Knallhart

„Willst du es sanft und vorsichtig, oder hart und schmerzhaft?“
Chase sah Valentine nicht an, aber er konnte das Grinsen in Valentines Stimme hören. Das ärgerte ihn ungemein. „Am liebsten gar nicht“, nuschelte Chase und blickte weiter krampfhaft auf seine Hände. Und auf die von Valentine. Valentines Hände waren schöner, als seine, fand er. Aber das war grad sein kleinstes Problem.
„Worum geht es überhaupt?“, mischte sich jetzt auch Chase’ beste Freundin Marla ein. Die drei saßen an ihrem gewohnten Tisch in der Schulcafeteria und aßen –eigentlich- zu Mittag. Eigentlich deshalb, weil nur Marla ihre Nudeln mit Spinat in sich reinschaufelte und nebenher vom Salat naschte. Valentine hatte schon von seinem Steak gegessen, sich dann allerdings damit beschäftigt Chase zu quälen. Und Chase war schlecht.
„Valentine Rivers“, hörte Chase nun Marlas strenge Stimme, „erzähl mir sofort, was du mit Chase vorhast!“ Doch Valentine lachte nur. Sein Lachen war umwerfend, fand Chase. Wenn Valentine lachte, dann warf er seine Haare mit einer unnachahmbaren Bewegung aus dem Gesicht und seine Augen blitzen mit den strahlend weißen Zähnen um die Wette. Umwerfend traf außerdem auf so ziemlich alles zu, was den hübschen Jungen anging. Er war umwerfend hübsch, umwerfend intelligent und beliebt, er hatte eine umwerfende Schwester und nicht zuletzt war seine bestechend ehrliche Art immer wieder umwerfend, im Guten, wie auch im Schlechten.
Chase schluckte schwer und sah sich in der Cafeteria um. In der Mitte saßen die Cheerleader zusammen mit den Football Spielern. Einige Schüler sonnten sich im Glanz der Footballer und Cheerleader und versuchten so nah wie möglich bei ihnen zu sitzen. Hinten, am Eingang, saßen die Nerds, sowie die Freaks aus dem Comic- und dem Literaturkurs und am Fenster die Musiker. Eine Horde Schwarzträger in der hintersten und dunkelsten Ecke und der Rest saß irgendwo, wie auch Chase und seine beiden Freunde. Es herrschte reges Treiben und jeder war irgendwie beschäftigt. Doch Chase wusste, so oder so, alle Augen würden sich auf Valentine, Marla und ihn richten, wenn Valentine es wagen würde. Aber das würde er sicher nicht. Obwohl. Bei Valentine wusste man nie.
„Darling“, trällerte Valentine und stupste Chase mit dem Zeigefinger gegen die Nase. „Hast du mir zugehört?“ Verwirrt schüttelte Chase den Kopf. „Gut, dann machen wir es trotzdem so“, grinste sein Gegenüber nur selbstzufrieden und ehe sich Chase versah, stand der Andere auf dem Tisch der Cafeteria und zog ihn mit hoch. Noch verwirrter klammerte er sich an Valentine.
Allein dadurch, dass sie auf dem Tisch standen, wandten sich eine Menge Blicke den beiden Jungen zu, aber als Valentine dann auch noch die Stimme erhob –und Chase wäre bei seinen Worten am liebsten im Boden versunken-, da hatten sie die Aufmerksamkeit der gesamten Cafeteria.
„Hey, hört mal. Tut mir ja voll Leid und so, aber ich wollt’ nur mal eben verkünden, dass weder ich, noch der süße Chase hier, noch zu haben sind!“, rief Valentine in die Cafeteria und bevor Chase reagieren konnte, hatte er ihn gepackt und küsste ihn. Direkt auf den Mund. Und wie jedes Mal, wenn er Valentine küsste, wurden seine Knie wie Butter. Er wusste nicht wie, aber selbst die Küsse waren umwerfend, die er von seinem Freund bekam. Im wahrsten Sinne des Wortes. Bevor er noch einknickte, schlang er seine Arme um Valentines Hals und krallte seine Hände in dessen Shirt. Die Cafeteria drängte er aus seinen Gedanken. Er wollte sich nicht ausmalen, wie seine Mitschüler reagieren werden.