Thema: Aus dem Leben eines Pferdes Mi März 23, 2011 8:04 am
Mein Name war Taifun. Ich war schon von Geburt an das schönste Fohlen im Stall. Ich war dunkelbraun und perfekt gebaut. Doch heute weiß ich, dass ich für die Menschen, von denen ich glaubte, sie würden mich lieben, nur Geld war. Als ich eineinhalb Jahre alt war, wurde ich gelehrt. Zuerst wurde mir ein kaltes, scharfes Stück Eisen ins Maul geschoben. Ich wehrte mich und mein Lehrmeister schrie mich an, ich müsse sofort dieses Gebiss annehmen, sonst würde es eins auf die Kruppe geben. Also nahm ich dass Gebiss. Nun legten sie mir den Sattel auf. Obwohl der Sattel überhaupt nicht passte, wehrte ich mich nicht, denn ich hatte gelernt, dass Menschen anders sind. Ich sehnte mich zurück, zurück zu meiner Mutter. Meine Erinnerungen an sie waren schwach, doch in diesem Moment sah ich sie zum letzten Mal in meinem Leben. Ich wusste sofort, dass es meine Mutter war, wieherte, doch sie antwortete nicht. Ihr Vorderbein blutete, sie hinkte, doch der Mann, der sie führte, trieb sie ungnädig weiter. Dieser Mann roch nach Blut und Tod. Ich wusste nicht, warum meine Mutter sich nicht wehrte. Mein Lehrmeister fragte den fremden Mann, was passiert war, worauf dieser antwortete: "Gestürzt." Seit diesem Moment hatte ich Angst zu stürzen.
Mein Reiter zog die Zügel noch stärker an und trieb mich vorwärts. Begriff er nicht, dass ich nicht mehr konnte? Weiter trieb er mich, die nächste Düne hinauf und wieder hinab. Der starke Gegenwind machte alles nur noch schlimmer, Sand trieb mir in die Augen. Doch mein Reiter blieb hart. Seit zwei Wochen schon musste ich an diesem Strand entlanggaloppieren. Meine Beine schmerzten, alles tat mir weh, der Sporn traf mich bei jedem Schritt schmerzhaft in die Seite. Ich war kräftiger geworden. Obwohl ich das jüngste Pferd im Stall war, war ich besser als mein Boxennachbar El Torras. Ich galoppierte das letzte Stück, dann wurde ich zum Stall gebracht. Am nächsten Morgen wurde ich früh geweckt. Nachdem ich gesattelt war, wurde ich hinaus auf die Rennbahn geführt. Schon bald war ich ziemlich schnell. Mein Springvermögen wurde als "einzigartig" gelobt. Langsam fing das Rennen an, mir Spaß zu machen. Mit 2 Jahren gewann ich mein erstes richtiges Rennen, ab dann war ich berühmt. Sobald ich die Bahn betrat, war das Publikum nicht mehr zu halten. Die Rennen wurden immer schwerer, niemand gönnte mir eine Pause. Und schließlich hatte ich mich für das schwerste Rennen der Welt qualifiziert: Das Grand National.
Ich erinnere mich noch genau an die Luft, die Stimmung und den Lärm des Publikums. Ich war schon eine Woche vor dem Grand National eingeschifft worden. Im Stall war es kühl und ruhig, denn dort durften nur die Jockeys, die Trainer und Besitzer rein. Endlich war es soweit. Ich wusste worauf es ankam. Mein Jockey stieg auf, ritt mich warm und schließlich wurde ich in die Startbox geführt. Das schlimmste an meinen bisherigen Rennen war immer mein Jockey gewesen - er rammte mir die Sporen in die Seiten und schlug mich mit der Gerte. Der Startschuss fiel, das Rennen begann. Über hundert Pferdehufe galoppierten los. Grasbüschel wurden aufgewirbelt. Das erste Hindernis kam immer näher. Viele Pferde verweigerten, ich nicht. Ich liebte es, zu Springen und flog nur so dahin. Meine kurze Mähne und mein Schweif wehten im Wind. Die Stimmung gefiel mir und spornte mich an. Mein Reiter spornierte mich stark, ich fühlte, wie Blut meine Flanken hinunterkroch. Es war nicht viel, doch es machte mir Angst. Einen Hieb nach dem anderen musste ich ertragen, doch mein Renngeist wollte noch schneller sein und so überholte ich ein Pferd nach dem anderen. Die Hindernisse übersprang ich ohne große Probleme. Ich schwitzte und konnte mein Herz fühlen. Das Keuchen neben mir nahm ab - ich hatte es an die Spitze geschafft! Noch ein Hindernis, ich hatte eine Chance zu gewinnen! Hinter jedem Hindernis befand sich ein tiefer Graben, bis jetzt war das kein Problem für mich gewesen, ich sprang ab. Ich spürte, wie mein Jockey von mir herunterglitt. Ich würde über ihn fallen bei der Landung! In Sekundenschnelle schafft ich es, meinen Sprung irgendwie zu verkürzen, dem Jockey entglitten die Bügel und er flog ein ganzes Stück hinter den Graben. Als ich aufkam wusste ich, was "gestürzt" bedeutete. Ich war mitten im Graben gelandet, Blut umgab mich, um mich herum wurde es schwarz. Meine schlimmste Vorstellung war eingetreten - weil ich einen Menschen, der mich gequält hatte, gerettet habe. Pferde rannten über mich hinweg und Leute kamen auf mich zu. Ich hörte nur noch, wie meinen Jockey "Scheißgaul" sagte, dann schlief ich ein. Für immer.
Ich hoffe, die Geschichte hat euch gefallen, aus zeitlichen Gründen konnte ich sie leider nicht weiter ausschmücken. LG
Thema: Re: Aus dem Leben eines Pferdes Fr Mai 20, 2011 3:41 am
Hallo, die Geschichte ist voll schön ich habe fast geweint!! ( = Aber, darf man Pferde nicht erst mit 3 Jahren einreiten? Ist vielleicht eine d**fe Frage aber dürfen Pferde schon mit 2 Jahren an Wettbewerben teilnehmen?
LG Quitschiii
Hasi4 Teenager
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Thema: Re: Aus dem Leben eines Pferdes Mi Mai 25, 2011 8:48 am
gute geschichte, nur noch mehr ausschmücken @quitschiii: galopper schon
Thema: Re: Aus dem Leben eines Pferdes Di Jul 05, 2011 5:59 am
Ich muss sagen deine Geschichte hat mir sehr gefallen und mich inspiriert, da ich unter anderem gerade an einem ähnlichen Werk (etwas länger ) arbeite. Ich find die Geschichte sehr schön, etwas ausgeschmückter wäre schön, damit man sich noch ein wenig in das Pferd hineinversetzen kann
Thema: Re: Aus dem Leben eines Pferdes Di Nov 22, 2011 7:23 am
sehr schön geschrieben klingt aber ein bisschen wie Phar Lap (der rote Blitz) mit den dühnen und so das er sich so abgemüht hat
****Lilli**** Junges Fohlen
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Thema: Re: Aus dem Leben eines Pferdes Sa Dez 24, 2011 11:05 am
Hallo! Ich finde die Geschichte gut, aber der Jockey ist Sche***! Wenn das Pferd das rennen gewonnen hätte wäre, wäre er tot. Ich würde an seiner Stelle anfangen zu heulen... LG ***Lilli****