Das Ende Deines Weges

Hey...

Hier mal ein kleiner OS über den Tod eines Pferdes. Eines Pferdes, das mir sehr viel bedeutet hat und es immer noch tut. Er ist nicht schön, kein glückliches in-den-Erinnerungen-Schwelgen, trotzdem habe ich versucht, meine Gefühle nachvollziehbar niederzuschreiben. Keiner, der so etwas nie selbst miterlebt hat, kann das verstehen, dieses Gefühl der Erleichterung nachfühlen. Der OS ist nicht ausgebessert, und sollte ich eurer Meinung nach nicht die richtigen Worte verwenden, tut es mir leid. Ich habe ihn geschrieben, um etwas besser damit klarzukommen.

Und an dieser Stelle muss ich einfach die beiden Songs erwähnen, die ich in letzter Zeit in einer Endlosschleife höre.
If I Die Young und Hallelujah

Ich sehe in Deine Augen. Matt, müde. Lebensmüde, vielleicht? Dein Niedergang stolpernd, Dein Blick gequält und völlig überschattet von dem Narkosemittel, dass Dir gespritzt wurde. Du vermagst meine Stimme nicht länger von denen der rauhen Menge zu unterscheiden, Deine Ohren zucken fahrig und ich weiß, ich kann Dich nicht länger halten. Trotzdem versuche ich es, vergrabe mein Gesicht tief in Deiner dichten Mähne und benetze Dein ohnehin schon verschwitztes, dampfendes Fell mit meinen Tränen. Nun muss ich nichts mehr verstecken, die Anderen sind egal. Es bleiben Du und ich, denn nur Du bist da, nur Du hilfst mir, obwohl es eigentlich anders herum sein sollte. Du bist mein Fels in der Brandung, an den ich mich klammern kann. Und trotzdem musst Du gehen. Warum?, frage ich mich immer wieder. Du liegst ruhig auf dem Boden, abwartend, unbeweglich. Da sind nur meine Hände, die Deinen geschwollenen Hals abtasten, auf der Suche nach etwas, das sie nicht finden. Ich suche ein letztes Mal Deinen Lebenswillen, versuche ihn zu erwecken, suche eine Rechtfertigung, dich leiden zu lassen. Aber da ist nichts. Du siehst mich an aus Deinen bittenden Augen, Deinen guten, freundlichen, bittenden Augen, und mir ist klar, dass Du um meine Erlaubnis bitten willst. Selbst im Sterben bist Du für mich da, mein lieber Freund. Dein Schnauben klingt leise in meinen Ohren nach, ich kneife die Augen schmerzvoll zusammen, in der Hoffnung, dass alles nur ein Traum ist und dass ich bald aufwache. Aber es ist keiner. Du bist hier, Du leidest. Ich nicke verschwommen den Anderen zu, bevor ich meine Arme von Schluchzern geschüttelt um deinen Hals schlinge. Ich bemerke kaum, wie du die letzte Dosis gespritzt bekommst, vielleicht will ich es auch gar nicht bemerken. Ein letztes Mal klammere ich mich an Dich, fühle den kühlen Schweiß auf Deinem feuchten Fell und versuche mir einzureden, es ist besser so. Schon bald weicht Dein flacher, keuchender Atem einem erleichterten Schnauben. Es ist vorbei. Deine Augen sehen nicht mehr, Deine Ohren hören nicht mehr. Du wirst nie wieder einen Sonnenaufgang bewundern, den Wind auf Deinem weichen, warmen Fell spüren, nie wieder frühlingfeuchtes Gras erschnuppern oder mir auf dem Weg zu Dir entgegenwiehern. Nie wieder.
Ich habe versprochen, dabei zu sein, Dich nicht alleine zu lassen, der Du mich immer begleitet hast.
„Ich habe mein Versprechen gehalten“, flüstere ich kaum verständlich, aber es ist mir wichtig, dass Du es weißt. Ich breche zusammen, neben Dich, und bleibe kraftlos schluchzend auf dem Boden liegen. Es gibt kein Erbarmen. Die Ruhe überkommt mich und gibt mir trotz Allem das Gefühl, dieses eine Mal etwas richtig gemacht zu haben.

LG