Hi,
ich habe gerade mal ein bisschen was geschrieben und wollte mir mal Meinungen dazu einholen.
Erwartet bitte nicht so viel, ich habe ein bisschen mit meinem Schreibstil herumexperimentiert und so wie ich das Stück geschrieben hab, schreibe ich normalerweise nie.
Ich freue mich über Kommentare aber bitte achtet eher auf den Schreibstil als auf Rechtschreib- oder Zeitfehler (noch etwas Neues, ich schreibe eigentlich nur sehr ungern im Präsens, es können sich also ein paar Fehlerchen eingeschlichen haben).
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Es regnet in Strömen, als ich aus dem Bus steige.
Er ist nicht gelb, aber ansonsten scheint Irland all seine Klischees zu erfüllen:
Ein rothaariger Busfahrer mit Sommersprossen begrüßte mich in seinem Fahrzeug und die wenigen Leute, die durch die triste Landschaft spazieren tragen gelbe Regencapes und dunkelgrüne Gummistiefel.
Auf den endlosen Wiesen lassen Schafe die Ohren und einmal musste der Bus sogar stehen bleiben, weil ein Junge eine Herde über die Straße trieb.
Seufzend nehme ich meinen Koffer in die eine und meinen weißen Cellokasten in die andere Hand, stapfe zum heruntergekommenen Häuschen der Bushaltestelle und stelle mich unter dem nicht ganz dichten Vordach unter.
Ich seufze schon wieder. So hatte ich mir das nun wirklich nicht vorgestellt.
Geplant war, dass jemand von der McStaican-Stiftung mich und mein Gepäck vom Flughafen in Dublin abholt um mich dann zu dem Ort zubringen, an dem das Vorspiel statt findet.
Aber nichts da, nachdem ich geschlagene zwei Stunden in einem Café im Flughafen gewartet hatte, empfing ich eine SMS vom Zuständigen:
Hi Mia,
I am sorry, but our car is broken down and there are no garages opened on sundays.
Can you please take a bus to Portlaoise? I think that’s line 124, number 1823 (JFL Avenue).
Someone will pick you up and take you to the prelude thenceforth.
Greetings, Mathew Forsthins
Abgesehen davon, dass ich nicht Mia sondern Miriam heiße und nicht die Nummer 1823 sonder Nummer 1910 zur JFL Avenue führt (Zum Glück hatte ich den Busfahrer vorsichtshalber gefragt, wer weiß wo ich sonst gelandet wäre) immer noch eine ziemlich dämliche Nachricht.
Eigentlich wäre nämlich auch geplant gewesen, dass ich, bevor ich den Richtern der Stiftung eine Kostprobe meines Könnens liefere, noch kurz ins Hotel kann um mich zu duschen und umzuziehen.
Das war durch die Zeitverzögerung jetzt nicht mehr möglich.
Aber langsam. Vielleicht sollte ich erst einmal erzählen, was mich überhaupt auf die „Emerald Isle“ geführt hatte.
Mit 10 Jahren habe ich angefangen, Cello zu spielen. Ich weiß, mit 10 Jahren ist man eigentlich schon viel zu alt um ein Instrument vernünftig lernen zu können, aber ich bin da wohl das beste Gegenbeispiel.
Jedenfalls spiele ich ganz gut und es macht mir auch nach sechs Jahren immer noch ziemlich viel Spaß.
Deshalb (also nicht weil es mir Spaß macht, sondern weil ich ganz gut spiele) beschloss mein Vater, dass es vielleicht ganz gut wäre, mich in ein Musikinternat zu stecken, wo ich dann von morgens bis abends üben kann, soll, muss.
Meine Mutter, die außer ihren Grundschul-Blockflötenkentnissen keine Ahnung von Musik hat, fand die Idee irgendwie auch ganz gut, jedenfalls suchte sie gleich eine passende Schule für mich heraus.
Natürlich in Irland, weil da Enya herkommt und sie die Lieblingssängerin meiner Mutter ist. Mein Vater hätte garantiert etwas dagegen gehabt, aber als Mam mich zum Vorspiel bei einer Stiftung, die unter anderem Stipendien für Musikinternate vergibt, angemeldet hat, war er gerade mit seinem Orchester in Wien und ihrer Entscheidung hilflos ausgeliefert.
Ich gebe zu, das hört sich alles so an, als ob ich überhaupt nichts mit der Sache zu tun habe.
Soll es auch. Ich will nämlich nicht auf das Internat.
Aber nicht so wie ihr denkt.
Immerhin muss ich nur für ein Jahr weg, dann kann ich selbst entscheiden, ob ich eine Verlängerung vom Stipendium beantragen will.
Und viele meiner Freunde machen in der elften ein Auslandsjahr, ich würde sie also eh nicht sehen.
Und ich liebe mein Cello, ich liebe die Musik. Genau das ist der Grund, weshalb ich Sorge habe, auf so ein Internat zu gehen.
Dort werden sie versuchen, mir meinen eigenen Stil auszutreiben, mir vorschreiben was ich wie zu spielen habe und wahrscheinlich zwingen, drei Stunden täglich zu üben.
Okay, zu Hause übe ich jeden Tag 1 ½ oder 2 Stunden lang, aber freiwillig.
Und wenn ich an einem Tag mal keine Lust habe, dann übe ich gar nicht.
Außer mein Vater ist zu Hause. Aber das ist ziemlich selten, also die absolute Ausnahme.
Na ja, jedenfalls habe ich keine Lust zu einer dieser Marionetten zu werden, die nur spielen, weil ihre Lehrer das so wollen. Vielleicht verliere ich in Irland dann auch völlig den Spaß an der Musik... es gibt also genug Gründe, nicht auf die Schule zu wollen.
Ein tropfnasser Border-Collie kommt aus dem Nebel in mein Bushäuschen getrabt.
Frech setzt er sich vor mich und betrachtet mich eingehend mit schräggehaltenem Kopf.
Langsam fühle ich mich echt wie im Film. Irland ist echt so was von primitiv!
Natürlich lässt auch der Besitzer vom Hab-mich-lieb-Hund nicht lange auf sich warten.
Ein untersetzter Mann joggt durch den Bindfäden-Regen auf mich zu.
„Are you Mia Stocka?“, fragt er mich, sobald er in Hörweite des Häuschens ist.
Und die ist nicht besonders weit entfernt, weil der Regen unregelmäßig und laut auf die Straße platscht.
Nö bin ich nicht. Aber ich entscheide mich dagegen, dem Dicken zu erklären, das ich weder Mia (schon gar nicht ausgesprochen wie „Meier“) noch „Stocka“ heiße, ich will mit meiner Kleinkariertheit ja nicht gleich jemanden gegen mich aufbringen.
Also bejahe ich brav und trabe mitsamt Hund und Cellokasten hinter ihm zu seinem Auto.
Den Koffer hat der Dicke mir zum Glück abgenommen.
Als wir mein Gepäck +Hund im Kofferraum und uns auf den Vordersitzen untergebracht hatten, konnte ich zum ersten Mal an diesem Tag aufatmen.
Der Dicke stellte sich mir als Conor vor.
„Das tut mir Leid für dich, dass das alles so kompliziert war Heute. Hast du Sachen zum Umziehen in deinem Handgepäck? Dann kannst du dich schon hier im Auto umziehen.“, bringt er gleich eine Unterhaltung in Gang.
Ähm...eine zweifelhafte. Ich habe nämlich eigentlich nicht vor, mir im Auto von fremden Leuten die Kleider vom Leib zu reißen... Weder im symbolischen, noch im bildlichen Sinne.
„Ach es geht schon...ich kann mich umziehen wenn wir da sind.“, murmele ich also vorsichtig.
Zum Glück nickt er und lässt das Thema fallen. Stattdessen erkundigt er sich nach meinem Flug und erzählt mir alles Mögliche über Irland.
Währenddessen schaue ich aus dem Fenster und langweile mich. Der Regen hat ein bisschen nachgelassen. Wie das Vorspiel wohl laufen wird? Ich hatte überlegt, einfach so schlecht zu spielen, dass sie mich garantiert nicht nehmen wollen, aber irgendwie kann ich das nicht.
Das hat man von Moral und guter Erziehung. Außerdem will ich nicht, dass alle hier denken ich könnte nicht vernünftig spielen... Nein, viel zu peinlich.
Also bleibt mir nur abwarten übrig. Und glaubt mir, ich hasse warten.
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LG, Cara