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Ich hielt nie viel von der wahren Liebe..
Alle schwärmten immer von ihrem neuen Liebhaber. ER wäre der richtige, ER ist so süss, ER ist so verrückt romantisch, ER, ER, ER..Ich hatte es so satt! Rund um mich schienen sich alle zu verlieben oder neue Paare bildeten sich. Der ganze Pausenplatz war voll damit, überall schwebte Liebe in der Luft herum. Es war mir richtig übel davon. Ich war mir sicher ich hätte einen ganzen Mülleimer vollkotzen können. Was fanden alle diese Mädchen an diesen abnormalen Jungs? Ständig mussten sich die Jungs gross aufführen oder wieder irgend einen Blödsinn anstellen. Der Horror. Selbst unser Lehrer fing an solchen Liebesduft zu verstreuen. Unser Lehrer der sich Herr Bernhard nannte war noch nicht sehr alt und daher wunderte es mich auch nicht. Einen kleinen Vorteil hatte es ja. Er war nun mehr mit den Gedanken wo anders als beim Unterricht und so konnten wir fast alles tun und lassen was wir wollten.
Nun wieder zurück zu der dämlichen Liebesluft unter den Teenagern. Abgesehen von mir natürlich.
Meine besten Freundinnen, Alice, Lena, Mary und Elisha; Wir waren die fünf Unzertrennlichen. Schon vieles haben wir gemeinsam getan und erlebt. Letztes Jahr hatten meine Freundinnen noch nicht wirklich einen Freund. Doch dieses Jahr war es doch schon schlimmer. Dauernd war jemand verliebt oder hatte Liebeskummer. Wenn jemand neu verliebt war unter uns –ausser mir natürlich- mussten wir uns immer in seiner Nähe aufhalten. Damit wenn die Person unter uns die in ihn verliebt war bei einem kleinen Blick von dem Jungen anfing zu schmelzen. Wenn das nicht mal bescheuert war. Ich konnte nur hoffen, dass der Spuck bald zu Ende war. Aber das konnte ich mir nicht wirklich vorstellen. In einem Traum von mir hatten sogar alle Herzaugen und küssten wie wild alle!!
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Mal eine kleine Übersicht: Alice hatte zurzeit einen Freund Patrik. Lena und Elisha strebten demselben Jungen nach und Mary war total unglücklich, denn Tobias hatte Schluss gemacht wegen einer anderen.
Alice war eher ein kleineres Mädchen, sie sah immer sehr blass aus, was wohl auch noch daher rührte das ihr Haar sehr blond war. Patrik dagegen war der grösste in seiner Klasse und hatte kurzes braunes Haar.
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Wie immer wenn es läutete zur grossen Pause stürmten alle nach draussen an die frische Luft. Alice stürmte als erste zum Zimmer heraus, schlüpfte in ihre Schuhe und rannte zwei Stockwerke nach unten. „Sie konnte es wohl wieder kaum erwarten ihren Schatz zu treffen“ lästerte Lena. Elisha zog eine Grimasse und erwiderte: „Du warst auch nie besser.“ –„Stimmt ja gar nicht“ – „Nein, nein gar nicht!!“ Wie immer begann der tägliche Ministreit der immer mit einem Lachkrampf endete. Doch in letzter Zeit gab es ihn nicht mehr so viel. Ich hatte es schon lang vor allen anderen gemerkt, dass bei Lena nicht alles in Ordnung war.
Es war im Sommer passiert. Am Morgen war noch alles in Ordnung gewesen doch am Nachmittag war sie sehr abwesend. Elisha und Mary konnten nichts von dem mitbekommen da sie sich an die Fersen von zwei neu Ankömmlingen hefteten, und Alice war krank. Als ich sie jedoch ansprach verneinte sie es noch, doch nach dem ich sie richtig genervt hatte beichtete Lena es mir dann doch. Ihre Familie war immer die perfekte gewesen niemand hätte je an so was gedacht. Ihre Eltern sahen an jedem Anlass immer sehr verliebt aus. Doch dann das. Lenas Vater hatte ihre Mutter seit zwei Jahren betrogen. Ihr Vater hatte sein Handy vergessen, es piepste und ihre Mutter nahm ab. Es tat mir so leid. Lena sagte immer: „Es geht mir gut. Alles in Ordnung! Wirklich. Glaubt mir!“ Doch es war nicht so. Sie stürzte in die Tiefe. Ihre Noten wurden immer schlechter, sie kaufte sich seltsame Kleider, sie hing nicht mehr so viel mit uns rum, sondern lieber mit ihrem Freund, der nicht wirklich alle Tassen im Schrank hatte.
Dann, an einem ganz normalen Mittwochnachmittag – ich war alleine und lernte – läutete es an der Tür und Lena stand davor. Mit verheulten Augen und verlaufenem Mascara. Sie fiel mir in die Arme und heulte mein ganzes T-Shirt voll. Wir setzten uns auf das Sofa im Wohnzimmer. Ich stellte ihr ein Glas Cola und eine Packung Taschentücher hin. Dann erzählte sie mir ihre Geschichte, auch wenn ich sie schon kannte. Sie war härter als sie sie uns erzählt hatte. Am Schluss bat sie mich doch um Verzeihung und fragte ob sie noch willkommen war bei uns. Eine kleine Träne kullerte mir über die Wange, ich umarmte sie stürmisch und sagte unendliche Male Ja.
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Wieder ertönte das Läuten der Schulklingel.
Langsam schritten wir zu fünft auf das grau wirkende Schulgebäude zu. Wir konnten nicht verstehen wie viele - selbst noch solche aus der 1. Oberstufe - immer wenn es läutete gerade auf den Eingang losrannten. Bei denen die aus den 1.-2. Klasse kamen verstanden wir es noch aber bei den anderen. Wir liessen uns immer Zeit. „Oh, nein“ ,stöhnten Lena und Elisha die gerade zu uns rüber gestürmt kamen. „Wir hatten gerade angefangen mit Tom zu reden“ , schwärmte Lena. „Doch diese Schulglocke ertönt auch immer im doofsten Augenblick“ schmollte Elisha. Ich konnte nur die Augen verdrehen. Alice sah es und flüsterte zu Mary: „Anna sollte sich auch mal verlieben.“ – „Ja, aber es gibt ja niemanden der ihr gefällt“, flüstere Mary nachdenklich zurück. „Doch warte nur ab“, grinste Alice verräterisch.