Vorgestern habe ich meinen Kater einschläfern lassen.
Die Vorgeschichte:
Im Frühling haben wir gemerkt dass er nicht mehr richtig laufen kann und die Hinterbeine nicht anständig benutzt.
Außerdem war er abgemagert.
Also ab zur Tierärztin: die entdeckte eine entzündete Bisswunde genau am Schwanzansatz.
Sie meinte das wäre infiziert und auf die Nerven am Rückenmark übergegangen - deshalb die Lahmheit hinten.
Also alles freigeschert, gereinigt, Wunde versorgt, Spritzendepot. 3 Medikamente für die nächsten Tage.
Es ging ihm schnell besser, die Wunde verheilte.
Einige Wochen später brach die Wunde wieder auf, er war schmerzempfindlich am Rückgrad, wieder abgemagert und konnte nirgendwo mehr raufspringen und sich nicht anständig putzen (weil Schmerzen im Kreuz).
Wieder die gleiche Tortur, inzwischen ließ er sich keine Tabletten mehr eingeben - also mördermäßiges Spritzendepot.
Danach gings ihm so schlecht dass ich gesagt hab wir lassen ihn einschläfern.
Kater hat's gehört und verschwand für 3 Tage spurlos.
Wir dachten er is irgendwo verreckt.
Danach kam er wieder (mit einem Mordshunger), ihm gings wieder besser und er erholte sich zusehends.
Die nächsten Wochen verbesserte sich sein Zustand sehr, aber ganz gesund wurde er nicht mehr.
Die Wunde wollte auch nicht anständig verheilen. Immer wieder begann es zu eitern.
Das wechselte sich monatelang ab.
Mal gings ihm super, dann gings ihm plötzlich wieder sehr schlecht, tags darauf gings schon wieder aufwärts...
Ein ewiges hin und her!
Vor einigen Tagen gings ihm dann so gut dass wir dachten er is über dem Berg.
Er hatte deutlich zugelegt, hatte zwar noch den Haltungsfehler (vom merkwürdigen Sitzen während der Krankphasen), war auch noch unterbemuskelt aber Bäuchlein gut gefüllt und Gewicht okay. Er war sogar charakterlich wieder ganz der alte!! Wie schon sehr lange nicht mehr...
Dann ein kurzer aber schlimmer Rückfall der nur zwei Tage dauerte und sich bald besserte.
Aber ab da begann er beim Atmen merkwürdig zu ziehen.
Vorgestern fiel ihm dann das Atmen schon so schwer. Er zog stark, mit deutlicher Bauchpresse, fraß nicht mehr, nahm keine Flüssigkeit mehr auf und atmete schwer mit geöffnetem Maul. Soviel weiß ich grade noch dass dies meist auf Wasser in der Lunge hindeutet - kein gutes Zeichen.
Ich packte ihn ein und fuhr mit ihm zu einer weit entfernten Tierärztin (der ich am meisten vertraue weil sie einfach die beste ist und wir sie bei allen anderen Tieren hatten).
Sie ließ sich alles erzählen und prüfte ihn komplett durch.
Also nicht nur die (wieder) eitrige Wunde, sondern auch alle Organe usw.
Dann die Schock-Diagnose: AIDS - keine Überlebenschance
Er hatte sich wohl durch nen Streuner der ihn gebissen hat infiziert, deshalb heilte auch diese vergleichsweise unbedeutende Wunde über Monate nicht ab.
Er fühlte sich total heiß an, hatte aber Untertemperatur.
Das Immunsystem war komplett im Eimer, die Leber kaputt, die Nieren kurz vorm Eingehen, die Lunge voll mit Flüssigkeit.
Er hatte keine eigenständige Lungentätigkeit mehr, deshalb presste er auch so stark damit er überhaupt noch Luft bekam.
Kurz: er wäre trotz Behandlung in wenigen Tagen entweder an Organversagen gestorben oder langsam erstickt (bzw. innerlich ertrunken).
Ich hab ihn dann an Ort und Stelle einschläfern lassen.
Hab ihn gekrault bis er tot war, das hat er noch deutlich genossen.
Hab geheult wie ein Schlosshund....
Ich nahm ihn dann mit heim.
Eigentlich muss man ja TKV oder Krematorium beehren, aber das wollte ich nicht und die Tierärztin wusste das.
Sie kennt unseren Hof und unsere Tiere.
Hab ihn dann in eine kleine Schachtel gelegt (da kam schon das ganze Wasser aus der Lunge) und an meiner Lieblingsstelle vergraben.
Unter einem großen Baum auf einer Wiese am Waldrand.
Dort ist es echt wunderschön, der Tag war warm und sonnig. Hab hübsche Walderdbeeren auf's Grab gepflanzt - die werden im Frühling schön blühen.
Der Hund war dabei und hat zugeguckt, er hat schon verstanden dass sein kleiner Freund tot ist.
Gestern und heute hat es deutlich abgekühlt, durchgehend unter Null Grad, gefrorener Boden und Schnee für's Wochenende angekündigt.
Er ist dort also gut aufgehoben - keiner kann ihn mehr stören und vom Wohnzimmer aus seh ich den Platz gut.
Mein Freund hat auch getrauert, er hing sehr an dem Kleinen.
Immerhin hat er bei uns im Haus gelebt - er gehörte zur Familie.
Er war noch keine 2 Jahre alt.