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 [Virtual Series] Sentiment Crime

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Jazz About
Junges Fohlen
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[Virtual Series] Sentiment Crime Empty
BeitragThema: [Virtual Series] Sentiment Crime   [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeDi Jan 03, 2012 7:29 am

Bevor ich mein zweites Projekt vorstelle, möchte ich noch auf meine Kurzgeschichte hinweisen --> I am your angel . Die Geschichte ist sozusagen ein wenig Hühnersuppe für die Seele und ich würde mich freuen, wenn ihr dort auch einmal reinschauen würdet!

Nun kommen wir aber zu einem ganz anderen Genre. Es handelt sich um eine virtuelle Serie, die ich, gemeinsam mit einer Freundin, 2008 geschrieben habe. Diese virtuelle Serie haben wir uns einfallen lassen, als unsere Lieblingsserie Prison Break mal wieder Sendepause hatte. Das Genre geht diesmal mehr in Richtung Crime, aber mit einer guten Portion Charme und Humor durch unsere Hauptdarsteller. Die jeweiligen Folgen gibt es häppchenweise, jedoch werde ich die ersten zwei als "Pilotfilm" einstellen.

Kleine Notiz am Rande: Die ganzen Fluch- und Schimpfworte wurden vom System zensiert. Anstatt der Sternchen dürft ihr euch dann ein beliebiges Schimpfwort eurer Wahl vorstellen zwinker)

In jedem Fall wünsche ich euch auf jeden Fall viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass ich euch mit dieser etwas anderen Idee ein wenig unterhalten kann! herz



[Virtual Series] Sentiment Crime Sentimentcrimeheader



Infos zur Serie:

Sentiment Crime
©️ Wentworth Miller VIP Fanclub/Jazz About, 2008
SERIES CAST
Hauptdarsteller:
Sean Grant (Wentworth Miller), Julia Morgan (Michelle Monaghan), William Morris (Jack Nicholson)
Nebendarsteller:
Eric Stevens (Eric Dane), Dr. Christina Stern (Charisma Carpenter), Linda Davis (Sienna Miller) und viele mehr
Special Guests:
Daniel Morgan (Patrick Dempsey) und 3 Überraschungsgäste aus Prison Break
2 Staffeln mit jeweils 14 Episoden

Mitwirkende:
Series directed by: Jazz About, tigertone


Trailer Sentiment Crime







[Virtual Series] Sentiment Crime Sentimentcrime



CastS1E01: Pilot
Wentworth Miller - Sean Grant (Detective)
Eric Dane - Eric Stevens (Detective)
Michelle Monaghan - Julia Morgan (Detective)
Jack Nicholson - William Morris (Chef von Sean und Eric)
Timothy Omundson - Andrew Miles (Ex Chef von Julia)
Maggie Lawson - Kate Hill (Ex Kollegin von Julia)
Tiffany (Affäre von Sean)



“Wann waren wir das letzte Mal hier?” Sean Grant grinste seinen Partner Eric Stevens an, als sie die schummrige Bar betraten. Sie lag in einer Seitenstraße vom Ericsson Place, wo das New York Police Department untergebracht war. Seit fünf Jahren arbeiteten die beiden Männer nun schon zusammen bei der Special Crime Unit. Diese trat immer dann in Erscheinung, wenn ein Verbrechen nicht ganz einfach zu lösen schien. Oder sich bei den Kollegen vom ersten Bezirk die Fälle bis unter die Decke stapelten. Meistens war es Letzteres, was die SCU auf den Plan rief.

„Ich glaube gestern“, gab Eric mit einem breiten Grinsen zurück.
„Hab ich wirklich soviel getrunken, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann?“ Sean lachte laut auf.
„Kann ich nicht beurteilen. Ich hatte selbst ein bisschen zuviel.“
Die beiden Männer setzten sich an die Theke und bestellten zwei Bier.
Mit einem Nicken nahm der Barkeeper den Wunsch auf und stellte einen Moment später die Flaschen vor die Detectives.
„Auf einen stressigen Tag!“, meinte Eric und hob die Flasche an.
„Auf eine noch stressigere Nacht“, erwiderte Sean und stieß mit ihm an.
„Wie kommst du denn darauf?“

„Ach, nur so. Sag mal, worüber wolltest du mit mir reden?“ Sean dachte daran, wie Eric ein paar Stunden zuvor, mit einem ziemlich betretenen Gesichtsausdruck vor ihm gestanden und ihm gesagt hatte, dass sie ein ernstes Gespräch miteinander führen müssten.
„Na ja, so einfach ist das nicht...“ setzte Eric an.
„So schlimm kann’s ja wohl nicht sein. Oder bist du mit der Frau vom Chef ins Bett gestiegen?“ Sean nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Flasche und sah seinen Partner lachend an.
„Bist du wahnsinnig? Alles über 25 ist tabu!“ Eric grinste anzüglich.
„Über 25? Welches Mädchen begleitest du denn das nächste Mal zum Abschlussball ihrer High School?“
„Du kannst mich mal, Sean!“
„Das Angebot ist verlockend, Prince Charming, aber ich muss es leider ablehnen. Also, worum geht’s?“

Plötzlich spürte Sean eine Hand auf seiner Schulter. Er fuhr herum, sah hoch und blickte direkt in die Augen einer hübschen Rothaarigen.
„Sean, ich wusste gar nicht, dass du hier bist. So schnell sieht man sich wieder“, sagte sie und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Irritiert sah Sean sie an. Er brauchte einige Augenblicke, um das Gesicht mit einem Namen in Verbindung zu bringen.
„Tiffany, hi. Das ist aber eine Überraschung.“ Unbehaglich rutschte er auf dem Barhocker herum.
„Find ich auch." Tiffany beugte sich zu ihm hinüber und hauchte ihm ins Ohr." Übrigens – die Nacht von neulich können wir gerne noch einmal wiederholen“, Verführerisch zwinkerte sie ihm zu.
„Ähm... ja. Klar.“ Im Augenwinkel bemerkte Sean Eric´s verwunderten Gesichtsausdruck, als die Rothaarige ihn ein zweites Mal küsste.
„Man sieht sich, Sean“, zwitscherte Tiffy und verschwand wieder.

„Was war das denn?“ Eric blickte seinen Partner fragend an. „Was ist mit Linda?“
„Was soll mit Linda sein?“, gab dieser gespielt lässig zurück.
„Hattet ihr Stress?“
„So kann man das auch nennen. Linda und ich haben uns getrennt.“
„Oh“, erwiderte Eric und wandte sich dem Barkeeper zu. „Gib uns noch mal zwei Bier. Und stell eine Flasche Tequila dazu.“


***



“Jetzt drück auf die Tube, Sean. Der entkommt sonst noch!“, schrie Eric und hielt sich am Angstgriff fest.
Sean gab Gas und der schwere Infinity zog an. Sie sausten durch die Straßen von Chinatown und verfolgten einen schwarzen Dodge Pick Up.
Seit zwei Wochen ermittelten Sean und Eric nun schon in dem Fall. Jetzt sah es endlich so aus, als würden sie die schweren Jungs schnappen.

„Weiß der Idiot überhaupt, wo er hin will?“ Sean ließ den schwarzen Truck nicht aus den Augen.
„Weißt du, wo du hinwillst, wenn du deinen *** vor den Bullen retten willst?“, fragte Eric leicht sarkastisch und sah seinen Partner amüsiert an.
„Ja. Weg!“, gab Sean lachend zurück und drückte noch etwas mehr auf das Gaspedal.
Sie schossen auf dem West Side Highway entlang und bogen in die South Street ein.
„Sind die Typen bewaffnet?“ Sean drehte sich kurz zu Eric um.
„Was glaubst du? Wenn du ein Drogenboss wärst, würdest du dich wohl kaum mit Wattebällchen verteidigen.“

Vor zwei Wochen waren die beiden Ermittler der SCU, der Special Crime Unit des New Yorker Police Departements zu einem Verbrechen in Chinatown gerufen worden. Am Tatort bot sich ihnen ein grauenvolles Bild. Eine ganze Familie war von zwei Mitgliedern des Carpo-Rings ausgelöscht worden. Das erste Opfer, männlich, asiatischer Herkunft, war von Kugeln buchstäblich durchsiebt worden. Seiner Frau hatte man mitten zwischen die Augen geschossen und die beiden Kinder waren mit zwei Schüssen in den Rücken niedergestreckt worden. Damals hatten Sean und Eric Probleme damit gehabt, sich an die Vorgehensweise der Polizei zu halten und nicht auf eigene Faust mit den Ermittlungen zu beginnen. Das Bild der ermordeten Familie hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt und sorgte dafür, dass sie die Ermittlungen noch aggressiver und ausdauernder durchzogen als sonst.

Als Motiv wurde damals Schutzgelderpressung vermutet, eine sehr moderne und effiziente Geldquelle der Drogenkartelle. Fast schon einträglicher, als der Verkauf von Koks und Heroin.
Das der Carpo-Ring für das Verbrechen verantwortlich war, hatten Sean und Eric schnell herausgefunden. Die Männer zu fassen, war allerdings sehr viel schwerer. Niemand war bereit, gegen ein Mitglied der Carpo-Familie auszusagen und selbst aus den Informanten, die sonst immer sehr bereitwillig Auskunft gaben, war nichts heraus zu holen gewesen.

Schließlich hatten es Sean und Eric aber geschafft, den Aufenthaltsort der Carpos ausfindig zu machen. Ohne auf eine Bestätigung ihres Chefs zu warten, waren sie von ihren Schreibtischen aufgesprungen, hatten sich in ihren Wagen gesetzt und waren losgefahren. Gerade als sie vor dem Versteck der Carpos angekommen waren, schoss aus einer Nebenstraße der schwarze Dodge. Sean und Eric hatten einander angesehen und wortlos die Verfolgung beschlossen.

Die Männer, die seit fünf Jahren als Partner bei der SCU arbeiteten, galten als sehr furchtlos in ihrer Unit. Dementsprechend waren sie auch jetzt ohne Verstärkung unterwegs.
„Was die wohl dabei haben?“, fragte Sean leicht gehetzt und dachte an die .38er in seinem Halfter.
„Eine .45er ganz bestimmt. Ansonsten lassen wir uns mal überraschen“, erwiderte Eric betont cool.
„Gut, Mister Unbreakable, dann gehst du vor!“ Sean lachte kurz auf und konzentrierte sich dann wieder auf die Straße.

Der schwarze Dodge fuhr nun auf den East River Drive.
„Die wollen zur Brooklyn Brigde“, stieß es aus Sean heraus und überholte einen zivilen Wagen.
„sch****, dann sieh zu, dass du näher rankommst. Wenn die sich erstmal in einer der Lagerhallen am Ufer verschanzen, sind wir aufgeschmissen.“
„Ach was?“, knurrte Sean. „Sag bloß, Sherlock!“
Er lenkte den schweren SUV vorbei an den anderen Fahrzeugen, die gerade auf dem East River Drive unterwegs waren.
„Man müsste doch denken, dass die Platz machen, wenn jemand mit Blaulicht unterwegs ist!“, schrie Eric wütend.
„Wir sind hier in New York! Nicht in Pipersville, Pennsylvania.“ Diesmal war es Sean, der sich cool gab.


Die beiden Wagen rasten im hohen Tempo die Straße entlang, der Brooklyn Bridge entgegen.
„Du fährst schlimmer als meine Großmutter!“ Eric grinste seinen Partner an. Er wusste, dass er ihn damit zur Weißglut bringen konnte.
„Dann bestell deiner Großmutter mal einen schönen Gruß! Sie soll dir mal Nachhilfestunden geben.“ Sean lenkte den Infinity auf die Brooklyn Bridge und versuchte in dem nachmittaglichen Gedränge, den Wagen der Carpos nicht aus den Augen zu lassen. Er griff zu dem Funkgerät, das an der Mittelkonsole befestigt war, und kontaktierte die Leitzentrale.

„SCU 5-13, wir verfolgen gerade einen schwarzen Dogde Pick Up. Er bewegt sich auf der Brooklyn Bridge in Richtung Brooklyn Heights. Zwei Verdächtige, vermutlich Italiener, männlich, wahrscheinlich bewaffnet. Stehen im Verdacht, einen Vierfach-Mord begangen zu haben. Brauchen Verstärkung.“
Ein Knacken ging durch die Leitung.
„Verstanden SCU 5-13. Wir schicken euch drei Wagen zur Unterstützung.“

Sean hängte das Funkgerät wieder ein und überholte dabei einen Minivan.
Belustigt sah Eric ihn an: „Hast wohl Schiss, das alleine durchzuziehen, was?“
„Ach, leck mich, Eric!“
„Würd ich ja, aber du sitzt!“
„Ich will mir nachher nur nicht von Morris eine Standpauke anhören müssen, dass wir uns nicht an die Vorschriften gehalten haben. Du weißt, was beim letzten Mal passiert ist.“
„Ich konnte nichts dafür, dass der Wagen explodiert ist.“
„Das sah der Chef aber anders.“
„Hey, du warst für die Karre verantwortlich.“
„Und du für das Scheißnitro, das drin lag.“ Sean grinste seinen Freund an.
Für eine Sekunde wusste dieser nicht, was er sagen sollte. Dann richtete er seinen Blick wieder auf die Straße und hob den Arm.
„Hör auf zu quatschen, Mister ‚Ich-mach-alles-richtig’. Die Typen hauen ab."

Sean zog das Steuer herum. Gerade noch rechtzeitig um, ebenso wie der Dodge, auf den Cadman Plaza Way aufzufahren.
„Mist, die wollen wirklich zu den Lagerhallen“, stellte Eric beunruhigt fest, als die Carpos auf die Old Fulton einbogen.
„Dann haben wir jetzt ein Problem! Wo zum Teufel bleibt die Verstärkung?“ Hektisch sah Sean in den Rückspiegel.
„Die Kollegen greifen wohl noch in die Doughnut-Box“, nuschelte Eric und rutschte unruhig in seinem Sitz herum.

Die beiden Männer wussten, dass sie ziemlich verloren waren, wenn sich die Verdächtigen tatsächlich in den Lagerhallen verschanzen würden.
„Warten oder zugreifen?“
„Zugreifen – wer weiß, was die noch in der Hinterhand haben“, knurrte Sean und lenkte seinen Wagen über das Gelände, welches direkt am East River lag.

30 Meter vor ihnen, stoppten die Carpos ihren Dodge und liefen in eine Lagerhalle.
„sch****, verdammt nochmal, sch****!“, fluchte Eric und klappte sein Halfter auf.
Einige Sekunden später brachte Sean den Infinity mit quietschenden Reifen zum Stehen und öffnete die Tür.

Zunächst blieb alles ruhig.
Eric öffnete ebenfalls seine Tür und sah Sean an. Mit einem Nicken sprangen beide aus dem Wagen und suchten hinter den Türen Deckung.
„NYPD – kommen Sie mit erhobenen Händen raus!“, schrie Sean den Verdächtigen zu.
Plötzlich ertönte ein Schuss.
„***, diese ***!“ Eric zuckte zusammen, drückte seinen Rücken an den Wagen und entsicherte seine Waffe.
„Das die aber auch immer gleich schießen müssen. Wo ist denn das gute alte Gespräch geblieben?“ Vorsichtig lugte Eric durch die Fensterscheibe der Tür.
„Die Welt ist zu schnelllebig geworden. Keine Zeit mehr für Gespräche!“ rief Sean ihm zu.
„Wirklich sehr schade! Dabei lässt ein Gespräch doch so viele Facetten zu!“

Sean spähte durch den Innenraum des SUVs und sah zu seinem Partner auf der anderen Seite rüber.
„Alles klar, Eric?“
„Na klar, hab da gerade so ein Ding mit einer am laufen, die total auf diesen Gesprächsquatsch steht.“ Eric beugte sich vorsichtig nach vorn, seine Pistole im Anschlag.
„Ach so, und ich dachte, du wirst vernünftig!“
Sean machte einen kleinen Schritt zur Seite und richtete seinen Blick gespannt auf die Lagerhalle.
„Es sind zwei. Einer links, der andere rechts. Die kriegen wir da nicht raus.“
„Sehr schön, Häuptling Adlerauge. Und siehst du auch, wie viele Knarren sie dabei haben?“
„Jeder eine in der Hand und eine Uzi im Hosenbein“, antwortete Sean sarkastisch.
„Oh gut und ich dachte, es wäre etwas anderes langes.“
„Hör auf zu quatschen, Eric. Was machen wir jetzt?“
„Fahr den Wagen vor!“
„Was?“
„Du sollst den Wagen vorfahren!“

Sean sprang in den SUV zurück und ließ den Motor an. Langsam rollte der Wagen vorwärts. Eric lief neben ihm her, die geöffnete Beifahrertür verschaffte ihm Deckung.
„Fahr so nah ran wie möglich!“, raunte er seinem Partner zu. „Ich nehme den Rechten, du den Linken, okay?“
„Alles klar.“
Sean ließ den Wagen immer näher an das Lagerhaus heranrollen.
Plötzlich flogen die Kugeln durch die Luft.

Eric erwiderte das Feuer und traf einen der Verdächtigen am Bein.
Geistesgegenwärtig zog Sean die Handbremse an und sprang aus dem Wagen. Er griff nach seiner Waffe und lief mit ausgestrecktem Arm der Lagerhalle entgegen.
„Gib mir Deckung!“, schrie er seinem Partner zu.
Als Sean nahe genug am Tor der Halle angekommen war, setzte er zum Sprung an. Er landete auf dem Rücken im Inneren der Halle und suchte hektisch nach dem zweiten Verdächtigen, während Eric zu dem Verwundeten lief und ihm seine Waffe abnahm.
„Erster Verdächtiger, gesichert!“
Eric drehte den Verdächtigen auf den Bauch und legte ihm die Handschellen an.

Sean stand auf und lief gebückt durch die Halle.
„NYPD – kommen Sie heraus!“
„Du kannst mich mal, Bulle!“, schallte es aus einer Ecke der Lagerhalle.
„Würde er, aber du versteckst dich ja!“ Eric lief zu Sean hinüber und grinste ihn breit an.
Plötzlich wurde es laut vor dem Gebäude. Drei Streifenwagen mit Blaulicht hielten vor dem Tor. Die Polizisten liefen in die Halle hinein und sicherten die Ecken.
„Ach, auf einmal!“ raunte Eric Sean zu.
In diesem Moment fiel ein Schuss.

Sean zuckte zusammen und drehte sich zu Eric herum.
Überrascht starrte Eric seinen Partner an und griff sich an die Brust. Dann sackte er zusammen.
Währenddessen eröffneten die Polizisten das Feuer.
Sean bemerkte es nicht.
Er stützte seinen Freund ab und glitt mit ihm langsam zu Boden. Blut floss aus der Wunde in Erics Brust.
„Nein“, flüsterte Sean atemlos.
Eric versuchte noch etwas zu sagen, doch es war nicht mehr als ein Röcheln.
„Eric, halt durch, Eric!“ Sean bemerkte, wie ihm die Tränen in die Augen schossen.
Ruckartig drehte er sich herum.
„Wir brauchen einen Krankenwagen. Es wurde ein Detective angeschossen. sch****, jetzt ruft doch schon den verfluchten Krankenwagen!“, schrie er mit tränenerstickter Stimme.



***



„Wirklich schade, dass Sie uns verlassen, Julia.“ Andrew Miles, der Chef vom Raubdezernat, legte seinen Arm um Julia Morgans Schulter.
„Sie wollen doch jetzt nicht sentimental werden, oder Andrew?“ Julia sah ihren Vorgesetzten etwas melancholisch an.
Seit drei Jahren war sie jetzt beim Raubdezernat tätig, um sich ihre Sporen zu verdienen. Vor einem Jahr hatte Julia dann entschieden, sich bei der SCU zu bewerben. Sie hatte nicht nur berufliche, sondern auch private Gründe dafür, zur Crime Unit zu gehen. Julia wollte nicht mehr nach Bankräubern oder Taschendieben fahnden – sie wollte an die schweren Fälle ran.
Als dann, vor einem Monat, die Zusage kam, wusste sie, dass sie endlich am Ziel war.
Die Kollegen vom Raubdezernat, hatten an ihrem letzten Arbeitstag eine kleine Abschiedsparty für sie veranstaltet.Überall in den Räumen der Abteilung hingen Ballons und Luftschlagen an den grauen, kahlen Wänden. Aus einem kleinen CD-Player, der im Büro ihres Chefs stand, schallten 70er Jahre-Songs. Julia fand, dass es ziemlich skurril war, freute sich aber trotzdem darüber.Man konnte ahnen, dass sie ein großer Verlust für die Abteilung sein würde.


Einerseits war Julia froh, endlich in die SCU wechseln zu dürfen. Andererseits war sie sehr traurig darüber, nun, wo es soweit war, ein so großartiges Team zu verlassen.
„Bis du jetzt diejenige, die sentimental wird?“, fragte Kate Hill, Julias beste Freundin und Kollegin, die unbemerkt an sie und Miles herangeschlichen war.
„Mein Gott, Kate. Hast du mich erschreckt!“
„Du weißt doch, wie es heißt: wir vom Raubdezernat, sind die auf den leisen Sohlen. Bald wirst du nur noch durch die Gegend stampfen. Die lautlosen Zeiten sind vorbei.“
„Ich glaube, was ich am meisten vermissen werde, ist deine unvergleichlich verschrobene Art, dich auszudrücken, Kate.“ Julia umarmte ihre Freundin und atmete tief ein.
„Ich hoffe nur, dass mein neuer Partner kein Dummbolzen ist.“
„Erzähl keinen Blödsinn, Jules! Die von der SCU sind doch von der coolen Sorte. Du wirst bestimmt einen extrem gutaussehenden Single abkriegen, der sich die Finger nach dir ablecken wird.“
"Na, aber sicher doch." Julia verdrehte die Augen und sah ihre Freundin amüsiert an.




***



„Sean, es tut mir sehr leid für Sie.“
Sean saß im Büro seines Chefs William Morris. Vor zwei Tagen war Eric Stevens beerdigt worden, der Mann, der ihm näher stand, als sonst irgend jemand. Sean konnte es noch immer nicht fassen.
„Ich weiß, dass dies jetzt eine schwere Zeit für Sie ist, aber wir müssen nach vorn blicken. Sean?“
Sean hob seinen Kopf und starrte seinen Chef ausdruckslos an.
„Sie werden in ein neues Team eingeteilt.“
Uninteressiert zuckte Sean mit den Schultern.
„Sie werden einen neuen Partner bekommen.“
„Ich will keinen neuen Partner.“
„Sean, ich weiß, dass Sie das jetzt nicht verstehen. Aber sie können diese Arbeit nicht allein machen. Ich muss Ihnen einen neuen Partner zuteilen.“
„Nein, das müssen Sie, verdammt noch mal, nicht!“ Sean fuhr von dem Stuhl hoch und funkelte seinen Chef wütend an.
„Doch. Und das wissen Sie so gut wie ich.“
In diesem Moment ging die Tür auf.
Eine dunkelhaarige Frau trat ins Büro.
„Sean, darf ich Ihnen vorstellen: Julia Morgan, ihre neue Partnerin.“
Sean sah erst die Frau und dann seinen Chef an.
„Sie können mich mal, William.“
Er stand auf und stürzte aus dem Raum.


Zuletzt von Jazz About am Di Jan 10, 2012 8:11 pm bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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BeitragThema: S1E2 - Tod im East River    [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeDi Jan 03, 2012 7:35 am

S1E2 - Tod im East River


[Virtual Series] Sentiment Crime Sentimentcrime

CastS1E02:
Wentworth Miller - Sean Grant (Detective)
Michelle Monaghan - Julia Morgan (Detective)
Jack Nicholson - William Morris (Chef von Sean und Eric)
Josh Lucas - Dexter Greenwald (Opfer)
Matthew Rhys - John Havering (Geschäftspartner des Opfers)
Tony Collette - Hayden Dearing (Verlobte des Opfers)





Sean war mit den Nerven am Ende. Das hatte auch sein Chef bemerkt. Deshalb hatte William Morris Sean nahe gelegt, sich ein paar Tage lang eine Auszeit zu nehmen. Und obwohl Sean im Normalfall selten mit William einer Meinung war, so nahm er diesmal das Angebot an und zog sich zurück. Insgeheim war er froh darüber, denn er befürchtete, dass ihn jeder auf Erics Tod ansprechen würde.

In den nächsten Tagen tat Sean alles mögliche, um die Tatsache zu verdrängen, dass sein Partner und bester Freund nie mehr zurückkommen würde. Tagsüber igelte er sich ein, abends ging er in die Kneipe, um beim Alkohol Trost zu finden. Es war die alte Stammkneipe, die einen Block vom New Yorker Police Departement entfernt lag. Eric und Sean hatten sie nach ihrem ersten Fall entdeckt und dort auf ihre Partnerschaft angestoßen. Nach und nach hatte es sich dann eingepegelt, dass sie sich ab und an nach Dienstschluss an die Bar setzten und bei einem Bier über ihre Probleme redeten. Bei einem Bier blieb es jetzt, nach Erics Tod, allerdings nicht mehr. Selten wusste Sean, ob er zu Fuß oder mit dem Taxi nach Hause gekommen war. Die Tage verbrachte er dann damit, seinen Rausch auszuschlafen.

Sean blinzelte und stöhnte augenblicklich auf. In seinem Kopf dröhnte und hämmerte es. Er richtete sich langsam auf und ließ seinen Blick durch das Appartement schweifen. Auf einem Sessel, der voller Klamotten hing, saß Eric und sah ihn angewidert an. "Wie lange gedenkst du noch, dich hier einzuschließen? Deine Wohnung ist ein einziger Saustall!" "Hm? Ach lass mich doch in Ruhe", murmelte Sean noch immer betrunken und ließ sich wieder nach hinten fallen. "Na komm schon, du Waschlappen. Meinst du wirklich, dadurch wird es besser? Sieh dich doch mal an, du Jammerlappen! Selbst die Transe aus dem vierten hat mehr Mumm." "Jetzt pass mal auf, Eric...!" Sean schnellte hoch und zeigte mit dem Finger auf den Sessel, in dem sein Partner gerade eben noch gesessen hatte. Jetzt war er leer. Die letzten Strahlen der untergehenden Nachmittagssonne schienen durch die Schlitze der Vorhänge. Alles, was Sean hören konnte, war das Ticken seiner Armbanduhr. Sean rieb sich müde über die Augen.

"Ich drehe langsam durch", murmelte er und schüttelte den Kopf. Sein Blick fiel auf den Tisch, auf dem sein Halfter und die Kurzwaffe lagen. Einen Augenblick lang hing er einem schrecklichen und doch erlösenden Gedanken nach. Dann stand er auf. Widerwillig räumte er die leeren Pizzakartons, die sich schon seit Tagen auf dem Boden stapelten, in den Mülleimer und verschwand im Badezimmer.


***

Als Sean die Büros der Special Crime Unit, die mit im Police Departement untergebracht waren, betrat, konnte er die Blicke der anderen in seinem Rücken spüren. Während er in Richtung Morris´s Büro den Flur entlang ging, drehte er sich um und sah einen kleinen Praktikanten an, der gerade dabei war, mit seinem Aktenwagen durch die Gänge zu flitzen. Dieser fühlte sich sichtlich ertappt, als Sean sich zu ihm umdrehte. "Ist was?", blaffte Sean ihn aggressiv an, bevor er, ohne anzuklopfen, das Büro von William Morris betrat.

"Sean! So bald habe ich nicht mit Ihnen gerechnet!" William musterte seinen sichtlich erschöpft aussehenden Mitarbeiter und lächelte ihn dann an. "Was Sie nicht sagen", murmelte Sean und hielt dann einen Augenblick lang inne, als er bemerkte, dass William nicht alleine war. Morris’ gegenüber, ein wenig abseits der Tür, saß eine dunkelhaarige, schlanke Frau. Sean schätzte sie auf Ende 20, Anfang 30. Sie nickte ihm zu. Er erwiderte den Gruß und überlegte, woher er sie wohl kennen mochte. Die Frau stand auf. "Freut mich, dass es Ihnen anscheinend wieder besser geht, Sean", sagte sie und hielt ihm die Hand hin. "Sean?“, sprang Morris ein, „Sie erinnern sich doch sicher noch an Julia Morgan. Ihre neue Partnerin. Wir waren gerade dabei, einen neuen Fall zu besprechen. Umso schöner, dass Sie Ihre Arbeit offensichtlich wieder aufnehmen wollen." William sah ihn fragend an.

Sean musterte Julia und reichte ihr widerstrebend die Hand.
"Natürlich erinnere ich mich."
Er ließ sich in den zweiten Sessel fallen, stützte seine Ellbogen auf den Lehnen ab und faltete die Hände ineinander. Eine kurze Zeit lang füllte eine peinliche Stille den Raum. Fragend sah Sean erst zu William, dann zu Julia.
"Und?"
"Gut, also dann wollen wir mal auf den Punkt kommen", griff William das Gespräch wieder auf. Er nahm eine Akte und legt sie vor Sean auf den Bürotisch. Dieser nahm sie sich und schlug sie auf. Neben ersten Berichten und einer handvoll Informationen, lagen ein paar Bilder bereit. Er zog wahllos ein Foto heraus und betrachtete es. Dann sah er seinen Boss wieder an.

"Dexter Greenwald,“ erklärte Morris, „36 Jahre alt, verlobt und wohnhaft in Manhattan, 110th Street, wurde heute morgen tot im East River aufgefunden. Zeitpunkt des Todes circa 5.oo früh. Den ersten Ermittlungen nach ein Selbstmord, allerdings wollen Zeugen gegen 4.30 zwei Personen auf der Manhattan Bridge gesehen haben. Die Zeugenaussagen decken sich mit Greenwald´s Personenbeschreibung. Angeblich soll die zweite Person eine Frau gewesen sein. Eine Rothaarige. Es sieht alles danach aus, dass sich die beiden gestritten haben sollen."

Sean sah immer noch auf das Bild, auf dem die Wasserleiche zu sehen war. „Wie zum Teufel sind die auf die Brücke gekommen?“, fragte er seinen Chef. „Das muss noch ermittelt werden. Laut der Aussagen, haben sie am Rande der äußeren Fahrspur gestanden."
Sean schüttelte den Kopf. Wer würde auf die verrückte Idee kommen, sich auf eine, für Fußgänger schwer passierbare, Brücke zu stellen?
Sein Blick fiel wieder auf die Akte.
"Die nächste Frage ist, was macht ein erfolgreicher, junger Geschäftsmann mit einem Immobilienunternehmen um diese Uhrzeit, über sechs Meilen von seinem Wohnort entfernt, auf der Manhattan Brigde?"
Sean schloss die Akte und ließ diese zurück auf den Tisch fallen. „Das gilt es herauszufinden,“ antwortete Morris und zeigte auf die Tür. Sean und Julia standen auf und verließen das Büro.


***


"Verraten Sie mir auch, aus welcher Abteilung Sie kommen?", versuchte Sean das Schweigen auf der Fahrt zu unterbrechen, während er den Infinity auf den Ericsson Place, wo sich das Department befand, Richtung West Side Highway lenkte und Gas gab.
Julias Blick war auf die Akte gerichtet und sie blätterte in den Unterlagen nach. "Raubdezernat", gab sie knapp von sich. Sean sah zu ihr herüber. "Sind euch drüben die Fälle ausgegangen?", entgegnete er flappsig. Julia hob ihren Kopf und sah ihn ebenfalls an. Sie zeigte mit dem Kugelschreiber auf die Straße. "Würden Sie...bitte?"
Sean sah sie irritiert an. "Was, bitte?"
"Die Straße. Würden Sie sich bitte auf die Straße konzentrieren?"
Sean lachte. "Sie werden doch keine Angst haben, oder? Das ist New York!"
"Eben deswegen ja!" schrie Julia entsetzt, was Sean dazu veranlasste, in die Richtung zu gucken, in die sie zeigte.

Mit voller Wucht trat er in die Bremsen. Ein paar Schritte von der Motorhaube des SUVs entfernt, ging eine kleine alte Dame mit ihrem Pudel seelenruhig über die Straße. Sean starrte sie mit offenem Mund an. Dann hupte er verärgert und fuhr an ihr vorbei. Julia schüttelte den Kopf.
„Ich hoffe, Sie sind nachher bei der Verlobten des Opfers etwas aufmerksamer“, gab sie kühl von sich und warf ihren Blick wieder in die Akte.


***


Eine halbe Stunde später stand Sean in der Mitte eines geräumigen Wohnzimmers und betrachtete die Bilder auf der Anrichte des noblen Sekretärs, welcher sich in einer Ecke befand. Julia saß, steif wie ein Brett, mit Hayden Dearing auf dem Sofa und hatte ihren Notizblock gezückt.
"Miss Dearing, können Sie sich vorstellen, wer eventuell ein Motiv gehabt haben könnte, Ihren Verlobten zu ermorden?" Julia sah die Frau fragend an. "Ermorden? Ich denke, Dexter hat sich von der Manhattan Bridge gestürzt?" erwiderte Miss Dearing ohne eine Spur von Traurigkeit in ihrer Stimme und schenkte den beiden Tee ein.
Julia schwenkte ihren Blick zu Sean. Sie atmete kurz durch.
"Miss Dearing, zunächst sah es durchaus danach aus. Zeugen wollen jedoch gesehen haben, wie sich ihr Verlobter kurz vor dem Zeitpunkt seines Todes mit einer rothaarigen Frau auf der Manhattan Bridge gestritten haben soll. Haben Sie eine Ahnung, wer diese Frau gewesen sein könnte?"
Sean sah zu Julia, ging zu den beiden Frauen hinüber und setzte sich in einen Sessel, der gegenüber des Sofas stand. Er beugte sich nach vorne und stützte die Ellbogen auf seinen Oberschenkeln ab.
"Was meine Kollegin damit sagen möchte ist, dass wir versuchen, in alle Richtungen zu ermitteln“, versuchte er die Situation zu entschärfen. Hayden Dearing sah abwechselnd zwischen Sean und Julia hin und her. Ihre Gesichtszüge verrieten weder Trauer oder Wut, noch irgendein anderes Gefühl, welches man unter diesen Umständen hätte erwarten können.

„Nun, ich weiß nicht, wer die Dame gewesen sein könnte“, begann sie und nippte teilnahmslos an ihrem Tee. „Ich weiß auch nicht, was mein Verlobter um diese Zeit auf der Manhattan Bridge gemacht hat, falls sie mich das auch fragen wollten.“ Julia sah die Frau skeptisch an.
„Sie wollen mir sagen, dass Sie nicht wissen, was Ihr Verlobter getan hat?“ Miss Dearing setzte ihre Teetasse ab und strich mit den Händen ihren cremefarbenen Rock glatt.
„Das will ich damit sagen, Detective Morgan. Ich weiß es nicht. Ich dachte eigentlich auch, dass es Ihr Job wäre, herauszufinden, was mit Dexter geschehen ist, oder nicht?“

Bevor Julia darauf reagieren konnte, erhob sich Sean.
„Miss Dearing, wir danken Ihnen für ihre Geduld. Falls Ihnen doch noch etwas einfällt, können Sie mich unter dieser Nummer erreichen.“ Er zog eine Visitenkarte aus seiner Jackentasche und gab sie Hayden Dearing. „Wir finden alleine raus.“
Mit einem Nicken bedeutete er Julia, ebenfalls aufzustehen und mit ihm mitzukommen.


***


„Sie war es,“ stellte Sean fest, als sie wieder im SUV saßen.
Julia starrte ihn verwirrt an.
„Und das sagt Ihnen jetzt Ihr...?“ Sie ließ den Satz offen.
„Das sagt mir mein Gefühl.“
„Aha. Und was ist mit Beweisen, Zeugenbefragungen, der ganzen Ermittlungsarbeit?“
„Sie gehen wohl immer auf Nummer sicher, was?“ Sean sah seine Partnerin spöttisch an.
„Nein. Ich halte mich einfach nur an die Vorschriften. Im Gegensatz zu Ihnen.“
„Hören Sie mal zu Lady, ich bin nicht erst seit gestern dabei. Wenn ich mich auf etwas verlassen kann, dann ist es meine Intuition.“
Herausfordernd sah Sean Julia an. Sie hielt seinem Blick stand.
„Wie Sie meinen“, entgegnete sie ihm schließlich und kramte die Akte wieder aus ihrer Tasche.
„Was wird das jetzt?“
Julia sah ihn kalt an.
„Sie können ja bei Ihrer Intuition bleiben. Ich werde jetzt weiter ermitteln.“
„Ach, und wo?“
„Bei seinem Geschäftspartner. Columbus Avenue, Ecke 96ste Straße.”
Julia schnallte sich an und sah ihren Partner an.
„Können wir oder wollen Sie hier Wurzeln schlagen?“
Sean seufzte verärgert und ließ den Motor starten.


***


„Entschuldigen Sie bitte die späte Störung. Wir ermitteln im Mordfall Dexter Greenwood.“ Julia saß kerzengerade in dem lichtdurchfluteten, modern eingerichteten Büro von Dexter Greenwood und John Havering. Der unscheinbare Mann saß ihr gegenüber und hatte seinen Hände flach auf den gläsernen Schreibtisch gelegt. „Wieso Mordfall?“, fragte er nervös.
„Weil wir in alle Richtungen ermitteln müssen, sofern ein Todesfall Fragen aufwirft “, erklärte Julia und warf einen kurzen Seitenblick auf Sean. Dieser saß mit verschränkten Armen auf einem Stuhl neben ihr und beobachtete den Immobilienmakler.

„Und was meinen Sie mit ‚suspekt’?“ John Havering rutschte unruhig auf seinem Bürostuhl herum.
„Er wurde heute früh um halb fünf von Zeugen dabei beobachtet, wie er mit einer Frau auf der Manhattan Bridge einen Streit gehabt haben soll. Kurz darauf muss er von der Brücke gesprungen oder gestoßen worden sein. Wir dachten, dass Sie uns eventuell helfen könnten, die Umstände aufzuklären. Wissen Sie, was er um diese Zeit auf der Brücke gemacht haben könnte?“ Julia musterte ihren Gegenüber.

„Nein. Nein, das weiß ich nicht. Wir haben immer bis spät Abends gearbeitet. Es ist nicht leicht, sich mit einem Immobilienbüro in Manhattan über Wasser zu halten. Die schießen hier wie Pilze aus dem Boden.“ John Havering nahm das Glas Wasser, das vor ihm auf dem Schreibtisch stand und trank einen Schluck. Julia konnte sehen, dass er dabei ein wenig zitterte. Auch Sean wurde darauf aufmerksam.
„Mister Havering“, meldete er sich zu Wort, „Hat ihr Geschäftspartner irgend etwas davon gesagt, dass er noch eine Verabredung hat?“
„Nein. Er hat nichts derartiges erwähnt. Ich kann Ihnen da leider auch nicht weiterhelfen“, der dunkelhaarige Mann erhob sich. „Wenn sie mich jetzt entschuldigen würden, ich habe noch etwas zu erledigen.“ Er ging um seinen Schreibtisch herum und verschränkte die Hände auf dem Rücken.

Julia stand ebenfalls auf und bemerkte dabei zwei Schweißflecken, die Haverings Hände auf der Tischplatte hinterlassen hatten.
„Ich werde Sie anrufen, falls mir noch etwas einfällt“, entgegnete dieser, ging zur Tür und öffnete sie.
„Das wäre sehr nett von Ihnen“, gab Julia zurück und verabschiedete sich. Sie ging durch den Flur hinaus zum Ausgang und wartete am Wagen auf Sean. Als er sie eingeholt hatte, sagte sie: „Irgendetwas ist an dem Typen faul, meinen Sie nicht auch?“
Sie öffnete die Beifahrertür und setzte sich in den Infinity.
„Das glaube ich auch“, erwiderte Sean und ließ den Motor an. Er fuhr die Straße hoch und wendete dann.
„Deshalb werden wir hier warten. Mal sehen, was der Kerl zu verbergen hat.“
Und tatsächlich - zehn Minuten später verließ John Havering sein Büro und lief zu seinem Auto. Er stieg ein und fuhr mit quietschenden Reifen davon. Sean wartete ein paar Sekunden und fuhr ihm dann unbemerkt hinterher.


***



„Was will er denn hier?“, fragte Julia mehr sich selbst, als sie eine Viertelstunde später vor einer Bar in der Nähe des Broadways hielten.
„Finden wir es heraus“, antwortete Sean und stieg aus dem Wagen. Julia folgte ihm und betrat das Queens Inn. Etwas verwundert sah sie sich um. „Dahinten“, Sean deutete auf John Havering, der am Ende des Tresens saß. „Vielleicht lassen Sie mal ihre weiblichen Reize spielen und fragen den Barkeeper ein wenig über unseren neuen Freund aus.“

Julia ließ ihren Blick durch den abgedunkelten Raum schweifen und sah Sean schließlich an.
„Ich glaube, Sie haben hier bessere Chancen.“
„Was soll das denn heißen?“
„Sean, das hier ist eine Schwulenbar. Ich könnte hier nackt auf dem Tisch tanzen und es würde niemanden interessieren.“
Sean zog eine Augenbraue hoch und sah sie spöttisch an.
„Was war das denn? Ein Witz?“
Er ließ sie stehen, ging zum Barkeeper hinüber, lehnte sich an den Tresen und zeigte seine Marke vor.
„Sean Grant, New York Police Department. Was wissen Sie über den Typen dahinten?” Er zeigte auf Havering.
„Sie meinen den da? Der ist fast jeden Abend hier. Meist in Frauenklamotten. Mit so einer ganz scheußlichen roten Perücke. Normalerweise ist immer sein Freund dabei. Komisch, heute hab ich den noch nicht gesehen.“
Der Barkeeper wischte mit einem Handtuch den Tresen ab.

„Und hat dieser Freund auch einen Namen?“
„Schätzchen, wenn ich mir hier jeden Namen merken könnte, hätte ich den Kopfumfang einer Wassermelone.“
„Noch so ein Komiker,“ murmelte Sean und fragte dann lauter: „Wissen sie denn wenigstens, wie dieser ominöse Freund aussieht?“
„Groß, so circa 1,85. Dunkle, kurze Haare, schlanke Figur. Hat eine Vorliebe für Anzüge. Nicht ganz mein Fall, wenn Sie mich fragen, aber durchaus ganz attraktiv.“
„Ach, das können Sie sich aber merken, oder wie?“
„Berufsgeheimnis, Schätzchen.“

Sean hielt für einen kurzen Augenblick inne und ging dann zu Julia zurück.
„Haben Sie die Akte noch?“
Julia öffnete ihre Tasche und zog die Akte heraus.
„Was wollen Sie damit?“
Sean beachtete sie nicht weiter und ging zurück zum Barkeeper. Am Tresen zog er ein Foto aus der Akte und hielt es dem Mann hin.
„Ist er das?“
„Ja. Woher haben Sie denn so schnell das Foto her?“
„Berufsgeheimnis. Schätzchen!“
Der Barkeeper lachte und beugte sich schließlich zu Sean nach vorne. "Sie sind witzig, darf ich Ihnen einen Drink spendieren?" fragte er ihn mit einem anzüglichen Lächeln auf dem Gesicht.
"Nein danke, heute nicht." Betont lässig klopfte Sean mit der flachen Hand auf den Tresen, klappte die Akte zusammen und ließ den schmachtenden Barkeeper zurück.

Als er bei Julia ankam, zog er sie am Arm aus der Bar.
„Was ist los?“, fragte Julia leicht verärgert als sie wieder im Wagen saßen.
„Unser guter Dexter hält sein Würstchen nicht gern ins Senftöpfchen.“
„Was?“
„Er steht auf andere Würstchen.“
„Sean, was soll das?“
„Dexter war schwul. Havering war sein Freund. Und jetzt raten Sie mal: er war meist als Frau verkleidet. Mit einer roten Perücke.“
„Und jetzt?“
„Nichts. Jetzt geht jeder schön nach Hause und morgen schnappen wir uns den Kerl.“


***


Als Julia am nächsten Morgen an ihren Arbeitsplatz ging, war sie guter Dinge. Sie hatte sich den Fall durch den Kopf gehen lassen und sich eine Strategie ausgedacht, mit der sie Havering´s Schweigen vielleicht brechen konnte. Sie wollte Sean beweisen, dass nicht nur er in Sachen Ermittlungen etwas drauf hatte.

Julia setzte sich an ihren Schreibtisch und schaltete den Computer an. Kaum, dass sie ihre Daten zur Anmeldung eingegeben hatte, landete eine rote Perücke auf ihrem Tisch. Erschrocken sprang Julia auf und fuhr dann herum, Sean grinste sie hämisch an.
„Während Sie sich heute nacht ihrem Schönheitsschlaf hingegeben haben, habe ich etwas gearbeitet.“

„Sagen Sie mal, sind Sie verrückt? Erstens können sie hier nicht einfach so ein Haarteil auf den Tisch knallen und zweitens: was ist das überhaupt?“
„Das, meine liebe Raubdezernatskollegin, ist die Perücke, die John Havering für gewöhnlich zu seinen Dates trägt.“ Sean lächelte selbstgefällig, ging um den Schreibtisch herum und setzte sich dann auf seinen Platz.
„Wie, um Gottes Willen, sind Sie da ran gekommen“, fragte Julia verwirrt.
„Mit ein bisschen Fingerspitzengefühl.“
„Sie haben ein Geständnis aus ihm herausgelockt?“
„Und einem Einbruchsbesteck." Er wedelte mit seiner Kreditkarte herum.
Julia schnellte nach vorn und zischte ihn ungläubig an: „Sie sind bei Havering eingebrochen?“
Sean lehnte sich zurück und grinste überheblich. „Ist wohl nicht nach Vorschrift, was?“
„Das ist verdammt richtig. Und jetzt können wir diese Perücke niemals als Beweis präsentieren. Haben Sie sich schon mal Gedanken darüber gemacht, was passiert, wenn das rauskommt? Oder sind Sie einfach nur wieder Ihrer Intuition gefolgt?“ Julia funkelte ihren Gegenüber wütend an. Als er nichts erwiderte, fuhr sie fort: „Sie können dafür ein Disziplinarverfahren an den Hals kriegen, Sean!“
„Erstens: das ist mir scheißegal. Zweitens: nur wenn Sie es verraten.“

Julia wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie stand abrupt auf und wollte gerade zu Morris gehen, als Sean aufsprang und sie zurückhielt. „Kommen Sie mit. Havering wird gerade in den Verhörraum gebracht. Mal sehen, was er alles so über Perücken weiß.“ Julia schäumte innerlich vor Wut, folgte Sean aber trotzdem zu dem kleinen, grauen Zimmer, in dem Havering wartete.


***



Sean öffnete die Tür, grüßte den Immobilienmakler mit einem Nicken und setzte sich dann auf einen Stuhl. Julia blieb in der Ecke stehen.
„Was soll ich denn hier? Mir gehen wichtige Aufträge verloren. Ich habe Ihnen doch gestern schon gesagt, dass ich nichts weiß“, plapperte der Mann nervös.
„Mister Havering, oder darf ich Sie John nennen?“ Sean wartete nicht auf die Antwort und fuhr fort: „John, was machen Sie eigentlich so in Ihrer Freizeit?“
John Havering blinzelte den Ermittler irritiert an.
„Was... was meinen Sie?“
„Haben Sie eine Frau?“, fragte Sean unbeeindruckt.
„Nein. Ich bin allein.“
„Und wie sieht es mit einem Freund aus?“
„Ich sagte doch schon, dass ich Single bin.“
„John, haben Sie ein Problem mit ihrer Haarfarbe?“
„Was soll das denn heißen? Hören Sie, wenn Sie mich hier nur schikanieren wollen, werde ich mich über Sie beschweren. Sie können mich hier nicht gegen meinen Willen festhalten.“ John Havering sprang wütend auf, wurde von Sean aber wieder auf den Stuhl zurück gedrückt.
„Bis wir hier nicht fertig sind, gehen Sie nirgendwo hin.“
Julia betrachtete die Szenerie argwöhnisch.
„Also, fassen wir zusammen John: Sie haben keine Frau, haben keinen Freund, sie sind allein. Haben sie Freunde, Bekannte, Verwandte, die gern ihr Äußeres verändern?“
Havering lehnte sich zurück, verschränkte die Arme über seiner Brust und schwieg.
„Gut, das werte ich mal als nein. Verändern Sie gern Ihr Äußeres, John?“
„Nein“, war die wütende Antwort
„Dann verraten Sie mir mal, was eine Rothaarperücke in Ihrer Wohnung zu suchen hat?“ Mit jedem Wort wurde Sean lauter.
Havering riss die Augen auf und starrte das Haarteil an, welches der Ermittler auf den Tisch knallte. Schlagartig wurde er kreidebleich.
„Ich höre, John.“
„Ich... ich weiß nicht... die gehört mir nicht.“
„John,“ gab Sean übertrieben freundlich zurück, „Ich wette mit Ihnen um 100 Dollar, dass wir Ihre DNS an dieser Perücke finden werden. Also, was haben Sie mit dieser Perücke gemacht?“
Havering presste die Lippen aufeinander bis sie nur noch ein schmaler Strich waren.
„Kann es sein, dass Sie diese Perücke immer getragen haben, wenn Sie sich mit ihrem Freund, mit Dexter Greenwood, getroffen haben? Im Queens Inn zum Beispiel? Oder gestern morgen auf der Manhattan Bridge?“
Havering begann, am ganzen Körper zu zittern.
„Also?“
Tränen rannen ihm langsam über das Gesicht.

„Ich helfe Ihnen mal“, Sean stand auf und lief vor dem Tisch auf und ab. „Sie hatten nach einer Liebesnacht einen Streit mit Greenwood. Vielleicht, weil er keine Lust mehr auf Sie hatte. Sie wurden wütend und fuhren mit ihm zur Manhattan Bridge. Vielleicht haben Sie ihm ja gesagt, dass dort die Aussicht so schön wäre. Sie sind mit Ihrem Wagen dort hochgefahren und haben ihm gesagt, dass er aussteigen soll. Wir konnten Gummirückstände von einem Autoreifen sichern - ein paar Meter entfernt von der Stelle, an der Greenwood die Brücke heruntergestoßen wurde. Ich wette, Ihre Reifen haben etwas Gummi verloren oder nicht? Sie haben Ihn dann angeschrieen, er möge Sie nicht verlassen, dieses ganze Tamtam was man immer so schön in den Liebesfilmen sieht. Greenwood hat Sie nur ausgelacht und daraufhin haben Sie ihn dann von der Brücke segeln lassen.“

Julia stand sprachlos in ihrer Ecke und rührte sich nicht. Sie wartete darauf, was folgen würde.
„Das ist nicht wahr!“ Wütend sprang Havering auf und stieß dabei seinen Stuhl um.
„Dieser Mistkerl hat gesagt, er würde mich lieben. Er würde seine Verlobte verlassen und mit mir zusammen ziehen. Nur wegen ihm habe ich diese Scheißfummel getragen! Wissen Sie, wie erniedrigend es ist, wenn man sich für einen anderen Menschen so sehr verbiegen muss? Aber ich habe ihn geliebt! Ich wollte, dass er bei mir bleibt. Und dann das!“ Havering wurde immer lauter. „Lacht mir einfach so ins Gesicht und sagt mir, dass er doch seine Verlobte heiraten würde. Und dass er aus dem Geschäft aussteigen würde. Das wäre mein Ruin gewesen. Ich habe alles, was ich hatte, in diese Firma gesteckt und der Scheißkerl hätte es mit einem Fingerschnippen ausgelöscht! Ich wollte ihn dazu überreden, sich alles noch mal zu überlegen, aber er meinte, dass er als anständiger Mann nicht mehr mit einer Schwuchtel zusammen arbeiten könne. Mit einer Schwuchtel!“

Der Immobilienmakler kreischte fast. „Ich habe den Wagen gestoppt und bin ausgestiegen, weil ich es nicht mehr ertragen habe. Er ist mir dann gefolgt und ich... ich war so wütend. Ich war so verdammt wütend!“ Havering brach zusammen und began zu weinen.
„Ich denke, das war ein Geständnis“, stellte Sean Julia gegenüber fest und verließ das Verhörzimmer.


***


„Meinen Glückwunsch. Sie haben Ihre Feuerprobe als Team bestanden.“ William Morris stand hinter seinem Schreibtisch und sah Sean und Julia scharf an.
„Eine Frage bleibt aber noch offen“, er machte eine Kunstpause. „Woher zum Teufel hatten Sie die Perücke?“
Julia beobachtete Sean aus dem Augenwinkel. Er verzog keine Miene.
„Ich warte!“, sagte Morris nun lauter.
Julia rutschte nervös auf ihrem Stuhl herum.
„Sean, ist das auf Ihrem Mist gewachsen? Wenn ich herauskriegen sollte, dass Sie sich die Perücke illegal beschafft haben, fliegen Sie hier hochkant raus. Ein Disziplinarverfahren wäre noch das Geringste vor dem Sie sich zu fürchten hätten. Haverings Geständnis wäre dann nicht das Papier wert, auf dem es geschrieben steht und sämtliche Fälle, die Sie jemals bearbeitet haben, müssten von der Internen neu geprüft werden. Also, woher haben Sie die Perücke?“
Sean stand auf und steckte den Rücken durch.
„Ich...“, begann er.

„Ich habe einen Informanten“, unterbrach Julia ihn und stand ebenfalls auf. „Mein Informant hat mir die Perücke zukommen lassen. Ich weiß nicht, ob es wirklich Haverings Perücke ist. Ich habe auch nicht nachgefragt. Ich dachte, wir könnten ihn austricksen und das hat ja auch geklappt.“ Julia stand kerzengerade da.
„Wer ist dieser Informant?“, knurrte Morris.
„Das kann ich Ihnen nicht sagen, Sir. Ich habe ihm versprochen, seine Identität geheim zu halten. Ich kann Ihnen aber versichern, dass dieses Haarteil auf keinen Fall illegal in unsere Hände gelangt ist.“
„Julia, Sie haben sich damit in eine extrem brenzlige Situation gebracht. Ich lass es Ihnen noch einmal durchgehen, weil Sie hier neu sind. Sollte aber noch einmal etwas in dieser Art vorfallen, ist es mir egal, ob sie erst seit zwei Tagen oder seit zwei Jahren hier arbeiten.Diese Vorgehensweise wird hier nicht geduldet. Haben Sie mich verstanden?“
„Ja, Sir.“ Julia nickte, drehte sich um und verließ das Büro.


***



Julia setzte sich an ihren Schreibtisch und begann damit, den Bericht über Haverings Geständnis zu verfassen. Einige Minuten später stand Sean vor dem Schreibtisch. Etwas unsicher sah er sie an.

„Julia, ich...“
Seine Partnerin hob ihren Blick vom Monitor und blickte ihn eisig an.
„Danke.“ Sean setzte sich auf seinen Stuhl und blätterte in einer Akte. Julia starrte ihn noch einen Augenblick lang an und widmete sich dann wieder ihrem Computer. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen.


Zuletzt von Jazz About am Do Jan 05, 2012 8:25 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: [Virtual Series] Sentiment Crime   [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeMi Jan 04, 2012 11:29 am

Der Geruch von Keksen und Tee hat mich hergelockt
die Story hat mich festgehalten zwinker

Es ist so was ganz anderes als die andere Geschichte - lange nicht so... berührend.
Aber unterhaltsam.

Der erste Teil hat mich total an "Bad Boys" oder "The other guys" erinnert. Super geschafft, das ganze zwar amüsant, aber nicht lächerlich rübergebracht.
Ein schmaler Grad


Irgendwie mag ich den STil, in dem du schreibst. Manchmal ist es echt schwer, eine Geschichte zu lesen. Nicht wegen dem Inhalt oder ähnlichem.
Der Stil - entweder man kann sich mit dem Stil anfreunden, oder nicht.
Wenn nicht, ließt man nicht mehr als zwei Absätze.

Darf ich auf eine Fortsetzung hoffen? froh
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[Virtual Series] Sentiment Crime Empty
BeitragThema: S1E3 - Tödliche Kunst    [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeDo Jan 05, 2012 8:22 am

Da isse ja! *Phar Lap Tee nachschenkt* zwinker Toll, dass du hierher gefunden und mal reingelesen hast up Jep, diese Geschichte ist etwas ganz anderes, als die erste und meine persönliche Herausforderung lag darin, dass ich keine Crime Serien schaue Zunge Es war teilweise also wirklich schwer für mich, eine Story erfinden und schreiben zu müssen. kaputtlach Aber es hat dann doch gut geklappt. Und natürlich gibt es noch mehr Folgen - sehr viel mehr! Aber hier erstmal Folge 3. Also, viel Spaß weiterhin froh

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S1E3 - Tödliche Kunst

[Virtual Series] Sentiment Crime Sentimentcrime

CastS1E03:
Wentworth Miller - Sean Grant (Detective)
Michelle Monaghan - Julia Morgan (Detective)
Jack Nicholson - William Morris (Chef von Sean und Eric)
Charisma Carpenter - Dr. Christina Stern – Spitzname Chris (Gerichtsmedizinerin)
Andrea Parker - Laura Sullivan (Opfer)
Thomas Gibson - Steven Sullivan (Ehemann)
Jamie LLoyd - Ben Miles (Arbeitskollege)



Das Gelände um die Kunstgalerie war weiträumig abgesperrt; mehrere Polizeiwagen sowie der Leichenbeschauer waren schon vor Ort, als Julia ankam. Eben wollte sie einen der Polizisten, die die Schaulustigen fernhielten fragen, ob Sean schon da war, als sie einen schnittigen, roten Sportwagen im Augenwinkel wahrnahm. Die Beifahrertür öffnete sich und Sean kletterte heraus, nachdem er sich ausgiebig von der blonden Schönheit am Steuer verabschiedet hatte. Genervt rollte Julia mit den Augen. Wie es aussah, hatte sie ihren neuen Kollegen richtig eingeschätzt.

„Was haben wir hier?“ Sean balancierte zwei Kaffeebecher in der rechten Hand, während er mit der linken das Absperrband hochhob, um darunter durchzuschlüpfen.

Julia verkniff sich jeglichen Kommentar und las von ihrem Block ab, was sie an Informationen von William erhalten hatte.

„Weibliche weiße Frau, wurde heute Morgen um sechs Uhr vom Reinigungspersonal tot aufgefunden. Vermutlich handelt es sich um die Galeriebesitzerin Laura Sullivan. Wahrscheinliche Todesursache Sturz aus zehn Metern Höhe. Genaueres kann man erst nach der Obduktion sagen.“

„Selbstmord?“ Sean drückte Julia einen Kaffeebecher in die Hand und geleitete sie dann am Ellbogen, um eine Regenpfütze herum, zum Eingang der Galerie.
Überrascht ließ Julia dies mit sich geschehen. Sie wurde aus Sean einfach nicht schlau, einerseits nahm er alles so locker, fast schon zu locker und andererseits war er so aufmerksam, ihr Kaffee mitzubringen oder sie um eine Pfütze herumzuführen. Fast unmerklich schüttelte sie kurz den Kopf und konzentrierte sich dann wieder auf das Geschehen.

„Die Spurensicherung und der Gerichtsmediziner sind schon vor Ort“, informierte sie ihren Partner.

„Hey Chris, schön, dich zu sehen, was sagst du, Selbstmord oder Mord?“, rief Sean der Frau, die neben der Leiche kniete, zu, als sie den Parkplatz, auf dem die Galeriebesitzerin gefunden worden war, erreichten.

„Sean Grant, charmant wie eh und je“, die junge Frau erhob sich und küsste Sean auf die Wange. Julia verfolgte die Szene mit skeptischem Blick.

„Du kennst mich doch“, zwinkerte Sean, wandte sich dann leicht zu Julia um und zog sie näher. „Darf ich dir meine...Julia Morgan vorstellen, wir arbeiten zusammen - Julia, das ist Dr. Christina Stern, die Gerichtsmedizinerin.“ Das Wort Partnerin wollte ihm einfach nicht über die Lippen gehen, sein Partner war Eric gewesen und würde es auch immer bleiben.

„Nett sie kennen zu lernen.“ Chris bedachte Julia mit einem warmen Lächeln, welches Julia erwiderte. Die beiden Frauen waren sich auf Anhieb sympathisch.

„Also?“, hakte Sean nach.
„Du weißt, dass ich Genaueres immer erst nach einer Obduktion sagen kann, die Quetschungen an beiden Oberarmen deuten jedoch auf Fremdeinwirkung hin. Ob diese mit dem Tod in Verbindung stehen…tja mein Großer, das herauszufinden, ist, Gott sei Dank, dein Job.“ Chris grinste Sean an und bedeutete dann den beiden Assistenten der Gerichtsmedizin, die Leiche in den Leichenwagen zu bringen.

Sean und Julia sahen sich erst einmal genauer in den Räumlichkeiten um. Als sie gerade die Empore, von der das Opfer gestürzt war, erreicht hatten, wurde es unten in der Halle laut.

„Ich geh mal nachsehen“, murmelte Sean und machte sich dann auf den Weg zu einem Mann um die Vierzig, der sich unbedingt Zugang zum Tatort verschaffen wollte.

„Gibt es ein Problem?“, wollte er von dem Polizisten wissen, der den Mann aufhielt.
„Ich bin Steven Sullivan, der Ehemann der Eigentümerin, was ist hier passiert? Wo ist meine Frau?“ Mister Sullivan stürzte regelrecht auf Sean zu.

Sean stöhnte innerlich auf, er hasste es, einem Familienmitglied sagen zu müssen, dass der Angehörige tot war.
„Mister Sullivan, es tut mir leid, Ihnen sagen zu müssen, dass Ihre Frau heute Morgen tot aufgefunden wurde.“ Wie erwartet reagierte der Mann völlig entsetzt und brach dann regelrecht zusammen.


***



Stunden später erreichten Julia und Sean ihr Büro.
„Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber mein Riecher sagt mir, dass an der Sache etwas faul ist, Selbstmord war das auf keinen Fall.“ Sean entfernte das Magazin aus seiner Pistole und legte es dann zusammen mit der Waffe in seine Schreibtischschublade.

Julia folgte seinem Beispiel und hängte danach ihren Blazer ordentlich an die Garderobe.

„Wenn man dem Glauben schenken darf, was die Kellnerin des Cateringservices beobachtet hat, hat sich Laura Sullivan gestern Abend während der Ausstellung sowohl mit ihrem Mann, als auch mit einem uns bisher noch unbekannten Mann gestritten. Die Angestellte der Galerie hat dies zwar nicht bestätigt, aber bei – wie sie sagt – 200 geladenen Gästen ist es durchaus möglich, nicht alles mitzubekommen. Das wird uns Tage kosten, die ganzen Leute zu befragen und zu überprüfen“, stellte Julia fest und begann gleich darauf, eine To-Do-Liste mit ihrem Computer zu erstellen, sowie die Notizen feinsäuberlich abzutippen.

Sean fläzte sich derweil in seinen Sessel und sah ihr mehr oder minder amüsiert zu.
„Was tust du da eigentlich?“, wollte er dann wissen, das Lachen in seiner Stimme konnte er nur mit äußerster Willenskraft zurückhalten.

„Das nennt man logisches Vorgehen, du solltest es auch mal versuchen“, gab Julia todernst zurück. In diesem Moment fiel ihr das erste Mal auf, dass Sean sie duzte und sie das automatisch erwiderte. Wann waren sie vom Sie abgekommen? Hatte sie etwas verpasst?



***



Den restlichen Tag verbrachten beide damit, die Videoaufnahmen, die während der Vernissage entstanden waren, zu überprüfen. Dabei stellte sich heraus, dass die Kellnerin Recht hatte und Laura Sullivan sich sowohl mit ihrem Mann, als auch mit einem Künstler namens Ben Miles gestritten hatte.
Ihre Recherchen ergaben, dass dieser Ben Miles offenbar ein von Laura stark geförderter junger Künstler war. Die Angestellte der Galerie sagte aus, dass sie sich den Streit nicht erklären konnte, da zwischen Julia und Ben immer ein ausgesprochen gutes Verhältnis geherrscht hatte.

Julia und Sean beschlossen, den Mann aufzusuchen und persönlich zu befragen, immerhin war er nun einer der Hauptverdächtigen.

Während der Infinity durch die Straßen schoss und Julia zum wiederholten Male ihr Leben an sich vorbeiziehen sah, ließ Sean seinen Spekulationen freien Lauf.

„Das Opfer war äußerst beliebt, die Galerie lief hervorragend, es gab keinerlei Eheprobleme – zumindest keine, von denen wir erfahren haben – auf der Vernissage hat sie sich benommen wie immer. Als die letzten Gäste gegen zwei Uhr morgens gegangen sind, hat sie noch gelebt, der Todeszeitpunkt liegt also zwischen zwei und sechs Uhr morgens. Aufgrund des gerichtsmedizinischen Berichts können wir den Zeitraum sogar auf zwei Stunden, nämlich zwischen zwei und vier Uhr morgens, beschränken.“

Während seiner Ausführungen zeigte sich Seans großes Vertrauen in seinen Wagen, anders ließ es sich nicht erklären, dass sein Blick fast nie auf die Straße gerichtet war.

„Ihr Mann hat die Party schon gegen 23 Uhr verlassen und Ben Miles wurde nach Null Uhr auch nicht mehr gesehen, das heißt, dass keiner unserer beiden Hauptverdächtigen noch anwesend war“, ergänzte Julia atemlos, kniff dann die Augen zusammen und drückte sich tiefer in ihren Sitz.

Sean warf ihr einen genervten Seitenblick zu, typisch Frau, Eric hätte schon lange einen Kommentar zu seinem Fahrstil abgegeben oder ihn aber angestachelt, noch waghalsiger zu fahren. Julia verkniff sich jeden Kommentar und litt still vor sich hin. Kurz überlegte er, ihr zuliebe zivilisierter zu fahren, entschied sich dann aber dagegen. Sie musste sich daran gewöhnen.

An der Wohnung von Ben Miles trafen die beiden niemanden an. Ein neugieriger Nachbar vermutete, dass er unterwegs zur Galerie sei, da er beobachtet hatte, wie Ben einige Gemälde in sein Auto geladen hatte.
„Gut, dann fahren wir zu Galerie, mit etwas Glück treffen wir dort auch Mister Sullivan an.“
Sean schlug den Weg zurück zum Parkplatz ein und warf dabei den Autoschüssel spielerisch in die Höhe. Julia nutzte die Gelegenheit und fing ihn elegant auf.

„Hey! Was soll das denn?“ Sean zog eine Augenbraue hoch und beobachtete, wie Julia auf der Fahrerseite des SUV einstieg.
„Ich habe vor, noch länger zu leben, was bedeutet, dass ab jetzt ich fahre!“, informierte sie ihn trocken. Sean war im ersten Moment sprachlos, er wollte am liebsten seinem ersten Impuls folgen und sie aus dem Wagen ziehen, als Julia den Motor startete und den Infinity anrollen ließ. Grummelnd ließ er sich schließlich auf den Beifahrersitz fallen.

Eine halbe Stunde und mehrere Frotzeleien über Julias Fahrstil später kam das Duo endlich bei der Galerie an. Schon auf dem Parkplatz sah er einen jungen Mann, der mehrere Bilder zur Galerie schleppte.

„Guten Tag, sind sie Ben Miles?“, grüßte Sean nachdem er ausgestiegen war.
„Ja, der bin ich. Kennen wir uns?“ Ben reichte Sean die Hand und grüßte auch Julia freundlich.
‚Sympathisch’, befand Julia in Gedanken.
„Wenn Sie in die Galerie wollen, die ist zu. Ich hoffe, dass Laura nur kurz weg ist, sonst muss ich meine Bilder am Ende wieder einladen“, deutete Ben auf den Stapel Gemälde, die sich neben der Eingangstür auftürmten.

„Mister Miles, es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber Laura Sullivan ist letzte Nacht verstorben.“ Julia versuchte die Neuigkeit so behutsam wie möglich zu überbringen.
„Was?“ Ben wirkte ehrlich überrascht und geschockt.
„Aber, was ist denn passiert?“

Ehe Julia oder Sean antworten konnten, fuhr ein weiteres Auto auf den Parkplatz und Steven Sullivan stieg aus.
„Guten Tag“, grüßte er die Detectives und wandte sich dann an Ben:
„Du kannst deine Bilder gleich wieder einpacken, ich habe dir heute Morgen schon gesagt, dass die Galerie bis auf Weiteres geschlossen ist, zudem wollte Laura keine weiteren Bilder von dir mehr kaufen.“

Sowohl Julia als auch Sean hörten interessiert zu. Eben hatte Ben noch den Eindruck erweckt, als wüsste er von nichts, nun stellte sich heraus, dass er am Morgen mit dem Ehemann der Verstorbenen gesprochen hatte?
Die zwei warfen sich einen Blick zu und Sean nickte unmerklich.

„Mister Sullivan, schön Sie hier anzutreffen, ich habe da noch ein paar Fragen“, schon führte Sean den Mann weg.
Julia hakte bei Ben nach, wann der Gemäldekauf vereinbart worden war und befragte ihn dann auch zum Abend der Vernissage.

Fast eine Stunde später stiegen Sean und Julia wieder ins Auto. Nach einer kurzen Diskussion, wer von beiden fahren würde, bei der Sean gewann, allerdings nur nach dem Versprechen, vorsichtiger zu fahren, setzten sie den jeweils anderen ins Bild.

„Ben Miles hat für die Tatzeit ein Alibi. Er gibt an, die Galerie um kurz nach Mitternacht verlassen zu haben und dann zu einem Freund gefahren zu sein, die beiden hätten die Nacht hindurch gepokert – der Freund wohnt in den Hamptons – also über eine Autostunde entfernt. Natürlich müssen wir das Alibi noch überprüfen.“ Julia klappte ihren Block zu.

„Von Mister Sullivan habe ich auch in paar interessante Sachen erfahren. Als wir vorhin diesem Miles von Laura Sullivans Tod erzählt haben, schien er doch sehr...überrascht...“ Das Wort „überrascht“ betonte Sean nicht nur besonders stark, sondern zeichnete mit den Händen dabei auch noch ein paar Gänsefüßchen in die Luft, um Julia seine Ansicht eindrucksvoller darzulegen.
Alles, was er jedoch als Antwort bekam, war ein panischer Aufschrei, der aber nicht seiner genialen Kombinationsgabe galt, sondern dem nun verwaisten Lenkrad ihres Wagens, das Julia blitzschnell mit ihrer linken Hand gepackt hatte und fest umklammert hielt.

Nachdem Sean belustigt den Kopf schüttelnd das Steuer wieder übernommen hatte, setzte er seinen Bericht fort: „Jedenfalls laut Steven Sullivan wusste Miles schon seit ihrem Telefonat heute Morgen, dass die Galerie bis auf Weiteres aufgrund des Todes seiner Frau geschlossen ist.“

„Das ist wirklich mehr als merkwürdig, dabei macht er so einen netten Eindruck – schau auf die Straße!“ Julia sog scharf die Luft ein, als Sean gerade eben so an einem LKW vorbeizog.

„Völlig richtig, morgen früh werden wir als Erstes das Alibi überprüfen, zudem hat Sullivan erwähnt, dass seine Frau sich von Miles als Künstler trennen wollte, seine Bilder hatten wohl nicht mehr die Qualität, die genug Kunden anzieht“, erzählte Sean weiter und bog dann mit unverminderter Geschwindigkeit scharf in die Abfahrt zur Dienststelle ein. Julia quittierte dies mit einem Quietschen.



***



Am nächsten Morgen erwartete Julia schon ein junger Mann, als sie ihr Büro betrat.
„Guten Morgen, kann ich ihnen helfen?“
„Sind sie Detective Morgan? Mein Name ist Jason Browder. Ben Miles hat mich darum gebeten, mich bei Ihnen zu melden“
„Ich bin Julia Morgen, warum genau sollten Sie sich mit mir in Verbindung setzen?“ Julia hatte zwar schon einen leisen Verdacht, wollte diesen aber gerne bestätigt bekommen.
„Ben hat mir gesagt, dass Sie sicherlich mit mir sprechen möchten, weil vorletzte Nacht, als wir gepokert haben, jemand umgebracht worden ist. Er meinte, dass er wohl ein Verdächtiger sei, aber hören Sie, das ist völlig unsinnig, Ben könnte niemandem etwas zuleide tun“, sprudelte ihr Besucher auch gleich heraus.
„Dann nehmen Sie doch erstmal Platz.“

Die nächste halbe Stunde verbrachte Julia damit, die Aussage von Jason Browder zu Protokoll zu nehmen. Als Sean ankam, verließ der junge Mann gerade wieder das Büro.

„Aber hallo! Herrenbesuch?“ Sean zwinkerte Julia schelmisch zu und stellte dann einen Kaffeebecher auf ihrem Schreibtisch ab.
„Ja, Besuch von einem männlichen ZEUGEN“, schoss Julia zurück, bereute ihren harschen Ton aber schon gleich darauf, als er ihr den Kaffeebecher auf den Schreibtisch stellte. Wurde das jetzt zur Gewohnheit, dass er ihr jeden Tag Kaffee brachte? Wenn sie ehrlich war, könnte sie sich daran gewöhnen.

„Ein Zeuge?“ Sean wurde hellhörig, während er seinen Computer hochfuhr, seine Waffe sicherte und in die Schublade legte. Dann zog er seinen Pullover aus und schielte neugierig zu ihr hinüber.

Julias Mund wurde trocken. War es die ganze Zeit schon so warm gewesen im Büro? Hastig nahm sie einen Schluck Kaffee und verbrannte sich prompt die Zunge.
„Heiß“, keuchte sie und zog gierig kühle Luft ein.

„Hat Kaffee so an sich“, lachte Sean und sah sie dann weiter unverwandt an.
„Ach so ja, das eben war Ben Miles Alibi.“ Julia drehte sich von Sean weg und klemmte die Zunge ganz unelegant zwischen die Zähne. Das würde eine Brandblase geben, allem Gefühl nach.

„Ich wusste gar nicht, dass du so früh einen Termin ausgemacht hast? Ich dachte, wir wollten heute in die Hamptons fahren.
„Ja, so war das auch geplant“, lispelte Julia, „aber als ich heute Morgen hier ankam, wartete er schon auf mich, mit der Begründung, Ben Miles hätte ihn darum gebeten.“ Julia kämpfte ernstlich mit den Tränen, die ihr in die Augen stiegen. Verdammt, sonst war sie doch auch nicht so zimperlich, blöder Kaffee!

„Das habe ich ja noch nie gehört, dass ein Verdächtiger sein Alibi bei uns vorbeischickt, sehr ungewöhnlich!“, bemerkte Sean, während er lässig um seinen Schreibtisch herum kam und fast nebenbei eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank nahm, um sie bei Julia auf den Schreibtisch zu stellen.

Julia nahm die Flasche dankbar entgegen und nahm erleichtert etwas von der kalten Flüssigkeit in den Mund – warum war sie nicht auf die Idee gekommen?

Einige Zeit schwiegen beide und hingen ihren Gedanken nach, Julia führte ein paar Telefonate und legte schließlich ihren Kugelschreiber hin.

„Ich habe jetzt mit sämtlichen Freunden und Verwandten des Opfers gesprochen. Durch die Bank weg sagen alle, dass die Sullivans geradezu ein Vorzeigeehepaar waren. Ich weiß, dass es oft bei denen am schlimmsten ist, aber ganz gleich, mit wem ich gesprochen habe, alle sind wirklich überzeugt, dass die zwei sich geliebt haben. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Steven Sullivan seine Frau umgebracht hat. Es gibt keinerlei Motiv, sie hatten weder Geldsorgen noch sonstige Probleme“, schloss sie ihren kleinen Monolog.

„Ich bin zum gleichen Schluss wie du gekommen. Geschäftspartner, Banken und so weiter, überall war alles in Ordnung, das Ehepaar trat immer geschlossen auf, war überall äußerst beliebt. Ich denke, wir sollten uns auf diesen Ben Miles konzentrieren. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass an der Sache etwas faul ist, warum hat er uns gegenüber so getan, als wisse er nichts von Laura Sullivans Tod, obwohl der Ehemann ihm diese Auskunft schon am frühen Morgen gegeben hatte, warum schickt er uns sein Alibi vorbei? Wenn er sich keiner Schuld bewusst wäre, würde er das nicht tun“, energisch öffnete Sean seinen Schreibtisch, steckte seine Pistole ins Holster und griff nach seinem Pullover und seiner Jacke.

„Komm, wir machen einen Ausflug in die Hamptons, ich habe mir sagen lassen, um diese Jahreszeit soll es dort wundervoll sein.“ Sean imitierte einen hochnäsigen Tonfall und wackelte auffordernd mit der Augenbraue.

Julia musste lachen, griff aber ebenfalls nach Pistole und Jacke.
„Ich fahre!“, stellte sie gleich klar.
„Keine Chance Lady, ich will heute noch dort ankommen“, erwiderte Sean und klimperte mit den Schlüsseln in seiner Hand.



***



Eine knappe Stunde später umrundeten beide das Haus von Jason Browder. Offenbar war niemand zuhause.
„Das war dann wohl nichts“, seufzte Julia, die gehofft hatte, ein gutes Stück weiter zu kommen.

„Wer sagt das?“, grinste Sean plötzlich und machte sich fröhlich pfeifend zum Nachbarhaus auf. Julia folgte ihm mit fragendem Blick.



***



„Mr. Miles, sie sind verhaftet. Sie stehen in dem dringenden Tatverdacht, Mrs. Laura Sullivan ermordet zu haben, alles, was sie sagen, kann gegen sie verwendet werden, ihnen steht das Recht zu, einen Anwalt…….“ Sean drückte den jungen Künstler an die Wand und ließ die Handschellen zuschnappen.

„Ich habe ein Alibi, sie können mir nichts beweisen“, brüllte Ben Miles und ließ sich nur mit äußerstem Widerwillen ins Auto bugsieren.

Auf dem Revier angekommen, dauerte es noch Stunden, ehe ein Geständnis aus dem jungen Künstler herauszuholen war, den Beweisen, die ihm vorgelegt wurden, konnte er jedoch nichts entgegensetzen.

Während sie in den Hamptons gewesen waren, war Sean etwas aufgefallen. Jedes der Grundstücke hatte die neueste Technik an Alarmanlagen, so auch das Nachbargrundstück. Eine der Kameras war so aufgestellt, dass der Winkel auch die Zufahrt zum Haus von Jason Browder abdeckte. Anhand des Videomaterials hatten sie herausgefunden, dass Ben Miles in dieser Nacht nicht bei Browder gewesen war. Mit diesem Wissen konfrontiert, verstrickte sich Ben Miles immer mehr in Lügen, bis er schließlich zugab, nachts noch einmal in der Galerie gewesen zu sein.

Er wollte nur mit Laura reden, das beteuerte er immer wieder. Aus dem Gespräch heraus entstand eine Rangelei, aber er habe sie niemals umbringen wollen, es war alles nur ein dummer Unfall gewesen. Sie hatten oben auf dem Balkon gestanden, als Laura sich von ihm losgerissen hatte. Bei dem hastigen Schritt nach hinten hatte sich ihr Schuh in dem bodenlangen Kleid verfangen und sie war ins Straucheln geraten. Dabei war sie so unglücklich hintenüber gekippt, dass sie über die Brüstung gestürzt war.
Auf die Frage, warum er nicht die Polizei und einen Krankenwagen gerufen habe, gab der Künstler an, Angst gehabt zu haben, zudem war Laura ohnehin tot gewesen und somit hätte es ihr nichts mehr geholfen.
Julia und Sean konnten über soviel Unverständnis nur den Kopf schütteln.



***



Müde und abgerackert schleppte sich Julia schließlich die letzten Schritte in ihr Büro. Es war mittlerweile 21 Uhr und sie hatte seit heute Morgen nichts mehr gegessen, ihre Füße brachten sie um und wenn sie nur noch einen Bericht schreiben müsste, würde sie schreien..
„Keine Kommentare bitte!“ Mit geschlossenen Augen ließ sie sich in ihren Sessel fallen.

Sean schloss den Mund wieder. Verdammt, sie war erst seit ein paar Wochen seine Partnerin und doch konnte sie ihn so gut einschätzen. Seine Partnerin - hatte er das gerade eben wirklich gedacht? Bilder von Eric zogen an seinem inneren Auge vorbei, Bilder aus glücklichen Zeiten. Sie würde Eric nie ersetzen können, aber das war auch nicht ihre Absicht, das sah er nun ein. Er gab sich einen Ruck und erhob sich.

„Na komm!“ Wie so oft in den letzten Tagen griff er nach ihrer Jacke und streckte dann auffordernd den Arm aus, um ihr zu bedeuten, sich aus dem Sessel zu erheben.

„Wohin denn jetzt noch? Sean ich bin fertig, ich will nur noch etwas essen und dann ins Bett.“ Julia sah ihn erschöpft an.
„Mir geht es nicht anders und genau ersteres werden wir jetzt tun. Komm Partner, ich lade dich auf ne Pizza ein.“

Ein kaum merkliches Lächeln stahl sich auf Julias Gesicht, schnell schaltete sie ihren Computer aus und folgte Sean nach draußen.
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BeitragThema: Re: [Virtual Series] Sentiment Crime   [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeDo Jan 05, 2012 9:48 am

Ach
daran könnte ich mich gewöhnen! Jeden Abend bei einem schöne Capuccino eine weitere deiner Storys lesen, das hat schon was zwinker

Was mich hier ein bisschen überfordert hat, war die Wendung kurz vor der Verhaftung. Das werd ich wohl nochmal durchlesen müssen.

Wo veröffentlichst du eigentlich noch?

Und sorry, dass ich schon wieder da bin, aber mir war langweilig und da dacht ich: schreib der Jazz doch einfach mal wieder up
(MCLeods forever übrigens - hab alle Staffeln auf DVD)
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BeitragThema: Re: [Virtual Series] Sentiment Crime   [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeFr Jan 06, 2012 10:26 pm

*nen weiteren Capu überreicht*. Hier ist wieder ein wenig Stoff zum lesen Zunge Was die Wendung angeht: Die Geschichte ist nicht durchgängig in demselben Stil geschrieben - daher vielleicht auch deine Verwunderung über die Wendung. Es war etwas zusammen geknüppelt, aber keine Sorge, das ist nicht immer so. Das macht das Ganze etwas interessanter: Auf nichts ist Verlass, noch nicht einmal auf den Schreibstil des Autors ^^

Ich veröffentliche sonst nirgendwo. Diese virtuelle Serie ist 2008 nur in meinem eigenen Forum erschienen und sonst nirgends.

Du, ich freu mich doch, dass du da bist!!! Kuss


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S1E4 - Schatten


[Virtual Series] Sentiment Crime Sentimentcrime

CastS1E04:
Wentworth Miller - Sean Grant (Detective)
Michelle Monaghan - Julia Morgan (Detective)
Mary Louise Parker - Mary-Ann Morgan (Julia´s Mutter)
Balthazar Getty - Barry McGreen (FBI Agent)
Soundtrack: Schlussszene – Diana Krall ‘Departure Bay’


Die Blutlache wurde immer größer. Julia stand starr vor Angst in der Mitte des Schlafzimmers und war nicht im Stande, vernünftig zu denken. Alles, was sie sah, war Blut. Alles, woran sie denken konnte, war Blut.

Vor Julias Füßen lag eine Frau Ende 30. Die Augen und der Mund waren weit aufgerissen, als hätte sie nicht glauben können, was gleich mit ihr passiert. Das lange, schwarze Haar umrahmte ihr wunderschönes Gesicht. Julia blickte an sich herunter. Ihre nackten Füße standen mitten in der Lache, ihre Pyjamahose war fast komplett von Blut durchtränkt. Zitternd hob sie ihre Hände und starrte sie an. Auch sie waren über und über rot. Julia riss den Mund auf, aber es kam kein Ton heraus. Sie wollte schreien, aber sie konnte nicht.

Im Augenwinkel bemerkte sie, wie sich etwas bewegte. Ein Schatten, der lautlos durch das Zimmer glitt. Julia hielt angsterfüllt den Atem an. In der Dunkelheit konnte sie nicht ausmachen, ob tatsächlich jemand da war oder ob ihre Fantasie ihr einen Streich gespielt hatte. Sie kniff die Augen zusammen und lauschte. Nichts war zu hören. Julias Blick fiel wieder auf die Frau zurück. Das Adrenalin schoss durch ihre Adern, ihr Herz klopfte immer schneller. Sie wollte sich gerade umdrehen und weglaufen, als sich plötzlich zwei Hände um ihren Hals legten und zudrückten.

Schreiend und schweißgebadet wachte Julia auf. Ihr Kopfkissen war völlig durchnässt. Ihre Haare klebten im Gesicht und ihr Atem ging stoßweise. Panisch griff sie nach dem Schalter ihrer Nachtischlampe und machte das Licht an. Obwohl sie die Helligkeit etwas beruhigte, war sie noch immer aufgewühlt.
Es war wieder dieser Traum. Dieser eine Traum, der immer wiederkehrte und Julias Nächte zur Qual machte. Er würde nie aufhören, wenn sie nicht etwas dagegen unternehmen würde. Julia fuhr sich durch die Haare und atmete tief durch.
„Damit ist jetzt Schluss“, sagte sie fest entschlossen zu sich selbst.


***


„Meine Güte, du hast aber auch schon mal besser ausgesehen.“ Sean stellte sich vor Julias Schreibtisch und grinste sie anzüglich an.
„Lange Nacht gehabt, was?“
„Ja. Was auch immer“, murmelte Julia abwesend und starrte auf ihren Computer.
Sean ging um den Schreibtisch herum und stellte neben ihrer Tastatur einen Becher Kaffee ab.
„Hier, damit du wacher...“
Noch bevor er den Satz beenden konnte, hatte Julia den Becher ergriffen und einen Schluck getrunken.


Sean runzelte die Stirn. Das kannte er nicht von seiner Partnerin. Obwohl sie erst seit Kurzem zusammen arbeiteten, war er sich sicher, dass er sie schon gut einschätzen konnte. Er warf einen Blick auf ihren Computer.
Auf dem Monitor waren ältere Zeitungsartikel zu sehen, die, soweit er das beurteilen konnte, alle über ein und denselben Mordfall berichteten.
„Neuer Fall?“, fragte er.
Julia schüttelte wortlos den Kopf. Sie klickte die einzelnen Fenster an und schloss sie. Dann drehte sie sich zu ihrem Kollegen um.
„Bis jetzt ist nicht viel los, oder? Meinst du, ich könnte mal... ähm... zum Friseur fahren? Ich hab heute Abend... äh... eine Verabredung.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, stand sie auf, schaltete ihren Computer aus und zog sich ihren Blazer an. Sie nickte Sean kurz zu und verließ dann eilig das Büro.

Verwundert sah Sean ihr nach.
Zum Friseur?
Während der Arbeitszeit?
Wegen einer Verabredung?
Julia?

Der Detective schaltete ihren Computer wieder an und holte mit einem Klick die Artikel wieder aus der Versenkung. Schnell überflog er sie. Dann schnappte er sich ebenfalls seine Jacke und rannte hinter seiner Partnerin hinterher.




***




Unauffällig folgte Sean ihr durch die Eingangshalle. Er hätte aber auch genauso gut in einem Schottenrock auf einem Elefanten reiten und dabei die amerikanische Nationalhymne singen können, Julia hätte ihn einfach nicht bemerkt, so sehr war sie in Gedanken versunken.
Sean lief zu seinem Auto, das er direkt vor dem Eingang des Departments geparkt hatte. Er setzte sich hinein, duckte sich und wartete, bis Julia in ihrem Chrysler vorbeifuhr. Dann drehte er den Zündschlüssel um und folgte ihr mit einigem Abstand.

Sean folgte seiner Partnerin quer durch New York. Anfangs hatte er noch befürchtet, dass sie ihn entdecken würde. Diese Sorge war aber völlig unbegründet, denn Julia schien sich für nichts und niemanden zu interessieren. Zielstrebig fuhr sie durch die Straßen, passierte die Williamsburg Bridge und hielt schließlich nach einer guten halben Stunde vor dem Polizeirevier des 107. Bezirks am Parsons Boulevard in Queens.
Sean stellte seinen Wagen am Straßenrand ab und beobachtete, wie Julia im Eingang des Gebäudes verschwand. Er sah auf seine Uhr und machte es sich dann im Sitz gemütlich. Kurze Zeit später klingelte sein Telefon.
„Grant?“, meldete sich Sean und sah aus dem Seitenfenster.
„Wo zum Teufel stecken Sie, Grant?“
Sean setzte sich in eine aufrechte Position.
„William! Ich bin... ähm... etwas auf der Spur.“
„Welcher Fall?“
„Noch keiner, aber vielleicht könnte es einer werden.“ Sean rieb sich über die Augen.
„Hm“, brummte William. „Und Morgan?“
„Sie ist bei mir“, antwortete Sean mit fester Stimme.
„Gut. Dann melden Sie sich bei mir, sobald Sie fertig sind. Und ich warne Sie, Sean, wenn ich herausfinde, dass Sie Ihrem Privatvergnügen nachgegangen sind, können Sie sich auf etwas gefasst machen!“ Morris legte auf.
Sean rutschte wieder in seinen Sitz zurück und beobachtete den Eingang vom 107. Revier.
„Ich hoffe, du weißt, was du tust, Julia“, murmelte er.



***



40 Minuten später kam Julia wieder aus dem Gebäude. Unter ihrem Arm trug sie eine dicke Akte. Sean sprang aus seinem Wagen und überquerte die Straße. Während Julia gedankenverloren zu ihrem Chrysler ging, holte Sean sie mit großen Schritten ein.
„Der Schnitt gefällt mir aber gar nicht“, sagte er, als Julia gerade in ihrer Tasche nach dem Autoschlüssel suchte. Erschrocken fuhr Julia herum und starrte ihren Partner mit weit aufgerissenen Augen an.
„Was machst du hier?“, fragte sie, nachdem sie sich wieder gefangen hatte.
„Die Frage ist doch eher, was du hier tust, oder nicht?“, gab Sean mit zusammengekniffenen Augen zurück.
Julia sah ihn für einen Moment ausdruckslos an. Dann drehte sie sich wieder zu ihrem Wagen um.
„Privatsache“, sagte sie dabei.
„Julia, auch wenn es dir nicht gefällt, aber wir sind Partner. Partner vertrauen einander. Anders geht das nicht.“
„Dann vertrau mir, Starsky und fahr wieder zurück ins Department.“ Julia schloss die Tür auf und setzte sich ins Auto.
„Nein, vergiss es. Du wirst mir schon erzählen müssen, was los ist. Ich hab für dich Morris angelogen...“
Julia zog eine Augenbraue hoch und lächelte ihn zynisch an.
„Oh, du Rebell!“
Sean verdrehte die Augen und sah einen Augenblick lang über den Wagen. Dann wandte er sich wieder an seine Kollegin.
„Hör zu, ich häng da jetzt mit drin. Also entweder, du sagst mir freiwillig was los ist, oder ich besorg mir die Informationen auf meine Art.“
Julia legte ihre Hände akkurat auf das Lenkrad und atmete tief durch.
„Also?“, fragte Sean sanft.
„Also gut.“ Julia stieg wieder aus dem Wagen, steckte die Akte, die auf dem Beifahrersitz gelegen hatte, in ihre Tasche und schloss die Tür ab.

„Lass uns reden“, sagte sie und ging los.
Sean guckte ihr hinterher.
„Wie ich diesen Satz hasse.“ Dann setzte er sich in Bewegung.




***




„Ich suche jemanden,“ begann Julia und stellte ihre Tasse ab. Die beiden Detectives saßen in einem kleinen Café an der Main Street, ein paar Blocks vom Parsons Boulevard entfernt. Fragend sah Sean sie an, sagte aber nichts. Er wollte sie nicht drängen.
Seine Partnerin starrte gedankenverloren auf die Straße.
„Es ist... kompliziert“, fuhr sie fort, „weil ich nicht weiß, nach wem ich suche.“
Sean trank einen Schluck und lehnte sich dann zurück. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie an.
„Was soll das heißen, du weißt nicht, wen du suchst?“
Julia betrachtete ihre Tasse, holte dann die Akte aus ihrer Tasche und legte sie auf den Tisch.


„Es war am 23. Juni 1995. Ich war 17. Ich bin gegen drei Uhr nachts wach geworden, weil ich Durst hatte. Ich hatte damals noch bei meiner Mutter gewohnt. Mein Vater hat ein paar Jahre zuvor die Familie verlassen.“ Julia machte eine Pause und atmete tief ein.
„Wie dem auch sei, ich bin aufgestanden und in die Küche gegangen. Plötzlich habe ich ein Geräusch gehört. Von oben. Ich bin langsam die Treppe hinauf gegangen. Irgendwie hab ich gefühlt, dass etwas nicht stimmte. Die Schlafzimmertür meiner Mutter stand etwas offen. Das war ziemlich ungewöhnlich, weil sie sie sonst immer zugemacht hatte. Ich hab die Tür vorsichtig aufgemacht und...“ Julia schloss die Augen und unterdrückte die Tränen, die langsam aufstiegen. „Meine Mutter lag mitten im Schlafzimmer auf dem Boden. Sie war erschlagen worden. Ihr Schädel war zertrümmert, überall war Blut. An den Wänden, an der Decke, auf dem Bett, aber das meiste davon war auf dem Boden. Der Gerichtsmediziner sagte später, dass sie sich gewehrt hatte. Sie war nicht sofort tot. Sie hat noch gemerkt, was passiert ist.“

Julia senkte den Kopf und schluchzte kurz auf. Verstohlen wischte sie sich eine kleine Träne aus dem Augenwinkel und sah Sean wieder gefasst an.
„Der Täter konnte nie ermittelt werden. Es wurden zwar zwei Fingerabdrücke gefunden, aber die konnten niemandem zugeordnet werden. Ansonsten gab es nichts. Keine Fasern, keine DNS, kein gar nichts.“

Sean hatte seiner Partnerin die ganze Zeit über schweigend zugehört. Nun beugte er sich nach vorn und schaute sie betroffen an.
„Warum hast du mir nichts gesagt?“
Julia zog eine Augenbraue hoch.
„Ich wollte es nicht an die große Glocke hängen. Außerdem arbeiten wir noch nicht besonders lange zusammen.“
„Und warum suchst du erst jetzt nach dem Täter?“
„Weil ich beinahe jede Nacht ein und denselben Traum habe. Immer wieder sehe ich meine Mutter in dieser riesigen Blutlache. Das muss aufhören. Ich ertrage es nicht mehr.“
Sie schob die Akte, die sie im Polizeirevier bekommen hatte, über den Tisch.
„Ich habe mit Sergeant Marx im 107. gesprochen. Er hatte den Fall damals bearbeitet. Die Akte habe ich von ihm bekommen.“

Sean nahm die Unterlagen vom Tisch und betrachtete sie. Auf der Vorderseite stand die Fallnummer, darunter der Name ‚Morgan’. Er schlug die Akte auf und sah die Tatortfotos. Julia hatte Recht gehabt: Die Zimmerwände waren voller Blutspritzer. Auf dem Boden machte er rund um den Kopf der Leiche eine ein mal ein Meter große, ovale Blutlache aus. Daneben Fußabdrücke.

Als hätte sie seine Gedanken gelesen, fuhr Julia weiter fort: „Ich war so geschockt, ich bin ins Blut getreten. Und dann kam die Polizei. Vom Täter gibt es keine Fußabdrücke.“

Sean nahm sich eine Großaufnahme des Opfers und betrachtete diese. Er konnte nur erahnen, dass diese Frau einmal sehr hübsch gewesen sein muss. Ihr Gesicht war bleich, die aufgerissenen Augen trübe, der Mund stand offen. Blutflecken bedeckten ihre Wangen. Das Haar hing teilweise in Strähnen über ihrer Stirn und gab ihr ein puppenartiges Aussehen. Sean legte das Foto weg und sah seine Partnerin an.
„Wir sind ein Team. Du und ich. Wir werden den Täter finden.“
Skeptisch sah Julia ihn an.
„Vertrau mir, Julia. Wir werden ihn finden.“



***



Julia schloss die Tür zu ihrer Wohnung auf. Sie hatten erst mit dem Gedanken gespielt, zurück ins Department zu fahren. Da sie allerdings nicht auf William Morris treffen wollten, waren die beiden Detectives zu der Überzeugung gelangt, dass Julias Appartement die bessere Wahl wäre.

„Komm rein“, sagte sie und öffnete die Tür. Sean betrat das Zimmer und sah sich um. Die Wände waren kahl und in einem Sandton gestrichen. Auf einem Regal an der Wand standen ein paar Fotografien, daneben zwei schwere, silberne Kerzenhalter. In der Mitte des Raumes stand ein gemütliches Sofa mit passendem Couchtisch. Direkt gegenüber befand sich der Fernseher, der auf einem Sideboard stand. Die Wohnung war nicht gerade verspielt eingerichtet, aber das hatte Sean auch nicht von seiner Partnerin erwartet.

„Gemütlich hast du’s hier“, sagte er und zeigte fragend auf das Sofa.
„Ja, setz dich. Willst du etwas trinken?“ Julia zog ihren Blazer aus und legte ihn über einen Stuhl.
„Eine Coke, wenn du hast.“
Julia nickte und verschwand für einen Augenblick in der Küche. Mit einer Dose Cola, einer Flasche Wasser und zwei Gläsern in den Händen, kam sie zurück. Sie stellte die Getränke und die Gläser auf Untersetzer und ließ sich neben ihren Partner auf die Couch fallen.

Sean betrachtete die Untersetzer amüsiert.
„Bloß keine Flecken, was?“
Julia schaute ihn irritiert an.
„Ach, schon gut. Wo hast du die Akte?“
„Hier.“ Julia zog die Unterlagen aus ihrer Tasche und legte sie auf den Tisch.
„Womit fangen wir an?“
„Erzähl mir noch mal alles, woran du dich erinnern kannst. Was du gehört hast, was du gesehen hast“, forderte er sie auf.
Nachdem sie jede Einzelheit aufgezählt hatte, sahen sich die beiden die Aufzeichnungen von Sergeant Marx an. Es schien, als hätte der Polizist alle Einzelheiten aufgeschrieben. Sean rieb sich die Stirn.
„Verdammt, es muss doch irgendetwas geben. Weiß man, wie der Täter ins Haus gekommen ist?“
„Nein. Sie haben damals vermutet, er wäre durch die Haustür gekommen. Allerdings waren nirgends Einbruchspuren zu finden.“
„Was hatte deine Mutter an dem Tag gemacht?“

Julia runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach.
„Sie war in ihrer Praxis, ist danach nach Hause gefahren und das war’s auch schon.“
„Was für eine Praxis?“
„Meine Mutter war Psychiaterin.“
„Oh. Gab es einen Fall, der sie besonders mitgenommen hatte? Etwas, worüber sie erzählt hat?“
„Nein, wir haben nie über ihre Arbeit geredet. Ärztliche Schweigepflicht.“ Julia stand auf und streckte sich.
„Es gibt nichts, was nicht auch in den Akten steht, Sean. Es ist, als hätte der Täter niemals existiert.“

„Was ist mit deinem Vater?“
Julia sah den Detective scharf an. Dieser zuckte mit den Schultern.
„War ja nur so eine Idee.“
„Ich habe, seit ich 13 bin, keinen Kontakt mehr zu ihm und ganz ehrlich, es ist mir auch absolut egal, wo er sich rumtreibt oder was er macht. Er hat sich, nachdem er abgehauen ist, nicht einmal bei uns gemeldet. Warum sollte er Jahre später wieder zurückkommen und sie umbringen?“
„Wurde er hundertprozentig als Täter ausgeschlossen?“, hakte Sean noch einmal nach.
„Ja, wurde er.“ Julia seufzte. „Er lebte damals irgendwo in der Nähe von Seattle. Er hatte ein Alibi und kein Motiv.“
Sean nickte. „Gut, dann noch mal auf Anfang.“



***



Über eine Woche hatten Sean und Julia fast ununterbrochen an dem alten Fall gearbeitet. Als sie an diesem Morgen ins Büro kam, hatte Julia schwarze Ringe unter den Augen. Sean saß schon am Schreibtisch und war in ein Fax vertieft.
„Morgen“, sagte Julia und setzte sich hin. Dabei fiel ihr auf, dass auf ihrem Platz ein Becher mit Kaffee stand. Sie musste lächeln.
„Danke dir.“
Sean blickte von dem Papier auf und erwiderte das Lächeln.
„Schlecht geschlafen?“, fragte er sanft.
Julia nickte nur und zog die Akte aus ihrer Tasche.
„Hör zu, wenn Morris fragen sollte: ich habe ihm erzählt, wir säßen an einem älteren Fall, über den wir zufällig gestolpert sind und dass er sich hinzieht.“
Julia zog die Augenbraue hoch und tat überrascht.
„Das ist ja noch nicht mal gelogen. Sean, was ist los mit dir?“
„Bin wahrscheinlich krank“, gab er zurück und schüttelte den Kopf. Dann wandte er sich wieder dem Fax zu.

Aufmerksam sah Julia ihren Partner an. Auch er schien nicht besonders gut geschlafen zu haben, aber trotzdem versprühte er eine Energie, die sie als beruhigend empfand. Auch wenn sie den Mord an ihrer Mutter nicht aufklären könnten, war sie ihm dankbar für das, was er für sie tat. Zum ersten Mal, seit sie mit ihm zusammen arbeitete, empfand sie eine besondere Art von Zuneigung für ihn.

Sean blickte wieder auf. „Was?“
„Was ‚was’?“
„Du guckst so komisch.“
„Das tu ich gar nicht.“ Julia errötete und schaltete hastig ihren Computer ein.
„Ich glaube, ich hab da was gefunden. Ein Freund von mir arbeitet beim FBI. Ich habe ihn gebeten, mal einer Spur nachzugehen.“
„Wann hast du das denn gemacht?“
„Gestern Nacht“, erwiderte Sean, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. „Du hast doch noch die Unterlagen von deiner Mutter, oder?“
„Ja, in einem Lagerraum in der Baxter Street. Wieso?“
„Weil ihnen meiner Meinung nach nicht genügend Beachtung geschenkt wurde. Nimm deine Jacke. Wir fahren da jetzt hin.“



***



Zwei Stunden später, kamen Sean und Julia zurück ins Department. Jeder trug einen großen Karton voller Patientenakten. Nachdem sie sich wieder an ihren Schreibtisch gesetzt hatten, fingen sie an, die Unterlagen durchzublättern.
„Sean, verrätst du mir auch, wonach wir eigentlich suchen?“, fragte Julia, zog wahllos eine Akte aus dem Stapel und schlug sie auf.
„Nach allem, was dir seltsam erscheint.“
Julia hielt inne und sah ihren Kollegen ausdruckslos an.
„Das sind die Aufzeichnungen einer Psychiaterin“, sagte sie dann trocken.
Ihr Gegenüber hob den Kopf und grinste sie an.
„Sollte das etwa schon wieder eine humorvolle Bemerkung gewesen sein? Sie steigern sich, Miss Morgan. Passen Sie bloß auf, dass Sie nicht noch einen Witz erzählen.“

Julia nahm einen Stift und warf ihn auf Sean. Dann machte sie sich wieder an die Arbeit. Nachdem sie alle Unterlagen durchgesehen hatte, lehnte sie sich frustriert zurück und rieb sich die Augen.
„Hast du was gefunden?“
Sean reagierte nicht.
„Hey, Grant! Hast du was gefunden?“
Der Detective stand langsam auf und sah seine Partnerin an.
„Ich glaube, ja.“ Plötzlich klingelte das Telefon. „Sekunde.“
Sean hörte dem Anrufer aufmerksam zu. Seine Miene verdüsterte sich. Julia starrte ihn fragend an. Nachdem er aufgelegt hatte, sah er sie für einen Augenblick an. Dann hob er den Hörer wieder ab und wählte hastig eine Nummer.



***



„Wie bist du darauf gekommen?“ Julia hielt in einer Hand ein Blatt Papier. Mit der anderen klammerte sie sich am Angstgriff fest, als Sean den Infinity rasant durch die Straßen von Brooklyn steuerte.
„Ich hatte dir doch von meinem Freund beim FBI erzählt. Gestern Nacht hatte ich die Idee, ihm die Fotos zu schicken. Ich hatte gehofft, dass er sich, anhand der Vorgehensweise des Täters, an ähnliche Fälle erinnern könnte. Das tat er. Er hatte mir die Informationen von 14 verschiedenen Mordfällen geschickt, die im Staat New York verübt wurden. Zwei von den Tätern hatten sich kurz zuvor in psychiatrischer Behandlung befunden. Ich dachte, ich versuch mein Glück einfach mal und vergleiche alles mit den Unterlagen deiner Mutter. Und: Bingo! Eine Übereinstimmung.“

Julia sah noch einmal auf das Blatt: Christian Backer.
„Aber, wenn er schon einmal einen Mord begangen hatte, warum ist er dann nicht bei AFIS aufgetaucht?“ Julia spielte damit auf die Fingerabdruckdatenbank des FBI an.
„Zunächst wurde dieser Mord nach dem deiner Mutter begangen. Das heißt, Baker war damals, 1995, unauffällig und seine Fingerabdrücke waren nicht im System. Außerdem scheint es ein paar Schwierigkeiten bei der Speicherung gegeben zu haben. Mitte der 90er wurden noch nicht alle Fingerabdrücke elektronisch eingegeben, wie du weißt. Sie wurden damals noch per Hand kontrolliert und ausgewertet. Offenbar hatte es im Fall deiner Mutter einen Fehler in der Auswertung gegeben und deshalb konnte der Fingerabdruck auch später nicht mit Baker in Verbindung gebracht werden. Ich hatte Barry die Unterlagen vorhin durchgefaxt und dabei ist er auf die Unregelmäßigkeit gestoßen. Wir sind da.“
Sean parkte den Wagen am Straßenrand und stieg aus. Julia folgte ihm und sah sich um. Sie standen vor dem FBI-Gebäude am Federal Plaza. Aufgewühlt lief sie Sean hinterher, der am Eingang auf sie wartete.



***




„Kein Zweifel, Baker ist der Mörder Ihrer Mutter“, meinte FBI-Agent Barry McGreen, nachdem er einen Blick auf die Auswertung geworfen hatte. Julia konnte es nicht fassen. Nach 13 Jahren war es tatsächlich soweit? Sie konnte endlich den Mörder ihrer Mutter zur Strecke bringen?
„Ist das wahr?“, fragte sie aufgeregt.
„Ja. Ganz eindeutig.“
„Wo ist er jetzt?“ Julia hatte Mühe ruhig sitzen zu bleiben.
„Das liegt das Problem, Miss Morgan.“ McGreen war es sichtlich unangenehm, das zu sagen.
„Was soll das heißen, Barry?“ Sean runzelte die Stirn und sah dann besorgt zu seiner Partnerin. Julia saß kerzengerade auf ihrem Stuhl und hatte die Lippen so sehr aufeinandergepresst, dass sie nur noch ein einziger Strich waren.
„Er ist flüchtig. Niemand weiß, wo er sich aufhält.“




***




„Wir werden ihn finden, Julia. Wir haben ihn einmal gefunden, wir werden ihn auch ein zweites Mal finden. Vertrau mir.“
Julia saß in ihrem Appartement und dachte darüber nach, was Sean zu ihr gesagt hatte, nachdem sie das FBI Gebäude verlassen hatte. Sie starrte auf die flackernde Kerze auf dem Couchtisch.
„Ich vertraue dir, Sean“, flüsterte sie.

Fortsetzung folgt.


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BeitragThema: Re: [Virtual Series] Sentiment Crime   [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeMo Jan 09, 2012 6:22 am

S1E5 - Prinzessinnen

[Virtual Series] Sentiment Crime Sentimentcrime


CastS1E05:
Wentworth Miller - Sean Grant (Detective)
Michelle Monaghan - Julia Morgan (Detective)
Carisma Carpenter - Dr. Christina Stern (Gerichtsmedizinerin)
Jack Nicholson - William Morris (Chef von Julia und Sean)
Kelly Holleman - Carla Bryant (Opfer 1)
Eva Green - Sarah Moon (Opfer 2)
Idina Menzel – Monica Fisher (Opfer 3)
Rachael Leigh Cook – Karen McAlister (Opfer 4)
Fulvio Cecere - Chris Break/Christian Baker (Mörder)


„Ah!“ Sean leckte mit der Zunge über seine Lippen.

„Mmmhh.“

„Oh Gott, Julia. Ja!”

Julia schloss die Augen und lehnte sich nach hinten. „Wow, das... das ist wahnsinnig gut!“

„Wo hast du das her?“ Sean steckte sich den letzten Bissen seines Sandwiches in den Mund.

„Da hat ein neuer Laden aufgemacht“, Julia trank einen Schluck Wasser und stellte den Becher dann auf ihrem Schreibtisch ab. „Ist gleich um die Ecke. Ich dachte, ich probier’s mal.“

„Und dafür werde ich dir ewig dankbar sein. Ab sofort werden wir mittags nur noch dort bestellen.“

Julia lachte und warf ihre Haare nach hinten. In diesem Moment kam William Morris aus seinem Büro gestürmt.

„Los geht’s Herrschaften“, er klatschte in die Hände. „Wir haben ein neues Opfer. Grant, Morgan, Sie übernehmen den Fall.“

„Worum geht’s, Boss?“ Sean stand auf und zog seine Jacke an.

„Weiblich, zwischen 25 und 30, dunkle Haare, vermutlich erdrosselt.“ Morris ratterte hektisch die Fakten runter, die er soeben präsentiert bekommen hatte.

„Moment, hatten wir nicht erst letzte Woche so einen Fall?“ Julia runzelte die Stirn und schaute ihren Chef an.

„Ja“, sagte dieser knapp. „Wenn wir Pech haben, läuft da draußen ein Verrückter rum, der es auf Dunkelhaarige abgesehen hat. Machen Sie sich an die Arbeit. Ich will nicht noch ein Opfer haben.“

„Wo geht’s hin?“ Sean nickte und steckte seine Waffe ins Halfter.

„Little Italy, 150 Mulberry Street Ecke Grand.”

“Ich fahre.” Julia nahm sich die Infinity-Schlüssel von Seans Schreibtisch und sah ihn auffordernd an.

„Aber nur, weil du die Sandwiches besorgt hast“, gab er zurück und grinste.

Die beiden verließen eilig das Büro.

Dass ihnen Morris kopfschüttelnd nachschaute, bemerkten sie nicht.



***




„Wie sieht’s aus?“ Sean kniete vor dem Opfer und betrachtete die Leiche eingehend. Neben ihm stand Dr. Christina Stern, die Gerichtsmedizinerin.

„Sarah Moon, 29 Jahre alt, kommt aus New York. Wurde vermutlich mit einer Strumpfhose erdrosselt. Näheres werden wir bei der Obduktion herausfinden.“

„Todeszeitpunkt?“, fragte Julia und sah sich dabei im Appartement des Opfers um.

„Ich schätze gegen sieben Uhr morgens.“ Chris drehte sich zu der Polizistin um und lächelte sie an. „Schöne Wohnung, oder?“

Julia nickte. Sie standen in einem Loft, welches genauso aussah, wie es Julia aus Filmen kannte: weitläufig, die Wände unverputzt, so dass die Ziegelsteine zu sehen waren, zwischendrin ein paar Holzbalken, von denen ein paar auch als Stützen fungierten. An den Wänden hingen einige Gemälde.

„War sie Künstlerin?“, fragte Julia den Officer, der an der Tür stand.

„Nein, Investmentbankerin.“

„Und konnten die Nachbarn etwas sagen?“

„Keiner will etwas gehört oder gesehen haben. Sie wissen doch, wie das hier ist: Jeder ist sich selbst der Nächste.“ Er zuckte mit den Schultern.

„Von wem wurde sie gefunden?“

„Von ihrer Kollegin. Sie wollte das Opfer um elf zu einem Termin abholen. Sie gab an, dass die Tür einen Spalt offen gestanden hätte. Sie fand es seltsam und ist rein gegangen.“

Julia drehte sich zu der Leiche um.
„Also, ich fasse zusammen: zwei Frauenleichen innerhalb einer Woche. Beide Opfer wurden erdrosselt, waren dunkelhaarig, hatten ein ähnliches Alter, sahen gut aus und hatten gut bezahlte Jobs. Wenn da kein Zusammenhang besteht.“

Sean stand auf und ging zu seiner Partnerin hinüber.
„Können sie sich gekannt haben?“

Julia blätterte in ihren Aufzeichnungen.
„Eigentlich nicht. Kein gemeinsamer Freundeskreis, keine gemeinsamen Interessen. Unterschiedliche Jobs, unterschiedliche Wohngegenden. Carla Bryant hat in Jersey gewohnt und bei einem Modelabel gearbeitet.“

„Wann kannst du mit der Obduktion beginnen?“ fragte Sean die Gerichtsmedizinerin.

„Sobald ich sie mitnehmen kann. Die Spurensicherung müsste gleich fertig sein. Ich werde dich anrufen, Sean.“ Sie gab ihm einen Klaps und verabschiedete sich.

„Gut, dann sollten wir jetzt wohl mal mit der Kollegin sprechen.“



***




„Das war ja wohl ein Schuss in den Ofen.“ Sean lenkte den Infinity über die 9th Avenue.

„Hätte wirklich besser laufen können“, pflichtete Julia ihrem Partner bei und schloss die Augen, als er haarscharf einem ausparkenden Auto auswich.

Die Befragung von Marcia Thomson, Sarahs Kollegin, hatte nichts gebracht. Aufgewühlt war sie immer wieder in Tränen ausgebrochen und hatte letztlich auch nur das wiederholen können, was die Detectives schon wussten. Nach zwanzig Minuten hatten sie aufgegeben und sich mit dem Hinweis verabschiedet, sie solle sich melden, wenn ihr noch etwas einfallen würde.

Auch Sarahs Freund Michael, den sie gleich danach aufgesucht hatten, konnte keine verwertbaren Informationen liefern. Frustriert waren Sean und Julia in den Infinity gestiegen und waren nun wieder auf dem Weg ins Department.
„Lass uns noch mal ganz von vorn anfangen“, sagte Julia und löste ihre verkrampfte Hand vom Angstgriff.

„Gut, leg los.“

Julia zog das Notizbuch aus ihrer Tasche und klappte es auf.

„Wir haben Carla Bryant, 26. Sie wurde am Mittwochmorgen in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Die Obduktion ergab Tod durch Strangulation. Tatwaffe war mit aller Wahrscheinlichkeit der Gürtel ihres Morgenmantels, der neben ihr lag. Kein Hinweis auf einen Einbruch. Sie war dunkelhaarig, 1,76m groß und wog 63 Kilo. Opfer Nummer zwei ist Sarah Moon, ebenfalls dunkelhaarig, 1,69m, 55 Kilo. Heute Morgen gefunden, Todesursache wahrscheinlich ebenfalls Strangulation. Neben ihr wurde eine Nylonstrumpfhose gefunden. Ebenfalls kein Hinweis auf einen Einbruch.“ Sie klappte das Buch wieder zu und sah ihren Partner an.

„Also, wenn du mich fragst, er ist rein, vielleicht durch ein geöffnetes Fenster, hat sich das Erstbeste geschnappt, was er finden konnte und ist dann wieder durch die Vordertür raus.“

„Das glaub ich auch, aber wie ist er auf die Opfer gekommen? Hat er sie sich wahllos ausgesucht oder hatte er einen Plan?“

Bevor Julia etwas darauf antworten konnte, klingelte Seans Telefon.

„Grant.“

Der Anrufer sagte etwas.

„So eine gottverdammte sch****. Ja gut, wir haben verstanden. Wir kommen gleich hin.“

Julia schaute ihren Kollegen fragend an, konnte sich aber schon denken, was nun kommen würde.

„Wir haben noch ein Opfer. Diesmal in Manhattan.“ Sean blickte in den Rückspiegel und setzte dann zu einem riskanten Wendemanöver an, woraufhin Julias Hand zum Angstgriff schnellte.



***



Eine halbe Stunde später waren sie am Tatort.

„Das Opfer heißt Monica Fisher, 30, allein stehend. Sie war Lehrerin an der Manhattan Junior High.“ Dr. Christina Stern untersuchte gerade das Opfer als Sean und Julia die Wohnung betraten.

Sean warf einen Blick auf die Frau, die mitten im Wohnzimmer lag, und wandte sich dann an die Gerichtsmedizinerin.

„Lass mich raten: erdrosselt.“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.

Christina nickte.

„Und wann?“

„Gefunden wurde sie vor zwei Stunden. Aber sie ist vermutlich schon länger tot. Seit zwei Tagen würde ich sagen.“

„Seit zwei Tagen?“ Julia runzelte die Stirn. „Wie kann eine Lehrerin zwei Tage lang tot in ihrer Wohnung liegen, ohne dass es jemand bemerkt?“

„Da müsst ihr den Officer fragen“, antwortete Chris und schaute den Mann am Fenster an.

„Die Schulleitung sagte, dass sie frei gehabt hätte. Heute sollte sie eigentlich wieder zurück kommen. Als das nicht der Fall war, haben sie bei ihr angerufen. Sie hat sich nicht gemeldet und deshalb ist nach dem Unterricht eine befreundete Kollegin hergefahren.“

„Offene Tür?“ fragte Sean knapp.

„Ja. Woher wissen Sie das?“ Der Officer sah den Detective irritiert an.

„Das hatten wir heute schon einmal.“ Er drehte sich zu Christina Stern um. „Haben wir schon die Tatwaffe?“

Wortlos hielt Chris eine Gardinenkordel hoch.

„Ähm, Sir,“ mischte sich der Officer ein. „Wir haben da etwas gefunden. Vielleicht interessiert es Sie ja.“ Er gab Sean ein Stück Papier, das in einer Plastiktüte steckte.

Sean nahm es und las vor, was drauf stand: „’Folgten ihrer Königin’. Was soll das denn heißen?“ Verwirrt gab er die Tüte an Julia weiter. Sie las sich den Spruch noch einmal durch und schaute ihren Partner dann an.

„Ich weiß es nicht. Aber es hört sich an, als ob es aus einem Gedicht oder einem Buch stammt. Warte mal.“ Julia holte ihr Telefon aus der Tasche und ging in eine Ecke des Wohnzimmers.

Während Julia telefonierte, beugte sich Sean zur Leiche hinunter.

„Gibt es irgendwelche Kampfspuren, Abwehrverletzungen?“

Christina Stern schüttelte den Kopf. „Bis jetzt habe ich keine entdeckt. Es scheint, als wäre alles sehr überraschend für sie gekommen.“

„Und hast du schon etwas bei Sarah Moon herausbekommen?“

„Mein Assistent ist gerade dabei, die Obduktion fortzuführen. Aber so, wie es bisher aussieht, konnten wir nichts finden, was gegen Strangulation als Todesursache spricht. Sie war körperlich völlig gesund – übrigens genau wie Carla Bryant. Beide Frauen wurden scheinbar auf die gleiche Weise getötet. Also, meiner Meinung nach, deutet alles auf...“

„Einen Serienmörder hin“, beendete Sean ihren Satz.

„Genau.“

„Mist!“

Julia klappte ihr Telefon zu und ging zu ihrem Kollegen und der Gerichtsmedizinerin hinüber.

„Es ist ein Gedicht. Sowohl bei Carla Bryant als auch bei Sarah Moon gab es diese Zettel. Allerdings schenkte ihnen niemand Beachtung.“

„Wie lautet es?“

Julia blickte auf die aufgeschlagene Seite in ihrem Notizbuch.
„’Vier kleine Prinzessinnen - Alle mit schwarzem Haar - Folgten ihrer Königin.“

„Vier?“, fragte Sean etwas entsetzt.

Julia nickte. „Ich habe nachgefragt. Bisher gab es nur diese drei Morde, die sich ähneln. Das heißt also, entweder hat er noch einen weiteren Mord geplant oder aber er ist anders vorgegangen.“

„Was ist mit dem fünften Mord?“

„Was meinst du damit?“

„Auf dem Zettel steht ‚Folgten ihrer Königin’. Es muss also noch ein Opfer geben, von dem wir nichts wissen. Das erste sozusagen. Vielleicht, eine Frau, die ihm etwas bedeutet hat. Seine Mutter, eine Freundin, eine Geliebte. Irgendetwas in der Art.“

„Oh, Gott. Sean, du hast Recht!“ Julia ärgerte sich ein wenig, dass ihr das nicht aufgefallen war. „Hör zu, ich fahr ins Department und gehe alle ungeklärten Morde der letzten Jahre durch...“

„Julia, New York, nicht Pipersville, Pennsylvania”, unterbrach Sean sie.

“Pipersville?” Sie schenkte ihm einen irritierten Blick.

“Ach, schon gut.“ Sean winkte ab. „Du wirst Monate brauchen, bis du die Akten durchgegangen bist.“

„Deshalb sollte ich auch gleich damit anfangen“, gab Julia zurück und machte sich auf den Weg zum Ausgang.

„Hochmotiviert, deine neue Partnerin. Sie gefällt mir“, sagte Christina zu dem Detective.

Sean guckte Julia nach. „Ja, mir auch“, murmelte er.

„Wie bitte?“

„Ach, nichts. Rufst du mich an, wenn du etwas weißt, Chris?“

„Natürlich, Sean.“



***




Als Sean am nächsten Morgen im Department auftauchte, saß Julia schon an ihrem Schreibtisch. Vor ihr stapelten sich an die 50 Akten.

„Und? Kommst du voran?“, fragte er sie und stellte einen Becher Kaffee auf die letzte freie Ecke.

„Hm“, machte Julia. „Ich gehe gerade die vom letzten Jahr durch. Bis jetzt nichts.“

„Soll das heißen, dass du die ganze Nacht über hier warst?“

„Hm.“

Sean schüttelte den Kopf und zog seine Jacke aus.

„Grant, Morgan! In mein Büro!“ William Morris ging an dem Schreibtisch der beiden vorbei und sah beide scharf an.

Julia blickte schulterzuckend zu Sean und stand auf, um ihrem Chef zu folgen.

Sie betraten Morris’ Büro und setzten sich auf die beiden Stühle, die vor seinem Schreibtisch standen.

„Der Bürgermeister sitzt mir im Nacken. Er will wissen, welche Fortschritte wir machen. Er hat Angst, dass die Presse davon Wind bekommt. Nun?“

„Wir wissen nur, dass sich die drei Opfer vom Aussehen her ähnelten ansonsten aber nichts gemeinsam hatten. Es gibt keine Spuren. Kein Fingerabdruck, keine DNS, noch nicht mal die kleinste Faser“, fasste Sean die Untersuchungsergebnisse zusammen.

Julia nickte müde.

„Dann sehen Sie zu, dass sie etwas finden!“ Morris stand auf und wies auf die Tür.

Die Detectives gingen wieder zurück zu ihrem Schreibtisch. Gerade, als sie sich gesetzt hatten, steckte Morris seinen Kopf durch die Tür seines Büros.

„Herzlichen Glückwunsch, Nummer vier ist soeben in Greenwich Village gefunden worden! 52 East 10th Street. Grand, Morgan, los!”

Julia seufzte laut auf und rieb sich die Augen.

„Julia, nimm dir eine Auszeit. Ich kann da auch allein hinfahren.“ Sean schaute sie leicht besorgt an.

„Vergiss es. Ich komme mit.“

„Willst du fahren?“

Julia verdrehte die Augen und ging zum Ausgang.

„Das war wirklich ernst gemeint“, rief ihr Sean lachend hinterher und setzte sich dann in Bewegung.



***




Sean und Julia betraten die Wohnung des vierten Opfers.
„Die Kurzversion bitte“, sagte Sean zu dem Polizist, der an der Tür stand, um sie in Empfang zu nehmen.

„Karen McAlister, 23, Studentin. Wohlhabende Eltern. Wurde von ihrer Kommilitonin gegen acht gefunden.“

„Studentin? Warum war sie dann so früh wach?“, fragte Sean leicht grinsend.

Julia sah ihn an und seufzte kopfschüttelnd. Dann ging sie kommentarlos zur Leiche.
„Was war es diesmal?“ Sie beugte sich hinunter und betrachtete die Würgemale an dem Hals des Opfers.

„Strumpfhose“, antwortete der Officer, der neben der Leiche stand.

Julia stand wieder auf und sah sich in dem Zimmer um.
„War das Fenster offen, als sie sie gefunden hat?“

„Nein“, der Officer deutete mit dem Kopf auf eine Lache neben dem Fenster. „Der Zeugin ist schlecht geworden und das hat ein bisschen... gerochen.“

Julia guckte auf die Pfütze.
„Oh.“ Sie drehte sich um und unterdrückte ein aufkeimendes Würgen.

„Hat die Spurensicherung einen Zettel oder eine Notiz gefunden?“

Der Officer nickte und reichte ihr das Beweisstück.

„’Bis keine mehr war’“ las sie laut vor.

„Ist das wieder einer?“ Sean war an sie herangetreten und sah ihr über die Schulter.

„Ja. Ich denke, das war’s. Das scheinen alle auf seiner Liste zu sein. 4 Opfer in den letzten Wochen und die Königin, von der wir nicht wissen, wer sie war. Sean, vielleicht ist das unsere einzige Chance, den Täter zu schnappen! Wir müssen herauskriegen, wer die Königin ist.“ Julia sah ihren Partner eindringlich an. „Ich werde wieder zurückfahren und die Akten durchgehen. Irgendetwas muss doch zu finden sein.“

„Gut. Ich bleibe hier und rede mit dem Kollegen von der Spurensicherung. Vielleicht kriege ich etwas heraus.“

Julia nickte und ging zur Tür.

„Und, Julia?“, rief ihr Sean hinterher.

Sie drehte sich um.

„Diesmal keine Nachtschicht.“

Julia nickte und wandte sich wieder um. Sie begrüßte die Gerichtsmedizinerin, die soeben eintraf und verschwand.

‚Und sie wird doch eine einlegen’, dachte er, als sie zur Tür hinausging.


***



Julia stand vor ihrem Auto. Sie wollte gerade den Schlüssel in die Tür stecken, als sie angesprochen wurde.

„Miss, sind sie Julia Morgan?“

Julia drehte sich herum und betrachtete den Mann, der sich vor ihr aufgebaut hatte. Er war kräftig gebaut, nicht gerade groß, hatte eine Glatze und musste Mitte vierzig sein.

„Ja?“, antwortete sie fragend.

„Ich bin Chris Break. Ich weiß, dass Sie das jetzt sehr seltsam finden werden und ich wäre froh, wenn ich das anders erledigen könnte, aber leider habe ich Sie nicht antreffen können. Ich muss dringend mit Ihnen sprechen.“

„Worüber?“

„Es wäre mir lieber, wenn wir das nicht hier auf der Straße besprechen würden. Ich bin privater Ermittler und habe... wie soll ich sagen... eine Vorliebe für ungeklärte Mordfälle. Darf ich Sie bitten, in mein Büro zu kommen?“ Er reichte ihr seine Visitenkarte. Julia betrachtete sie eingehend.

„Worüber wollen Sie mit mir reden?“

„Es hat etwas mit dem Mord an Ihrer Mutter zu tun.“

Julia zuckte zusammen, ließ sich ihre Überraschung aber nicht anmerken.

„Da gibt es nichts zu bereden. Ich weiß, wer der Mörder war. Er ist flüchtig.“

„Nun ja“, erwiderte Break, „das ist zwar so richtig, aber ich glaube, ich weiß, wo er sich aufhält.“

Julia starrte den Mann an.

„Ich habe Beweise gesammelt, hielt es aber nicht für ratsam, sie mitzubringen. Wenn Sie sie sehen wollen...“

„Wann?“ Julia versteifte sich.

„In einer halben Stunde in meinem Büro?“

Julia nickte.


***




„Sir, wir haben hier noch einen Zettel gefunden. Er lag unter dem Opfer.“ Der Officer ging zu Sean und reichte ihm die kleine, durchsichtige Tüte, in der sich die Notiz befand.


„’Die fünfte Prinzessin zunächst konnte entkommen – Sie hatte einen Retter, stark wie ein Stier – Doch dem Schicksal ist noch niemand entronnen – Das Schicksal, ja, das kommt auch zu ihr.’ sch****, das ist nicht wahr. Es gibt noch ein Opfer. Verdammt!“, fluchte Sean und schlug mit der Faust gegen die Wand.

„Sean, das solltest du dir mal ansehen.“ Chris hatte Karens Mund geöffnet und ein Photo herausgezogen. Sie betrachtete es, als Sean zu ihr hinüber ging.

„Sie hat Ähnlichkeit mit Julia.“

Sean riss ihr das Photo aus der Hand und starrte es an.

„Das ist Julias Mutter“, sagte er überrascht.

„Dann ist sie das nächste Opfer?“

„Nein, das kann nicht sein. Sie ist tot. Sie wurde vor 13 Jahren ermordet.“ Sean wurde immer leiser. In seinem Hirn begann sich ein schrecklicher Verdacht zu formen.

„Mein Gott. Alle Opfer waren dunkelhaarig, waren in etwa gleich groß und sahen sich ähnlich. Sie sahen Julia ähnlich.“ Er machte eine Pause. Dann schrie er fast: „Es ist Julia. Sie ist das nächste Opfer! sch****! Verfluchte *sch****! Gib mir deine Autoschlüssel!“

Christina Stern fasste in ihre Tasche und warf ihm die Schlüssel zu.

Sean rannte aus der Wohnung und zog dabei sein Handy aus der Tasche. Er wählte Julias Nummer.

„Geh ran, verdammt Julia, geh ran!“

Er lief die Treppen hinunter und rannte zu dem Auto. Sean sprang hinein, ließ den Motor an und fuhr mit quietschenden Reifen davon.


***



Julia stand vor der Adresse, die auf der Visitenkarte angegeben war. Das Haus sah sehr baufällig aus. Die Wände waren mit Graffitis beschmiert und an der Eingangstür waren die kleinen Fenster mit Brettern vernagelt. Julia runzelte die Stirn und ging hinein.

Sie stieg die Treppen hinauf und klopfte an die Tür mit der Aufschrift ‚C. Break – Privatermittler’.

Die Tür ging knarrend auf. Vor ihr stand der Detektiv und grinste sie an.

„Julia. Schön das Sie gekommen sind.“

Dann schnellte er vor und presste ihr ein feuchtes Tuch ins Gesicht. Julia versuchte, sich zu wehren, aber sie konnte nicht. Ihre Hände wollten ihr nicht gehorchen, ihre Knie wurden weich und sie hatte das Gefühl, dass sich der Boden unter ihren Füßen dreht.

Fragend schaute sie Break an während sie zu Boden sackte.
Dieser grinste. „Willkommen in meinem Reich, Prinzessin.“
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[Virtual Series] Sentiment Crime Empty
BeitragThema: Re: [Virtual Series] Sentiment Crime   [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeDi Jan 10, 2012 8:07 pm

S1E6 - In letzter Sekunde


[Virtual Series] Sentiment Crime Sentimentcrime

CastS1E06:
Wentworth Miller - Sean Grant (Detective)
Michelle Monaghan - Julia Morgan (Detective)
Jack Nicholson - William Morris (Chef von Julia und Sean)
Gabriel Macht - Det. John Perry
Martin Dorsla - Det. George Clay
C. Thomas Howell - Det. Charles Merrywheather
Kent Masters King - Det. Megan Pont


„Ist sie hier?“ Sean stürmte in das Büro der SCU und rannte zum Schreibtisch.
„Wer?“, fragte Megan, die gerade mit ein paar Akten in der Hand an ihm vorbeiging.
„Julia, verdammt! Wer denn sonst?“, schrie Sean sie an. Megan zuckte erschrocken zusammen und starrte ihn an.
„Es... es tut mir leid“, sagte Sean und fuhr sich fahrig über den Kopf, „Ich glaube nur, dass sie entführt wurde. Und zwar von dem gleichen Kerl, der vor 13 Jahren auch schon ihre Mutter umgebracht hat.“

„Wer hat wen umgebracht?“ William Morris hatte das Gespräch zur Hälfte mitbekommen und bedeutete Sean nun, in sein Büro zu kommen.
„Schließen Sie die Tür und setzen Sie sich“, sagte er mürrisch als Sean das Zimmer betrat.
Sean tat, wie ihm gesagt und nahm sich einen Stuhl.
„Jetzt von vorn, aber langsam!“
„William, ich glaube, dass Julia etwas zugestoßen ist. Können Sie sich noch daran erinnern, dass Julia und ich vor ein paar Wochen an einem älteren Fall gearbeitet haben? Es handelte sich dabei nicht um ein unbekanntes Opfer. Es ging um Julias Mutter.“ Sean machte eine Pause und erwartete, dass Morris an die Decke ging. Doch der blieb ruhig in seinem Stuhl sitzen, hatte die Hände über den Bauch gefaltet und hörte zu.

„Julias Mutter“, fuhr Sean fort, „wurde vor 13 Jahren ermordet. Die Ermittler haben damals nur ein paar Fingerabdrücke finden können. Der Täter blieb aber verschwunden. Julia hatte sie damals gefunden. Vor ein paar Wochen dann fing sie an, auf eigene Faust Ermittlungen anzustellen. Ich habe es bemerkt und ihr dann dabei geholfen.“
Morris zog eine Augenbraue hoch und beugte sich nach vorn.
„Sie haben mich damals also beide angelogen?“, fragte er ruhig.
„Ja, Sir.“
Er lehnte sich wieder zurück und sah Sean ohne eine Gefühlsregung an: „Erzählen sie weiter.“

„Wir sind auf Patientenakten gestoßen. Julias Mutter war Psychiaterin. Ich habe ich diese Akten überprüfen lassen und wir sind auf Christian Baker gestoßen. Er war bei Misses Morgan in Behandlung. Wegen eines Verfahrensfehlers konnten seine Fingerabdrücke damals nicht denen vom Tatort zugeordnet werden. Aber er war es. Ein Freund vom FBI hatte mir geholfen und wir haben herausgefunden, dass Baker der Mörder sein musste. Sämtliche Beweise sprachen dafür. Ich weiß nicht, warum er bei Julias Mutter in Behandlung war, ob freiwillig oder angeordnet. Aber in der Patientenakte stand, dass er Allmachtsphantasien hat und einen tiefverwurzelten Hass auf Frauen. Vielleicht hatte Morgan seinen wunden Punkt gefunden, vielleicht hatte er sie aber auch schon vorher als Opfer ausgesucht, ich weiß es nicht. Fakt ist jedoch, Baker ist der Mörder von Julias Mutter. Mein Freund vom FBI hat uns erklärt, dass er flüchtig sei. Niemand hat ihn je zu fassen bekommen. Aber jetzt ist er wieder da. Die vier Morde – das war er. Er hat die Frauen umgebracht, um an Julia heranzukommen.“ Sean fuhr sich verzweifelt über den Kopf.


„Woher wollen Sie das wissen?“, fragte Morris.
„An jedem Tatort wurde ein Zettel gefunden. Es ist eine Art Gedicht. ‚Vier kleine Prinzessinnen - Alle mit schwarzem Haar - Folgten ihrer Königin – bis keine mehr war. Die fünfte Prinzessin zunächst konnte entkommen – Sie hatte einen Retter, stark wie ein Stier – Doch dem Schicksal ist noch niemand entronnen – Das Schicksal, ja, das kommt auch zu ihr.’“
Sean konnte das Gedicht auswendig. Seit er es das erste Mal gesehen hatte, hatte er es sich immer wieder durchgelesen, in der Hoffnung, einen versteckten Hinweis zu finden.
„Und was hat das Ganze mit Julia zu tun?“
„Dr. Stern hat im Mund des letzten Opfers ein Foto gefunden. Es ist ein Foto von Julias Mutter.“ Der letzte Satz kam wie ein Donnerschlag von Sean. Morris versuchte, sich seine Beunruhigung nicht anmerken zu lassen, aber Sean spürte sie trotzdem.
„Wo ist Julia jetzt?“
„Ich weiß es nicht, Sir. Sie ist verschwunden.“



***




Julia öffnete langsam ihre Augen und stöhnte. Ein stechender Schmerz schoss durch ihren Kopf.
Sie versuchte, sich ein wenig aufzurichten und sich umzusehen. Der Raum, in dem sie lag, war fast komplett dunkel. Nur von der Türschwelle drang ein Lichtschein hindurch. Sie musste in irgendeinem Abstellraum liegen, aber wo?
Julia bemerkte, dass ihre Hände und Füße gefesselt waren. Sie rollte sich auf den Bauch, drehte sich zur Seite und zog die Knie so gut es ging zum Körper hin. Mit der rechten Schulter drückte sie sich ein wenig vom Boden ab und drehte gleichzeitig ihren Kopf. Die Sehnen in ihrem Hals waren bis zum Reißen gespannt und jede Faser ihrer Muskeln tat weh. Sie drückte sich vom Boden ab. Als sie es geschafft hatte, sich hinzusetzen, verlagerte sie ihr Gewicht ein wenig auf die Seite. In dieser Position schaffte sie es, sich die Fußfesseln anzugucken.

‚Es ist ein Strick, Gott sei Dank. Es ist nur ein Strick’, schoss es ihr durch den Kopf.
Hektisch blickte sie sich in dem Raum um, auf der Suche nach einem scharfen Gegenstand, mit dem sie ihre Fesseln aufschneiden könnte. Bis auf ein paar Metallregale, die ein paar Meter von ihr entfernt an der Wand standen, konnte sie nichts entdecken. Auf Knien robbte sie, so schnell es ihr möglich war, zu den Regalen. Sie hob ihre Füße an und begann, das Seil gegen das eckige Metall zu reiben. Immer wieder hielt sie dabei inne und lauschte, ob nicht gleich jemand zu ihr kommen würde.


***


„Wir bilden eine Sucheinheit!“
William Morris hatte sich in der Mitte des Großraumbüros postiert und sprach zu seinen Kollegen. „Gesucht wird Julia Morgan, 31, Detective dieser Abteilung. Sie wurde heute Mittag zum letzten Mal in der 52 East 10th Street gesehen. Es wird vermutet, dass sie von einem gewissen Christian Baker verschleppt wurde. Ein Foto von dem Mann finden sie auf den Informationsblättern, die ich verteilt habe. Baker steht in dem Verdacht, mindestens fünf Frauen ermordet zu haben. Wir wissen weder wo er sich aufhält, noch was er mit Detective Morgan vor hat. Ich muss Ihnen nicht sagen, wie wichtig es ist, sie so schnell wie möglich zu finden!“ Morris blickte sich um und sah in die Gesichter der Detectives. Alle schienen sofort mit ihrer Arbeit loslegen zu wollen. Vor allem Sean.

„Clay und Perry! Sie suchen alles über Baker raus, was Sie finden können. Ich will alles wissen; welche Zahnpaste er benutzt, welches Duschgel und was er am liebsten isst.“ Die beiden Detectives nickten und liefen zu ihren Schreibtischen.
„Merrywheather und Pont! Sie kümmern sich um die Zeugenbefragungen und versuchen eine Spur von Detective Morgan zu finden. Sean, Sie werden hier bleiben. Sie sind zu sehr darin verwickelt, als das ich Sie...“
Morris drehte sich um und sah auf den Fleck, auf dem Sean gerade eben noch stand.
„Sagen Sie mir nicht, dass Grant abgehauen ist?“, polterte er und sah die verbliebenen Detectives an. Die zuckten nur mit der Schulter.
Wütend ging Morris in sein Büro und knallte die Tür zu.


***


Mit einem knirschenden Geräusch riss das Seil an Julias Füßen. Sie rappelte sich auf und blieb wie erstarrt stehen. Hatte sie jemand gehört? Julia lauschte in die Dunkelheit. Wieder war nichts zu hören. Sie drehte sich um und begann das Seil an ihren Handgelenken durchzuscheuern. Plötzlich raschelte etwas. Julia hielt inne und versuchte herauszubekommen, aus welcher Richtung das Geräusch gekommen war. In einer Ecke an der Tür konnte sie eine Bewegung ausmachen. Sie blieb wie angewurzelt stehen und starrte in die Ecke. Das Rascheln wurde lauter. Julia versteifte sich noch mehr und schüttelte sich dann.
„Warum müssen es immer Ratten sein?“, flüsterte sie angewidert.


***




„Haben Sie diese Frau gesehen?“ Sean lief durch die East 10th Street und zeigte jedem Passanten Julias Foto. Die wenigsten blieben stehen, aber Sean versuchte es unermüdlich weiter. Er hielt jedem das Foto vors Gesicht, aber niemand wollte oder konnte sich erinnern. Plötzlich tippte ihm jemand auf die Schulter.
„Junger Mann, es ist nicht erwünscht, dass hier im Viertel Flugblätter verteilt werden.“ Eine kleine, stämmige Frau stand vor Sean und schaute ihn provozierend an.
Entgeistert starrte Sean zurück. Nur mit Mühe konnte er sich beherrschen.
„Hören Sie zu: ich bin vom New York Police Department und das ist eine Suchaktion. Ich kann Flugblätter verteilen, wie ich will und wann ich will. Und wenn mir danach ist, kann ich auch Ihre Wohnung mit Flugblättern tapezieren lassen. Haben Sie mich verstanden?“, presste er hervor.
Entsetzt sah die Frau ihn an und ging ein paar Schritte zurück.
„Das heißt ja nicht, dass Sie gleich ausfallend werden müssen. Das werde ich der Presse melden“, sagte sie mit drohendem Zeigefinger.
„Wem auch immer“, knurrte Sean und drehte sich um. In diesem Moment klingelte sein Telefon. Hektisch kramte er es aus der Tasche.
„Grant?“
„Sean, Charles hier. Megan und ich haben die GPS-Daten von Julias Handy bekommen.“
„Ja?“, sagte Sean ungeduldig.
„Den genauen Standort konnten wir nicht ermitteln, aber sie ist das letzte Mal in Queens geortet worden. Ein paar Minuten, bevor du sie als vermisst gemeldet hast.“
„Nicht viel, aber ein Anfang!“ Sean wollte gerade auflegen, als ihm Detective Merrywheather noch etwas zurief.
„Und pass auf, wenn du in der nächsten Zeit Morris über den Weg läufst. Er ist stinksauer auf dich, weil du einfach abgehauen bist.“
Sean runzelte die Stirn und murmelte ein „Danke“ in den Hörer. Dann klappte er sein Telefon wieder zu und steckte es zurück in die Tasche.


***


Julia standen die Schweißperlen auf der Stirn und ein paar Haarsträhnen klebten in ihrem Gesicht. Wie besessen rieb sie ihre Handfesseln an dem Metallregal. Immer wenn sie dachte, dass sie nur noch wenige Bewegungen brauchte, um das Seil reißen zu lassen, stellte sich diese Annahme als Fehler heraus. Die Fesseln waren robuster als sie erwartet hatte.
Das Metall war mittlerweile schon blank gerieben, aber Julia arbeitet verbissen weiter.



***




Sean stieg in seinen Wagen und fuhr los. Er wusste zwar nicht, wo genau er in Queens suchen sollte, aber es war besser, als nur tatenlos in der Gegend herumzustehen. Als er den Long Island Expressway passierte, begannen die Zweifel. Würde er sie tatsächlich finden? War sie okay? Was, wenn Baker sie schon umgebracht hatte? Sean schüttelte energisch den Kopf.
„Bleib ruhig, Partner!“ Eric grinste ihn vom Beifahrersitz an.
„Was machst du denn hier?“ Sean war so erschrocken, dass er fast das Steuer verriss.
„Moralischen Beistand leisten, was glaubst du denn?“
„Aber... wieso?“
„Weil du ihn brauchst, du Depp!“ Eric zog eine Augenbraue hoch und sah Sean skeptisch an.
„Nein, wieso bist du hier? Wie geht das? Du bist tot!“
„Ach was? Erzähl mir was, was ich noch nicht weiß. Und jetzt hör auf zu quatschen! Sag mir lieber, wie du vorgehen willst?“
Sean starrte auf den Beifahrersitz und dann wieder auf die Straße.
„Ich drehe durch. Eindeutig. Ich werde verrückt!“
„Dass du dich auch immer selbst bemitleiden musst, Prinzesschen. Also?“
Sean sah noch einmal seinen Freund an und zuckte dann mit den Schultern.
„Julia wurde von dem Mörder ihrer Mutter entführt. Der letzte Aufenthaltsort ist Queens. Keine Ahnung, wo genau.“
„Wenn du jemanden verschleppst, wohin bringst du ihn dann?“, grübelte Eric.
„Irgendwohin wo es abgeschieden ist?“
„In Queens? Träum weiter, Sean!“
„Wo es laut ist?“
„Schon besser. Was haben wir da?“
„Alles Mögliche: Brooklyn Queens Expressway, Long Island Express Way, Grand Central Parkway… Moment – La Guardia! Der Flughafen!”
„Wäre einen Besuch wert, meinst du nicht, Partner?” Eric grinste breit. „Ähm, dein Telefon klingelt.“
Sean sah ihn verwirrt an.
„Was?“ Er warf einen Blick in den Rückspiegel und schaute dann wieder auf den Beifahrersitz. Er war leer. Sean schüttelte den Kopf und versuchte, sich auf die Straße zu konzentrieren. Plötzlich klingelte sein Handy.


***


Mit einem Knirschen rissen die Fesseln an Julias Handgelenken. Erleichtert atmete sie auf und betrachtete die Stellen an denen die Seile gesessen hatten. Die Haut war aufgeschürft, rot und brannte.
‚Okay, nicht durchdrehen. Bloß nicht durchdrehen. Du brauchst jetzt alle deine Sinne’, sagte Julia in Gedanken zu sich selbst um sich zu beruhigen. Sie stand auf, ging auf Zehenspitzen zur Tür und lehnte seitlich ihren Kopf an. Voll konzentriert versuchte sie hinter der Tür Geräusche auszumachen.


***


Sean nahm sein Telefon und sah auf das Display.
„Morris... Verdammt!“
Er klappte das Handy auf und hielt es sich mit etwas Abstand ans Ohr.
„Grant“, polterte sein Chef lautstark. „Was soll der Unsinn? Sie wissen ganz genau, dass Sie nicht an den Ermittlungen teilnehmen dürfen! Wo sind Sie?“
„Ich bin auf dem Weg zu meiner Tante. Ich wollte mich nach den Strapazen der letzten Tage etwas ausruhen. Und Tante Carol macht so leckeren Apfelkuchen“, gab Sean sarkastisch zurück.
„Grant, ich warne sie. Wenn sie ihren Hintern nicht sofort...“
„Sir, ich kann sie kaum verstehen“, unterbrach ihn Sean. „Die Verbindung ist so schlecht. Ich ruf Sie wieder an, wenn ich bei meiner Tante bin.“
„Grant, Sie werden jetzt auf keinen Fall auf...“
Sean klappte sein Telefon zu und atmete tief durch. Er wusste, dass er mit mehr als nur Ärger rechnen müsste, wenn er wieder zurück ins Department fahren würde.
Den Blick stur geradeaus gerichtet fuhr er in einem halsbrecherischen Tempo über den Expressway.


***


Julia öffnete vorsichtig die Tür. Niemand war in dem Raum, der dahinter lag, zu sehen. Sie ging hinein, schloss leise die Tür hinter sich und guckte sich um. Das Zimmer war nicht besonders groß. Es schien lange nicht mehr benutzt worden zu sein, denn auf den Regalen an der Wand lag eine dicke Staubschicht. Auf dem Boden lagen überall lose Blätter verteilt. Die Fensterscheiben waren trüb von dem ganzen Schmutz, der innen und außen an ihnen klebte.
Sie ging zur der zweiten Tür hinüber und fasste den Knauf an. So sehr sie ihn auch drehte und ihn zog, die Tür ließ sich nicht öffnen.
Sie drehte sich wieder um und ging eilig zu dem Schreibtisch, der am Fenster stand. Sie wühlte durch die Akten, die auf ihm lagen, konnte aber nichts finden, was sie für brauchbar hielt. Dann sah sie das Telefon, das unter einem Stapel Blätter lag.
Julia sah sich schnell um und lauschte in die Stille. Nichts. Alles war ruhig. Sie nahm den Hörer ab und wählte eine Nummer.
„Komm schon, nimm ab!“, flüsterte sie nervös.



***


Sean bog vom Expressway ab und folgte den Hinweisschildern zum Flughafen. Als sein Telefon wieder klingelte, sah er erst verwundert auf das Display. Dann nahm er ab.
„Grant?“, sagte er fragend.
„Sean, ich bin’s Julia.“
„Mein Gott, Julia! Wo bist du? Was ist mit dir los?“
„Ich ... mir geht es gut. Ich weiß nicht wo ich bin. In irgendeinem Gebäude. Ich bin in einem verlassenen Büro eingeschlossen. Aber ich kann den Flughafen sehen. Ich nehme an, es ist der Guardia.“
„Julia,“ rief Sean aufgeregt in den Hörer. „Es war Baker. Baker hat dich verschleppt.“
„Nein, es war ein Typ namens Chris Break, er hat mich in sein Büro gelockt und gesagt er wäre Detektiv und hätte etwas über den Mord an meiner Mutter herausgefunden... Oh mein Gott, natürlich!“ Julia flüsterte angespannt. „Break, Baker. Das ist ein und derselbe Name. Sean du hast Recht! Es ist Baker!“
„Julia, versuch ruhig zu bleiben. Ist er in deiner Nähe?“
„Nein, nein. Ich weiß nicht wo er ist.“
„Hör zu, kannst du noch irgendetwas anderes sehen? Irgendwas markantes?“ Sean standen vor Aufregung die Schweißperlen auf der Stirn.
„Ich kann nichts...“ Die Verbindung brach ab.
„Julia? Julia?!!“, schrie Sean ins Telefon. Er bekam keine Antwort mehr. Hastig wählte er die Nummer vom Department.
„Charles?“, fragte er als sein Anruf entgegengenommen wurde. „Ich muss sofort wissen, wo der Anschluss der folgenden Nummer ist.“ Sean gab die Zahlen durch.
„Ich brauche ein paar Minuten, Sean.“
„Ruf mich sofort an, wenn du sie hast!“, sagte Sean und warf sein Handy auf den Beifahrersitz. Dann drückte er das Gaspedal bis zum Anschlag durch.


***




„Warum hat meine kleine Prinzessin das denn getan?“
Christian Baker stand vor Julia und schüttelte bedauernd seinen Kopf. „Die Prinzessin hätte doch alles von mir bekommen.“ Er holte aus und schlug Julia mit dem Handrücken ins Gesicht. Der Schlag kam so unvorbereitet und war so hart, dass sie rückwärts taumelte und hinfiel.

„Prinzessinnen machen doch so etwas nicht.“ Baker ging zurück zur Tür und schloss sie wieder ab.
Julia rutschte rückwärts an die Wand und drückte sich langsam hoch. Aus ihrem Mundwinkel tropfte etwas Blut, aber sie bemerkte es nicht.

„Warum? Warum haben Sie meine Mutter getötet?“, schrie sie.
„Weil sie die Königin war. Königinnen müssen abdanken, damit sie Platz für ihre Nachfolgerinnen machen können.“ Baker ging langsam auf Julia zu. Er lächelte sie an.
„Sie sind verrückt!“, flüsterte Julia und schloss für einen kurzen Moment die Augen.
„Ich bin nicht verrückt!“, schrie Baker außer sich. Dann zuckte er zusammen und wurde wieder ruhig. Leise und fast singend sagte er: „Die Königin hat auch gesagt, dass ich verrückt wäre. Aber das bin ich nicht. Wäre ich verrückt, hätte ich das alles nicht planen können. Dann wäre ich gefasst worden. Ich bin aber noch immer frei. Frei wie ein Adler der durch die Lüfte schwebt.“ Baker legte seinen Kopf zur Seite und starrte Julia an.
„Wohl eher wie eine Ratte in der Kanalisation“, fuhr sie ihn hasserfüllt an.
Baker schnellte zu ihr herüber und knallte ihren Kopf an die Wand. Julia sackte zusammen. Für einen Moment war alles schwarz.

Als sie aufwachte, war sie wieder gefesselt. Sie saß auf einem Stuhl und ihre Hände und Füße waren mit Kabelbinder daran festgebunden. In ihrem Mund steckte ein Knebel. Julia unterdrückte mit Mühe den Brechreiz der langsam ihre Kehle hinaufschlich.
Baker stand am Schreibtisch und guckte sie an.
„Die Königin ist wach.“, sagte er grinsend und ging langsam auf sie zu.
„Die Königin muss jetzt abdanken.“ Er zog ein langes Messer hervor und kniete sich vor sein Opfer.
Julias Augen rasten zwischen dem Messer und Baker hin und her. Panisch blickte sie ihn an.
„Nein, mein Kind. Nein, keine Angst,“ sagte Baker schmeicheln und hielt ihr die Klinge an den Hals. Er zog die Schneide langsam an ihrer Haut entlang und ritzte sie auf. Dann betrachtete er das Messer wie ein kleiner Junge, der zum ersten Mal einen Feuerwehrzug sieht.

Julia nutzte den Moment der Unaufmerksamkeit. Mit aller Kraft schnellte sie nach vor und schlug ihren Kopf gegen seinen. Durch die Wucht fiel Baker nach hinten, während Julias Stuhl zur Seite kippte. Schreiend rappelte sich Baker wieder auf, hob das Messer über den Kopf und stach zu.
Julia drehte sich blitzschnell zur Seite und fing den ersten Stich mit dem Stuhl ab. Ein zweites Mal würde sie es nicht schaffen. Das wusste sie. Sie sah, wie Baker zum nächsten Versuch ansetzte und schloss die Augen. In diesem Moment fiel ein Schuss.


***


Sean warf sich mit aller Kraft gegen die Tür, so dass das Holz splitterte. Als die Tür aufschwang, sah er, wie sich Baker mit einem Messer auf Julia stürzte. Ohne zu zögern, zog Sean seine Waffe und feuerte sie ab. Er traf Baker in die Brust.
Völlig überrascht starrte Baker Sean an. Dann blickte er langsam an sich herunter und sackte auf die Knie. Blut sickerte aus seiner Wunde. Er fiel zur Seite und blieb regungslos liegen.
Sean rannte zu Julia und befreite sie von ihren Fesseln. Ohne etwas zu sagen, zog er sie vorsichtig hoch und umarmte sie fest.


***


„Und? War es sehr schlimm mit Morris?“ Julia saß mit angezogenen Knien auf ihrer Couch und nippte an ihrem Tee. Das Wohnzimmer war schwach beleuchtet und aus den Boxen der Stereoanlage drang leise klassische Musik.

„Du kennst ihn. Erst eine große Welle machen und dann nix folgen lassen.“ Sean tat sein Gespräch mit dem Chef lässig ab. Dass ihm Morris die Urlaubstage gekürzt und ihn für eine Zeit zum Schreibtischdienst verdonnert hatte, verschwieg er lieber. Männerehre.

„Wie hast du eigentlich herausbekommen, wo ich bin?“, fragte Julia leise.
„Ich hab mir von Charles die Adresse geben lassen. Zum Glück wurde die Nummer vom Apparat, von dem aus du mich angerufen hast, angezeigt. Dadurch hatten wir leichtes Spiel. Als ich da war, musste ich nur noch den Hausmeister fragen, welche Büros nicht genutzt werden und der Rest war dann nicht mehr so schwierig. Hatte Baker noch irgendetwas gesagt?“
Julia schüttelte den Kopf. „Nur, dass Königinnen abdanken müssen.“
Sean ballte unbewusst die Hand zur Faust. Dann stand er auf.

„Sehen wir uns morgen im Büro?“
„Ich denke nicht. Ich hab noch einen Tag frei, um mit allem klarzukommen. Und wenn ich ehrlich bin... den brauch ich auch noch.“ Sean drehte sich um und ging zur Tür.
„Na gut, dann eben nicht im Büro. Ich sehe nach der Schicht aber noch mal bei dir vorbei“, sagte er und legte die Hand auf die Klinke.
„Sean, das ist wirklich lieb von dir, aber mir geht es gut. Wirklich.“ Julia lächelte ihren Partner an.
„Keine Widerworte, Miss Morgan! Du sorgst für den Tee, ich bring die Kekse mit.“ Er ging langsam durch die Tür.
„Kekse? Mister Grant sie werden weich!“, rief ihm Julia lachend hinterher.
Mit einem Schulterzucken schloss Sean die Tür hinter sich und murmelte dann: „Das befürchte ich auch.“


***


„Sag nicht, dass du auf die Kleine stehst?!“ Eric saß auf dem Beifahrersitz des Infinity als Sean einstieg.
„Ach, halt die Klappe, Stevens!“ murrte Sean und ließ den Motor an.
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BeitragThema: Re: [Virtual Series] Sentiment Crime   [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeFr Jan 20, 2012 9:59 am

Ach, diese unterschwellige Romantik, die irgendwie gar nicht die Handlung dominiert ist doch echt ein Kunstgriff.

Ich vermisse allerdings seit ein paar Tagen die Fortsetzung - was ist da los?
Wie wenn seine Lieblingssoap mit höchspannendem Ende aufhört und erstmal schön ne Sommerpause macht und man erst im Herbst erfährt, wer denn nun heiratet/stirbt/ein Kind bekommt/der Mörder ist...

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BeitragThema: Re: [Virtual Series] Sentiment Crime   [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeSa Jan 21, 2012 3:08 am

Huhu @Phar Lap smile Ich war mir nicht sicher, ob meine Story überhaupt noch von irgend jemanden gelesen wird, daher hatte ich erstmal nichts Neues mehr gepostet. Dafür gibt es jetzt neuen Lesestoff für dich up Have fun!


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S1E7 - Fall ins Leere

[Virtual Series] Sentiment Crime Sentimentcrime

CastS1E07:
Wentworth Miller - Sean Grant (Detective)
Michelle Monaghan - Julia Morgan (Detective)
Soundtrack: https://www.youtube.com/watch?v=v52Igdotisk



Schweißgebadet schoss Sean frühmorgens hoch und griff blindlings in Richtung seines Weckers. "Fünf Uhr", stöhnte er und ließ sich zurück auf die Matratze fallen. Nervös fuhr er sich mit beiden Händen über das Gesicht und faltete seine Hände über dem Brustkorb ineinander. Sein Blick ging zur Decke und er dachte über jenen Traum nach, der ihn hatte hochschrecken lassen. Sean sah sich selbst am Boden knien, inmitten einer großen Blutlache. Links von ihm lag Eric, dessen Hand er hielt. Als sein Blick nach rechts ging, konnte er Julia blutüberströmt und mit einem Messer im Brustkorb am Boden liegen sehen. Sean atmete schwer und er begann zu schreien. Das musste der Moment gewesen sein, in dem er aufwachte. Nervös rieb er sich die Augen und dämmerte nach einiger Zeit wieder ein, nur um 2 Stunden später erneut hochzujagen. Doch diesmal konnte er dem Wecker die Schuld geben, welchen er gewohnheitsgemäß, wie jeden Morgen, systematisch in Richtung Couch schmiss, sobald dieser auch nur den geringsten Laut von sich gab.



***


"Guten Morgen Sean." Julia lächelte ihren Partner an, als dieser das Büro betrat und sich in seinen Stuhl fallen ließ.
"Morgen."
Sein Blick fiel auf den Starbucksbecher vor ihm.
"Du siehst müde aus?" Julia lehnte sich zurück und spielte mit beiden Händen an einem Kugelschreiber, während sie ihn aufmerksam ansah.
"Kurze Nacht gehabt?"
"Kann man so sagen". Mit einem Nicken deutete er auf den Kaffee und griff zu. Während er daran nippte, grinste Julia.
"Sieht man dir an, Grant." Sie warf ihm eine Akte hin, welche Sean aufschlug.

"Wie es aussieht, haben unsere Kollegen die Consigliere des Carpo-Rings ausfindig machen können. Bisher haben sich diese immer unauffällig verhalten. Die Akten sind jedenfalls einwandfrei. Ein Informant hat uns heute morgen jedoch darauf aufmerksam gemacht, dass heute mittag eine Übergabe stattfinden soll. Dabei soll es sich angeblich um eine Summe im Millionenbereich handeln. Und Don Genovese, Vize Capo der Cosa Nostra, wird sich an dem Deal beteiligen, was darauf schließen lässt, dass es sich hierbei wohl kaum um einen Austausch von Freundlichkeiten handeln wird."

Sean sah Julia an. Sie schien sich gefasst zu haben. Zumindest war ihr nicht anzumerken, dass sie irgendeinen seelischen Schaden davon getragen hatte, was, Sean´s Meinung nach, mehr als verständlich gewesen wäre. Sein Blick hing an ihrem Lippen fest. Unbewusst sah er auf ihren Brustkorb herunter und war sichtlich erleichtert, nichts weiter als ihre weiße Bluse und eine Halskette erkennen zu können.

Julia sah ihn irritiert an.
"Alles in Ordnung?" Misstrauisch blickte sie an sich herunter und Sean schüttelte den Kopf.
"Nein, nein. Ich war nur gerade in Gedanken."
"Hab ich gemerkt."



***




"Wieso schmeckt ein Joghurt Dressing eigentlich nie so, wie man es sich vorstellt? Ich kann nicht glauben, dass ich jedes Mal darauf reinfalle! Ein Joghurt Dressing sollte doch auch nach Joghurt schmecken, findest du nicht? Aber das hier...das ist eine einzige Mayo-Pampe!" Entrüstet ließ Julia ihre Plastikgabel in den Salat fallen, während Sean herzhaft in seinen Burger biss und sich zwischendurch ein paar Pommes gönnte.
"Hm?" Irritiert sah Sean auf Julia`s Salat. "Sieht doch gut aus?"
"Jaha, sieht gut aus, schmeckt aber nicht. Was nützt mir der Salat, wenn ich ihn nicht essen kann? Nie wieder werde ich mir dieses Dressing dazu bestellen!"
Mit Nachdruck stellte Julia die Plastikschale samt Inhalt auf die Armaturen des SUV´s und wischte sich mit einer Serviette den Mund ab.
Gelangweilt sah Sean sah auf die Uhr. "Wenn hier nicht mal langsam Bewegung in die Sache reinkommt, kannst du dir da drüben ja was anständiges zu essen holen. Pommes?"
Sean hielt ihr die kleine Faltschachtel hin, doch Julia lehnte dankend ab.
"Schon mal darüber nachgedacht, dass dein Körper auch Vitamine benötigt?" Ungläubig blickte sie auf den, vor Sauce triefenden Burger in Sean´s Hand.
"Sicher." Triumphierend beugte Sean sich zu Julia rüber und öffnete das Handschuhfach. Er zog eine kleine, grüne Plastikdose hervor und positionierte sie direkt neben Julia´s Salat.
"Green Source", murmelte er mit vollem Mund. "Mehr als 100 Vitamine."
Julia runzelte die Stirn, griff zur Vitamindose, öffnete diese und kippte sämtliche Pillen in das Dressing ihres Salates.
"Hallo? Was gibt das denn?"
Entschlossen sah Julia ihn an.
"Die sind genauso wie das Dressing. Unnützes Zeug." Sie kramte in ihrer Handtasche, zog einen Apfel hervor und legte diesen ebenfalls auf das Armaturenbrett.
"Iss lieber mal nen Apfel"
"Geschenkt!"
Lachend sah Sean das Obst an und schüttelte den Kopf.

Im Augenwinkel konnte Sean ein paar Jungen, im Alter zwischen sieben und zehn Jahren, auf dem Bürgersteig Fussball spielen sehen. Sean drückte den Knopf der automatischen Fensterverriegelung, sodass das Fenster an der Beifahrerseite runter fuhr. Leise pfiff er zu den Jungs rüber und diese drehten sich verdutzt um. Der Kleinste von ihnen kam angelaufen und grinste Sean durch das Fenster an.

"Hey Kleiner, hast du Lust, dir ein paar Mäuse zu verdienen?" Sean erwiderte das Grinsen des kleinen Jungen und dieser nickte eifrig.
"Okay, ich geb dir zwanzig Dollar. Zehn für dich und für die anderen zehn lädst du deine Kumpel auf ein Eis ein. Zwei Straßen weiter ist ein Eisladen. Machst du das für uns?"
Der Juge nickte, nahm sich das Geld und lief zurück. Einmal noch drehte er sich um und winkte Sean breit grinsend zu. Julia und Sean winkten ihm zurück und mussten beide lachen, als sie sahen, dass dem Kleinen mindestens fünf der vorderen Milchzähne fehlten.


Wenige Augenblicke später, fuhren zwei schwarze Limousinen vor das Restaurant, welches immer wieder gerne von den Mitgliedern des Carpo Rings genutzt wurde, um Übergaben abzuwickeln. Das lag vor allem daran, dass einem der Carpo Mitglieder, Goodfella Fabio, der Laden gehörte. Insgesamt war das Viertel fast ausschließlich in italienischer Hand. Die Aufmerksamkeit der beiden Detectives richtete sich nun voll und ganz auf die beiden schwarzen Limousinen. Im Rückspiegel konnte Sean die Kollegen Johnson und Ratcliff erkennen, welche sich einvernehmlich auf der anderen Straßenseite, ebenfalls in Zivil, über eine Packung Doghnuts hermachten.

Die Wagentüren der vorderen Limousine öffneten sich und zwei junge Männer schossen hinaus. Sie sahen sich um und gewährten Don Genovese Schutz, der gerade dabei war, aus dem hinteren Wagen auszusteigen.
Im selben Augenblick öffneten sich die Türen des Restaurants. Goodfella Fabio und zwei weitere Carpo Mitglieder, verließen das Restaurant.
Sean und Julia beobachten, wie sie sich einander zur Begrüßung auf die Wangen küssten und sich gegenseitig auf die Schulter klopften.
Einer von ihnen ging zum Kofferraum des Wagens und entnahm diesem zwei Koffer.


"Jetzt", raunte Sean. Zeitgleich zogen Julia und er ihre Dienstwaffen und entsicherten diese. Fast lautlos öffneten sich die Türen des SUV´s und die beiden stiegen aus.

Sean hielt die Waffe dicht an seinem Körper und umfasste den Griff mit beiden Händen. Instinktiv drehte er sich ein wenig zur Seite, um so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu erwecken. Gerade als Sean die Verdächtigen ansprechen wollte, bemerkte ihn einer der Carpo Anhänger und zog seine Waffe. Hektisch wurde Don Genovese in das Restaurant gezerrt.



Blitzschnell legte Sean an und schoss. Er traf den Schützen mitten in die Brust, während Julia in einem der Hauseingänge Deckung suchte.
Plötzlich rollte ein Ball an Sean vorbei. Noch ehe er reagieren konnte, fiel ein Schuss und der Junge, der ihn vor wenigen Minuten noch mit seinem Zahnlückenlächeln angestrahlt hatte, sackte vor Seans Füßen in sich zusammen.

Julia lehnte sich vor und zielte auf die Schulter des Schützen. Dieser klappte ein und fiel zur Seite. Julia rannte, noch immer mit der Waffe im Anschlag, zu ihm herüber, sicherte seine Pistole und legte ihm die Handschellen an. Währenddessen stürmten weitere Kollegen das Restaurant.

Sean ließ seine Waffe sinken und fiel auf die Knie. Seine Hände zitterten. Er umfasste die Schultern des Jungen und drehte diesen auf den Rücken. Das Kindershirt war über und über mit Blut durchtränkt. Ungläubig starrte Sean in die toten Augen des Jungen. Behutsam umschlangen seine Arme den leblosen kleinen Körper und er drückte ihn feste an sich. Motorisch wiegte Sean´s Oberkörper, gemeinsam mit dem toten Jungen, hin und her.



***


Leise klopfte Julia an die Türe von Sean´s Apartement und horchte, ob sich hinter der Türe etwas tat.
"Sean?"
Stille. Erneut klopfte Julia, diesmal doch etwas energischer.
"Sean, bitte mach auf. Ich hab dir was zu essen mitgebracht. Sean?"
Julia gab das Klopfen nicht auf, doch die Türe blieb verschlossen.
"Ich lege dir das Essen hier hin und schaue morgen nochmal vorbei", ließ sie durch die Türe verlauten. Julia stellte die Burgertüte und den Kaffeebecher auf der Fußmatte ab, ehe sie verschwand.



***


Am nächsten Mittag ging Julia erneut die Treppen zu seinem Appartement hinauf. In den Händen hielt sie seine Post. Alles, was sie mit bloßen Händen aus seinem Briefkasten raus fischen konnte, hatte sie mit rauf genommen. Im dritten Stockwerk angekommen, fiel ihr Blick sofort auf die Fußmatte. Die Tüte und der mittlerweile durchnässte Becher standen immer noch vollkommen unberührt da.


Seufzend klopfte sie an die Türe.
"Ich bin´s, Julia. Mach bitte auf, Sean."
Doch wieder gab Sean kein Lebenszeichen von sich.
Julia überlegte einen Augenblick. Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Wohnungstüre und schloss einen Augenblick lang die Augen.
"Wenn du dich einschließt, wird es nicht besser." Sie bückte sich und schob das Essen vom Vortag zur Seite. Dann setzte sie sich auf die Fußmatte und streckte die Beine aus. Ihre Handtasche legte sie auf ihren Schoss.
"Ich bin da, wenn du reden willst." sagte sie mit klarer Stimme und wartete.



***


Mit vorgefallen Schultern saß Sean am Küchentisch und sah auf die Waffe, welche vor ihm auf dem Tisch lag. Dunkle Augenränder zeichneten sich in seinem fahlen Gesicht ab und er befand sich wie in Trance. In der Ecke seines Appartmentes stand der Mülleimer aus der Küche, aus welchem das T-shirt und die Jeans heraus zu sehen waren, die er an dem Tage an hatte, als der kleine Junge in die Schusslinie geraten war. Seit drei Tagen hatte Sean nicht mehr geschlafen. Immer wenn er die Augen schloss, konnte er diesen Jungen in seinen Armen spüren. Doch es war nicht immer derselbe Traum. Mal waren es Eric oder Julia, mal der Junge. Auf jeden Fall konnte und wollte Sean nicht mehr schlafen. Nie wieder, wenn´s sein musste. Nie wieder. Seufzend sank Sean´s Kopf auf die Tischplatte nieder.



***


Julia entnahm aus ihrer Handtasche eine kleine Tüte mit Sandwiches und betrachtete diese.
"Ich habe dir Sandwiches mitgebracht. Wenn du welche möchtest, dann brauchst du nur die Türe zu öffnen", rief sie.
Wie sie erwartet hatte, schien er auch diesmal nichts zu wollen. Julia legte die Tüte auf ihre Handtasche und sah auf die Uhr. Seit zwei Stunden saß sie nun schon hier, ohne bisher auch nur ein Lebenszeichen aus seinem Appartment gehört zu haben.

"Sean Grant, ich würde gerne wissen, ob du noch lebst. Wenn es sein muss, breche ich die Türe auf."
Julia machte sich Sorgen um Sean. So hatte sie ihn noch nie erlebt.
"Ich hab dir übrigens auf dein Band gesprochen. Hast du deinen Anrufbeantworter abgehört? Es waren nicht nur vier Mitglieder des Carpo Rings, sondern gleich sechs, die an diesem Deal beteiligt waren. Sean?"



***


Weitere zwei Stunden später biss Julia herzhaft in das Sandwich hinein, welches sie ursprünglich für Sean mitgebracht hatte. In diesen Stunden erzählte sie ihm alles Mögliche, in der Hoffnung, ihn dazu bewegen zu können, irgendwann einmal die Türe zu öffnen. Doch Sean blieb anscheinend hartnäckig. Je länger er sie vor der Türe warten ließ, umso mehr Sorgen machte Julia sich um sein Wohlbefinden.



***



Sean starrte aus dem Fenster. Draußen konnte er Julia reden hören, doch ihre Worte drangen nicht bis zu ihm hindurch. Die Sonne schien hell. Er musste die Augen zukneifen, um auf die Straße vor seinem Appartement blicken zu können. Hektisch setzte sich ein Menschenpulk in Bewegung, als eine der Fußgängerampeln auf Grün umsprang. Vor Sean´s Augen verschwomm alles, sodass die Konturen der Menschen zu bunten Punkten zusammen schmolzen. Er schloss die Augen und drehte sich vom Fenster weg. Dann ließ er sich, mit dem Rücken zur Wand hin, hinunter gleiten und blieb auf dem Boden sitzen. Apathisch starrte er vor sich hin und griff mit der linken Hand an das Band seines Rollos, was sich mit einem Schlag selbstständig machte. Die Rollos schnellten hinunter und es wurde dunkel im Raum.



Mit einem Mal konnte Julia aus Sean´s Appartement ein Geräusch ausmachen. Erwartungsvoll lauschte sie.
"Sean? Sean,mach doch kurz auf. Bitte. Auch wenn du nicht reden möchtest. Lass mich nur einen kurzen Blick auf dich werfen, damit ich weiß, dass du noch lebst. Dann lass ich dich auch in Ruhe. Sean?"
Nach weiteren 20 Minuten gab Julia auf und erhob sich. Mit ihrer Wange lehnte sie sich an die Holztüre und lauschte ein letztes Mal.
"Sean, ich komme morgen wieder. Pass auf dich auf." flüsterte sie.
Langsam glitt ihre Hand die dunkle Vertäfelung hinunter.


***


"Nein!"
Schreiend wachte Sean auf und versuchte sich zu orientieren. Sein Rücken schmerzte und seine Hände fühlten den kalten Boden. Langsam stand er auf und tastete sich in Richtung Lichtschalter. Nachdem er das Licht angemacht hatte, sah er auf die Uhr. Es war drei Uhr morgens. Müde ging Sean ins Badezimmer. Nach einer Weile kam er frisch geduscht, nur mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet, wieder aus dem Badezimmer heraus. Mit motorischen Bewegungen griff er in den Schrank und zog sich frische Klamotten heraus. Nachdem er sich angezogen hatte, ging er in die Küche und nahm sich ein Bier aus dem Kühschrank.

"Dir scheint es richtig miserabel zu gehen, alter Freund."
Ernst sah Eric ihn an, als Sean die Kühlschranktüre wieder schloss.
"Hm." murmelte Sean müde und öffnete den Verschluss seines Bieres.
"Hättest du den Tod des kleinen Jungen denn verhindern können?"
"Sicher hätte ich das." Mit glasigen Augen sah Sean Eric an. Seine Augen weiteten sich und sein Gesicht lief rot an.
"Sag mir, was ist das für ein scheiß Job? Sieh dich an. Du bist tot! Ums Leben gekommen bei einem Einsatz. Dieser Junge..," Sean zeigte ins Leere der Küche ",....er könnte noch leben, wäre er nicht zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen! Wieso hat er nicht das gemacht, was ich ihm gesagt hatte? Wieso habe ich mich nicht vergewissert, dass kein Unschuldiger mehr in der Nähe ist?"
Verzweifelt schrie Sean ins Leere.
Mit wenigen Zügen leerte er die Bierflasche,während Eric ihn mit sorgenvollem Gesicht betrachtete.
"Nein, dieser Job ist nichts für mich, Eric. Mühselig und nichtsbringend. David gegen Goliath."
"Wenn du nicht gewesen wärst, würde Julia heute auch nicht mehr leben, Sean."
"Sowas will ich nicht hören, Eric!"
Wütend knallte Sean die Bierflasche auf die Arbeitsplatte und drehte sich zu Eric um. Im fahlen Schein der Küchenleuchte sah sich Sean in seiner Küche um.
Er war allein.


***


"Frühstücksservice!"
Am nächsten Morgen klopfte Julia erneut an Sean´s Wohnungstüre.
"Ich hab dir ein paar Bagels und einen frischen Kaffee mitgebracht. Ich schaue nachher nochmal rein. Die Arbeit ruft."
Nervös sah Julia auf die Türe und beugte sich hinunter, um die Tüte und den Becher Kaffee auf die Fußmatte zu positionieren. In diesem Augenblick öffnete sich die Türe und Julia blickte auf. Vor ihr stand Sean, dem es in den letzten Tagen sichtlich schlecht ergangen war.

"Ich...."
Julia nahm den Kaffee und die Tüte wieder auf und sah Sean mitfühlend an. Wortlos drückte sie ihm den Becher in die Hand und folgte ihm in seine Wohnung.
Ohne sich weiter umzusehen, setzte sich Julia an den großen Esstisch in Sean´s Wohnzimmer, während dieser schweigend aus einem der großzügig geschnittenen Fenster hinaus sah und von seinem Kaffee trank.

"Wie geht es dir Sean?"
Sean drehte sich zu um, sah Julia an und verzog keine Miene.
"Es ging mir schon mal besser." Seufzend ging er auf sie zu und nahm einen Platz gegenüber von Julia ein. Eindringlich betrachtete Julia ihren Partner. Sein trauriger Blick wurde durch den Bart und die längeren Haare unterstrichen. Es war ihr, als wäre Sean um Jahre gealtert. So hatte sie ihn noch nie gesehen.

"Morgen rufe ich Morris an und kündige", beendete Sean die Stille plötzlich.
Erstaunt sah Julia ihn an und nickte geistesgegenwärtig.
"Bist du fest dazu entschlossen?" Sie wollte die Antwort nicht hören, musste sich aber vergewissern, dass das, was sie gerade gehört hatte, seine endgültige Entscheidung sein sollte.

Sean nickte nur und sah Julia traurig an. Das Glänzen in seinen Augen irritierte sie. Peinlich berührt senkte sie ihren Blick. Sie wollte ihn nicht weinen sehen. Nicht Sean. Nicht DEN Sean, den sie kennengelernt hatte.

"Ich weiß, wir arbeiten noch nicht lange zusammen, aber ich möchte dir sagen, dass ich dich als Partner immer sehr geschätzt habe, Sean", meinte sie leise.
"Und das sage ich dir unabhängig davon, wie deine Entscheidung ausfällt."
Dann hob sie ihren Blick wieder und sah Sean an. Dieser hatte seinen Kopf in den Nacken gelegt und schloss seine Augen.



Julia würde diesen Moment nie vergessen, in dem sie den Weg dieser einen Träne beobachtete, die in jenem Augenblick die Seite seiner Wange hinunter glitt. Sean rieb sich über die Augen. Julia versuchte sich zu sammeln. Langsam beugte sie sich nach vorne und sah Sean eindringlich an.

"Ich will dich zu nichts überreden Sean. Hör mir bitte nur zu. Wie du dich entscheidest, ist ganz alleine dir überlassen, hörst du?" Bittend sah sie ihn an und fuhr weiter fort.
"Ich weiß, wie es dir geht Sean. Ich weiß auch, dass du jetzt denkst, diese Arbeit würde keinen Sinn mehr machen. Der Schmerz, alles überwiegt. Aber denke doch bitte daran, wieso wir diesen Job überhaupt machen. Wir geben den Familien der Opfer eine kleines Stück ihres Seelenfriedens wieder, indem wir die Mörder ihrer Kinder, Eltern, Geschwister oder Ehepartner überführen und der Gerechtigkeit ein kleines bisschen Genüge tun. Vergiss das bitte nicht."
"Dieser Job bedeutet absolut gar nichts mehr."
Sean sah auf und blickte Julia mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an.
"Er bedeutet gar nichts", wiederholte er seine Worte leise.

Wortlos sah Julia ihn an.
"Das stimmt nicht und das weißt du genau. Du willst es nur nicht sehen. Du schließt dich hier ein", Julia deutete auf Sean´s Wohnung "und leckst deine Wunden. Soll ich dir sagen, wie ich das sehe?" Julia´s Puls schoss in die Höhe. "Ich denke, du verrennst dich in etwas. Meinetwegen, schließe dich weiter ein, bemitleide dich oder tue sonstwas, was man in dieser Situation tut. Aber sage nicht, dass dieser Job nicht genau das ist, was dich voran treibt. Die Energie, mit welcher ich dich ermitteln sehe, der Ehrgeiz, solche Leute hinter Gittern zu bringen, dein Gerechtigkeitsinn verbietet dir, einfach weg zu sehen. Ja, ich behaupte all diese Dinge, weil ich glaube, dich einschätzen zu können. Und all das, was ich hier sehe, hat nicht im Entferntesten etwas mit dem Sean Grant zu tun, den ich kennengelernt habe."

Aufgewühlt sprang Julia auf, griff zu ihrer Handtasche und ging Richtung Türe. Bevor sie diese öffnete, drehte sie sich noch einmal zu ihm um. Sean sah sie an.
"Überlege es dir Sean."
"Mach´s gut Julia", war das Letzte, was sie von Sean hörte, als sie die Türe hinter sich zu zog.


***


Gedankenverloren saß Julia an ihrem Schreibtisch und starrte auf die Akten vor ihr. Mit einem tiefen Seufzer fuhr sie mit dem Finger am Gehäuse des Arbeitsrechners entlang und schaltete diesen ein. Müde rieb sie sich die Augen. Die ganze Nacht lang hatte sie wach gelegen und sich Gedanken darüber gemacht, ob sie sich richtig verhalten hatte. Die Sorge um Sean machte die Sache nicht einfacher.



Ein Kaffeebecher fand seinen Platz auf Julia´s Schreibtisch und sie starrte darauf.
"Da sieht jemand sehr müde aus. Kurze Nacht gehabt?"
Irritiert sah Julia seitlich hinauf und blickte in Sean´s vertrautes, frisch rasiertes Gesicht.
"Sean", flüsterte sie unmerklich.
Dieser ging um die Schreibtische herum und nahm seinen Platz gegenüber von Julia ein. Sean nickte ihr zu und sein Blick fiel auf eine grüne Dose, welche auf seinem Schreibtisch stand. Er nahm die Dose und sah sie an.
"Green Source", lachte Sean auf.
Julia grinste ihren Partner erleichtert an.
"Veränderungen werden überbewertet. Altbewährtes setzt sich eben doch manchmal durch", gab sie zurück.

Immer noch lachend beugte sich Sean zur Seite und griff in seine Tasche. Dann warf er seiner Partnerin einen Apfel zu, welchen sie überrascht auffing.
"Dito. Das war der charmanteste Arschtritt meines Lebens. Trotzdem muss ich den nicht zweimal haben."

Schallend fingen beide an zu lachen, sodass man es durch´s ganze Büro hören konnte.
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BeitragThema: Re: [Virtual Series] Sentiment Crime   [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeSa Jan 21, 2012 5:24 am

Wow *-*
Vielmehr kann man dazu nicht sagen, deine Geschichten sind klasse, man kann sie echt nicht mehr losreißen, habe alles in einem durchgelesen^^
Das erste was ich mal lese wo auch mal eine Hauptperson stirbt...
Wirklich fesselnd, super geschrieben
mehr, mehr mehr froh
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BeitragThema: Re: [Virtual Series] Sentiment Crime   [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeSa Jan 21, 2012 6:01 am

Ob das noch eine liest - also bitte! Natürlich.

Auch wenn ich gestehen muss, dass ich die Crime-Story beim letzen Kapitel irgendwie etwas ausgeblendet habe. Sean und Julia sind einfach zu süß herz
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BeitragThema: Re: [Virtual Series] Sentiment Crime   [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeSa Jan 21, 2012 7:49 am

Hey,
die Story ist unglaublich fesselnd. Ich bin einfach nicht mehr von deiner Gesichte losgekommen^^ Du schreibst unglaublich, sie sind echt spannend!

lg
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BeitragThema: Re: [Virtual Series] Sentiment Crime   [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeSa Jan 21, 2012 9:28 pm

Ich freu mich tierisch, dass es doch ein paar Leute hier gibt, die meine Story lesen! lach lach lach Und für eure lieben Feedbacks gibt es jetzt direkt noch ein sonntägliches Kapitel. Viel Spaß beim Lesen!

Uuuuund, weil es die Sache noch spannender macht, gibt es jetzt im Anschluss an jedem Kapitel noch einen Leseauszug vom kommenden Kapitel up


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S1E08 - In letzter Sekunde

[Virtual Series] Sentiment Crime Sentimentcrime

Sean Grant – Wentworth Miller
Julia Morgan – Michelle Monaghan
Mark Rogers – Chris Evans
Eric Stevens – McSexy
Margret Cornell – Sian ... (Opfer)
Soundtrack: Everybodys Fool – Evanescene


„Ich hau dann mal ab!“ Julia stand von ihrem Schreibtisch auf und packte ihr Handy in die Handtasche. Sean schaute sie verwundert an.
„Wie? Jetzt schon?“
„Was soll das denn heißen? Es ist schließlich kurz nach sieben! Zwölf Stunden Arbeit sollten doch wohl reichen, oder?“ Julia zog ihren Blazer an und lächelte. „Außerdem hab ich noch etwas vor“, fügte sie geheimnisvoll hinzu.
Sean grinste breit.
„Lass mich raten: du willst mit mir auf einen Drink ins Relax?“, sagte er leicht selbstgefällig.
„Du hast Recht. Ich treff mich auf einen Drink. Allerdings weder mit dir noch im Relax“, gab sie lachend zurück. Dann schnappte sie sich ihre Sachen, drehte sich mit einem Winken um und ging zum Aufzug.
Sean sah ihr nach. So richtig wusste er nicht, was er davon halten sollte. Auf der einen Seite freute er sich für Julia, auf der anderen Seite war da ein Gefühl, dass er nicht so richtig einordnen konnte.
„Vielleicht bist du ja eifersüchtig, Partner!“, sagte Eric, der auf Julias Stuhl Platz genommen hatte.
„Spinn weiter, Eric“, antwortete Sean leicht verärgert und schüttelte den Kopf.



***


„Hi Julia. Du siehst wunderschön aus!“ Mark Rogers zog den Stuhl zurück, damit sich Julia setzen konnte. Dann ging er um den Tisch herum und nahm ihr gegenüber Platz. Julia schaute sich um. Das Restaurant, in das er sie eingeladen hatte, war ziemlich edel. Auf den Tischen flackerten, hohe, champagnerfarbene Kerzen, die von geschwungenen, silbernen Leuchtern gehalten wurden. Daneben stand auf jedem Tisch ein kleines Blumenbouquet. Die Wände waren dunkel vertäfelt und farblich auf die Möbel abgestimmt. Es war der perfekte Ort für ein romantisches Dinner. Und auf das hoffte Julia.

Sie hatte Mark ein paar Tage zuvor im Park beim Joggen kennengelernt. Er war mit seinem Fahrrad durch eine große Pfütze gesaust, als sie daran vorbei lief. Die logische Folge war eine, mit Schlamm bespritzte Julia und ein ziemlich verlegen dreinschauender Mark. Um seinen Fauxpas wieder auszubügeln, hatte er sie auf einen Kaffee eingeladen. Dabei hatte Julia bemerkt, dass es sich bei Mark nicht nur um einen wirklich gutaussehenden Kerl handelte, sondern auch um einen, der etwas im Köpfchen hatte.

Etwas nervös spielte sie mit ihrer Serviette herum, während Mark beim Kellner seine Bestellung aufgab. Sie betrachtete ihn. Seine grünen Augen, seine Lippen, seine Hände... Julia seufzte leise.
„Ist alles okay mit dir?“ Mark blickte von der Speisekarte auf und schaute sie aufmerksam an.
„Ja. Ich... ich weiß nur nicht, was ich nehmen soll,“ sagte sie verlegen und hoffte, dass er ihre Ausrede schlucken würde.
„Ich kann dir das Filet Mignon empfehlen. Oder magst du lieber Fisch? Der Lachs ist hier ebenfalls sehr gut.“
Julia musste lächeln. Es war lange her, dass sich ein Mann so um sie bemüht hat. Sie drehte sich ein wenig zur Seite und sprach den Kellner an, der noch immer auf ihre Bestellung wartete: „Ich nehme den Lachs. Dankeschön!“ Julia klappte die Speisekarte zusammen und reichte sie dem Kellner.



***


Sean saß an seinen Schreibtisch und drehte sich gedankenverloren auf dem Bürostuhl hin und her.
„Feierabend, Grant.“
William Morris stand neben ihm und guckte auf seine Uhr.
„Wie bitte?“ fragte der Detective leicht irritiert.
„Es ist halb neun. Haben Sie kein Privatleben?“ Morris zog seinen Mantel an und nickte Detective Merrywater zu, der gerade am Schreibtisch vorbei ging. „Also, machen Sie, dass Sie nach Hause kommen. Unausgeschlafen und überarbeitet kann ich Sie nicht gebrauchen.“
„Ja, Sir.“ Sean schaltete langsam seinen Computer aus und sah Morris hinterher, der zum Fahrstuhl ging.



***


„Also, was machst du beruflich?“ Julia nippte an ihrem zweiten Glas Wein und spürte, wie sich der Alkohol langsam in ihrem Körper ausbreitete.
„Ich arbeite in einer Kanzlei“, antwortete Mark.
„Du bist Anwalt?“ Julia guckte ihn interessiert an und stellte ihr Glas ab.
„Ja, bei Berkman Bottger & Rodd in der Fifth Avenue.“
„Und worauf habt ihr euch spezialisiert? Sag jetzt bitte nicht Strafrecht?!“
Mark lachte leise auf.
„Nein, Familienrecht. Wie kommst du denn auf Strafrecht? Wäre das schlimm?“
„Ach quatsch,“ erklärte Julia. „Ich bin bei der SCU und da würde es gut passen: ein Anwalt für Strafrecht und eine Polizistin bei der Special Crime Unit des New Yorker Police Departments.“
„Was würde da gut passen?“ Mark beugte sich leicht nach vorn und schaute Julia tief in die Augen.
„Ich... äh... nein, ich meinte nur, dass das ja ein Zufall wäre“, versuchte sich Julia herauszureden.
„Das glaube ich nicht. Ich denke, du hast das ganz anders gemeint.“ Er berührte sanft ihre Hand und zog sie zu sich herüber.
„Was hast du nach dem Essen vor?“ fragte er sie leise.
Julia lächelte und zog die Augenbrauen hoch: „Ich glaub, dann will ich das Dessert haben.“



***


„Und, wie war dein Drink gestern?“ Sean saß auf der Schreibtischkante und schob Julia einen Becher Kaffee rüber.
„Ziemlich interessant“, gab sie zurück und zog ihre Jacke aus. Sean stand auf und ging um den Schreibtisch herum.
„Und wie heißt er?“ fragte er beiläufig.
„Manchmal ist es besser, wenn man ein Geheimnis hat!“ Julia lächelte verschmitzt.
„Wie du meinst“, murmelte ihr Partner und vertiefte sich in eine Akte, die auf seinem Schreibtisch lag. Julia sah ihn kurz an und musterte ihn. Dann schüttelte sie leicht ihren Kopf und machte sich ebenfalls an die Arbeit.
Keine zehn Minuten später kam William Morris aus seinem Büro.
„Grant, Morgan. Wir haben einen neuen Fall. Ein Toter in Soho.“ Morris ließ die Akte auf Sean Schreibtisch fallen. „Adresse steht drin. Legen Sie los.“
Sean stand auf, nahm die Akte und klemmte seine Jacke unter den Arm.
„Na, dann lass uns mal schauen, ob ich wenigstens dem Toten ein Geheimnis entlocken kann“, sagte er trocken und ging zum Fahrstuhl.

Nachdem Sean und Julia am Tatort angekommen waren, ließen sie sich von einem Officer auf den neuesten Stand bringen.
„Margret Cornell, vierundsiebzig Jahre alt. Verwitwet, keine weiteren Angehörigen. Sie lebte allein in diesem Appartement. Der Hausmeister hat sie gefunden, nachdem ihre Pflegerin sie nicht erreichen konnte.“
“Pflegerin?“ hakte Julia nach.
„Ja,“ antwortete der Officer. „Einmal am Tag kam eine Pflegerin, um nach ihr zu sehen, ihr das Essen für den Tag zuzubereiten und sich ein wenig um die Wohnung zu kümmern.“
„Wann wurde sie gefunden?“ fragte Sean.
„Gegen halb acht heute morgen.“
„Und warum wurde das SCU verständigt?“
“Weil bei ihr vor circa zwei Wochen eingebrochen wurde. Wir haben angenommen, dass ihr Tod damit in Verbindung stehen könnte. Und weil doch der Bürgermeister zur Zeit so einen Stress macht, was die Polizei betrifft, dachten wir, es wäre besser, euch Jungs gleich zu rufen.“ Der Officer warf einen Blick auf Julia. „Und euch Ladies,“ schob er verlegen hinterher.
Sean verkniff sich ein Grinsen und guckte Julia an.
„Na, dann lass uns mal loslegen. Lady.“

Die beiden Detectives stiegen zusammen die Treppen zum dritten Stock hinauf, in dem das Appartement lag. Als sie die Wohnung betraten wehte ihnen eine Mischung aus Parfum und Mottenkugeln entgegen.
Sean rümpfte die Nase und erntete dafür einen tadelnden Blick von Julia.
„Was denn?“ murmelte er wie ein kleiner Junge, der dabei erwischt wurde, wie er vor dem Abendessen noch ein Stück Schokolade in den Mund geschoben hatte.
Julia schüttelte den Kopf, ging zur Leiche und kniete sich daneben.
„Ich bin keine Gerichtsmedizinerin“, begann sie langsam und sah sich im Raum um, „aber ich würde auf einen Unfall tippen. Siehst du den Stuhl hier?“, fragte sie an Sean gewandt. „Es scheint, als hätte sie sich etwas aus dem Schrank oder vom Schrank herunterholen wollen. Vielleicht wollte sie auch etwas reinstellen.“

Julia stand auf und kletterte auf den Stuhl, der vor der Schrankwand stand. Nachdem sie die Türen geöffnet hatte, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und sah auf den Schrank. „Hier sind Handabdrücke im Staub. Und hier“, Julia streckte sich etwas „ist eine kleine Schachtel.“ Sie griff nach der Box und stieg vom Stuhl herunter. „Ich glaube, sie hatte danach gesucht und ist dabei heruntergefallen.“ Julia öffnete die Schachtel und schaute hinein. „Es war wohl ihr Schatz“, murmelte sie, als sie einige verblichene Schwarz-Weiß-Fotos herauszog. „Das muss sie gewesen sein. Vielleicht mit ihrem Mann. Sie war sehr schön.“ Julia ging zu Christina Stern, der Gerichtsmedizinerin, hinüber, die gerade damit beschäftigt war, das Genick der alten Frau abzutasten.
„Und? Können Sie schon etwas sagen, Christina?“
“Hallo Julia, ja. So wie es aussieht ist es ein Genickbruch. Das passt zu Ihrer Unfalltheorie. Ich muss das Opfer natürlich erst in der Pathologie untersuchen, aber ich denke, dass Sie mit ihrer Vermutung Recht haben.“
„Ich danke Ihnen, Christina. Rufen Sie uns an, wenn Sie genauer Bescheid wissen?“
„Natürlich.“ Die Gerichtsmedizinerin nickte und bedeutete ihrem Assistenten, den Leichensack zu holen.
Julia ging zu Sean herüber und sah ihn fragend an.
„Was sagst du?“
„Dass du den Fall gelöst hast. Ganz ohne meine Hilfe und ohne ein Geheimnis aufzudecken.“
Julia verdrehte die Augen und schob sich an ihm vorbei.
„Dann werden wir jetzt wohl mal einen Bericht schreiben“, sagte sie und ging zur Tür.
„Und was ist mit Mittagessen?“ fragte Sean.
„Später. Zuerst die Pflicht.“



***


„Wie war dein Tag?“ fragte Mark und schob Julias Haare über die Schulter, um sanft ihren Hals zu küssen.
Julia neigte den Kopf ein wenig zur Seite und seufzte leise.
„Es ging“, murmelte sie und genoss seine Berührungen. Mark stellte sich hinter sie und umfasste ihre Hüfte.
„Wann denkst du, wird das Essen fertig sein?“ fragte er mit rauchiger Stimme.
„In 20 Minuten“, gab sie zurück und drehte sich um, um ihn zu küssen.
„Und musst du noch viel tun?“
„Nein, das köchelt hier alles vor sich hin.“
„Dann haben wir ja noch etwas Zeit.“ Mark griff an Julias Hintern und hob sie hoch. Dann drehte er sich vom Herd weg und ging zum Küchentisch. Vorsichtig setze er sie ab und begann, an ihrem Ohrläppchen zu knabbern.
„Muss ich mir eigentlich Gedanken machen, wenn du mit einem Mann zusammenarbeitest?“, fragte er sie zwischen zwei Küssen.
„Wegen Sean Grant? Ganz bestimmt nicht“, hauchte sie.
„Sean heißt er also. So so. Und sieht dieser ominöse Sean auch gut aus?“ Mit einem Ruck zog Mark sie noch näher an sich heran und ließ seine Hände unter ihr T-Shirt gleiten.
„Er ist attraktiv“, antwortete Julia flüsternd und öffnete den Reißverschluss an seiner Hose.
„Ich hoffe doch, dass er nicht hier in der Gegend wohnt. Nicht, dass du mir noch wegläufst.“ Marks Atem ging stoßweise.
„Da müsste ich aber ganz schön lang laufen“, gab Julia zurück. „Er wohnt in der Carolin Street in Sunnyside.“
„Gut zu wissen“, flüsterte Mark und küsste sie heftig.



***


Sean saß in seinem Wohnzimmer und starrte in die Dunkelheit. Warum war er wegen Julia so aufgebracht? Es war im klar, dass sie sich mit Männern treffen würde. Warum also störte es ihn?
„Weil du dich in die Kleine verguckt hast, Partner“, kam die Antwort von Eric, der am Fenster stand.
„Das ist absoluter Blödsinn und das weißt du auch!“, fuhr Sean ihn an.
„Hey,“ sagte Eric und hob abwehrend seine Hände. „Mich musst du deshalb nicht so anschreien. Ich bin nur hier, weil du mich brauchst.“
„Wie bitte?“
„Dein Gewissen. Sieh mich als dein Gewissen an. Ich tauche dann auf, wenn du in der Klemme steckst. Emotional gesehen.“ Eric grinste seinen Freund an.
„Emotional gesehen?!“, wiederholte dieser. „Jetzt sag mir nicht, dass du dich mit Gefühlen auskennst. Das wäre ja mal was ganz Neues.“
„Autsch, das tat weh, Captain Future. Auch Tote können fühlen.“ Eric ging zu Sean hinüber und setzte sich neben ihn auf die Couch. „Gib’s zu. Du stehst auf sie. Ich würde es auch tun, wenn ich bei ihr eine Chance hätte.“
„Dazu müsstest du aber erst mal leben“, antwortete Sean sarkastisch und trank einen Schluck Bier.
„Sei froh, dass ich es nicht tue. Ansonsten hättest du sie wohl nie kennen gelernt.“
„Auch wieder wahr“, murmelte Sean und hielt seine Bierflasche in die Höhe. „Ein Hoch auf Detective Eric Stevens. Dafür, dass er sein Leben geopfert hat, nur damit ich mich in meine Partnerin...“ Er stockte.
„Was?“, fragte Eric mit funkelnden Augen.
„Nichts.“
„Doch, du wolltest noch etwas sagen. Komm, lass es raus, Partner! Du kannst mir alles erzählen.“
Sean stand auf und sah auf Eric hinab.
„Ich geh jetzt ins Bett.“
„Feigling.“
„Leck mich!“
„Du mich auch!“, lachte Eric als Sean in sein Schlafzimmer ging.



***


Mitten in der Nacht wachte Julia auf. Sie drehte sich zu Seite und tastete mit der Hand nach Mark. Er war nicht da. Verschlafen richtete sie sich auf und sah sich um.
„Mark?“, rief sie leise ins Dunkel. Als sie keine Antwort bekam, stand sie auf und zog sich ihren Slip und ein T-Shirt an. Marks Tasche, die er am Abend mitgebracht hatte, war noch da. Aber seine Sachen waren weg. Julia schaltete das Licht ein und lief suchend durch die Wohnung. Sie konnte ihn aber nicht entdecken.
Frustriert ging sie ins Schlafzimmer zurück, setzte sich auf das Bett und fuhr sich mit den Fingern durch ihre langen, braunen Haare. Sie starrte auf die Tasche und versuchte, sich einen Reim auf sein Verschwinden zu machen. Plötzlich fiel ihr Blick auf etwas Weißes, das unter Marks Tasche lag. Neugierig stand sie auf, ging hinüber und kniete sich daneben. Sie hob die Tasche hoch und starrte auf den Zettel, der vor ihr lag.



***


Benommen schreckte Sean aus dem Schlaf hoch. Hatte er gerade ein Geräusch gehört? Er drehte sich zum Nachttisch und wollte gerade die Lampe anknipsen, als das Licht anging.
„Guten Abend, Mister Grant....."



***


Julia nahm den Zettel in die Hand und drehte ihn herum. Dann las sie noch einmal was darauf geschrieben stand. Einen Moment lang war sie nicht im Stande sich zu bewegen. Dann sprang sie auf, zog sich eine Jeans an und rannte zur Tür.



***


„Wer sind Sie?“, fragte Sean beunruhigt und tastete bemüht unauffällig nach seiner Waffe.
„Suchen Sie die hier?“ Der Mann, der ihm gegenüber stand, hob seine Hand und ließ Seans Pistole baumeln.
„Was zum Teufel wollen Sie von mir?“, rief Sean ihm wütend zu.
„Ich will mit Ihnen reden. Nur reden.“ Der Mann grinste gefährlich. „Ach ja, und danach will ich Sie umbringen.“



***


Julia sprang in ihren Chrysler und fuhr mit quietschenden Reifen los. Während sie den Wagen schnellstmöglich durch die Straßen manövrierte, wählte sie auf ihrem Handy Seans Nummer.


***


„Lassen Sie es klingeln, Detective. Wir wollen doch nicht, dass uns hier jemand stört. Soweit ich weiß, hat das meinem Vater das Leben gekostet.“
„Wovon reden Sie, Mann! Was soll der Scheiß?“ Sean sprang aus dem Bett.
„Na, na, na! Sean, Sie reagieren über. Bleiben Sie ganz ruhig und setzen Sie sich wieder.“ Sean tat, wie ihm geheißen, während er den Mann nicht aus den Augen ließ.
„Wollen wir etwas persönlicher werden, Sean? Ich bin Mark. Mark Rogers. Das wird Ihnen aber wahrscheinlich nichts sagen.“
Sean sah Mark irritiert an. In seinem Hirn ratterte er sämtliche Verbrecher runter, die er jemals festgenommen hatte.
„Ich schlafe mit Ihrer Partnerin. Und ich denke, wenn ich Sie umgebracht habe, werd ich mich noch mal zu ihr begeben. Ihr Bett ist so herrlich weich, müssen Sie wissen und ich denke, es wird auch der perfekte Ort sein, ihr zu sagen, dass ihr Partner um sein Leben gewinselt hat, als ich ihm die Pistole an den Kopf gehalten habe. Und dann wird auch sie erfahren, was das für ein Gefühl ist.“
„Sie sind ja krank. Wer sind Sie?“, schrie Sean.
„Ich bin Christian Bakers Sohn“, sagte Mark mit einem höhnischen Grinsen auf den Lippen.
„Mein Gott, Sie sind sein Sohn? Sie sind ja genauso verrückt wie er!“
„Das ist doch scheißegal!“, fuhr ihn Mark an. „Sie haben ihn auf dem Gewissen. Und das werden Sie büßen!“



***


Julia rannte die Treppen hoch. Das Herz raste in ihrer Brust und sie spürte, wie Adrenalin durch ihre Adern schoss. Schweißtropfen bildeten sich auf ihrer Stirn. Plötzlich hörte sie einen Schuss. Wie erstarrt blieb sie mitten in ihrer Bewegung stehen, nur um dann wieder hektisch, mit aufgerissenen Augen, weiter zu rennen. Als sie am Treppenabsatz angekommen war, zog sie ihre Waffe aus dem Halfter und rannte den Flur entlang.
Vor Seans Wohnung angekommen, atmete sie noch einmal tief durch. Sie lauschte an der Tür. Nichts war zu hören.
‚Oh Gott, bitte lass ihn noch leben!’, flehte sie in Gedanken. Leise drückte sie die Türklinke herunter und ging auf Zehenspitzen in das Appartement. Mit einem Klicken entsicherte sie ihre Waffe und schlich sie lautlos durch das Wohnzimmer. Als sie an der Schlafzimmertür angekommen war, konnte sie sehen, wie sich Mark gerade über Sean beugte, der regungslos auf dem Bett lag. Sie ging etwas näher heran und sah Blut auf dem Boden. Für eine Sekunde schloss sie die Augen.

Als sie sie wieder öffnete, grinste Mark sie an und schlug ihr die Waffe aus der Hand. Mit der anderen Hand schnellte er zu ihrem Hals und drückte sie mit voller Wucht gegen die Wand.
„Julia, schön, dass du auch zur Party kommst. Eigentlich wollte ich mir dich erst später vornehmen, aber so geht’s auch.“ Er ließ seine Zunge an ihrem Hals entlang fahren.
„Du wirst dir niemanden vornehmen, Mark“, antwortete sie mit fester Stimme.
„Das werden wir ja sehen, Baby.“

„Ja, das werden wir“, fauchte Julia und rammte mit aller Kraft ihr Knie zwischen seine Beine.
Schreiend brach Mark zusammen und krümmte sich auf dem Boden. Julia hob hektisch ihre Waffe auf und griff nach der, die Mark umklammert hatte. In diesem Moment schnellte seine Hand nach vorn, packte Julias Knöchel und riss sie zu Boden.

„Du ***!“, schrie er dabei und versuchte, ihr die Waffe zu entreißen. Julia drehte sich zur Seite, trat kraftvoll gegen sein Knie und schmetterte ihren Ellenbogen gegen sein Kinn.
Mark schrie erneut kurz auf und ließ die Waffe los. Hektisch rappelte sich Julia wieder auf und lief, mit der Pistole in der Hand zu Sean herüber. Sie konnte sehen, dass er am Arm blutete. Sie beugte sich über ihn und rüttelte an seiner Schulter.

„Sean? Sean?“
„Du Miststück!“, keifte Mark in diesem Moment und stürzte sich auf sie. Julia wehrte ihn ab und schlug ihm mit der Faust genau auf die Nase. Das Blut spritzte heraus. Mark taumelte nach hinten, stolperte und schlug auf den Boden auf, wo er benommen liegen blieb.
„Das hat gesessen“, murmelte Sean, der sich langsam aufrichtete. Julia fuhr herum und sah ihn entgeistert an.
„Oh Gott, du lebst!“, flüsterte sie und umarmte ihn.


***


Nachdem Mark Rogers von der Polizei abgeführt worden war, stand Julia in Seans Küche und kochte Kaffee.
„Woher wusstest du es?“, fragte Sean und lehnte sich an den Türrahmen.
„Ich hab Bakers Sterbeurkunde unter seiner Tasche gefunden. Und da hab ich eins und eins zusammengezählt.“
„Und wieder einen Fall ohne meine Hilfe gelöst.“
„Sean, es tut mir leid. Es tut mir wirklich unheimlich leid...“ Julia schaute ihn hilflos an und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
„Hör auf! Du konntest doch nichts dafür. Aber versprich mir etwas.“
„Alles!“
„In der nächsten Zeit gibt’s keine Dates mehr für dich.“
Julia verdrehte die Augen und wandte sich wieder dem Kaffee zu.
„Versprochen“, flüsterte sie leise.



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Leseauszug aus dem nächsten Kapitel S1E09:

Sie angelte nach zwei Weingläsern und stellte diese zusammen mit der Weinflasche auf den Couchtisch.
„Setz dich doch oder willst du weiter meine CD’s studieren?“, witzelte Julia und nahm dann selbst mit untergezogenen Füßen auf der Couch Platz.
Während sie die Weinflasche öffnete, formulierte sie ihre Frage von vorhin um.
„Also nun sag schon, warum bist du wirklich hier?“
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BeitragThema: Re: [Virtual Series] Sentiment Crime   [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeSo Jan 22, 2012 8:50 am

Wow, ich liebe deine Storys einfach *-* Du schreibst so spannend und deine Geschichten sind einfach fesselnd. Mach weiter so!
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BeitragThema: Re: [Virtual Series] Sentiment Crime   [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeSo Jan 22, 2012 8:53 am

Wie wäre es?!
Noch heute Abend die Fortsetzung - als kleines Sonntags-Zusatz-Schmankerl
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BeitragThema: Re: [Virtual Series] Sentiment Crime   [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeSo Jan 22, 2012 9:01 am

Kann mich den anderen nur anschließen *-*
Wahnsinns Story, super ideen, hätte auch nix gegen noch mehr :P
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BeitragThema: Re: [Virtual Series] Sentiment Crime   [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeSo Jan 22, 2012 8:29 pm

Ich will mal nicht so sein, deshalb gibt es heute noch etwas Nachschlag für die hungrige Meute Zunge Außerdem freue ich mich über das jetzige Kapitel und will diese Freude nun auch endlich mal mit euch teilen können *gnihihi*

In diesem Sinne: Einen süßen Montag euch allen!


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S1E09 - One Night Out


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CastS1E09:
Wentworth Miller - Sean Grant (Detective)
Michelle Monaghan - Julia Morgan (Detective)
Eric Dane - Eric Stevens
Shia LaBeouf - Dupont
Danneel Harris - Lorelai Matthews
Heidi Montag - Aby Franklyn




„Na wundervoll!“ Sean warf sich in seinen Schreibtischstuhl und fuhr sich entnervt mit der Hand durch das Gesicht.
„Was ist denn los?“ Julia sah ihren Partner fragend an.
„Wir dürfen Babysitter spielen, genau das hat mir noch zu meinem Glück gefehlt“, grummelte Sean vor sich hin.
„Grant, sei mir nicht böse, aber ich verstehe nur Bahnhof.“ Julia blickte Sean amüsiert an.

„Vor einem Jahr haben Eric und ich den Fall Dupont aufgeklärt. In zwei Tagen findet die Anhörung statt. So wie es aussieht, setzt Dupont nun aber die Zeugen unter Druck. Zwei haben schon einen Rückzieher gemacht und nun sollen wir dafür sorgen, dass die verbleibenden beiden Frauen das nicht auch noch tun.“
„Worum ging es?“ Julia ging um ihren Schreibtisch herum und griff nach der Akte auf Seans Schreibtisch.
Seans Hand schnellte vor und drückte die Aktenmappe zurück auf die Arbeitsplatte.
„Nicht Julia“, sein Gesicht war ernst und er schüttelte leicht den Kopf, „das musst du dir nicht ansehen!“
„Komm schon Sean, ich hab schon so einiges gesehen.“
„Richtig, das bestreitet auch niemand, aber du musst dir das nicht ansehen, es ist nicht nötig.“

Da Julia nicht vorhatte, ihren hart erarbeiteten Ruf als taffe Ermittlerin aufzugeben, zog sie die Akte vehement unter Seans Fingern hervor und schlug sie auf.
„Oh mein Gott“, hauchte sie kurz darauf und kämpfte ernsthaft mit dem eben entstehenden Würgereiz.
„Ich hab dich gewarnt“, Sean sah Julia mitleidig an, er selbst hatte immer noch ab und an Albträume von diesem Fall.

Dupont war ein absolut kaltblütiger Serienkiller, der noch dazu Spaß daran fand, seine Opfer zu quälen. Die Brutalität und Perversität mit der er vorgegangen war, war bisher einmalig – Gott sei Dank. Julia blätterte weiter zum Bericht und überflog diesen kurz.
„Es gibt also insgesamt vier Zeugen?“, sie blickte Sean fragend an.
„Zeuginnen um genauer zu sein“, nickte dieser. „Die vier jungen Frauen waren zusammen auf dem Weg von einer Disko nach Hause. Um schneller zu sein und weil sie wohl dachten, in der Gruppe nicht angreifbar zu sein, kürzten sie durch eine dunkle Seitengasse ab. Glücklicherweise muss man schon fast sagen, musste eine der Damen sich übergeben. Wären sie nur ein paar Sekunden früher durch die Gasse gelaufen….“ Sean ließ den Satz unvollendet.

„Oh mein Gott!“ Julia war kreidebleich, sie konnte sich sehr gut vorstellen, was Sean meinte.
„Jedenfalls haben alle vier Frauen Dupont eindeutig identifizieren können und wie Morris mir eben mitgeteilt hat, haben zwei der Damen nun einen Rückzieher gemacht und behaupten steif und fest, sich an nichts mehr erinnern zu können. Um zu verhindern, dass die verbleibenden zwei Frauen auch noch kalte Füße bekommen, müssen wir beide nun Babysitter spielen“, schloss er seinen Bericht schließlich.
„Na dann los.“ Julia griff sich ihre Pistole und das Holster aus dem Schreibtisch, fuhr ihren Computer herunter und angelte sich im Vorbeigehen ihre Jacke. „Na was ist?“, auffordernd sah sie Sean an.

„Komme ja schon.“ Sean holte ebenfalls Pistole und Halfter aus seiner Schublade und beeilte sich, seiner Partnerin zu folgen.
„Nur damit hier keine Missverständnisse aufkommen – ICH fahre.“
Julia sah ihn nur genervt an. „Du weißt aber schon, dass ich vorhabe, lebend dort anzukommen?“


***


Zwanzig Minuten später erreichten sie das „sichere Haus“, in dem die zwei Zeuginnen Lorelai Matthews und Abby Fanklyn untergebracht worden waren.

„Wurde auch Zeit, dass ihr endlich kommt“, knurrte Andy Thomas und verließ nach einem kurzen Gespräch mit Julia das Gebäude.
Julia machte sich zuerst mit den beiden Frauen bekannt, wobei ihr mit einem Blick gleich klar war, dass sie sich mit diesen Schickimicki Frauen nicht anfreunden könnte. Aufgetakelt saßen die beiden da und kauten gelangweilt auf ihren Kaugummis herum. Lorelai beschwerte sich lautstark über das Fernsehprogramm und Abby war damit beschäftigt, ihre Nägel zu feilen.

Sean warf ihr nur einen amüsierten Blick zu und nahm dann am Küchentisch Platz, um die Akte noch einmal durchzugehen. Schließlich musste auch er als Zeuge aussagen. Während Julia von den beiden Frauen weitgehend ignoriert wurde, dauerte es keine halbe Stunde, bis Abby sich zu Sean an den Tisch setzte und flirtete, was das Zeug hielt.

Julia rollte mit den Augen. Das war ja so klar! So sehr es sie auch ärgerte, dass Sean sich hier mehr als wohl zu fühlen schien, noch viel mehr beunruhigte sie die Tatsache, dass es sie so sehr störte, wie Abby und Lorelai sich an ihn heranschmissen. Schließlich konnte es ihr völlig egal sein.



***


Zwei Tage später verließen Sean und Julia das Gerichtsgebäude.
„Na das ist doch mal richtig gut gelaufen“, witzelte Sean.
„Wenn du die Verhandlung meinst, kann ich dir nur zustimmen. Solltest du von den letzten beiden Tagen sprechen, hoffe ich, das war ein Witz.“

Unter Julias Augen hatten sich tiefe Augenringe gebildet. Hatte sie auch immer gedacht, sie wäre ein geduldiger Mensch, so hatten ihr die letzten zwei Tage das Gegenteil bewiesen. Hätte diese Bewachung noch etwas länger gedauert – sie hätte kalt lächelnd Dupont die Arbeit abgenommen und die Zeuginnen selbst aus dem Weg geräumt.


Noch ehe Sean antworten konnte, rief Abby ihnen nach. Sean drehte sich sogleich um und wartete auf die junge Frau.
„Sean – zur Feier des Tages, was halten Sie davon, wenn wir heute Abend essen gehen?“ Einschmeichelnd hängte sie sich bei Sean unter und zog ihn demonstrativ ein paar Schritte von Julia weg.

Julia kochte innerlich vor Wut. So eine plumpe Anmache musste doch sogar Sean verstehen. Doch nichts da - er war eben ein Mann! Kurz darauf hörte sie ihren Partner antworten: „Aber gerne doch, ich hole Sie ab, ist acht Uhr ok?“
„Natürlich“, flötete Abby und trippelte gleich darauf zurück zu Lorelai, die sie schon Beifall heischend erwartete.
Julia hatte schon den Wagen gestartet und wartete mehr als angesäuert darauf, dass Sean endlich einstieg.

Sean hob kurz die Augenbraue und sah seine Partnerin verwundert an, so kannte er sie gar nicht. Vorsichtshalber entschied er sich dazu, nichts zu sagen, sondern einfach auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen. Er hatte den leisen Verdacht, dass ein Gespräch darüber, wer fahren würde, jetzt fehl am Platze wäre.

Vor dem Department parkte Julia scharf ein, schlug die Tür hinter sich zu und machte sich auf den Weg ihn ihr Büro, ohne sich auch nur einmal nach Sean umzudrehen.
Als dieser schließlich das Büro erreichte, war Julia schon in den Abschlussbericht vertieft. Schweigend arbeitete sie noch eine halbe Stunde weiter und verabschiedete sich dann, nicht allerdings, ohne ihm ein giftiges „Viel Spaß heute Abend“ zuzurufen.
Sean sah ihr nur kopfschüttelnd hinterher. Frauen!


***


Julia kochte vor Wut! Was das Ganze nicht besser machte, war die Tatsache, dass sie nicht einmal wusste, warum sie so wütend war.
Zuhause angekommen, schmiss sie die Handtasche ins Eck und zog sich bequeme Kleidung an. Danach tat sie, was sie immer tat, wenn sie sich aufregte – sie putzte.


***


Pünktlich um 20 Uhr holte Sean Abby ab und führte sie in eines seiner Lieblingsrestaurants, „Georgios“ in Little Italy.
Der Abend verlief entspannt. Abby plapperte vor sich hin und Sean bemühte sich redlich, ihr zu folgen, doch immer wieder schweiften seine Gedanken ab.
Abby machte mehr als deutlich, dass der Abend nach dem Essen keineswegs zu Ende sein müsse, doch entgegen seiner sonstigen Gewohnheit ließ ihn dies völlig kalt.
Immer und immer wieder stahl sich das Julia`s Bild in seine Gedanken. Was war los mit ihr? Warum war sie den ganzen Tag über so komisch gewesen?
Als er Abby gegen 22 Uhr vor ihrem Appartement absetzte, atmete er erleichtert aus.



„Was war das denn?“ Eric fläzte sich auf dem Beifahrersitz und sah Sean mit hochgezogener Augenbraue an.
„Was war was? Ich habe sie nach Hause gebracht“, informierte Sean seinen toten Partner und startete den Wagen.
„Und sie hat dir einen Kaffee angeboten, den du abgelehnt hast. Grant du lässt nach!“
„Ach halt die Klappe“, fuhr Sean Eric unwirsch an.
„Unser Sean ist verschossen.“
„So ein Quatsch!“
„Na dann erklär mir mal, warum du nicht mit der bezaubernden Abby – Miss X 2003 – nach oben verschwunden bist?“
„Ich bin dir gar keine Erklärung schuldig, du bist tot, wenn ich dich daran erinnern darf?“
„Touché“, lachte Eric.
Sean hielt an einer roten Ampel und drehte sich zu Eric um, gerade als er den Mund öffnete, bemerkte er, dass der Beifahrersitz leer war.
„Du drehst durch Grant, ganz eindeutig!“, murmelte er zu sich selbst und fuhr an, nachdem die Ampel auf grün gesprungen war.



***


Julia blickte sich zufrieden in ihrer Wohnung um. Die letzten drei Stunden hatte sie damit verbracht, jeden Winkel blitzblank zu putzen. Jetzt würde sie sich eine schöne Flasche Wein aufmachen und in die Badewanne legen. Ihre Wut war fast verpufft. Sie hatte einfach für sich selbst entschieden, dass ihre Nerven zu schade für so einen Mist waren. Es würde immer solche Tussen geben.
Leise vor sich hinsummend, goss sie großzügig Vanillebadeschaum ins Wasser. In der Küche entschied sie sich für den Bordeaux, den sie am Wochenende in dem kleinen Weinladen erstanden hatte. Gleich darauf glitt sie auch schon in das schöne warme Badewasser.


***


Sean haderte mit sich selbst. Er war sich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, als er Abby nach Hause gebracht hatte, aber irgendwie… er hatte absolut keine Lust, in sein Appartement zu fahren. Vielleicht sollte er sich einen Hund anschaffen? Dann würde zumindest immer jemand auf ihn warten. Aber ein Hund wollte Gassi geführt werden und auch sonst verlangte er einem Zeit ab, so verwarf Sean diese Idee kurze Zeit später wieder.

Ohne es zu merken, war er in einer Gegend gelandet, die ihm erst auf den zweiten Blick bekannt vorkam. Spontan formte sich eine Idee in seinem Kopf und so hielt er am nächsten Spirituosengeschäft an.



***



Vor sich hindösend genoss Julia das Badewasser. Sie war bei ihrem zweiten Glas Wein angekommen und spürte so langsam die Wirkung. Julia trank selten Alkohol und wenn sie es sich so überlegte – hatte sie heute eigentlich schon etwas gegessen? War noch etwas Essbares im Kühlschrank?
In ihre Überlegungen vertieft, brauchte sie etwas, um zu registrieren, dass es schon zum zweiten Mal an der Tür klingelte.
Julia schielte auf die Uhr. Es war fast elf. Sie zog die Augenbraue hoch und beeilte sich dann, aus dem Wasser zu kommen. Wenn sie so spät noch jemand besuchte, war es sicher wichtig.
Im Rausrennen warf sie sich schnell ihren Bademantel über und gleich darauf hatte sie auch die Gegensprechanlage erreicht.

„Ja?“, meldete sie sich unverbindlich, da klopfte es auch schon an ihrer Tür.
„Ja?“, rief sie diesmal etwas lauter und schielte gleichzeitig durch den Spion. Sie sah ein Stück schwarzen Stoff – sehr aufschlussreich!

„Ich bin’s“, kam es durch die Tür. Wer bitteschön war ich? In diesem Moment bewegte sich die Person und Julia konnte Sean erkennen.
„Ist etwas passiert?“ Julia schwankte zwischen Panik und Besorgnis.
„Nein, es ist nichts passiert. Lässt du mich trotzdem rein?“ In Seans Stimme schwang ein leises Lachen mit.
„Uhm...“ Julias Hirn arbeitete auf Hochtouren. Die zwei Gläser Wein machten es nicht besser. Fakt war, sie stand hier in ihrem alten Bademantel und tropfte vor sich hin.
„War das ein Ja?“ Nun lachte Sean tatsächlich.
„Ja.“ Nicht wirklich enthusiastisch entsicherte Julia die Tür. Dann drehte sie den Knauf und spurtete im gleichen Moment los in Richtung Bad.
„Machs dir bequem, ich bin gleich wieder da“, rief sie dabei über die Schulter zurück.


***


Die Tür wurde entriegelt und im nächsten Moment rief Julia Sean etwas von ´bequem machen` zu. Mit hochgezogener Augenbraue drückte Sean die Tür ganz auf und nahm nur noch ein weißes Etwas wahr, das hinter einer Tür verschwand. Ok…? Schließlich zuckte Sean mit den Schultern, betrat die Wohnung und sah sich kurz um. Er war nur einmal bei Julia gewesen. Sehr viel hatte sich in der Wohnung nicht verändert. Es war penibel aufgeräumt – typisch Julia – lediglich ein paar verstreute CD-Hüllen zeugten davon, dass hier tatsächlich jemand wohnte.
Neugierig geworden stellte er die Weinflasche, die er mitgebracht hatte, auf die Küchentheke und schlenderte dann in Richtung CD-Regal.


Was zum Teufel machte Sean um diese Uhrzeit bei ihr zuhause? Julia versuchte, ihre völlig verknoteten nassen Haare durchzukämmen und sich gleichzeitig abzutrocknen. Dann rannte sie ins Schlafzimmer und sprang in Jeans und T-Shirt. Die Haare ließ sie einfach offen, damit sie an der Luft trocknen konnten.

Als sie das Wohnzimmer ein paar Minuten später betrat, sah sie Sean vor dem CD Regal stehen. Sein Jackett hatte er über die Sofalehne geworfen, doch das tat seinem Outfit keineswegs einen Abbruch. Sie konnte nicht umhin, zu bemerken, wie gut ihm die schwarze Anzughose und das weiße Hemd standen.

„Irgendwas Interessantes gefunden?“, machte sich Julia schließlich bemerkbar.
Sean fuhr herum. Er hatte nicht bemerkt, dass Julia zurück ins Zimmer gekommen war.
Ihr Anblick verschlug ihm fast den Atem. Sie war barfuss, trug eine ausgeblichene Jeans, die ihre Beine und ihren Po perfekt umschmeichelten und ein einfaches weißes Top. Ihre Haare waren nass und sie war ungeschminkt – sie sah umwerfend aus.
Er räusperte sich kurz und hielt dann die CD-Hüllen, die er in der Hand hielt, hoch.

„Ich hab die hier liegen sehen und dachte, ich schau mal, bis du wieder hier bist“, rechtfertigte er sich.
„Schon OK“, lachte Julia, „du kannst gerne eine andere CD einlegen und dann erzählst du mir vielleicht mal, was du hier machst? Ich dachte, du hast ein Date?“ Das letzte Wort kam ungewollt zickig heraus. Im gleichen Moment biss sich Julia auf die Zunge.
Die Quittung kam auch gleich in Form eines typischen Sean-Blickes.


Sean entschied sich, einfach zu ignorieren, was Julia eben mehr oder minder gefragt hatte. Er hatte absolut keine Lust, ihr von seinem Abend zu erzählen.
„Ich war in der Nähe und dachte, ich komm auf ein Glas Wein vorbei. Das tun Kollegen doch? Gut, mit Eric hätte ich Bier getrunken, aber ich vermute mal, du bevorzugst Wein?“, dabei wies er mit dem Kopf in Richtung Küchentheke, auf der die von ihm mitgebrachte Weinflasche stand.
„Oh, das ist … nett.“ Julia wusste nicht wirklich, was sie davon halten sollte, aber sie entschied sich, einfach mitzuspielen. Auf ein Glas mehr oder weniger kam es ohnehin nicht mehr an.

Julia angelte nach zwei Weingläsern und stellte diese zusammen mit der Weinflasche auf den Couchtisch.
„Setz dich doch oder willst du weiter meine CD’s studieren?“, witzelte Julia und nahm dann selbst mit untergezogenen Füßen auf der Couch Platz.

Während sie die Weinflasche öffnete, formulierte sie ihre Frage von vorhin um.
„Also nun sag schon, warum bist du wirklich hier?“
„Manchmal bist du wirklich hohl wie ein Kürbis Miss Morgan.“ Sean nahm Julia die Weinflasche aus der Hand und füllte die Gläser.
„Was für ein nettes Kompliment“, kicherte Julia und nahm einen großen Schluck aus ihrem Glas. „Mhhh, der ist besser als der Bordeaux, den ich vorhin getrunken habe“, stellte sie dann fest.
„Wie viel hast du denn schon getrunken?“ Sean sah Julia äußerst amüsiert an. Sie hatte schon ein paar Gläser intus, deshalb war sie also so locker.
„Nur zwei, warum? Zählen wir? Wie viel hattest du?“ Julia beugte sich nach vorne und wartete gespannt auf eine Antwort.

Sean musste sich immer mehr das Lachen verkneifen. Eine angeheiterte Julia war eindeutig süß.
„Keins. Ich trinke im Normalfall nicht, wenn ich noch fahren muss.“
„Nie? Ach komm, erzähl mir nicht, dass du mit Eric nicht durch die Bars gezogen bist? Es gibt so einige Storys über euch zwei.“ Julia fuchtelte unterstützend mit den Händen in der Luft herum.
„Ach“, nun lachte Sean aus vollem Halse, „ich wette, alles übertrieben.“
„Hm…“, Julia überlegte angestrengt. „Also gab es kein Wetttrinken bei „Joes“, nachdem ihr euer Auto mithilfe von Nitro in die Luft gejagt habt? Man munkelt von nicht mehr zu brechenden Rekorden?“ Julia beugte sich noch weiter vorne über und studierte Seans Gesicht genauestens, während sie auf eine Antwort wartete.

Sean hatte es die Sprache verschlagen. Über so etwas unterhielt sich Julia mit den Kollegen? Diese Julia gefiel ihm definitiv!
„Also, Ms. Morgan, Sie beteiligen sich an Klatsch und Tratsch? Da tun sich ja Abgründe auf!“
„Nicht ablenken, Mr. Grant, also?“
Sean beugte sich nun seinerseits zu Julia. Diese wartete immer noch auf eine Antwort und legte den Kopf schief.
„Pssst. Berufsgeheimnis“, flüsterte Sean.

„Ach du!“ Julia schlug Sean spielerisch auf die Schulter und schüttete sich dann aus vor Lachen. Dabei kippte sie seitlich um und landete dabei auf Seans Schoß.
„Tschuldigung“, brabbelte sie und versuchte sich mehr oder minder geschickt wieder hochzudrücken. Dass ihre Beine dabei noch verkreuzt waren, unterstützte das Vorhaben nicht sonderlich.

„Julia, du bist eindeutig angeheitert“, informierte Sean sie trocken und half ihr zurück in eine aufrechte Position.
Julia sortierte ihre Beine, dann tippte sie Sean mit dem rechten Zeigefinger gegen die Brust und stellte todernst fest: „Da könntest du Recht haben Sean.“
Sean fing ihre Hand ein und hielt sie fest.
„Vielleicht sollte ich besser gehen.“ Julias Gesicht war nur noch eine Handbreit von seinem entfernt.
Julia schüttelte leicht den Kopf. Nach einem kurzen Augenblick, indem Sean und Julia verharrten und einander tief in die Augen blickten, überwanden beide die letzten Zentimeter und versanken in einen zärtlichen Kuss.

Sean hielt Julias warmen anschmiegsamen Körper fest an sich gedrückt. Ihre Lippen waren so weich! Er konnte spüren, wie sie an seinem Hals hinunter glitten und gleich darauf …. hörte er leises Schnarchen.
Irritiert beugte er den Kopf und sah, dass Julia, mit seligem Lächeln an seine Brust gelehnt, eingeschlafen war.

„Du verträgst wirklich nichts“, flüsterte Sean kopfschüttelnd. Dann legte er Julia vorsichtig auf die Couch und deckte sie zu.
„Schlaf gut Julia.“ Leise verließ Sean die Wohnung und zog die Türe hinter sich zu.


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Leseauszug aus der kommenden Folge:

Als Sean Julia seufzen hörte, hob er den Kopf und sah zu ihr hinüber. Sie machte nicht wirklich einen glücklichen Eindruck, aber natürlich konnte er sich auch täuschen. Vielleicht war es reines Wunschdenken und sie war mehr als glücklich, wieder mit ihrer alten Kollegin zusammenarbeiten zu können.
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BeitragThema: Re: [Virtual Series] Sentiment Crime   [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeMo Jan 23, 2012 12:48 am

Wow, es wird wirklich immer spannender und romantisch *-*
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BeitragThema: Re: [Virtual Series] Sentiment Crime   [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeMo Jan 23, 2012 1:10 am

Ich finde die Serie super. Lese jeden Abend, im Bett ein Kaptitel.

Du schreibst wirklich gut smile
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BeitragThema: Re: [Virtual Series] Sentiment Crime   [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeFr Jan 27, 2012 1:33 am

Huhu ihr Lieben,

nun musstet ihr ein paar Tage warten, aber heute kommt, pünktlich zum Wochenende neuer Lesestoff. Und wer weiß, vielleicht gibt`s ja über`s Wochenende noch ein paar Kapitel???? Zunge


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S1E10 - Partner

[Virtual Series] Sentiment Crime Sentimentcrime

CastS1E10:
Wentworth Miller - Sean Grant (Detective)
Michelle Monaghan - Julia Morgan (Detective)
Jack Nichsolson - William Morris (Chef von Julia und Sean)
William Fichtner - Hugh Porter (Detective)
Robin Tuney - Amy Steward (Detective)
Melissa McCarthy - Nicki Campt (Bürokraft im Departement)
Shannen Doherthy - Alice Main (Opfer)
Rachel Brilson - Kate Sutherland (Opfer)
Alexis Bledel - Jodie Winwood (Opfer)
Michala Banas - Melissa Rain (Opfer)
Sasha Alexander - Gina Field (Verdächtige)


„Du sollst sofort in Morris` Büro kommen.“
Sean sah Nicki irritiert an.
„Dir auch einen guten Morgen“, grüßte er schließlich zurück.

„GRANT!“, brüllte es in diesem Moment aus Morris’ Büro.
Nicki warf ihm einen Blick zu, der besagte „Siehst du, ich hab’s dir doch gesagt“ und so trollte sich Sean schicksalsergeben zu Morris.

Als er das Büro betrat und eben eine flapsige Bemerkung machen wollte, erkannte er den großen Mann im Anzug – roch verdächtig nach höherer Dienststelle – und so unterließ er es.

„Sie wollten mich sprechen?“, richtete Sean das Wort an Morris.

„Sie kommen zehn Minuten zu spät!“ Morris warf Sean eine Akte auf den Schreibtisch.

So unbeherrscht kannte Sean Morris eigentlich gar nicht, vor allem nicht in Gegenwart von fremden Detectives. Mit hochgezogener Augenbraue nahm er die dünne, braune Mappe entgegen und blätterte sie kurz durch.

„San Francisco?“ Fragend sah er in die Runde.

„Detective Porter hat in San Francisco einige Mordfälle bearbeitet und hat nun die Vermutung, dass der Mörder auch in New York am Werk ist. Einige hier aufgetretene Mordfälle passen in das Schema des Serienmörders. Da wir volle Unterstützung zugesichert haben, werden Sie mit Detective Porter zusammen arbeiten“, erklärte Morris vage.

„Aber ich arbeite mit Julia….“, setzte Sean an, wurde jedoch sofort unterbrochen.

„Julia ist ebenfalls anderweitig eingeteilt. Ich bin mir sicher, Sie werden gut mit Detektiv Porter zusammenarbeiten.“ Damit war für Morris die Sache beendet und er wies beiden Detectives die Tür.

Sean zuckte mit den Schultern und bedeutete Porter, ihm zu seinem Schreibtisch zu folgen. Dort traf er auf Julia, die mit einer hübschen Brünetten Seite an Seite vor ihrem Computer saß.

„Guten Morgen, Julia“, grüßte Sean möglichst normal. Zu gut war ihm noch der Kuss vom Vorabend im Gedächtnis.

„Morgen Sean.“ Julia stand auf, ebenso wie die Dunkelhaarige an ihrer Seite.

„Das ist Detective Amy Steward. Wir haben vor meiner Versetzung zusammengearbeitet und das ist mein Partner Sean Grant“, stellte sie die beiden einander vor. Gleich darauf sah sie Sean abwartend an und warf dann schließlich einen Blick zu dem Mann an seiner Seite.

„Ach so ja, das ist Detective Porter aus San Fransisco“, stellte er den Kollegen vor.

Nachdem sich alle begrüßt hatten, begaben sich Sean und Hugh Porter an Seans Schreibtisch, während Julia und Amy ihre Arbeit wieder aufnahmen.

***



Julia arbeitete nun schon seit zwei Stunden mehr oder weniger konzentriert mit Amy zusammen an der Akte, die diese mitgebracht hatte. Einmal mehr wurde Julia klar, dass ihr Wechsel vom Raubdezernat hierher mehr als gut für sie gewesen war.
Die Arbeit, zusammen mit Sean, machte ihr Spaß und war voller Action, während es eine wirklich trockene Angelegenheit war, hier zusammen mit Amy die Akte auseinander zu nehmen.
Okay, erschwerend kam natürlich hinzu, dass sie Amy nicht wirklich leiden konnte. Und nun musste ausgerechnet der Fall, den sie zusammen bearbeitet hatten, vor Gericht gehen. Julia hoffte inständig, dass es mit diesem Gerichtstermin getan wäre und nicht noch irgendwann eine Revision nachkommen würde. Mit einem leisen Seufzer nahm sie sich die nächste Seite der Akte vor.

***


Als Sean Julia seufzen hörte, hob er den Kopf und sah zu ihr hinüber. Sie machte nicht wirklich einen glücklichen Eindruck, aber natürlich konnte er sich auch täuschen. Vielleicht war es reines Wunschdenken und sie war mehr als glücklich, wieder mit ihrer alten Kollegin zusammenarbeiten zu können.
Er warf einen Blick auf Hugh Porter. An und für sich war der Mann in Ordnung, er war engagiert und clever. Dennoch ging ihm etwas an ihm gegen den Strich. Was genau, konnte er nicht sagen, wahrscheinlich aber sein Hang zur absoluten Perfektion. Zudem schien er wie besessen davon zu sein, strikt den Dienstweg einzuhalten. Etwas tun ohne Erlaubnis? Keine Chance.
Resignierend strich sich Sean über den Kopf und vertiefte sich dann wieder in die Ausführungen Hugh Porters.

***


Sean schielte möglichst unauffällig zu seiner Uhr. Julia und Amy waren gegen 13 Uhr zum Lunch verschwunden, nun war es schon nach zwei. Sein Magen meldete sich langsam, doch Mr. Überperfekt bestand darauf, erst zum Lunch zu gehen, wenn Julia wieder da wäre. Schließlich könne man nie wissen, ob eine Information über einer ihrer anderen Fälle hereinkäme. Innerlich rollte Sean mit den Augen.

„Detective Grant, haben Sie mir zugehört?“ Hugh Porter sah Sean abwartend an.

„Was? Nein, entschuldigen Sie, ich war gerade in Gedanken.“ Sean beeilte sich, Porter weiter zuzuhören, vor allem, da Morris ihn an diesem Vormittag nochmals in sein Büro zitiert hatte, um ihm mehr als nahe zu legen, Porter zu unterstützen.

„Also, wie ich eben schon erwähnte…“, begann Porter von Neuem.

***


Der nächste Tag begann für Julia schon mit niederschmetternden Neuigkeiten. Das Gericht vertagte sich, da ein neues Beweisstück eingereicht worden war, das noch geprüft werden musste. Wundervoll! Und sie hatte die Hoffnung gehabt, bereits am Nachmittag ihre Aussage gemacht zu haben, denn somit wäre dieser Fall für sie beendet gewesen. Nun hieß es also noch ein Tag länger: zusammen mit Amy und der Akte.

Im Büro angekommen, warf sie einen leicht neidischen Blick Richtung Sean und Porter. Die beiden hatten eine Magnetwand aufgestellt und dort waren nun feinsäuberlich alle möglichen Anhaltspunkte, Tatortfotos und Notizen versammelt. Porter schien sehr viel Wert auf Ordnung zu legen.

„Gibt’s was Neues bei euch?“, fragte sie statt einer Begrüßung.

„Hi Julia, ja wir haben….“, begann Sean, verstummte jedoch wieder als Porter ihm ins Wort fiel. „Darüber können wir leider keine Auskünfte geben.“

„Oh, okay.“ Julia lächelte Porter gezwungen an. So nett sein Hang zur Ordnungsliebe auch war, sein Hang zur Paragraphenreiterei war es nicht.

Sean zog hinter Porters Rücken eine Grimasse und Julia hatte Mühe, sich ein Grinsen zu verkneifen. Im nächsten Moment schaute sie jedoch wieder ernster drein und setzte sich hinter ihren Schreibtisch. Beinahe, aber nur beinahe, hatte sie vergessen, dass ihr noch, ein nicht so angenehmes, Gespräch mit Sean bevorstand.

***



„Jodie Winwood, 18 Jahre alt, wurde mit einem Strumpf erdrosselt. Offenbar war sie eine Prostituierte.“

Mit diesen Worten wurden Sean Grant und Hugh Porter am Tatort empfangen.
Sean nickte dem Beamten zu und bahnte sich dann, zusammen mit seinem derzeitigen Partner, einen Weg zur Leiche.

„Sie passt absolut ins Schema“, stellte er nach einem Blick auf den toten Körper der jungen Frau fest.

„Da gebe ich Ihnen Recht“, stimmte Porter zu.

„Was ist der gemeinsame Nenner? Warum hat der Mörder nach New York gewechselt? Irgendetwas müssen wir bisher übersehen haben!“ Sean sah sich intensiv in der kleinen Wohnung um. Alles schien den vorherigen Tatorten zu ähneln. Ein Zimmer, das in dunklen Farben gehalten war, ein großes Bett, das den Raum dominierte und allerlei andere Dinge, die man im horizontalen Gewerbe offenbar benötigte.

Doch dann sah Sean etwas, das seine Aufmerksamkeit erregte. Er kam näher und zog eine lederne Büchertasche zwischen zwei Regalen hervor.

Porter trat interessiert näher und gemeinsam öffneten sie diese.

„Bücher, Vorlesungsverzeichnisse, Notizen.“ Sean breitete den Inhalt der Tasche aus und konnte nicht verhindern, überrascht zu sein.

„Sie war eine Studentin, die sich ihr Studium finanziert hat“, stellte Porter trocken fest.


***



Jetzt, da sie einen neuen Anhaltspunkt hatten, begannen die Recherchen von Neuem.
Bei den vorherigen Fällen in San Francisco war niemandem aufgefallen, dass die Opfer keine Vollzeitprostituierten waren, genauere Nachforschungen ergaben jedoch, dass mindestens drei der Opfer ebenfalls Studentinnen gewesen waren.


„Zwei der Opfer, Kate Sutherland und Alice Main, hatten beide Kunstgeschichte studiert. Das dritte Opfer, Melissa Rain, war zwar eindeutig Studentin, allerdings hatte sie im Hauptfach Mathematik, also eine komplett andere Richtung“, las Porter aus den Akten vor.

„Sackgasse also“, seufzte Sean.

„Scheint so, dennoch …“ Porter wiegte den Kopf hin und her „Jodie Winwood hat ebenfalls Kunstgeschichte studiert, wenn auch nicht im Hauptfach“, gab er dann zu bedenken.

Sean erhob sich, griff nach Halfter, Pistole und Jackett.
„Wo wollen Sie hin?“ Porter sah Sean fragend an.
„Zum Campus“, gab Sean schon halb zur Tür hinaus Antwort. Porter beeilte sich, ihm zu folgen.



***


Julia schaute nun wohl schon zum hundertsten Mal auf die Uhr. Seit zwei Stunden lief sie nun schon den Gang auf und ab und noch immer war sie nicht dran gewesen. ‚Verdammt!’ Wer hätte gedacht, dass eine Aussage so eine langwierige Angelegenheit werden konnte!


***


Porter war auf dem Weg in die Verwaltung, um zu überprüfen, ob das Vorlesungsverzeichnis von Jodie Winwood, das sie in ihrer Tasche gefunden hatten, korrekt war und zudem noch, um das Vorlesungsverzeichnis von Kate Sutherland einzusehen.

Sean sah sich unterdessen auf dem Campus um und schlenderte in Richtung Vorlesungssaal für Kunstgeschichte. Dabei fiel ihm eine schwarzhaarige Studentin auf, die sich mit einer Professorin zu streiten schien. Als er näher herankam, riss sich die Studentin jedoch kurz vorher los und verschwand, sodass Sean nicht mitbekam worum es gegangen war.

Porter stieß in diesem Moment zu ihm und wedelte mit den Vorlesungsverzeichnissen.

„Winwood und Sutherland haben zwar drei Kurse gemeinsam belegt, jedoch gibt es keinen Studenten oder Lehrer der ebenfalls mit den beiden, geschweige denn mit den Opfern aus San Fransisco, zu tun hatte.“

„Aber irgendetwas müssen wir übersehen haben!“ Sean nahm Porter die Verzeichnisse aus der Hand und überflog diese.

„Wir sollten zurück ins Büro fahren und alles in den Computer eingeben, vielleicht hilft uns das weiter.“

Sean gab Porter Recht und so fuhren beide zurück in Seans Büro.


***


Weitere vierzig Minuten und eine Tasse grottenschlechten Automatenkaffee später, war Julia endlich mit ihrer Aussage dran. Gott sei Dank verlief alles glatt und so konnte der Fall noch an diesem Nachmittag abgeschlossen werden.

Vor dem Gerichtsgebäude verabschiedete sich Julia von Amy. Eigentlich hatte Julia erwartet, dass sie dies mit einem unguten Gefühl tun würde, da es ein endgültiger Abschluss mit ihrem alten Leben war, doch wie sie feststellte, war es für sie sehr befreiend.

***


Im Büro brüteten Sean und Porter über den Papieren. Sie hatten alle Namen und Kurse in den Computer eingegeben, jedoch keine Übereinstimmungen erhalten.

In Seans Unterbewusstsein schellte eine Alarmglocke, jedoch konnte er nicht greifen, was ihn so sehr störte. Immer und immer wieder las er die Vorlesungsverzeichnisse durch. Es gab insgesamt nur zwei Studenten, die überhaupt schon einmal in San Fransisco gewohnt hatten. Natürlich gab es die Möglichkeit, dass sie nicht dort gewohnt hatten, sondern nur tageweise hingefahren waren, dennoch glaubte Sean nicht daran. Sie hatten definitiv etwas übersehen.

Nach einer weiteren Stunde fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, er sprang auf und lief schnellen Schrittes zur Magnettafel.

„Ich hab´s“, rief er Porter zu und zeigte auf einige Papiere. „Fällt Ihnen hier etwas auf?“, fragte er dann.

Mit hochgezogener Augenbraue beugte sich Porter näher zur Magnettafel und studierte sie eingehend. Dann sog er scharf Luft ein.

„Grant, Sie sind ein Genie!“, rief er aus und gemeinsam verließen beide das Büro Richtung Campus.

***


Julia betrat das Großraumbüro und stellte dabei überrascht fest, dass der Doppelschreibtisch, den sie sich mit Sean teilte, leer war. Was war denn mit ‚Mr. Überkorrekt und es könnte das Telefon klingeln’ passiert? Schulterzuckend nahm sie schließlich hinter ihrem Teil des Schreibtischs Platz und beschloss noch einige Akten abzuarbeiten.

***


„Gina Field, wir verhaften Sie wegen Mordes an Jodie Winwood, Alice Main, Kate Sutherland und Melissa Rain. Sie haben das Recht…..“ Porter führte die Professorin ab.

Die ganze Zeit über hatten sie nach einem Mörder gesucht, dabei aber völlig vernachlässigt, dass es sich auch um eine Mörderin handeln konnte. Als Sean das Vorlesungsverzeichnis abermals durchging und dann feststellte, dass die Professorin für Kunstgeschichte, Gina Field, die Vermieterin von Melissa Rain in San Fransisco gewesen war, schrillte die Alarmglocke in seinem Unterbewusstsein endlich laut genug. Er hatte am Vormittag einen Streit zwischen der Professorin und einer Studentin beobachtet. Das hatte ihn schon die ganze Zeit über gestört. Eine Überprüfung der Professorin hatte dann ergeben, dass diese bis vor vier Wochen in San Fransisco gelebt hatte. Ihr Motiv war Eifersucht, da ihr Ex-Mann mit einer ihrer Studentinnen, die den Opfern verblüffend ähnlich sah, durchgebrannt war.

***


Hugh Porter und Sean Grant befanden sich abermals in Morris’ Büro.

„Ich hoffe, die Zusammenarbeit war zufrieden stellend.“ Morris sah Porter abwartend an.

„Absolut, ich danke nochmals für ihre volle Kooperation.“ Porter erhob sich und schüttelte Morris die Hand. Dann wandte er sich zu Sean, bedankte sich auch noch einmal bei diesem und verabschiedete sich. Sein Flug würde noch an diesem Abend zurück nach San Fransisco gehen.

***


‚Plopp’

Eine Tasse Kaffee stand wie aus dem Nichts auf Julias Schreibtisch.

Überrascht sah diese auf und dabei direkt in die Augen eines lächelnden Sean.

„Danke.“ Sie nahm einen Schluck und schloss dann genießerisch die Augen.

„Du kannst dir nicht vorstellen wie gut diese Brühe hier im Vergleich zu dem Gebräu aus dem Automaten im Gericht schmeckt“, stellte sie dann fest.

„Oh doch! Ich kann, glaub mir!“ Sean nahm auf dem Besucherstuhl vor Julias Schreibtisch Platz.

„Und wie war es, wieder mit deiner alten Kollegin zusammenzuarbeiten?“, wollte Sean dann wissen.

„Uhm, es war ganz okay. Nett sie mal wieder gesehen zu haben“, versuchte Julia sich elegant aus der Affäre zu ziehen. Um nichts in der Welt würde sie Seans – ohnehin schon übergroßes – Ego aufpolieren indem sie ihm sagte, dass es ihr mehr Freude bereitete, mit ihm zusammen zu arbeiten.

„Und wie war es mit Mr. Überkorrekt?“, stellte sie dann die Gegenfrage.

„Ganz in Ordnung, natürlich kein Vergleich zu Eric“, lächelte Sean.

Julia lächelte gezwungen zurück. Insgeheim hatte sie gehofft, dass Porter auch kein Vergleich zu ihr war – offenbar reines Wunschdenken.

„Julia, wir sollten noch über neulich Abend sprechen.“ Sean beugte sich leicht über den Schreibtisch und sah Julia ernst an.

„Neulich Abend? Ach, du meinst den Kuss? Ja, ich sollte definitiv etwas essen, ehe ich soviel Wein trinke!“ Julia begann damit, ihre Akten zusammen zu schieben und den Computer herunter zu fahren. Sie wirkte völlig normal, als ob sie sich über das Wetter unterhalten würden.

Sean verspürte einen leisen Stich, setzte dann jedoch sein typisches Lächeln auf.

„Gut, dann hätten wir das ja geklärt – Partner.“


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Leseauszug aus S1E11


„Gestern Abend hast du schon mit ihr gesprochen? Wieso hast du mir nicht Bescheid gegeben?“ Nun war Julia ernstlich verwirrt über Seans unübliche Art.

“Weil ich meiner Partnerin auch mal eine Pause gönne. Du weißt doch: starke Schulter, Held der Arbeit, Jäger und Sammler...“ Sean grinste breit von einem Ohr zum anderen, auch wenn es in ihm anders aussah. Dieser Mann, mit dem sich Julia traf, wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Allerdings wusste er auch, dass er sich wie ein eifersüchtiger Teenager benahm und das passte ihm so gar nicht. Sean Grant war kein Mann, der rumzickte. Sean Grant war ein Mann, der rumzicken ließ. Bei diesem Gedanken schmunzelte Sean und guckte Julia an.
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BeitragThema: Re: [Virtual Series] Sentiment Crime   [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeFr Jan 27, 2012 4:26 am

Wieder wunderschön geschrieben *-* ... Ich freue mich wirklich wieder riesig auf den nächsten Teil!
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BeitragThema: Re: [Virtual Series] Sentiment Crime   [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeMi Feb 01, 2012 8:19 am

Ich bin jetzt einfach mal so dreist und schubse unsere Wohlfühl-Threat nach oben. Nicht das Sean und Julia noch in Vergessenheit geraten zwinker
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BeitragThema: Re: [Virtual Series] Sentiment Crime   [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeMo Feb 06, 2012 5:34 am

Toll wie immer *-*
Würde mich sehr über die nächste Folge freuen
glg
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BeitragThema: Re: [Virtual Series] Sentiment Crime   [Virtual Series] Sentiment Crime Icon_minitimeMo Feb 06, 2012 8:49 am

Hallo ihr treuen Leser Kuss

Zunächst einmal muss ich mich entschuldigen, dass ihr so lange auf neuen Lesestoff warten musstet. Ich habe mich Anfang diesen Jahres selbständig gemacht und leider hatte ich die letzte Woche kaum Zeit, oder war zu müde, um noch etwas zu posten. Aus diesem Grunde gibt es heute direkt zwei Kapitel hintereinander *knuddel*

Ich wünsche euch wieder ganz viel Spaß in eurem "Wohlfühlthread" *hihi*

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S1E11 - Missverständnisse



[Virtual Series] Sentiment Crime Sentimentcrime

CastS1E11:
Wentworth Miller / Sean Grant (Detective)
Michelle Monaghan / Julia Morgan (Detective)
Jack Nichsolson / William Morris (Chef von Julia und Sean)
Charisma Carpenter / Dr. Christina Stern (Gerichtsmedizinerin)
Regie Lee / Jae Sun Lee (Opfer)
Matt Damon / Alexander Browdy (Zeuge?)
Patrick Dempsey / Daniel Morgan (Julias Bruder)



"Also bis dann Sean."
Sean´s Kollege hob die Hand zum Abschied und dieser nickte ihm hinterher. Sean drückte den Stummel seiner Zigarette an der Außenfassade der SCU aus und der Kippenstummel landete im Aschenbecher vor der riesigen Eingangstür des Gebäudes.
Seine Abstinenz hatte gerade mal 3 Monate angehalten, seit kurzem hatte er mit dem Rauchen jedoch wieder begonnen. Sean sah auf die Uhr und betrat das Gebäude erneut. Seine Mittagspause war seit 10 Minuten vorbei.

Als er in seiner Abteilung ankam, begab er sich in Richtung Büro und hielt nach Julia Ausschau. Lange musste er nicht suchen, denn sie saß bereits an ihrem Platz, mit dem Rücken zu ihm gekehrt, und telefonierte. Gerade überlegte sich Sean, ob er spaßeshalber ein paar Papierkügelchen nach ihr werfen sollte und rollte diese bereits zwischen seinen Fingerkuppen sorgfältig zu kleinen Kügelchen zusammen, als er nicht umhin kam, das Gespräch mit anzuhören.


"Heute Abend um Sieben?....Ja, ich hab noch eine Überraschung für dich", lachte Julia leise auf. "Nein mein Lieber, das wird nicht verraten. Einen kleinen Tipp gebe ich dir: Ich habe zumindest nicht vergessen, was du gerne magst", hörte Sean Julia glucksen und die Papierkügelchen fanden ihren Weg in Richtung Boden.

"Ich freu mich auf dich", hörte er Julia in den Hörer hauchen und er verzog das Gesicht. Dann wirbelte sie mit ihrem Bürostuhl herum, legte den Hörer auf und lächelte Sean an.

"Auch schon hier?"

"Ja hast Recht, ich glaube, ich sollte noch eine rauchen gehen", war das Einzige, was Sean in dieser Situation von sich geben konnte.
Er stand auf, griff abermals nach seiner Lederjacke und ließ die verwunderte Julia zurück.



***


Der Tag verlief ruhig, sodass es Sean auch nicht weiter verwunderte, dass Julia an diesem Tag eher Feierabend machte. Ihn hingegen zog es nicht nach Hause. Bevor er in Grübeleien verfallen würde, blieb er lieber ein paar Stunden länger im Büro. Und so erledigte Sean an diesem Nachmittag die gesamte Ablage, die sich innerhalb eines ganzen Jahres angesammelt haben musste. Zufrieden sortierte er abends die letzte Akte ein und lehnte sich zurück.

"Was machen Sie denn noch hier, Grant?", hörte er Morris in diesem Moment.

"Genießen Sie diesen Anblick Boss, ich garantiere Ihnen, diese Arbeitseinstellung werden Sie von mir erst bei der nächsten Sonnenfinsternis wieder erleben..... also in ca. 80 Jahren wieder", entgegnete Sean und stand auf. Er war gerade dabei, seine Jacke überzustreifen, als William Morris ihm eine Akte hinhielt.

"Meine Güte, Sie legen es aber drauf an, was?" Sean schüttelte den Kopf und griff nach der Akte.

William beschloss, Sean´s Witzeleien zu überhören, hatte er doch am Abend zuvor noch eine ellenlange Diskussion mit seiner Ehefrau über seinen Bluthochdruck und eine Zwangsdiät führen müssen.

"Nehmen Sie sich die Akte als Bettlektüre mit nach Hause, Grant. Ich erwarte Sie und Ms. Morgan morgen früh in aller Frische und mit ersten Ergebnissen im Büro."

Sean sah William an und versuchte, die Hörner und den Dreizack zu erkennen.

Verwundert sah William Morris ihn an. "Ist noch was?"

Sean schüttelte den Kopf, zog sich die Jacke über und klemmte die Akte in seine Achsel.

"Ich hab jetzt Feierabend. Also, bis dann."


***


Nachdem Sean es sich auf seiner Couch bequem gemacht hatte, sah er sich die Akte bei einem Bier genauer an.

Jae Sun Lee, ein koreanischer Immigrant, wurde tot neben den Eisenbahnschienen, unweit vom New Yorker Bahnhof, zwischen Bryant Park und der East 42nd Street aufgefunden. Sein Körper war übersät von blauen Flecken und Einschnitten, welche derzeit bei der Gerichtsmedizin überprüft wurden. Ein paar Meter von der Leiche entfernt, fand man die Personalien eines Mannes, der ein Bekannter Jae Sun Lee´s gewesen sein musste: Alexander Browdy. Dieser bestritt, sich an jenem Ort, unweit von der Leiche, befunden zu haben.

Da sich herausstellte, dass sein Alibi Lücken aufwies, wurde Alexander Browdy in Untersuchungshaft genommen. Sean betrachtete die Bilder von der Leiche und der näheren Umgebung. Schließlich legte er die Akte beiseite und sah auf die Uhr. Nach kurzem Hin und Her beschloss er, einfach mal zu Julia zu fahren. Selbstverständlich nur, um kurz vorbei zu sehen und die Akte abzugeben. Er würde auch direkt wieder fahren, bevor Julia´s Date aufkreuzen würde, dessen war er sich sicher. Ohne großartig weiter darüber nachzudenken, verließ er sein Appartement.


***


Innerhalb einer Sekunde kam der SUV auf der gegenüberliegenden Seite von Julia´s Apartment zum Stehen. Sean sah auf die Uhr.
Es war kurz vor sieben.

Gerade wollte er aussteigen, als ein Wagen genau hinter ihm anhielt und ein Mann ausstieg. Sean beobachtete ihn.
Das sollte doch nicht etwa...? Doch das sollte er. Als dieser, Sean völlig unbekannte Mann, auf Julia´s Appartementkomplex zuging, konnte Sean erkennen, wie diese bereits heraus kam, den Mann anlachte und ihm um den Hals fiel. Sean kniff die Augen zusammen und sank automatisch ein wenig in seinem Sitz hinunter.

Nachdem die beiden Turteltäubchen gemeinsam im Haus verschwunden waren, saß Sean regungslos im Auto. Und nun? Er konnte ja schlecht jetzt bei Julia klingeln, wenn gerade ihr Lover angekommen war.

Frustriert schlug er mit der Hand aufs Lenkrad. Nach Hause fahren war keine Option, er würde dort jetzt ohnehin keine Ruhe finden. Also beschloss er kurzerhand, ins Gerichtsmedizinische Institut zu fahren und nachzusehen, ob Chris noch da war; vielleicht hatte sie ja schon etwas herausgefunden. Danach würde er dann einfach noch mal bei Julia vorbeifahren, mit etwas Glück wäre ihr Date dann auch schon wieder weg.


***


Das Gerichtsmedizinische Institut wirkte wie ausgestorben. Auf dem Parkplatz standen nur vier Wagen, darunter konnte Sean aber deutlich den Jeep von Chris erkennen. Mit Schwung parkte er seinen SUV direkt daneben und betrat dann das Gebäude, zwei Stufen auf einmal nehmend.

Ein gelangweilt dreinschauender Wachmann saß hinter der großen Theke als er die Eingangshalle durch den Seiteneingang betrat. Kurz zeigte er seine Marke vor und wurde dann auch schon durch gewunken.

„Ich möchte zu Dr. Christina Stern“, informierte Sean den Wachmann. Dieser drückte ein paar Tasten und hatte gleich darauf Chris am Telefon.

„Dr. Stern hier ist ein...“, fragend sah er Sean an.

„Sean Grant“, gab dieser bereitwillig Auskunft.

„Sean Grant für Sie. Soll ich ihn nach unten schicken?“ Der Wachmann hörte sich noch Chris Antwort an und legte dann auf.

„Dr. Stern befindet sich unten im Obduktionssaal. Um dorthin zu gelangen, müssen Sie…“ setzte er dann an.

„Danke, ich weiß wie ich dahin komme.“ Sean winkte dem Wachmann im Weggehen zu und steuerte dann auch schon die Aufzüge an.

„Was führt dich denn in meine heiligen Hallen?“ Chris begrüßte Sean mit einem Lächeln.

„Ach, du weißt doch wie das so ist, allzu lange halte ich es eben nicht ohne dich aus“, grinste Sean zurück.

„Charmeur.“ Christina Stern lachte, ging dann zu einem der Kühlfächer und öffnete dies.

„Ich vermute du bist seinetwegen hier.“ Sie deutete auf die Leiche des Immigranten und sah dann zu Sean.

„Bingo“ Sean grinste „Was kannst du mir über ihn sagen?“

„Ich bin eben mit der Obduktion fertig geworden.“ Chris schlug das Laken zurück und ließ Sean einen Blick auf den geschundenen Körper werfen. Dann schloss sie das Kühlfach wieder.

„Und?“ Sean sah Chris fragend an.

„Mehrere Hautabschürfungen und blaue Flecken. Allerdings…irgendetwas stört mich noch an der Sache. Genaueres kann ich dir allerdings erst morgen sagen.“ Chris warf Sean einen bedauernden Blick zu und griff dann nach ihren Unterlagen.

„Einen Versuch war es wert, danke Chris!“ Sean drückte Christina kurz zum Abschied und machte sich dann auf den Weg zurück zu seinem Wagen.


***


Es war kurz nach neun, als Sean wieder vor Julias Haus ankam. Wie fast schon erwartet, stand der Wagendes Unbekannten immer noch vor dem Haus. Sean entschloss, zwei Autos hinter seinem zu parken und einfach eine Weile zu warten. Da Julia morgen Dienst hatte, würde er sicher nicht mehr solange bleiben – jedenfalls redete Sean sich das ein.


***


Sean erwachte langsam. Noch ehe er die Augen aufschlug, wusste er, dass er definitiv nicht in seinem Bett lag. Langsam richtete er sich auf und blinzelte. Jeder Knochen im Leib tat ihm weh. Warum zum Teufel war er in seinem Auto? Im gleichen Moment fiel es ihm wieder ein. Ein Blick nach draußen genügte, um festzustellen, dass der Wagen von Julias Liebsten immer noch da stand. Ein weiterer Blick auf die Uhr zeigte ihm, das es kurz nach sechs Uhr morgens war.
Wütend startete er den SUV und fuhr nach Hause, um zu duschen. Er würde Julia eben im Büro von dem Fall in Kenntnis setzen.


***


Gutgelaunt betrat Julia das Büro und steuerte auf ihren Schreibtisch zu. Zu ihrer Überraschung war Sean schon da, dabei war es noch nicht einmal halb acht.

„Guten Morgen. Aus dem Bett gefallen?“, begrüßte sie Sean immer noch lächelnd.

„Morris hat mir gestern Abend noch einen Fall übertragen. Die Akte liegt auf deinem Platz.“ Sean blickte Julia kurz an und arbeitete dann weiter an seinem Computer.

Julia war etwas verwirrt, zog es aber vor, ihn nicht auf seine seltsame Laune anzusprechen.

„Weiß die Gerichtsmedizin schon genaueres?“, fragte sie nachdem sie sich einen Überblick verschafft hatte.

„Gestern Abend wusste Christina noch nichts. Sie ruft an wenn es was Neues gibt“, gab Sean knapp Antwort ohne von seinem Bildschirm aufzusehen.

„Gestern Abend hast du schon mit ihr gesprochen? Wieso hast du mir nicht Bescheid gegeben?“ Nun war Julia ernstlich verwirrt über Seans unübliche Art.

“Weil ich meiner Partnerin auch mal eine Pause gönne. Du weißt doch: starke Schulter, Held der Arbeit, Jäger und Sammler...“ Sean grinste breit von einem Ohr zum anderen, auch wenn es in ihm anders aussah. Dieser Mann, mit dem sich Julia traf, wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Allerdings wusste er auch, dass er sich wie ein eifersüchtiger Teenager benahm und das passte ihm so gar nicht. Sean Grant war kein Mann, der rumzickte. Sean Grant war ein Mann, der rumzicken ließ. Bei diesem Gedanken schmunzelte Sean und er sah Julia an.

„Und Partner? Kaffee?“, fragte er und schenkte ihr ein charmantes Lächeln, von dem sich Julia, ohne weiter über seine Laune nachzudenken, einwickeln ließ.
„Na klar.“
„Milch und Zucker?“, säuselte er als er auf dem Weg zur Kaffeemaschine war.
„Nur Milch bitte“, gab Julia grinsend zurück.
„Ach natürlich! Wie konnte ich das nur vergessen!“ Sean verrenkte sich und deutete einen Knicks an, der Julia zum Lachen brachte.
Der Detective lächelte zurück und goss sich und Julia eine Tasse voll.
„Na also, Sean!“, sagte Eric, der neben der Kaffeemaschine an der Wand lehnte. „So kenn ich dich! Prinz Charming durch und durch. Der Konkurrenz von hinten, durch die Brust, ins Auge schießen.“
Sean grinste schräg und guckte Eric kurz an. Dann murmelte er: „Welche Konkurrenz, Eric?“

Er ging zurück zum Schreibtisch und stellte Julia die Tasse Kaffee vor die Nase.
„Verehrteste...“, sagte er und verbeugte sich galant. „Sie sehen so aus, als könnten Sie dieses Getränk nötig haben!“
Julia sah ihn verwirrt an. „Wie meinst du das?“
„Eine lange Nacht vielleicht?“ Sean versuchte, sich so gelassen wie möglich zu geben.
Julia schaute noch immer fragend.
„Die Dokumentation gestern Abend, im Fernsehen!“, schob er schnell nach.
„Ach so... äh... nein. Nein, die hab ich nicht gesehen. War sie interessant?“ Julia trank einen Schluck Kaffee und wandte sich dann wieder zum Computer.
„Ziemlich interessant... Es ging um die Beziehung zwischen Männern und Frauen“, gab Sean völlig beiläufig zu Protokoll obwohl es in ihm noch mehr brodelte, weil sich Julia so bedeckt gab.
“Wie sieht’s aus? Wollen wir dann mal zum Tatort?“, fragte Sean, nachdem er seinen Kaffee ausgetrunken hatte.
Julia nickte, stand auf und ging Richtung Fahrstuhl.
Sean schaute ihr einen Moment nach. In seinem Blick lagen Eifersucht und Sehnsucht. Dann schüttelte den Kopf und lief ihr hinterher.


***


Ein gelbes Absperrband der Spurensicherung flatterte im Wind, die Umrisse der Leiche waren noch markiert. Sean stieg über das Absperrband hinweg und las aus dem Augenwinkel flüchtig die Warnschilder, die hier überall aufgestellt waren und vor Hochspannung warnten. Ansonsten war nicht viel zu sehen, also schritt er den Tatort in beide Richtungen ab. Etwa zehn Meter davon entfernt, hatte die Spurensicherung einen Drahtzaun markiert. Hier waren Blutspritzer und Hautfetzen. Julia kam Sean nach.

„Was entdeckt?“

„Blut und Haut.“ Sean wies mit einer Handbewegung auf die Markierung und ging dann zurück zum Fundort der Leiche, weiter zum Auto.

Julia seufzte. Sean’s Launen schwankten heute enorm.
‚Entweder ist er gestern in der Bar abgestürzt oder...’ Julia wollte nicht weiter darüber nachdenken. Trotzdem spukte ihr noch immer der Kuss von neulich im Kopf rum. Sie wusste, dass sie mit ihm noch darüber reden musste. Allerdings hoffte sie, dass diese Tatsache nichts mit Seans Stimmungsschwankungen zu tun hatten. Sie wusste einfach nicht, was sie ihm sagen sollte und hoffte, dass sich alles von selbst in Wohlgefallen auflöst. Resignierend folgte sie ihrem Partner.


***


Statt wie angenommen zurück ins Büro zu fahren, schlug Sean den Weg zur Gerichtsmedizin ein.

„Sagtest du nicht, Christina ruft an, wenn sie etwas Neues weiß?“ Julia klammerte sich an den Angstgriff als Sean wieder einmal eine Kurve scharf anschnitt.

„Es kann nicht schaden, bei ihr vorbeizufahren“, gab Sean knapp zurück und lächelte kurz.

Im Gerichtsmedizinischen Institut angekommen, musste Julia fast rennen, um Sean folgen zu können. Sie war erst einmal hier gewesen und kannte sich bei weitem nicht so gut aus wie er.

„Sean! Gefällt es dir so gut bei mir? Zweimal in zwei Tagen, das muss ich ja in den Kalender eintragen!“, begrüßte Dr. Christina Stern Sean lachend.

Sean begrüßte Chris mit einer kurzen – aber sehr herzlichen – Umarmung, wie Julia feststellte.

„Ich dachte, ich erspar dir einen Anruf. Du hast doch sicher schon etwas herausgefunden?“ Sean raspelte ja geradezu Süßholz! Dann kann er es mit dem Kuss ja doch nicht so ernst genommen haben. Julia war zum Einen etwas erleichtert, aber auch enttäuscht. Obwohl sie wusste, dass es Wunschdenken war, hatte sie dennoch gehofft, dass dieser Kuss Sean wenigstens ein kleines bisschen bedeutet hatte.

„Hi Julia“, begrüßte die Gerichtsmedizinerin sie in diesem Moment.

„Hi Christina, schön dich mal wieder zu sehen! Hast du schon etwas herausgefunden?“ Julia begrüßte die Pathologin freundlich und schob alle Gedanken, Sean betreffend, beiseite.

„Ich wollte euch in der Tat gerade anrufen. Heute morgen habe ich endlich herausgefunden, was mich gestern gestört hat, Sean hat dir ja sicherlich schon alles erzählt“, begann Chris mit ihren Ausführungen.

„Nein, das hat er leider nicht, vielleicht könntest du mich kurz auf den aktuellen Stand bringen?“ Julias Lächeln war wie festgetackert.

„Ich habe gestern die Obduktion vorgenommen. Die Leiche weist mehrere Abschürfungen und blaue Flecken auf, alles Anzeichen für äußere Gewalteinwirkungen, dennoch hat irgendetwas nicht ins Bild gepasst. Keine der Verletzungen war tödlich, der Blutverlust zu gering um die Todesursache sein zu können.“

„Spann uns nicht auf die Folter, Chris. Woran ist er gestorben?“ Sean warf Christina einen seiner berühmten Blicke zu.

„Keine Geduld.“ Chris schüttelte tadelnd den Kopf, gab dann aber nach. „Er ist an einem Stromschlag gestorben.“

„Ein Stromschlag?“ Sean glaubte, sich verhört zu haben.

„Die Leiche wurde aber einen halben Meter von der Stromleitung entfernt gefunden“, gab Julia zu bedenken.


„Das ist richtig, allerdings …… sagen wir mal so, er war nicht ordnungsgemäß gekleidet, das hat mich überhaupt erst darauf gebracht…….“ Chris unterdrückte ein Lachen. Sie hasste es, wenn man respektlos von ihren Toten sprach, dennoch bei diesem Fall….
„Er hat sich offenbar erleichtert und dabei die Hochspannungsleitung getroffen“, würgte sie dann möglichst ernst heraus.

„Du meinst, er hat gegen die Stormleitung gepinkelt und dann eine gewischt bekommen?“ Sean klappte fast die Kinnlade herunter, gleichzeitig unterdrückte er das intensive Verlangen, eine Hand schützend auf ein bestimmtes Körperteil zu legen.

„So kann man es auch ausdrücken“, prustete Chris nun doch los, angesichts Seans bildlicher Ausdrucksweise und seines mitfühlenden Gesichtsausdrucks.

„Also keine Fremdeinwirkung? Ein Unfall?“ Julia nahm Seans Gesichtsausdruck mit gewisser Schadenfreude zur Kenntnis.

„So sieht es aus. Ich will nicht euren Job machen, aber ich würde vermuten, dass das Opfer unserer Sprache nicht mächtig war und so die Warnschilder nicht lesen konnte. Der Alkoholpegel tat wohl sein Übriges.“ Chris händigte Julia das Formular mit ihrem Bericht aus.

„Danke Christina, dann bleibt uns nur noch, den Bericht zu schreiben.“ Julia nahm das Formular entgegen und verstaute es in ihrer Tasche.


***


Julia schloss die Augen und ihre Hand verkrampfte sich am Angstgriff. Sie war sich ziemlich sicher, dass Sean das mit Absicht machte. Mit jeder Kurve fuhr er waghalsiger, dennoch hatte sie sich vorgenommen, keinen Pieps von sich zu geben. Als sie schließlich auf dem Parkplatz des SCU hielten, konnte sie jedoch nur mühsam den Impuls unterdrücken, den Boden zu küssen.

Sean zündete sich, kaum das sie ausgestiegen waren, eine seiner unvermeidlichen Glimmstängel an. Warum hatte er nur wieder damit angefangen? Julia hatte keine Erklärung dafür.

„Ich geh dann schon mal hoch“, informierte sie leicht lächelnd ihren Partner, der sich neben dem Eingang an die Wand gelehnt hatte. Ohne auf eine Antwort zu warten, betrat sie das Gebäude.


***


Sean sog den Rauch tief in seine Lungen. Julia brachte ihn um den Verstand! Sie hatte mit keinem Wort ihren neuen Freund erwähnt. Nicht, dass er scharf darauf gewesen wäre ihre Bettgeschichten zu hören, aber dennoch. In seinen Augen hätte sie es ihm wenigstens erzählen müssen, dass sie einen neuen Freund hatte. Oder doch nicht? Er ärgerte sich, dass ihn diese Geschichte so sehr aus der Bahn warf.
„Meine Güte, Grant! Jetzt reiß dich mal zusammen! Würdest du Julia von deinen Eroberungen erzählen?!“ fragte ihn Eric grinsend.
„Natürlich!“, antwortete Sean wenig überzeugend.
Eric zog eine Augenbraue hoch und lachte schallend. „Ja klar, Partner. Lass mich raten: du guckst Frauen wegen ihr schon gar nicht mehr an, richtig?!“
„Ach schieb’s dir doch sonst wohin, Eric!“, knurrte Sean, drückte wütend seine Kippe an der Wand aus und schnippte den Stummel dann weg.


***


‚Na hervorragend, jetzt ist dieser Typ auch noch hier!’, schoss es Sean durch den Kopf, als er schon von der Tür aus Julias Lover neben ihrem Schreibtisch stehen sah. Mit einem mürrischen Gesichtsausdruck ging er auf seinen Platz zu und warf seine Pistole und das Magazin in die Schreibtischschublade.

„Guten Tag, Sie müssen Sean sein?“, begrüßte ihn der junge Mann freundlich.

„Richtig. Und Sie sind?“ Sean´s Stimme war kurz über dem Gefrierpunkt. Trotzdem riss er sich zusammen, als er Julia sah und lächelte seinen Gegenüber freundlich an.

„Ah Sean, da bist du ja, habt ihr euch schon vorgestellt? Das ist Daniel. Er ist für eine Weile zu Besuch hier."
Julia kam gerade mit zwei Tassen Kaffee zurück und reichte eine davon dem dunkelhaarigen Mann.

“Nett Sie kennenzulernen“, gab Sean freundlich, jedoch innerlich brodelnd zurück. „Und? Wie gefällt Ihnen New York?“

“Nun ja, die Stadt ist groß. Bisher hab ich noch nicht soviel von ihr gesehen. Ich hab meine Zeit lieber mit Jules verbracht.“ Daniel lächelte Julia liebevoll an und zog sie an sich, um sie zu drücken.
‚Jules? Welcher Kerl gibt denn seiner Freundin Männernamen? Jules! Wahrscheinlich muss sie im Bett auch noch Footballklamotten anziehen...’ Sean grinste bei dem Gedanken und schüttelte sich leicht.
“Deswegen besuchen Sie... Jules... jetzt auch, nehme ich an?!“ Mit Mühe und Not schaffte er es, ein überhebliches Lachen zu unterdrücken und zwang sich wieder in seine nonchalante Form zurück.

Julia nahm Sean´s Aussage mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis, sagte aber nichts.
„Ich hatte geschäftlich hier zu tun und bin quasi schon wieder auf dem Heimweg, deshalb bin ich auch kurz vorbeigekommen, um Julia ihren Hausschlüssel zurückzubringen und mich zu verabschieden“, beantwortete Daniel Sean´s Frage.
„Na, dann hoffe ich, dass Sie gut wieder zurück kommen.“ Der Detective boxte Daniel freundschaftlich gegen die Schulter. Vielleicht eine Spur zu hart, wie Daniel’s Blick verriet. Dann setzte er sich hinter seinen Schreibtisch, um seinen Bericht zu tippen und um zu veranlassen das der ehemalige Tatverdächtige Mr. Browdy aus der Untersuchungshaft entlassen wurde.

Julia begleitete Daniel nach unten.
„Dein Partner, ist aber ziemlich schräg drauf!“, sagte Daniel als sie auf die Straße traten.
„Na ja, wir hatten da... ein kleine Episode. Eine private. Vielleicht ist er deswegen so...“
„Du willst mir doch nicht sagen, dass du über eine Liebesgeschichte am Arbeitsplatz nachdenkst?“, platzte es aus Daniel heraus. Julia starrte auf ihre Schuhspitzen, antwortete aber nicht.
„Meine überkorrekte Schwester?! Meine ‚Niemals würde ich etwas mit einem Kollegen anfangen’-Schwester?“ Daniel lachte schallend und umarmte Julia. „Sieh zu, dass du das auf die Reihe bekommst, Jules! Der Typ hat einen ziemlich harten Schlag und ehrlich gesagt, will ich mich nicht bei ihm als großer Bruder aufspielen müssen. Ich glaub, da hab ich wenig zu lachen.“ Daniel rieb sich unbewusst die Schulter und winkte nach einem Taxi.
„Ich werde mit ihm darüber reden“, gab Julia leicht schuldbewusst zurück. „Irgendwann werde ich mit ihm darüber reden.“
„Dein Wort in Gottes Gehörgang!“, lachte Daniel und stieg in das Auto. Er warf ihr eine Kusshand zu und bedeutete ihr mit einer Geste, dass sie ihn anrufen solle.
Julia nickte, atmete tief ein und drehte sich dann wieder zum Eingang um. Mit festem Schritt ging zum Fahrstuhl.

„Fertig für heute, was hältst du von einem Bier? Ich lad dich ein.“ Sean grinste, als ob nichts gewesen wäre. Er heftete den Bericht in die Akte, legte sie das Fach für erledigte Fälle und bot ihr seinen Arm dar.
Mit einem Kopfschütteln griff Julia nach ihrer Handtasche.
„Wie du meinst“, sagte sie etwas leiser und sah ihn forschend an.
„Auf meine Einladungen zum Bier reagieren die Frauen für gewöhnlich etwas euphorischer!“ Sean brachte einen undefinierbaren Blick zustande, der Julia nur dazu veranlasste, die Augen zu verdrehen. Sean lachte.
„Ich seh das jetzt mal als Entschuldigung!“
Er nahm seine Jacke vom Stuhl und warf sie sich lässig über die Schulter.
„Wer zuerst am Auto ist, darf fahren!“
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