heyyy
ich schreib mehr an was langfristigem. 60 Seiten habe ich..na ja eigentlich im Rahmen einer Schulaufabe entstanden weshalb es das Thema Nachkriegszeit beinhaltet, ich hoffe es gefällt euch!
1. Kapitel
„Marie“, hörte ich die sanfte Stimme meiner Mutter „Marie komm doch bitte aus deinem Zimmer, ich habe eine Überraschung für dich. „Wie kann das denn helfen“, schrie ich unter Tränen zurück „ kommt sie dadurch wieder?“ „Nein“ , musste meine Mutter zugeben „ aber es wird dich interessieren, wir haben es in der Matratze von Mutters Bett gefunden.“ Ein Funke Interesse glomm in mir auf. Ich seufzt ein letztes Mal und schloss die Tür auf um zu meiner Mutter zu gehen. „Was ist den jetzt?“, muffelte ich missgelaunt. „Erstens haben wir es gefunden!“, sagte meine Mutter „Und zweitens habe ich ein Buch gefunden.“ Sie drückte mir ein kleines zerfleddertes Büchlein in die Hand, was sollte da denn schon so wichtiges drinstehen? Ich öffnete es vorsichtig, als ich die Schrift erkannte, kamen mir die Tränen, der Text, den wohl jemand vor nicht alzu langer Zeit hier hineinschrieben hatte, in hast, wie ein Gejagter, war an mich adressiert und ich wusste auch, wer ihn geschrieben hatte.
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Liebe Marie, du musst diese Buch schützen,
Marie beschütze es mit deinem Leben, lies es du musst die Wahrheit erfahren, du darfst um Himmels willen nichts deiner Mutter sagen.
Du bist die einzige der ich dieses Buch anvertrauen würde. Sie werden mich bald finden…bald
Hier brach der Text ab. „ Wir sollten es nicht lesen, es war vorne extra ein Zettel angeklebt“. Auch in den Augen meiner Mutter blitzten Tränen auf. Irgendetwas sagte mir, dass meine Mutter diesen Text auf keinen Fall lesen sollte. Insofern sagte ich nur „Das sind bestimmt Omas alte Gedichte, sie weiß, dass ich sie mag.“ Ich hatte die düstere Ahnung, das dieses Buch weit mehr wahr als nur ein Gedichtband. Ich ging wie in Trance in mein Zimmer.
Ich schlug ich die erste Seite auf und wieder kamen mir bei der vertrauten Schrift die Tränen. Diese Schrift hatte meiner Oma gehört. Sie war vor zwei Tagen ermordet worden. Keiner wusste wieso. Die Täter hatten weder Geld, Schmuck oder sonst etwas wertvolles mitgenommen. Die Polizei vermutete, einen Auftragskiller und nein ich habe nicht zu viele Filme geschaut. Allerdings fragte ich mich, wer will eine 72-jährige Oma umbringen die jeden Sonntag in die Kirche geht, so viel spendet wie es die Rente eben zulässt und einmal in der Woche die ganze Nachbarschaft zum Essen einlädt. Es ist für mich ein Rätsel.
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Mein altes Bett knarzte als ich mich umdrehte. Obwohl ich das Bett mochte konnte ich heute nicht schlafen. Der Krieg war jetzt seit 10 Tagen aus und noch immer konnte ich nicht ruhig schlafen. Unten redeten meine Eltern. Ich hätte Glück gehabt, sagte der Pfarrer, als ich am Sonntag in der Kirche war, dass mein Vater nicht gefangen genommen wäre. Nur unser Haus, in das ich mich immer hatte zurückziehen können war nun verschwunden, oder auch Kaputt. In Schutt und Asche zerlegt, von dem Krieg. Es machte mich traurig. Wir waren bei meiner Tante Klara untergekommen. Ihr Haus war noch intakt. Ich schlief in dem Gästebett, indem ich immer geschlafen hatte, wenn ich hier zu Besuch war, aber ich sehnte mich nach unsere vertrauten Umgebung, dem Trubel der in Köln immer geherrscht hatte. Jetzt wohnen wir auf einem Bauernhof in einer Ortschaft namens Lünen. Wir wohnen auf einem kleinen Haus. Tante Klara Haus ist wie durch ein wunder stehen geblieben, aber um uns herum liegt alles in Schutt und Asche es ist einfach zum heulen. Nur mein Tagebuch gibt mir den Halt, den ich brauche.
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Mittwoch den 3. September
Liebe Katharina
ich habe dir ja schon von unserem neuen Zuhause hier in Lünen berichtet. Ich vermisse Köln so sehr. Ich kann mich noch an jeden Winkel in unserer Wohnung erinnern. Das Haus hier ist wenigstens noch heil. Allerdings ist es kalt und zugig, die Kohlelieferungen reichen nie aus. Auch das essen ist spärlich, aber immerhin haben wir etwas. Ich freue mich schon auf meinen 13. Geburtstag. Ich werde nicht viel bekommen, es ist aber nicht so wichtig. Es ist schön das Vater dabei sein kann. Ich weiß noch wie Elisabeth, das Mädchen von nebenan geweint hat, als sie erfahren hat, dass ihr Vater an ihrem Geburtstag noch nicht wieder da ist. Ich habe gestern Tante Klara gefragt, warum alle so traurig sind, wenn sie über die Väter reden. Unsere Lehrerin hat gesagt, sie werden gebraucht und würden bald wiederkommen. Als Tante Klara dann reden wollte ist meine Mutter ihr total sauer ins Wort gefahren, ist das nicht komisch? Ich versuche mehr herauszufinden, versprochen!
Deine Anna
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Wer war den Katharina? Vielleicht eine alte Freundin meiner Oma. Von der Elisabeth, von der sie geredet hatte wusste ich. Soweit ich Oma verstanden hatte, hieß ihre beste Freundin Elisabeth, aber von einer Katharina hatte sie nie erzählt. Immerhin wusste ich, wo ich mich jetzt befand. In dem Tagebuch meiner Oma, zu der Zeit als sie ungefähr so alt war wie ich. Voll krass. Sie wollte bestimmt das ich mehr über sie erfahre. Vielleicht auch mehr über die Zeit erfahre, in der sie gelebt hat. Das heißt im Klartext in einer düsteren armen Zeit ohne jegliche moderne Verständigungsmöglichkeiten wie Handy, Computer und keine Sachen wie Flachbildfernseher oder MP3-Player. Absolut unvorstellbar, so ohne Internet. Keinen chatten und keine Videos auf youtube, kein Musikhören, wenn einem langweilig ist und keine telefonieren mit den besten Freundinnen.
Das meine Oma von Köln erzählte wundert mich nicht. Wir waren jeden Monat mindestens einmal nach Köln gefahren. Meine Oma hatte die Stadt so viel bedeutet. Ich kannte Köln praktisch auswendig. Den Dom hatte sie besonders geliebt. Wir hatten immer dort herum hängen müssen und jedes mal eine lang Runde durch ihn machen müssen. Und dann die Sache mit der Lehrerin und ihrem Vater. Meine Oma hat ihren Vater sehr geliebt. Sie hat uns sehr oft von ihm erzählt. Er war im Krieg nicht zu Tode gekommen, aber bei dem Vater von Elisabeth weiß ich es nicht. Schade, dass ich sie nicht mehr fragen kann. Elisa, wie ich sie immer genannt habe ist vor ein paar Wochen an einer Herzattacke gestorben.Das ist meiner Oma sehr ans Herz gegangen. Wir waren oft bei ihr und haben Tee getrunken. Sie war für mich wie eine zweite Oma gewesen. Das Tagebuch meiner Oma fesselte mich. Ich konnte sie beinahe hören und sehen wie sie etwas sagte und redete. Konnte ihre ruhige Gelassenheit und ihre Neugier gegenüber allem neuen fast spüren.
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Ich fing an meine Suppe zu löffeln, aber da sie nach fast gar nichts schmecke verlor ich recht schnell den Appetit. Ich vermisse Köln so sehr, wo unser schönes Haus war. Mein Vater war ein Arzt gewesen, sogar ein sehr angesehener. Wir hatten in einem hübschen kleinen Haus gewohnt, über der Schneiderei meiner Mutter. Alles war jetzt kaputt, mein Zimmer, das Wohnzimmer, die Küche, einfach alles. Ich schloss die Augen und versuchte diesen schlimmen Gedanken zu verbannen. Ich stellte mir vor, wie meine Mutter mit der Kochschürze vor dem Herd stand und leise singend in einem Suppentopf rührte. Den Geruch den immer sauberen Dielenblätter und der Geruch von Rosen, die uns meine Oma oft aus ihrem Blumenladen mitbrachte. Das Sonnenlicht, was mich am Morgen kitzelte und wie mein Bett knarzte, wenn ich mich umdrehte. Oder wie mich mein Vater fröhlich herumwirbelte und mir lange Vorträge hielt, wie ich übertrieben gähnte, wenn er zu lange brauchte und er dann etwas mit mir spielte, immer das, was ich wollte. Ich wurde durch einen lauten Knall jäh aus meinen Träumereien gerissen. Meine Mutter schrie spitz auf und kroch hastig unter den Tisch. Die Szenerie wäre wahrscheinlich lustig gewesen, wenn der Hintergrund nicht so hart gewesen wäre. Ich muss zugeben, dass auch ich empfindlich gezuckt hatte. „Sie kommen!“, wisperte meine Mutter. Seit einem der Bombenangriffe in Köln ist sie sehr empfindlich im Bezug auf laute Geräusche, auch wenn es schon besser geworden war. Auch in mein Gedächtnis hatten sich die Radioansagen eingebrannt, das Gerenne,die Erschütterungen und die Schreie. Die Angst, wenn meine Mutter mich mit diesem leeren Angstvollen Blick angestarrt hatte, den sie auch jetzt auf dem Gesicht hatte. Dieser Blick machte mir fast noch mehr Angst als die Angriffe es getan hatten. Wenn man nach einem Angriff wieder auf die Straße ging, lagen dort viele Tote und aus einigen Häusern kamen Wehklagen, oft brannte es. All das hatte sich ein mein Gehirn eingebrannt, wie ein spannendes Buch oder etwas ähnliches, nur leider konnte ich nicht, wenn die Bilderfolge abriss darüber lachen. Nein, es fühlte sich dann jedes mal so an als ob es mich bei lebendigen Leib zerriss. So spielte sich alles andauernd und bei jedem lauten Geräusch, vor meinem Inneren Auge ab. Oh mein armes Köln, so geschunden hatte es nach den Angriffen ausgesehen. Ich fühlte mich hier einfach nicht wohl, kam mir vor wie eine Spielfigur die auf einem Brett steht und nur von jemanden verrückt wird und nur darauf wartet zu verlieren. Ich hasse dieses Gefühl. Wieder pochte es laut, diesmal näher. Meine Mutter rollte sich wimmernd zusammen, obwohl ich sonst immer versuchte, sie durch necken und trösten und auch gelegentliche Standpauken zu beruhigen Ich sagte nichts, da auch mir ein kleiner Entsetzensschrei entfuhren war. Es klopfte noch einmal. Meine Mutter schrie, dass ihr Schrei durch den ganzen Raum gelte. Dieses Mal war an unsere Tür geschlagen worden. Ich zitterte und krabbelte voller Entsetzen zu meiner Mutter. Ich wollte das sie mich beschütze aber sie lag nur wimmernd vor mir. In meinen Gedanken hatte ich einen riesigen Mann, mit groben Händen, breiten Schultern und heller Haut, blondem Haar und blauen Augen vor mir. In Köln hatten solche Männer an die Häuser geklopft um junge Männer abzuholen, die den Kriegsdienst verweigerten. Bei unseren Nachbarn aus Köln haben sie einen kaum 16-jährigen Jungen aus dem Haus gezogen. Er hat geschrien, aber sie haben ihn einfach mitgenommen. Ich sah, wie seine Mutter sie anflehte. Ich konnte mir gut vorstellen, was sie gesagt hatte. Wohl etwas in der Art wie. „Lasst ihn hier, er ist doch noch ein Kind. Es war einfach schrecklich. Bei all dem Lärm hatte ich nicht gemerkt das Tante Paula zur Tür gegangen war. Was tat sie, sie wollten bestimmt irgendetwas schlimmes. Ich fing an zu weinen, was sollte ich auch tun. Wenn der Mann Tante Klara getötet hatte, würde er zu uns kommen. Ich wartete auf Schmerz, doch es kam nichts. Ich sah auf und blickte in das ruhige Zimmer. Im nächsten Moment war es nicht mehr ruhig, da Tante Klara zu schreien anfing. Erst achte ich, der Mann hätte sie doch noch umgelegt, aber ich hörte wie Tante Paula auf jemanden einbrüllte „Wie könnt ihr es nur wagen“, schrie sie „Ihr seid zu nichts zu gebrauchen, weggesperrt gehört ihr, den Leuten so eine Angst einzujagen. Wenn ihr nicht sofort verschwindet komme ich euch mit dem Nudelholz!“. Wieder willen musste ich lachen. So etwas kann auch nur Tante Paula sagen. Wütend kommt sie in die Küche gestampft. „Lausbuben“, rief sie erbost. Dann kniet sie sich hin und ich höre, wie sie sanft auf meine Mutter einredet. So etwas kann sie wirklich sehr gut. Wie Tante Paula möchte ich auch mal werden. Sie ist so schlau und
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23.7.
Liebe Katharina,
heute ist etwas komisches passiert. Ich hatte nicht gewusst, dass meine Mutter noch so ängstlich ist, aber ich möchte von Anfang an erzählen. Wir saßen zu Hause und haben Suppe gegessen. Wir haben normal geredet. Da hörte man einen lauten Knall. Meine Mutter bekam Angst und versteckte sich unter dem Tisch. Erinnerst du dich an die Angriffe auf Köln, wie der ganze Boden bebte, wie alle schrien. Meine Mutter hatte bei den ersten Angriffen noch ganz ruhig reagiert, aber als eine gute Freundin von ihr gestorben war und ich denke du weißt wer, wurde sie schreckhaft. Sie weinte und nicht mal mein Vater hatte sie beruhigen können. Ich habe versucht sie zu trösten, habe ihr Blumen von meiner Oma und Suppe gebracht, sogar ihren Lieblingstee habe ich ihr gebracht, ihr vorgelesen, doch seit diesem Tag war sie nicht die Alte. Bei jedem Angriff hat sie sich versteckt und hat geschrien, wir konnten sie gar nicht mehr beruhigen. Irgendwann habe ich auch angefangen zu schreien, nicht aus Angst, sondern aus Wut, weil ich so sauer war. Dann hat auch mein Vater angefangen zu schreien, um mich zu beruhigen, aber wie du dir sicherlich vorstellen kannst, hat mich das nicht sonderlich milde gestimmt. Seitdem hat sie fürchterliche Angst vor allem, was laut ist. Wir versuchen ihr zu helfen., aber irgendwie klappt es nie...
Ich werde so schnell wie möglich schreiben!
Ich verbleibe (wie immer)
deine Anna
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Oma hatte mir oft von meiner Urgroßmutter erzählt, leider hab ich sie nie kennengelernt. Sie hat gesagt, das sie eine der warmherzigsten Leute war, die sie gekannt hatte, aber von dieser Angst hatte sie nie gesprochen. Ich würde auch gerne mehr über die Zeit wissen aus der sie erzählt. Was war mit Köln. Meine Oma hat mir immer nur von schönen Sachen aus Köln erzählt. Das sie auch schlimme Sachen in Köln erlebt hatte, hat sie nie erwähnt. Ich möchte unbedingt mehr über Köln erfahren...
Ich setzte mich an meinen Computer und begann zu recherchieren, 1. FC Köln, kurz vor dem abstieg, na ja also nichts neues, Köln/Theater, Köln/Geschichte, da war es ja. Ich klickte bei der Zeitleiste auf „2. Weltkrieg“ und fing an zu lesen