bürde. Viele Leute gaben ihnen ihren Segen ohne genau zu wissen, wieso sie nicht durften. Wären beide Herzen für den jeweiligen anderen schlugen, schlug ein Herz tatsächlich in der Brust. Gebrochen, verletzt und blutend fühlte der Erbe es im Inneren schmerzen. Je mehr sie versuchte ihrer selbst zu leugnen, vergaß sie sich immer mehr, bog sich zur Unerkennbarkeit. Wollte es jedem recht machen, nur um zu vergessen und zu überwinden. Die Geschichte ist noch nicht zu ende und leider weiß ich auch nicht wie sie enden wird ... «, endete Aizir in einem hellen Ton, des Glucksens.
»Lässt sich das gut erzählen, sag?«, fragte Zeke gespannt. Er wusste, er war der einzige der diese Geschichte bis in das kleinste Detail wissen konnte. Doch nun schnürte es ihm den Atem zu, wie Aizir seine Geschichte preisgab. Sie erzählte als seien sie schon längst im Krieg gestorben.
»In der Tat ... aber was dich glücklich Wissen sollte ist, dass man diese Geschichte noch sehr, sehr lange weitererzählen wird und dank euch beiden, kann ich mich zu den ersten schätzen«, antwortete er mit einem selbst-süchtigen Unterton.
»Nur weil du die Geschichte kennst, heißt es nicht das du berechtigt bist, diese auch zu erzählen. Du weißt gar nichts von alledem, was je passiert ist! Hast keine Ahnung wie wir uns gefühlt haben und immer noch fühlen!«, platzte es wütend aus Zeke heraus. Er war aufgestanden und mit einer er-hobenen Faust sah er übers Feuer hinweg auf Aizirs finsteres Gesicht. Billie griff Zeke rasch an seinen Arm, damit er nicht auf ihn losstürmte und be-ruhigte in somit ein wenig.
Stille brach um sie herum. Der kühle Wind brachte das Feuer zum tanzen und flackern. Keine Eule, rein gar nichts flog am Nachthimmel, dass einzige was sich plötzlich regte waren die schlafenden Drachen. Amaro war einer der ersten, der sich aufrichtete und in den Himmel stierte. Flaches Röcheln, kam aus den geblähten Lungen der Drachen. Zusammen klang es wie ein melo-dramsicher Gesang deren Stimme wie ein Tier, das durch Rauchschwaden nicht atmen könnte, dröhnte.
Ein paar Zwerge glucksten und ein Zentaur rülpste. Zeke starrte immer noch unverbannt Aizir an, der seinem Blick stand hielt. Niemand anderes wagte es die gespannte Ladung ihrer Auseinandersetzung zu brechen da sie alle wie Hunde, treu neben einem sitzend, was die nächst folgenden Worte lauschten. Sie folgten aber nicht so wie sie es vielleicht erwünscht hätten. Das Dröhnen der Drachen brummte weiter. Als auch Brosco sich erhob und Billie Zeke los ließ, war auch er dabei das merkwürdige Verhalten der Drachen zu bemerken.
»Und du willst mein Schüler gewesen sein? Prinzessin, ihr habt versagt genau wie die anderen lausigen Reiter unter euch! Während ihr euch betrinkt und einem Gekeife belustigt, nehmt ihr eure Drachen nicht war. Ihr wollt in einen Krieg ziehen den ihr niemals gewinnen könnt. Ihr schlagt eine Schlacht die nicht für euch bestimmt ist. Wiedersinnig werdet ihr eure Leben lassen für ein Gör, die ihren Drachen in Gefahr bringt«, sagte Aizir kühl und stand auf. Er schlug, über seinen Kopf, drei Mal in seine fast weißen, sehnigen und alten Hände. Das Klatschen echote noch tief ins Innere des Schlosses. Nichts geschah. Billie sah verwundert zu Aizir, besorgt nach Brosco und fragend zu Zeke. Doch Zeke sah noch immer hasserfüllt und enttäuscht in das alte Gesicht, bis auch er sich wand und sich schnell Bogen und Pfeil besorgte. Billie ahnte was kommen würde, wagte es jedoch nicht zu fragen.
Leise prasselte das Feuer. Rau strich der Wind um ihr Ohr und zerwühlte ihr Haar, so dass sie Mühe hatte es wieder zu ordnen. Schlagartig war das Wetter schlechter geworden. Auch Billie hatte sich nun eine Waffe zugelegt. Sie hatte ihr Kleid gerafft und sich schnell ein Langschwert um die Huften geschnallt sowie sich noch an einem Bogen wagte, den sie schon gespannt hielt, bereit auf etwas zu zielen. Ihr Herz raste, kaum konnte sie noch das knisternde Feuer hören. Ihr Herz und die Stille der Nacht. Selbst die Drachen nahm sie nicht mehr war. Der weiche Schnee fiel immer härter hinab, bis sie ihr ins Gesichts schlugen. Ein eisiger Hagel brach herein. Billie mag nur vermuten, welche Wesen auf sie lauerten ... geschweige den, welche Kate nicht in ihrem Heer hatte.
Der Sturm wurde immer schlimmer. Billie sah ihre Hand vor Augen nicht mehr. Sie konzentrierte sich so sehr auf ihre Umgebung und verdrang das Pochen ihres Herzens, doch sie konnte nur das heftige Rauschen des Schneesturms hören. Selbst Zeke, der neben ihr auf den Boden kniete, sah sie nicht mehr. Auch Brosco war ihrem Blick verborgen. Es machte ihre Angst nicht zu wissen was nun geschah, diese Ungewissheit zerfraß und zerrte an ihren Nerven. Adrenalin schoss durch ihren Körper. Nach und nach empfand sie die Kälte wie einen Teich im Winter, in dem sie eingebrochen war ... und nach Luft rang, zu ersticken drohte. Der Sturm erlaubte ihr kaum Luft zu holen, selbst wenn sie schreien würde, so dachte sie, würde kein Ton aus ihrer trockenen Kehle dringen. Unaufhörlich schlugen ihr die Hagel ins Ge-sicht, ihr schien alles Blut gewichen zu sein. Füße und Hände hatten schon eine ungesunde blaue Färbung. Ihre Ohren, Wange und Nase waren gerötet vor Frostigkeit.
Nach wenigen Minuten des Harrens erblickten sie welche Bedrohung langsam auf sie zu brausten. Billie ergriff plötzlich einen Schwall Hitze. Er verbot es ihr jäh zu denken oder zu handeln. Es schockte sie zutiefst. Wieder ... wieder ein brennender Himmel ...
Brennende Pfeile schossen herab. Alles was sie einst verdrängt hatte loderte wieder vor ihren Augen. Der Zauber Aizirs war ein Schutzzauber ge-wesen. Die brennenden Pfeilen prallten an seinem Wall ab. Sie konnte nicht kämpfen, auch wenn die Pfeile neben ihr eingeschlagen hätten. Sie hörte das Rauschen des Feuers, welches die Drachen von oben sowie von unten spieen ... das Rauschen der Pfeile, der Brennenden und denen ihrer Leute ... Billie blickte nur gen Himmel. Sie sah keine Wolken aber auch keine Sterne. Der Schnee schmolz in der Nähe des Feuers, also konnte sie ein wenig sehen. Gepanzerte Drachen. Selbst den hellsten Drachen würde man durch diese dunkle Rüstung nicht erkennen können, schon gar nicht in einer Winternacht. Es waren nur Drachen und ihre Reiter die sie angriffen ... jedoch reichte es Billie um den Entschluss zu ziehen. Den Entschluss nicht mehr zu warten. Nicht mehr zu warten bis sie einen weiteren Schritt tat. Wenn sie jetzt nicht angriffen, würden sich Reiter und Reiter bis auf Blut bekämpfen ... würden sich Freiwillige und Sklaven einander töten. Kate würde immer welche finden die für sie kämpfen würden, dass war Billie klar und auch war ihr be-wusst das Freiwillige zuneige gehen würden. Jetzt oder nie. Wenn sie ver-lieren würde es nicht schlimmer werden als es ohnehin schon war ... nur das es keine Hoffnung mehr geben würde.
»Prinzessin ... Sie werden hier nicht mehr gebraucht«, sagte Aizir kühl und drückte sie unruhig zurück in die Gemächer. Sie versuchte Zeke ausfindig zumachen sowie gab sie Brosco bescheid, selbst in Deckung zu gehen und sich aus dem Gefecht hinaus zu halten.
[. . .]
Anmerkung: Ich hoffe, man versteht das Kap. auch ohne Anfang und Ende. Wenn nicht, kann ich es auch einzeln nach einer zeit des wartens dann auch ganz reinstellen. nur ich denke nicht, dass jemand 48 kap lesen möchte
daher, habe ich ein kleines, schönes kap rausgesucht