Thema: Kurzgeschichten, Nachdenkliches usw Mo Jul 13, 2009 11:56 am
Joa... hier mal eine kleine Ecke für irgendwas, was ich mal niedergeschrieben hab. Wenn Namen genannt werden - nicht wundern, ich hab eine Vorliebe für einige Namen und deshalb tauchen die auch wohl mal öfter auf. Pferde werden wohl nicht so im Mittelpunkt stehen und es geht ein wenig in Richtung Fantasy, aber nicht zu stark.
So, hier das erste - ein kurzer Text für einen Wettbewerb hier im Forum.
Spoiler:
Langsam richtete sie sich auf. Sie strich sich eine Strähne ihres langen Haares aus dem Gesicht und blickte sich aufmerksam um, als wollte sie sich diesen Moment mit all seinen Besonderheiten genau einprägen. Der Wind spielte mit den Bäumen und ließ sie sich anmutig bewegen. Der träge Bach floss langsam dahin, bahnte sich seinen Weg durch den Boden, während die Vögel in den bunten Baumkronen ihre letzten Lieder sangen. Die Blätter fielen zu Boden und bedeckten die dort liegenden Äste mit einem bunten Teppich aus braunen, gelben und roten Blättern, die in der Dämmerung zu einer dunkleren Farbe verschmolzen. Das Jahr neigte sich dem Ende zu. Bald würden die Bäume kahl sein und der Waldboden wieder einheitlich braun. Eis würde sich an manchen besonders trägen Stellen des Baches bilden und Schnee die nackten Äste der Bäume bedecken. Der Gesang der Vögel würde verstummen und den Wald in seiner Stille zurücklassen. All dies wusste sie. Es war ihr letzter Herbst, bald würde sie gehen müssen. Sie strich sich ihre langen, kupferfarbenen Haare aus dem Gesicht und legte sich wieder auf den Baumstamm, auf dem sie saß. Mit ihren dunkelgrünen Augen sah sie in den Himmel hinauf. Grau. Nur im Westen war der Himmel nicht grau, noch nicht. Dort waren noch die letzten Strahlen der Sonne zu sehen. Es war ein kühler, aber dennoch sonniger Tag mit einem warmen, aber schwachen Wind gewesen, der bald von einer kalten, regnerischen Nacht abgelöst werden würde. Der Wind wurde stärker. Vielleicht würde es auch gewittern, aber darüber machte sie sich keine Gedanken. Sie seufzte. Es war Zeit zu gehen. Morgen würde sie wiederkommen, ein letztes Mal. Eine Träne bahnte sich ihren Weg aus ihrem Auge und floss über ihre Wange nach unten. Es würde eine schwere Zeit werden. Eine schwere Zeit an einem neuen Ort, den sie nicht kannte, mit neuen Leuten, die sie nicht kannte. Sie wollte nicht weg. Hier war ihr zuhause, hier war sie geboren. Aber sie gehörte nicht hier hin. Sie musste gehen, irgendwo hin, wo sie hingehörte. An einen Ort, den sie lieben konnte, mit Wesen, die sie akzeptierten und vielleicht sogar so waren wie sie. Viele waren der Ansicht, sie sei merkwürdig. Sie war hübsch, wenn nicht sogar schön, und die Mädchen beneideten sie um ihr Aussehen, um das glänzende, fast hüftlange kupferfarbene Haar und die großen, dunkelgrünen Augen mit den langen Wimpern und ihrer perfekten Form. Man konnte sich ihrem Blick nicht entziehen, obwohl das viele wollten. Denn was sie sahen, gefiel ihnen nicht und machte vielen Angst. Sie war Einzelgängerin, aber das störte sie nicht, im Gegenteil. Sie verachtete die Gesellschaft von Menschen. In ihren Augen waren sie oberflächlich und nahmen zu vieles mit einer Art naiver Leichtgläubigkeit hin, ohne zu hinterfragen. Ihr Volk kannte ein solches Verhalten nicht, dort nahm niemand irgendetwas hin ohne ein gewisses Misstrauen an den Tag zu legen. Seufzend stand sie auf und machte sich auf den Weg. Ja, morgen würde sie zurückkommen, ein letztes Mal die herbstliche Schönheit des Waldes bewundern und sich jeden Moment genau einprägen, ein Stück Heimat in ihre ungewisse Zukunft mitnehmen. Dann würde sie gehen, vielleicht für immer. Vielleicht würde sie auch wieder zurückkommen. Die Sonne war untergegangen und ein Beobachter hätte nur einen schlanken, zierlichen Schatten gesehen, der lautlos und mit einer Art schüchterner Eleganz in einem bis zum Boden reichenden Kleid durch die Dunkelheit glitt. Ein anderer hätte vielleicht gewusst, welches Wesen durch den Wald ging, doch sein Verstand hätte dieses Wissen nicht akzeptiert, ihn seinen Kopf schütteln lassen – und er hätte nichts mehr gesehen. Er würde denken, dass er phantasierte und sich Gedanken um seine geistige Gesundheit machen. Aber sein Verstand hätte ihn belogen, wie es bei Menschen üblich ist. Sein Verstand hätte behauptet, dass es keine Elfen gab, dass sie bloß das Produkt einer sehr lebhaften Phantasie seien. Fest steht, dass es sich um eine Halbelfe handelte. Aber es gab keine Beobachter, sie war allein und glitt weiterhin lautlos durch die Dunkelheit. Morgen würde sie wiederkommen, ja. Morgen. Es gab kein Morgen.
Lady Ann Alter Knacker
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Thema: Re: Kurzgeschichten, Nachdenkliches usw Di Jul 14, 2009 4:24 am
Danke ^^" Ja, ich beschreibe Umgebungen sehr gern. Ich hab das Gefühl, dass es auch das einzige ist, was ich kann. Es hat aber lange gedauert, bis ich das so hinbekommen habe - dafür saß ich unzählige Stunden im Wald, an Seen oder auf irgendwelchen Bäumen, von denen ich allein nicht mehr runterkam.
Thema: Re: Kurzgeschichten, Nachdenkliches usw So Jul 19, 2009 12:05 am
die geschichte find ich toll! ich mag so ein fantasyzeug, besonders elfen. bin schon gespannt, wies weitergeht
ich hab zig mal angefangen, so eine fantasygeschichte geschichte zu schreiben, ich hab aber immer aufgehört, weil die so schlecht waren, dass es mir vor mir selbst schon peinlich war^^
Thema: Re: Kurzgeschichten, Nachdenkliches usw So Jul 19, 2009 12:28 am
Wie... wie das weitergeht? Das geht garnicht weiter... dachte ich jedenfalls. o.O
Ja... und genau deshalb geht es auch nicht weiter... ich wüsste garnicht, was danach kommen sollte, das würde in langweiligen, viel zu kurzen Dialogen und schlecht beschriebener Handlung enden... aber wenn ihr wollt, kann ich es mal versuchen... aber lacht mich danach nicht aus, ich hab euch vorgewarnt. ^^"
Thema: Re: Kurzgeschichten, Nachdenkliches usw Sa Jul 25, 2009 6:24 am
Sowas in der Richtung = Fortsetzung? Vielleicht. Mir ist nicht oft nach Schreiben zumute und wenn, dann kommt etwas dabei heraus, womit keiner wirklich was anfangen kann. Wie hier eben - man wird einfach in eine kurze Szene reingesetzt und hat keine Ahnung, was weiter passiert. Damit möchte ich nicht wirklich etwas bezwecken - auch, wenn ich persönlich sowas eher interessant finde. Es regt halt zum Nachdenken an. Was herauskommt, wenn ich etwas längeres zu schreiben versuche - der letzte Thread in diesem Unterforum müsste von mir sein. Ich find's grausam.^^
Wenn du mit "sowas in der Richtung" was anderes meinst, weiß ich nicht, was du meinst.
Pferdefreundin Teenager
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Thema: Re: Kurzgeschichten, Nachdenkliches usw Sa Jul 25, 2009 6:28 am
ich meine schriftstellerin oda so!^^ schreib dein gekritzel doch trotzdem mal rein! ;-)
Thema: Re: Kurzgeschichten, Nachdenkliches usw Sa Jul 25, 2009 6:34 am
Na, bisher hab ich ja noch garnicht weitergemacht. Weiß nicht, wenn das was größeres wird, wird das wohl ein Prolog sein und ich fang dann erstmal mit einer "harmlosen" Vorgeschichte an. Vielleicht ist das auch schon das Ende, ich weiß es nicht.
Hm, Schriftstellerin? Nee. Das ist nichts für mich. Dazu schreib ich nicht oft bzw. regelmäßig genug. Wenn, dann allerhöchstens als Hobby nebenbei oder sowas, aber nichtmal das kann ich mir wirklich vorstellen, ist einfach nicht meine Welt. Das meiste, was ich mach, entsteht auch aus irgendwelchen Launen heraus, die ich damit zum Ausdruck bringen will. Deshalb auch "Nachdenkliches" in der Überschrift. Andere schreiben dann Gedichte - ich schreib kleine Geschichten.
Aber vielen Dank für das Lob. (:
Pferdefreundin Teenager
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Thema: Re: Kurzgeschichten, Nachdenkliches usw So Jul 26, 2009 3:43 am
Thema: Re: Kurzgeschichten, Nachdenkliches usw Di Aug 25, 2009 8:31 am
Zwei Monate - Gedanken einer Verzweifelten
Spoiler:
Zwei Monate. Ein verbleibender. Vor zwei Monaten hatten es begonnen. Es war kein Zufall, dass sie sich trafen - sie waren verabredet. Vorher hatten sie sich nie gesehen. Doch auch ohne Verabredung hätten sie sich kennengelernt. Sie besuchten das gleiche Konzert. Er mit einem Freund, den auch sie kannte. Über diesen Freund hatten sie sich kennengelernt, so oder so. Vielleicht wäre einiges anders gewesen, hätte es diese Nacht nie gegeben. Vielleicht hätte es die folgenden Nächte ebenfalls nicht gegeben. Sie wussten es beide nicht. Was sie beide wussten - die erste Nacht war ein Fehler, ein sehr großer Fehler. Seitdem konnten sie nicht voneinander lassen, egal, was sie versuchten. Stets gab sie ihren Gefühlen als erste nach. Am Ende wiederholte sich die erste Nacht. Es durfte nicht sein. Er würde gehen müssen. Eine große Zukunft lag vor ihm; sie würde ihn nicht daran hindern, wollte ihm nicht im Wege stehen, ertrug den Schmerz. Doch wäre der Schmerz einer Trennung nicht größer? Sie waren Freunde. So sagte er, immer und immer wieder. Freundschaft sieht anders aus, sagte sie darauf, jedes Mal. Immer wieder gingen sie diesen und ähnliche Dialoge durch, stehts zum gleichen Ziel kommend: Es ging nicht. Zwei Monate. Voll von Glücksmomenten, Trauer, Angst vor dem Verlust. Sie wollte nur ihn. Ob er sie wollte, ob er es ernst meinte? Sie wusste es nicht. Oft war sie enttäuscht worden, sehr oft. Diesmal sollte es anders sein. Und gleichzeitig stand ihnen so viel im Wege. Die Zeit hatte sie misstrauisch und verletztlich gemacht. Zu viele Lügen, zu viel Schmerz. Dies ging nicht spurlos vorüber. Sie hatte gelernt, jedem zu misstrauen, keinem ihr Inneres zu offenbaren. Doch er machte sie schwach. Sie konnte nicht anders, musste ihm vertrauen und ihm einen langen Blick aus blauen Augen in ihr Inneres, ihre Gefühlswelt, gewähren. Zwei Monate. Erst kamen ihr die verbleibenden drei Monate wie eine Ewigkeite vor, doch nun flog die Zeit dahin. Wie oft hatten sie sich in den vergangenen zwei Monaten gesehen? Nicht oft. Ihnen blieben nur noch fünf Wochen. Dann würde alles vorbei sein, der Traum zerplatzt wie eine Seifenblase, alles wäre nur noch eine schöne Erinnerung. Sie hatte versucht, hatte alles versucht, um dies zu verhindern. Sie wollte nicht bloß eine einfache Erinnerung an eine zu kurze, zu schöne Zeit sen. Mehr. Sie wollte mehr. Ein verbleibender Monat. Danach würde das Leben erneut zur Qual werden. War das wirklich alles, was er wollte? Bedeutete sie ihm wirklich nichts, nur so wenig? Fallen würde sie, aus ihrer violetten Traumwelt aufwachen, wie schon so oft davor. Sie träume von etwas, das für andere selbstverständlich war. Doch für sie selbst würde es immer ein Wunsch sein - ihr einziger, unerfüllbarer Wunsch. Ein Monat blieb ihnen noch.
Gestern Abend geschrieben, nachdem die kleinen Rotzblagen im Bett waren. Hatte zu viel Zeit. Kommentare erwünscht.