Thema: Lara-Das Schicksal eines Mädchens So Dez 04, 2011 8:33 am
Ich habe irgendwann angefangen, eine Geschichte zu schreiben, aus Spaß. Irgendwann habe ich aber angefangen meine Gefühle in dieser geschichte rauszulassen..., ja das kam dabei raus, ich hoffe, vom Inhalt (was pssiert und so) ist noch alles okay, auch wenns manchmal leicht brutal rüberkommt, es sind ca. 12 DINA4 Seiten und sorry wegen der ganzen Ausdrücke, aber ohne kommt es einfach nicht so und es verliert an...wirkung...also wie gesagt, das kam raus:
Lara verließ das Gebäude und die Dunkelheit umhüllte sie. Die Tür schlug hinter ihr zu, der Knall war laut gewesen, und Lara zuckte zusammen. Sie drehte sich um und sah den Lichtschimmer hinter den Fenstern der Wohnung ihres Klavierlehrers. Lara lief den verlassenen Weg entlang .Die Laternen waren schwach und man konnte kaum noch etwas sehen. Jetzt musste sie links, in den kleinen Waldweg, er war kurz, doch Lara hasste ihn trotzdem, es war immer so dunkel und manchmal waren die Schatten der Bäume wie, als ob dort jemand stehen würde .Lara griff in ihre Tasche mit den Noten, um die Taschenlampe für den unbeleuchteten Weg herauszunehmen. Während sie in der Tasche kramte, bemerkte sie nicht ,wie eine Gestalt hinter ihr ins Dickicht schlich…Von nichts ahnend setzte Lara ihren Weg mit dem fahlen Licht der Taschenlampe fort .Es war still, nur das Laubrascheln war zu hören. Das Mädchen leuchtete mit der Lampe in den tieferen Wald hinein, fast hätte sie die dunkle Gestalt gesehen, die im Gebüsch kauerte, ein paar Meter von Lara entfernt, doch so weite reichte der Strahl der Taschenlampe nicht .Ein Reh huschte vorbei, von dem Geräusch erschreckt zuckte Lara zusammen ,stieß einen unterdrückten Schrei aus und fuhr herum. Sie leuchte den Weg zurück und im letzten Moment husche die Gestalt hinter einen Baum.“Ich muss hier weg!“, flüsterte Lara, die ein wenig zitterte, vor Angst und Schreck. Im schwachen Licht der kleinen Lampe konnte sie ihren Atem sehen, der in der kalten Luft in einer Nebelwolke wegschwebte. Heute kam ihr der Weg unendlich lang vor, sie war noch nicht mal die Hälfte gegangen, wenn sie von ihrer besten Freundin Mira kam, lief sie dunklen Waldweg, als ob er 10 statt 500 Meter lang war. Die Kälte durchfuhr Lara, dass sie schlotterte. Nun blieb sie einen Moment stehen, denn ihr Herz pochte wie wild, obwohl sie nicht mal wusste, wieso. Sie vergrub ihre Hände tief in ihren Jackentaschen und setzte ihren Weg fort. Jetzt im November war es schon richtig kalt, sicher würde es auch bald schneien, und alles würde weiß sein. Lara ließ sich noch einmal die Klavierstunde durch den Kopf gehen. Sie hatten ein schönes Menuett gespielt und auch schon erste Weihnachtslieder gespielt, O du fröhliche und sowas, aber irgendwie hatte das keinen Spaß gemacht, in der ganzen Stadt war auch noch keine wirkliche Weihnachtsstimmung, man hatte ein paar Sterne aufgehängt und überall waren Schilder für Adventsmärkte, aber mehr hatte man nicht gemacht. Für einen Moment war sie jetzt abgelenkt gewesen, doch die Wirklichkeit holte sie allzu schnell zurück, als sie in eine Pfütze trat, die sie in der Dunkelheit übersehen hatte. Die Stiefel schienen wohl nicht wasserdicht zu sein, denn sie spürte, wie ihre Socken langsam nass wurden. Ihr wurde es immer kälter, da merkte sie, dass sie immer noch in der Pfütze stand. Schnell trat sie heraus und fluchte:“ ***, jetzt bin ich völlig durchnässt…!“ Wahrscheinlich sollte das eher Lara Mut machen, anstatt sich auf zu regen. Ihre Füße froren, die Schuhe quietschten durch die Nässe. Sie schnürte ihren Schal enger zu, in kleinen Schritten ging sie weiter. Hinter Laras Rücken huschte die Gestalt wieder herum, doch es war so leise, dass Lara es nicht hörte. Irgendwie spürte Lara eine Spannung in der Luft, als ob alles zitterte, sie vergrößerte ihre Schritte, doch wirklich schneller kam sie nicht voran... Als sie losrennen wollte wurde sie plötzlich gepackt, man stopfte ihr ein Stück Stoff in den Mund, als sie zu schreien versuchte, losreißen konnte sie sich auch nicht, denn blitzschnell wurden ihre Hände zusammengebunden. Vor Schreck ließ sie ihre Taschenlampe fallen. Als sie bemerkte, dass sie sich nicht helfen konnte versuchte sie nur noch zu schreien, doch das Tuch war dick und fest, ausspucken konnte sie es nicht, weil ein Klebeband vor ihrem Mund klebte, das Schreien und Wimmern war zwecklos. Die Person hinter Lara lachte abfällig und sagte:“Versuch es erst gar nicht, es ist zwecklos dich zu wehren!“ Lara blickte zu der Person auf, es war ein Mann, doch mehr konnte sie nicht sehen, weil er vermummt war und sein Gesicht wohl schwarz gefärbt war. Er packte sie an den Handfesseln und zerrte sie mit sich in den Wald hinein. Als sie noch einmal versuchte sich los zu reißen, schlug der Mann sie, aber richtig heftig, der Schmerz durchfuhr Lara, ihr Gesicht tat fürchterlich weh, denn es hatte den Schlag abbekommen. Sie presste die Lippen aufeinander um nicht zu schreien. „Wenn du das noch einmal tust, weißt du ja, was dir blüht!“, zischte der Mann. Tränen begannen Lara über die Wangen zu fließen, vor Angst und Schmerz, doch all Das schien den Entführer nicht zu interessieren, er zerrte sie weiter, immer tiefer in den Wald hinein. Da sah Lara ein Licht schimmern, zwischen den Bäumen. Der Mann steuerte darauf zu, Lara wurde so heftig mitgezogen, dass sie oft stolperte, oder einmal fast hinfiel. Alles tat ihr weh und am liebsten hätte sie geschrien. Hinter den tannen kam dann eine Hütte zum Vorschein, daneben war ein Stall. Oder so sah es zumindest aus, im Dunkeln. Lara wurde in Richtung Stall geschubst. Quietschend öffnete sich die Holztür. Entgegen kam ihr ein muffiger Geruch, es roch nach Mist und verfaulten Dingen. Der Mann griff Lara in die Hosentasche, nahm ihr Handy heraus und meinte: „Wusst ich‘s doch, heutzutage hat jeder so ein Teil!“ Dann verpasste er Lara einen sehr starken Stoß, das Mädchen wurde nach vorne geschleudert und landete mit einem lauten Krachen in etwas sehr hartem und scharfem. Die Tür krachte zu und Lara war allein. Der Schmerz lag in ihren ganzen Körper, ihr Arm tat fürchterlich weh. Sie lehnte sich gegen die Wand des muffigen Stalles, der Geruch war fürchterlich! Langsam ließ Lara sich an der Holzwand hinuntergleite in, bis sie auf dem Boden saß. Sie sah im Mondlicht, dass ganz schwach durch die Bretter des Stalles schien, dass sie blutete, am ganzen Arm entlang war eine lange, tiefe Schnittwunde. Doch der Arm war auch seltsam verrenkt, er schien gebrochen. Am meisten tat ihr aber der Rücken weh, mit dem sie gegen die harten Kanten gestoßen war. Aufstehen konnte sie nicht, um zu sehen, gegen was sie gestoßen war. Langsam breitete sich Dunkelheit in Lara aus. Sie war in einem Dämmerzustand, sie sah alles schwach und war unbeweglich. Der Schmerz, die Einsamkeit und das Gefühl wie sie selber litt, ohne dass sie etwas tun konnte machte sie so fertig. Irgendwann fiel sie dann in einen fiebrigen Schlaf, sie schwitze, hatte Albträume, das Fieber, dass sie plagte war hoch und so wachte sie immer wieder auf. Einmal sah sie in ihren Fieberträumen ihre Mutter herein kommen, mit einem Tablett, auf dem Medikamente standen und leckere Dinge zum essen, doch plötzlich verschwand wieder und die Einsamkeit machte sich wieder breit… Es war schon viertel nach neun. Draußen war es stockfinster. Maria Steiner stand am Fenster und hielt Ausschau nach der Taschenlampe von ihrer Tochter Lara. Sie sollte eigentlich schon seit einer Stunde zu Hause sein. Am Anfang hatte sie gedacht, dass sie vielleicht noch bei ihrer Freundin Mira ist. Aber wenn sie länger dort wäre, hätte sie angerufen. So stand Frau Steiner schon seit einer Stunde mit ihrem Tee, von dem sie noch nicht einen Schluck getrunken hatte am Fenster und wartete…und wartete …und wartete, sie wusste sie noch nicht, dass sie vergeblich wartete, und was noch alles auf sie zukommen würde. Zuerst war sie noch ziemlich unbesorgt, doch so langsam kam dieses ungute Gefühl in ihrem Bauch auf. Sie starrte weiter aus dem Fenster. Sie blickte starr auf den dunklen Schatten des Gingkobaumes draußen. Ihr Blick verfing sich, sie starrte so lange nach draußen, bis das Bild verschwamm. Es verschwamm, es wurde grau, und in diesem grauen Feld tauchte ein Bild von Lara auf. Sie lächelte fröhlich, hatte ihre braunen Locken offen getragen und trug ihr grünes Lieblingstop, ihre blauen Augen strahlten. Jetzt wartete sie schon seit eineinhalb Stunden. Sie wurde von diesem Bauchgefühl gequält, die Angst war in ihrem ganzen Körper, ihr Herz klopfte wie wild. Da war immer noch Laras fröhliches Bild, doch dann versank es, es versank in einem Meer aus Tränen. Dann raffte Maria sich auch, zog sich ihre Jacke über, schnappte sich ihre Taschenlampe und rannte nach draußen. Sie schrie und rief überall nach Lara, sie rannte den ganzen Weg, bis zum Wald. Dann wurde es ihr noch unwohler, doch sie musste dort jetzt rein. Also lief sie den dunklen Weg entlang. Auf einmal lag etwas Kleines auf dem Boden. Maria leuchtete es an. Es war Laras Taschenlampe. Drum herum waren viele, tief eingegrabene Fußabdrücke. Die Tränen rannen Maria über die Wange, der Schock durchfuhr ihren ganzen Körper, sie war unbeweglich. Dann rannte sie los, sie rannte in den Ort, eigentlich konnte sie schon nicht mehr rennen, sie keuchte, doch sie zwang sich weiter zu rennen. Bis zur Polizeistation, sie öffnete die Tür, stürzte völlig erschöpft hinein. Ein Polizist am Schreibtisch sah verwirrt auf. „Kann ich ihnen helfen?“ „Meine Tochter…“ sie schnaufte und musste noch einmal Luft holen um weiter zu reden „Was ist mit ihrer Tochter“ Der Polizist sah sie fragend an. „… Sie ist weg, seit vorher.“ „Sind sie sich da ganz sicher, dass sie nicht bei einer Freundin ist oder ähnliches? Erzählen sie mir ‚mal die ganze Geschichte, und setzen sie sich doch erst mal!“ Maria setzte sich und begann zu erzählen: „ Also, meine Tochter Lara Steiner, mein Name ist übrigens Maria Steiner, also sie geht jeden Donnerstag zum Klavierunterricht. Da läuft sie immer hin, weil ich da noch arbeiten muss. Im Winter so wie jetzt nimmt sie immer eine Taschenlampe mit. Und spätestens um acht ist sie dann wieder da. Doch vorher stand ich über eine Stunde am Fenster und habe auf Lara gewartet- vergeblich. Also bin ich raus gegangen und den ganzen Weg entlang, bis zu dem Waldstück. Dort bin ich auch reingegangen… und auf dem Weg lag dann Laras Taschenlampe, drum herum waren viele, fest eingedrückte Fußabdrücke, naja und mehr hab ich in der Dunkelheit noch nicht gesehen…und dann bin ich eben direkt zu ihnen auf die Polizeistation gerannt…So und jetzt sitze ich hier… Polizist: „Ich kann im Moment im Dunkeln noch nicht sehr viel machen, erst mal brauchen wir ihre Personalien und eine Beschreibung mit Daten von ihrer Tochter. Also, füllen sie bitte dieses Formular aus!“ Maria füllte alles aus, la es noch einmal durch und gab es dann dem Polizist. „Hat ihre Tochter sich in letzter Zeit irgendwie komisch verhalten? Schweigen, zurückziehen oder ähnliches?“ Maria schüttelte den Kopf- „Nein, sie war so wie immer und eigentlich haben wir ein sehr gutes Verhältnis zu einander, sie hätte es mir wahrscheinlich gesagt, wenn etwas wäre…“ „Nun gut… wir werden morgen mal in den Wald gehen und wenn ihre Tochter nach 20 Stunden nicht auftaucht, werden wir einen Polizeieinsatz starten, aber mein Tipp: rufen sie bei allen Freunden und Bekannten an, die sie kennen und fragen sie ob Lara da ist, aber jetzt bräuchte ich noch die Personenbeschreibung oder ein Foto von Lara.“ Martina nahm ein Foto aus ihrem Geldbeutel. Sie hatten es vor 2 Wochen im Urlaub gemacht, es war ein wunderschöner Urlaub gewesen, die Tage am Strand, Wanderungen über die Felsen, Bootsfahrten… Sie riss sich aber wieder aus ihren Gedanken, doch auf einmal wurde es ihr ganz schummrig. Von dem Rand ihres Blickfeldes her breiteten sich schwarze Ränder aus. Ihre schweißigen Finger begannen zu zittern, rutschten von der Tischkante, an der sie sich bis eben noch krampfhaft festgehalten hatte ab. Langsam rutschte sie das Sitzpolster hinunter, wo sie schließlich reglos auf dem Boden zusammensank, und ihr Kopf hart auf dem Parkett aufschlug, als hätte man einen Stein fallen lassen… So verbrachte sie die restliche Nacht, bis sie von den letzten Vögeln, die nicht zum überwintern in den Süden gezogen waren geweckt wurde. Leichte Sonne schien herein und Lara blinzelte, bewegen konnte sie sich kaum, ihr linker Arm war völlig unbeweglich. Unter großem Stöhnen stand sie auf und humpelte an den Eingang des Stalles. Als sie sah, gegen was sie gestoßen war, schnappte sie nach Luft. Es waren scharfkantige Messer, Dolche und im Boden steckten Eisenspitzen. „ Oh mein Gott, das ist ja das reinste Waffenlager hier! ´´, es sagte Lara so gut es ging hinter ihrem Knebel. Ein Vorteil allerdings war, dass sie sich an den Messern ihre Handfesseln, die furchtbar eng zugebunden waren öffnen konnte. Sie suchte sich ein großes Messer aus, das einigermaßen gut war, um daran zu kommen. Vorsichtig legte sie die zusammengebundenen Hände an das Messer. Langsam zog sie ihre Hände über die Klinge. Das Seil riss auf, immer weiter. Dann war es durchgerissen, Lara wand ihre Hände aus den Schlingen. Das Seil fiel zu Boden, einen Moment war das Mädchen erleichtert, doch da hörte sie Schritte. Sie kamen näher, dann wurde ein Schlüssel ins Schloss gesteckt und herumgedreht. Schnell setzte Lara sich auf den Boden. Es hatte unglaubliche Kraft gebraucht überhaupt bis zu den Messern zu laufen. Jetzt war sie erschöpft und verfiel auch schon wieder in einen Dämmerschlaf. Der Mann kam herein, warf ihr eine Flasche Wasser zu und eine Orange. Die Orange traf genau den gebrochenen Arm, Lara begann wieder den ganzen Schmerz zu fühlen, der für einen Moment verschwunden war. Die Tränen kamen ihr wieder hoch. „Da, aber glaub ja nicht, dass du jeden Tag etwas bekommst!“, rief der Mann und schlug die Tür zu. Nachdem die Tür wieder abgeschlossen war versuchte Lara mit einem Arm die Orange zu schälen. Es klappte nicht wirklich gut, so nahm sie den Mund dazu. Diesmal klappte es besser. Sie aß die halbe Orange und trank ein wenig Wasser, erst dann merkte sie, wie groß ihr Durst gewesen war. Da sah sie, dass die Wunde an ihrem Arm immer noch leicht blutete. Sie verrenkte sich, nahm einen Teil ihres Pullovers und tupfte damit den Schnitt ab. Dann legte sie sich wieder ruhig hin und schlief ein. Ihr Fieber war niedriger, aber noch hoch…zu hoch! Ihr Zustand war insgesamt nicht gut. Sie schlief zwei Stunden, bis sie von lautem Geschrei aufwachte: „Sie muss hier weg, wenn ich entdeckt werde, kapierst du es nicht, im Ausland würde man uns nicht so schnell finden!“ „Aber wie sollen wir hier wegkommen, so wie das Mädchen aussieht, hält man uns sofort für Kinderschänder, oder was weiß ich, was die Eltern alles tun um sie zu finden, bestimmt haben die Leute an den Grenzen und überall Bilder von ihr!“, brüllte eine andere Stimme. „Aber wenn sie uns hier finden, können wir das mit dem Lösegeld vergessen, wenn du hier bleiben willst muss das Mädchen weg, und Lösegeld bekommen wir keins, aber gut, wenn du es so willst! „Ich habe je gleich gesagt, dass das mit der Entführung eine blöde Idee ist!“ „Gut, okay, dann mach‘ ich es halt alleine!“ „Ja mach das!“ „Hast du jetzt Schiss oder, warum tust du so dumm?“ „Ach lass mich doch!“ „Ja, ja, is ja gut!“ „Ich hab‘ nur keinen Bock auf nochmal zehn Jahre Knast!“ „Glaub mir, das Ding diesmal haut hin!“ „Das hast du letztes Mal auch gesagt!“ „Ja, letztes Mal haben wir zu wenig geplant!“ Als Lara diese Worte hörte erstarrte sie, was die da mit ihr vorhatten, all Das wollte sie nicht glauben, am liebsten hätte sie sich gezwickt, bis sie aufwachen würde, doch das hier war niemals ein Traum! Sie begann zu zittern, ihre Zähne klapperten leicht und sie fror. Das Fieber schien wieder zu steigen. In diesem Zustand verbrachte sie noch drei Nächte. Dann wurde eines Morgens die Tür aufgeschlossen und ein Mann kam herein. Es war nicht der Selbe Mann wie sonst, der ihr das Essen gebracht hatte, sie entführt hatte und all das. Dieser Mann war nicht irgendwie verschleiert. Er war klein, schielte, rote Haare, alt und seine Zähne waren nur noch Stummel. Er lief in den Stall und trat direkt vor die schlafende Lara, er atmete sie an und von dem schlimmen Mundgeruch wachte sie auf, sie hustete von dem Faule-Eier-Geruch. „Wäh“, stieß sie hinter dem Knebel hervor. Der Mann schielte sie wütend an, seine Augen rollten und er begann rot zu werden, wütend grollte er: „Du hast mir also diesen ganzen Ärger gemacht .Das hat jetzt ein Ende, du kommst Weg und wenn du irgendjemand auch nur ein klitzekleines Sterbenswörtchen sagst dreh ich dir den Hals um, ich finde dich!“ Dann zerrte er sie hoch, doch ihre Beine zitterten, sie waren zu schwach um zu stehen und sackten zusammen, er stöhnte hob sie dann wider willens hoch, schlug sie kräftig und warf sie über seinen Rücken, wobei er ihren Arm so sehr verrenkte, dass sie laut aufschrie. „Ach halt doch die Fresse du hast hier nichts zu sagen“, brüllte er. Dann gab er ihr eine starke Ohrfeige. Lara krampfte sich zusammen, presste die Lippen aufeinander und unterdrückte den Schrei, der in ihrer Kehle lauerte und es kam nur ein Gurgeln zum Vorschein. Erleichter atmete Lara aus, doch ihre Backe brannte wie Feuer. Auf einmal traf etwas Kleines, Kaltes ihre Wange, da, noch so etwas, Lara hob schwach ihren Kopf, tatsächlich, es schneite. Dicke weiße Flocken fielen herab, normalerweise mochte Lara den Schnee, doch jetzt konnte sie sich nicht darüber freuen, außer, dass er ihre immer mehr geschwollene Backe kühlte. Lara spürte, wie der Schnee auf ihrer glühend heißen Wange innerhalb weniger Sekunden schmolz. In kleinen Tröpfchen floss der geschmolzene Schnee an ihrem Hals hinunter in ihren grünen Pullover. „Mist, jetzt schneit es auch noch…das wird arschkalt!“ Der Mann fluchte leise vor sich hin. Auf einmal sackte sein Bein ein, er war in ein Kaninchenloch getreten. Der Mann knickte ein, landete auf den Knien und Lara fiel von seiner Schulter auf dem schlammigen Boden. „Ach sch****!“, schrie der Mann. Er rieb sich das Bein und versuchte aufzustehen, aber es klappte wohl nicht. Lara stand auf, sie sammelte ihre letzten Kräfte zusammen und humpelte davon. „bleib stehen du dummes Kind, hierbleiben hab ich gesagt, du freches Gör! Lara stellte sich taub, sie hörte und spürte nichts mehr sie wollte nur noch weg. Ihr Entführer fluchte wild herum, aber Lara war das egal, auch sie stolperte und flog ein paar Mal hin, sie raffte sich aber immer wieder auf und lief weiter. Sie begann zu schwitzen, aber es war ihr eigentlich alles egal, sie wollte nur weg, egal wohin, egal wie. Äste schwangen ihr ins Gesicht, das völlig verkratzt war. Sie lief Stunden, eine oder vielleicht zwei, Lara hatte jedes Zeitgefühl verloren. Sie war völlig fertig, der Schweiß lief ihr den Rücken hinunter. Ihr Rücken war total nassgeschwitzt. Es begann dunkel zu werden, und Lara kam sehr langsam voran, sie quälte sich über Baumstämme. Ihr Arm begann wieder zu schmerzen und sie bekam fürchterliches Kopfweh. Sie musste verschnaufen und setze sich ins Moos. Ihre Arme hingen schlaff herab, der eine gebrochen, der andere verstaucht, ihre Beine taten fürchterlich weh, eines schien geprellt oder verstaucht, sie wusste es nicht. Nach vier Stunden ziellos durch die Gegend zu humpeln schlief sie völlig erschöpft ein. Bis zum nächsten Morgen… Weiß…nur weiß, seit Stunden lag Marianne jetzt da und starrte an die Zimmerdecke. Was sollte sie auch machen? Sie lag in einem Krankenhaus, hatten den wichtigsten Teil ihres Lebens verloren, ihr Mann war in New York und konnte dort nicht weg. Die Tür öffnete sich, eine Krankenschwester kam, wieder das selbe Spiel. „Hallo Frau Steiner, wie geht es ihnen?“ Marianne schwieg- sie hatte noch kein einziges Wort gesagt seit dem sie auf der Polizeistation in Ohnmacht gefallen war. Die Ärzte redeten irgendwas von zu großer Belastung, zu viel Stress und sie solle eine Kur machen. Plötzlich zerrte sich alles in ihrer Brust zusammen. Es war wie gelähmt, sie konnte kaum noch atmen, stoßartig sog sie die Luft ein und ein Schauer lief ihr über den Rücken. Auf ihrer Stirn bildeten Schweißperlen, zitternd lag sie auf dem Krankenbett. Die Krankenschwester fuhr herum. Sie eilte zu dem Bett heran und drückte schnell auf den Notknopf. Die Schwester flößte Marianne irgendeinen Saft ein. Dann ging die Tür auf, ein grauhaariger Mann, wohl der Chefarzt kam herein. „Was ist los?“ „Sie hat solche Anfälle, ihr Herz schlägt schnell, sie kann kaum atmen, aber ich kann mir das nicht erklären, sie war in einem guten Zustand!“ „Wahrscheinlich wieder so ein Stressanfall… sie muss da raus, gib ihr erst mal was zur Beruhigung, sie muss von diesem ganzen Stress weg, aber bis ihre Tochter nicht wieder da ist, wird das wohl kaum gehen, da hilft keiner Kur und kein Psychiater!“ „Da werden sie Recht haben, aber wenn sie weiter diese Anfälle bekommt, könnte es noch weitaus schlimmer werden“ „Hatte sie bis jetzt denn schon Besuch?“ „Nein…“ Mariannes Stimme kratzte, doch sie zwang sich, weiter zu reden. „Mein Mann ist in New York und Lara…“ Sie atmete tief durch. „Lara hat keine Geschwister, ich war schon einmal hier, ich war schwanger, das Baby sollte kommen, aber es war…“ Sie begann zu weinen, ihre Hände klammerten sich am Leintuch des Bettes fest „Es war eine Fehlgeburt“, krächzte sie. Dann begann sie laut zu schluchzen. Die Krankenschwester setzte sich neben Marianne aufs Bett und legte ihre eine Hand auf die Schulter. „Ja, ich glaube ich habe schon einmal von ihnen gehört. Es muss schrecklich sein, jetzt wieder hier zu liegen und um das einzige Kind zu bangen.“ Der Arzt schlich sich leise hinaus und schloss die Tür vorsichtig hinter sich. „Ja es ist schrecklich, wenn ich jetzt mein einziges Kind auch noch verlieren würde, dann würde meine Welt untergehen, dann könnte ich mich wirklich umbringen.“ „Nein…,wenn sie das tun würden, würden sie ein großes, schwarzes Loch in der Welt ihres Vaters und in dem ihrer Tochter hinterlassen, damit erlösen sie vielleicht sich, aber ihren Mann würde das abgrundtief quälen, also bitte, ich bitte sie von ganzem Herzen, tun sie sich bitte nichts an!“ „Das kann ich nicht, ich bin auch nur ein Mensch, irgendwann geht es nicht mehr, irgendwann hält man diesen Sturz von den Wolken in die Tiefe Schlucht des Lebens nicht mehr aus, was soll ich denn noch tun? Oder besser, ich kann gerade nichts tun, wenn ich hier raus könnte, dann würde ich alles Menschenmögliche in Gang setzen um Lara zu finden, aber was soll ich hier auch machen? Ich sitze in einem weißen Raum, mit kranken Leuten in einem Zimmer, schmore vor mich hin und kann nichts tun, das ist es, was mich so verrückt macht!“ „So leid es mir tut, wir können sie nicht gehen lassen, wenn sie noch so einen Anfall hätten und keiner da wäre, dann könnte es schwere Folgen haben oder schlimmeres passieren und…“ Die Schwester brach ab und schaute schnell zu Seite. „Und was?“ „Ich darf das nicht sagen“ „Bitte, ich will wissen, warum ich nicht gehen darf.“ „Zuhause sind sie so alleine, dass könnte zu schweren Depressionen führen, das kann so weit führen, dass sie sich vom Balkon stürzen könnten…“ „Na, wen haben wir denn da?“, fragte eine abfällige Stimme. Lara öffnete ihre Augen. Es war der rothaarige Mann von gestern. Lara traute ihren Augen nicht. „D…das darf n…nicht wahr sein! A…alles umsonst, die ganze Anstrengung und ich bin wieder bei diesen Entführern, warum kann ich jetzt nicht einfach aufwachen aus diesem bösen Traum?“ Der Mann lachte laut und schadenfroh. „Tja, alles umsonst, richtig erkannt…, tja Baby, war wohl nix“ Er grinste und rief: „Ronald, komm raus ich hab sie gefunden!“ Sein Komplize trat hinter einer Tanne hervor. Auch er war nicht maskiert, er hatte schwarze Haare, war wohl noch nicht sehr alt und seine Zähne waren alle noch dran. Auch er grinste herablassend. Lara kauerte auf dem Boden. Der rothaarige Mann kam vor und zerrte Lara an ihrem gebrochenen Arm hoch. „So Kleine jetzt geht’s weg, weit weg, komm jetzt!“ Inzwischen war Lara alles egal, sie spürte keinen Schmerz mehr und lies alles mit sich geschehen. Sie wurde zu einem Auto gezerrt und hineingesetzt, eher hinein gequetscht, dass Auto war vollgestopft. Überall waren Kisten und anderes. Aber Lara sah nicht nur irgendwelchen Krimskrams, sondern auch Waffen. In einer Kiste lag ein fettes Messer, an dem Blut klebte, ein Jagdgewehr und eine kleine aber handliche Pistole. Lara begann zu zittern. Das Auto fuhr Stunden, Lara musste aufs Klo, aber sie traute sich nicht etwas zu sagen. Irgendwann nach vier oder fünf Stunden hielt das Auto an. Es war dunkel als sie ausstieg. Sie waren an einer stinkigen Autoraststätte. Und sie war irgendwo…in Nichts. Die Männer Schubsten Lara in die Kneipe hinein. Man konnte vor Rauch fast nichts mehr sehen, jeder hatte eine Kippe im Mund oder in der Hand. Lara begann zu husten. Es kratzte unerbittlich in ihrem Hals doch sie humpelte weiter. Als sie an ein paar völlig besoffenen Männern vorbei lief merkte sie, dass alle eine andere Sprache sprachen. Sie war nicht nur im Nichts sondern auch irgendwo in einer Kneipe in ihr einem völlig fremden Land, oder glaubte sie das nur? Doch ihr blieb keine Zeit zum nachdenken. Sie wusste wo sie hinwollten, zum Klo, sie folgten den Schildern und Pfeilen die sie wohl dorthin führen sollten. Vor dem Damenklo blieben sie stehen. Der man knurrte sie an:“ Du hast fünf Minuten, dann stehst du wieder hier. Versuch gar nicht erst abzuhauen, du würdest es hinterher bereuen, glaub mir!“ Lara war froh, dass die Männer nicht mit rein wollten. So humpelte sie rein mal und musste erst mal ewig warten. Dann war endlich eine Kabine frei. Als sie fertig war, sah sie, dass sie nur noch 30 Sekunden hatte. Sie wusch ihre Hände so schnell es ging und dachte erst gar nicht daran, sie abzutrocknen, sondern hastete nach draußen, wo die Männer ungeduldig warteten. Der Rothaarige nahm sie bei den Haaren und schleifte sie hinaus und brachte sie ins Auto. Die Männer redeten, erst hörte sie nicht zu, aber dann nahm sie das Gespräch doch in sich auf: „Wenigstens sind wir gut über die Grenze gekommen, der Tipp von Moritz war gut!“ „Ja, aber sie werden bestimmt vermuten dass wir ins Ausland flüchten… ich hab vorher im Radio eine Durchsage gehört, dass man überall nach ihr sucht und sogar Spezialeinsatzkommandos ausgerufen wurden und dass an allen Grenzen Kontrollen sind…“ Genau in dem Moment tauchte vor ihnen diese Kontrolle auf. Ein Polizist wollte sie an die Seite winken, doch der Fahrer ignorierte das völlig. Der Polizist stellte sich mitten auf die Straße, auch das ließ ihn kalt. Er machte eine scharfe Kurve, das Auto driftete an dem Polizist vorbei. Lara kreischte laut. Das Auto fuhr gegen die Leitplanke, es quietsche und kratzte. „So ein Idiot brüllte irgendjemand im Auto“ Doch keiner der Entführer dachte daran nachzusehen was los war, sattdessen beschleunigten sie und fuhren mit 240 über die Autobahn. Hinter ihnen hörte man Polizeisirenen. Und vor ihnen sah man eine Autobahnzahlstätte, wo man seine Autobahnnutzungsgebühren zahlen sollte. „sch****“ Jetzt wusste Lara, wo sie war: in Italien, da gab es immer diese Zahlungsstätte. Rechts tauchte ein kleiner Feldweg auf, der Rothaarige am Steuer machte eine scharfe Kurve, die Reifen quietschten und sie drifteten leicht ab, doch der Pick-Up fing sich wieder und fuhr dann auf dem Weg entlang, der eine einzige Schlammschlacht war, es schien erst vor kurzem geregnet zu haben. Alles wurde vollgespritzt mit übel stinkendem Schlamm und Schmodder. Lara blickte nach hinten, der Polizei Wagen schien wohl nicht ganz so geländefähig zu sein. Das Auto stand und es steckte wohl in einer Schlammlache. Warum… wenn die Polizisten nur bessere Autos hätten, würde sie jetzt nicht mehr hier sitzen, dann wäre sie bald zurück in Deutschland, bei ihrer Familie die sie so liebte und ihren Freunden. Aber nein, sie würde das alles noch lange durchmachen müssen. Sie sah keinen Anfang und kein Ende mehr, sie war einfach mitten drin, alles davor war wie Nebel verschwommen, an die Zukunft wollte sie gar nicht erst denken. Dieser eine Hoffnungsschimmer gerade war innerhalb von einer Sekunde geplatzt wie eine Seifenblase. Eigentlich wollte Lara nur sterben, sie würde das hier nicht überleben. Sie dachte daran, wie sie sich mit einem Messer die Pulsadern aufschneiden könnte um zu verbluten, oder sie würde sich erschießen, irgendwie muss sie hier rauskommen- doch sie hatte die Kraft dazu nicht, wie auch… Sie kam wieder zu ihren Selbstmordgedanken. In Deutschland könnte sie sich vor einen Zug werfen oder eine Überdosis Tabletten nehmen. Ja, sie dachte auch an Deutschland, wurde sie überhaupt vermisst? Natürlich, ihre Mutter war immer für sie da gewesen und ihr Vater liebte sie auch, außerdem redeten die Beiden da vorne ja auch die ganze Zeit darüber. Auf einmal, ohne dass sie wusste, was sie da tat versuchte sie trotz ihrer gefesselten Hände an eines der Messer zu kommen. Sie konnte nicht mehr. Eingesperrt, gequält, verletzt und krank, das seit…für sie eine halbe Ewigkeit saß sie jetzt hier in einem Auto, mit einem Messer in der Hand, das sie sich an die Ader in der Hand hielt. Sie wusste nicht genau, wo die Leute sich da genau hin stachen, aber irgendwie musste das ja gehen. Sie harrte einen Moment wie in Trance aus, dann ruckelte der Wagen. Sie fuhren über eine Bodenwelle, das Messer fiel ihr aus der Hand. Es fiel auf irgendeine Metallstange, dass es laut klirrte. Der rothaarige fuhr herum und starrte sie finster an. „Wage es ja nicht uns oder dir etwas an zu tun. Versuch da ja nie wieder! Es würde für dich noch schlimmer werden“ Dann drehte er sich wieder um. Lara sank in ihren Sitz zurück, sie war so leer, so ausgelaugt. Sie war nur noch eine Hülle von ihrem Selbst, innen war sie leer. Dann drang eine Stimme zu ihr. „Wir müssen sie loswerden! Wenn sich umbringt können wir wegen Mord oder versuchtem Mord was weiß ich wie lange in den Knast. Das kann nicht länger gut gehen, sie es doch ein!“ Dann hörte sie den Rothaarigen. „ Hast du jetzt Schiss oder was? Verdammt man, wir kommen aus der Sache echt nicht mehr raus! Durchziehen heißt es jetzt! Wir fahren zu Mike nach oben ins Gebirge, da findet uns keine Sau, dann warten wir, Lösegeld kassieren und aus die Maus!“ „Alter, Dad schau sie dir doch an! Sie hat einen gebrochenen Arm, sie will sich umbringen alter! Leute die so drauf sind und sich umbringen sind irgendwann zu allem fähig! Du hast das mit Jared selber mitbekommen. Du hast ihn Jahrelang gequält, meinen Bruder, er war wie mein Spiegelbild! Du hast ihn geschlagen, getreten, jetzt ist er tot, verstehst du? TOT! Er wird nie, nie, nie wieder hier bei mir sein, mein eigener Bruder? Er hat sich wegen dir umgebracht, weil er es nicht mehr ausgehalten hat! Warum verstehst du das nicht man? Mit wie vielen Menschenleben willst du noch so weit gehen?“ Ja…wollte er mit Lara auch so weit gehen? Er könnte sie missbrauchen, er könnte sie noch weiter quälen. Das hier war irgendein Brutaler, der seinen eigenen Sohn bereits umgebracht hatte. Aber warum saß dann vor ihr sein zweiter Sohn noch lebend? Das würde wohl ewig ein Rätsel bleiben. Dann fing er wieder an zu reden: „Warum mache ich das hier eigentlich? Ich will nicht ins Gefängnis! Du drohst mir jedes Mal so lange, bis ich mitmache. Und jedes Mal setze ich ein Menschenleben aufs Spiel, aber wozu? Ist das für dich der besondere Kick oder was?“ Warum setzte er sich auf einmal für sie ein? Sie kam mit ihren Gedanken nicht weiter, der Rothaarige, der so weit sie noch eine Erinnerung hatte Ronald hieß: „Nein ich verstehe dich zu null Prozent! Wer lebt und wer nicht lebt- das ist verdammt noch mal meine Entscheidung! Du wirst jetzt nicht aussteigen! Wir machen jetzt weiter, wenn du aussteigst und wir dann vor Gericht landen verpfeif ich dich, oder ich werde mit dir das Gleiche tun wie mit Jared, also überleg es dir gut Junge, ich stell dich vor die Fakten: Leben…-oder Tod?“ „Leben…“, presste Ronald hervor! „ Na also, da hast du die richtige Entscheidung getroffen. Bald sind wir bei Mike, dann sind wir sicher man! Nach ‘ner Zeit kassieren wir dann das Lösegeld, und dann ist fertig!“ „Ja, fertig für immer, ich werde dann nie wieder bei einem von deinen Geschichten mitmachen, nie wieder, das kannst du nicht von mir verlangen!“ „Ach hör doch auf, du bist mein Sohn, du wirst mir bei allem helfen was ich mache!“ „Nein, Dad, glaubst du, ich will nicht mein eigenes Ding machen? Ich will selber Geld verdienen, meine Ausbildung weitermachen, alleine Wohnen? Mit dir verbock‘ ich mir nur die ganze Zukunft! Mir tut Lara leid man, weißt du überhaupt was wir da machen? Körperverletzung des höchsten Grades! Tut dir das mit Jared kein bisschen leid? Ich werde dich nicht verraten- ich stecke dank dir selber viel zu tief in der Sache, aber glaub ja nicht, dass ich dir wieder helfen werde. Du hast meine ganzen Pläne und gute Vorsätze alle in Luft verwandelt. Aber dir kann man ja sowieso nicht ins Gewissen reden…“ Dann wurde es dunkel, sie fuhren durch einen Tunnel. Lara wurde es kotzübel, sie sah nichts mehr und ihr wurde schwindelig, sie schloss die Augen. In ihrem Kopf hämmerte es wie ein Presslufthammer. Bei Autofahrten im Dunkeln oder mit vielen Kurven wurde es ihr immer schlecht. Normalerweise hätte sie sich jetzt schon längst übergeben, doch sie hielt mit aller Gewalt diesen Brechreiz zurück. Hinter ihrem Knebel brachte sie nur ein „Mmmmm mhmmmm“ heraus um sich bemerkbar zu machen. „Schnauze da hinten“, sagte einer der Männer genervt. Dann wurde es wieder hell, nur das einzige Problem war, dass es jetzt hoch ins Gebirge ging, und der Weg wurde immer kurviger. Ronald drehte sich um. „Sie ist ganz bleich, ich glaube ihr ist total schlecht, sie ist auch leichenblass!“ Lara nickte heftig zur Bestätigung. „Halt bitte an Dad!“ „Das ist mir doch scheiß egal, wir fahren durch!“ „Bitte, oder willst du dass sie bei uns im Auto rum kotzt? Halt jetzt bitte an, da kommt ein Parkplatz!“ „‘nen Scheiß wird ich tun, wir fahren weiter, sonst haut sie uns ab!“ „Boahr Papa“ Dann griff Ronald ihm ins Lenkrad und lenkte auf den Parkplatz. „He, was soll das?“ Automatisch bremste der Rothaarige und der Wagen hielt und Ronald sprang heraus. „Bleib sitzen Junge!“, der Rothaarige brüllte laut rum. Seelenruhig ging Ronald um das Auto herum und öffnete die Autotür bei Lara, lies sie aussteigen, band ihr die Fesseln auf und entfernte den Knebel. „So, jetzt geh schnell, ich komm gleich“ Er lächelte, das war das erste Mal, dass Lara ihn lächeln sah. Lara formte ein Danke mit den Lippen und humpelte dann schnell hinter den nächsten Baum und übergab sich. Ihr war immer noch schwindelig, aber es ging ihr schon etwas besser. Sie lief ein wenig weg und setzte sich dann ins Gras. Ronald kam vom Auto her gelaufen und setzte sich neben sie. „Was war los?“ „Mir…mir wird immer so schlecht, wenn ich im Dunkeln oder bei vielen Kurven Auto fahr‘. Aber danke, jetzt geht es mir besser“ Dann lächelte sie kurz, nur ganz kurz, weil dieser Mann hier eigentlich ihr Entführer war, der sie gequält und geschlagen hatte. „Es tut mir langsam echt leid, was ich dir angetan habe, ich werde schon dafür sorgen, dass du einigermaßen heil aus der Sache heraus kommst. Wie geht es deinem Arm?“ „Nicht gut, ich glaube, er ist gebrochen, schau ihn an, er ist so komisch geformt“ „Da müsste ein Gips drum…das Einzige was ich machen kann, ist ein Stützverband, im Auto müsste irgendwo noch ein Verbandskasten sein. Wir fahren jetzt zu Mike nach oben in die Berge, weil uns da niemand findet, leider ist der Weg ziemlich kurvig, hilft es ‘was wenn du vorne sitzt?“ „Ja, das hilft etwas, aber warum bist du so nett zu mir?“ Er schwieg eine Weile und starrte hinunter ins Tal. „Du hast es ja gehört, er hat meinen Bruder in den Selbstmord getrieben und so vielen anderen Menschen etwas angetan, mir reicht es jetzt, dir werde ich helfen und dann ist für mich ein für alle Mal Schluss mit dieser kriminellen Zeit! Ich will eine Ausbildung machen und mein Geld verdienen.“ „Du bist mein Entführer, eigentlich solltest du mich schlagen und so, wie am Anfang.“ „Nein, das will ich nicht, ich kann das nicht mehr…“ Er wurde von wildem Gebrüll unterbrochen: „Sag‘ mal wird’s bald, oder haltet ihr hier ‘nen Kaffeeklatsch?“ „Wir kommen ja!“ Ronald stand auf, hob Lara die Hand hin und zog sie hoch. Gemeinsam gingen sie zurück zum Auto. „Kann‘s jetzt endlich weitergehen?“ „Ja, Dad, aber das war echt nötig“ Dann fesselte und knebelte er sie wieder, aber diesmal viel lockerer und ließ sie vorne Einsteigen. „Was soll das denn jetzt schon wieder Ronald? Setz dich sofort wieder neben mich!“ „Nein, lass sie vorne sitzen, sonst wird ihr wieder schlecht und wir müssen an jedem Parkplatz anhalten. Ach warte noch kurz, da ist der Verbandskasten. Er zog ihn irgendwo aus dem Gerümpel, kramte eine Weile darin uns holte eine Salbe, einen Verband und eine Dreiecksschlinge heraus. Er schmierte Salbe auf Laras Arm, wickelte den Verband drüber und steckte ihn in die Schlinge. „So, jetzt kann‘s weiter gehen.“ Der Rothaarige schnaubte wütend, setzte sich aber ohne ein Wort zu sagen ins Auto, ließ den Motor an und fuhr weiter. Lara konzentrierte sich auf die Fahrbahn, dass es ihr nicht wieder schlecht wurde. Das Kopfweh ließ langsam nach und irgendwie fühlte sie sich erleichtert. Es ging immer höher, ab und an sah Lara schon kleine Schneefelder. Lara hoffte, dass es dort oben nicht eisig kalt und schneien würde. Aber sie könnte nicht länger in die Gegen starren, weil ihr schon wieder schlecht wurde, also schaute sie wieder auf die kurvige Fahrbahn. Vor ihnen ging die Sonne unter, der Himmel färbe sich rot und die Wolken wurden rosa wie Zuckerwatte. Lara lächelte selig vor sich hin, sie liebte Sonnenuntergänge. Sie hatte die letzten Tage so wenig gelacht, eigentlich ja gar nicht, einen Grund hatte sie auch nicht wirklich, doch sie wusste dass jemand zu ihr hielt und das ernst meinte. Das ließ sie irgendwie etwas leichter werden, Ronald war zwar immer noch ihr Entführer, aber er hatte seine Position geändert, weil er das Alles nicht mehr wollte. Der Rothaarige neben ihr starrte auch stur auf die Straße, er sagte kein Wort und hatte die Lippen fest aufeinander gepresst. In ihrem Kopf summte sie diese eine Melodie, die ihr so im Kopf hing. Seit Wochen nur diese Melodie, seitdem sie an dem Abend entführt worden war. Jetzt war sie da wieder, diese Melodie, die so traurig war und sie trotzdem schweben ließ. Es war jetzt dunkel draußen, man sah schon ein paar Sterne. Irgendwann bogen sie auf einen Schotterweg ab, es ging steil bergauf und es war bis auf die Scheinwerfer stockdunkel. Die Scheinwerfe warfen ein wackeliges Licht auf den Weg, eine Maus raste quer über den Weg, gerade noch rechtzeitig. Der Rothaarige zog sein Handy aus der Tasche, tippte eine Nummer und ließ es klingeln. „Ja, Hallo Mike, ich bin‘s Brandon.“ Jemand sagte etwas. „Ja, ich weiß, wir sind zu spät, aber wir sind gleich an deiner Hütte“… „Alles klar, bis gleich.“ Vor ihnen Tauchte ein kleiner Lichtschimmer zwischen den Bäumen auf. „Da ist die Hütte, Ronald“. „Ich sehe es, Dad.“ Dann Bogen sie wieder ab und hielten schließlich vor der Hütte. Die Tür der Hütte öffnete sich, ein Mann trat heraus, er war klein, trug eine Brille und war ziemlich dick. „Mike, alter Kumpel, wie geht’s dir?“ „Gut Junge, gut, gut, und dir?“ „Auch, danke, dass wir herkommen können, die Bullen hätten uns fast erwischt, aber meine Fahrkünste haben uns gerettet“ Ronald stieg hinten aus und öffnete auch Laras Tür. „So, ich muss jetzt leider kurz so tun, als ob ich dich hassen würde, also tut mir leid, wenn ich jetzt ziemlich ruppig mit dir umgehe.“ Lara nickte und ließ sich dann von ihm aus dem Auto helfen. Er packte sie hart am Arm und zerrte sie mit sich zu den anderen beiden Männern. „So, da ist sie, wo soll ich sie hinschaffen?“ „Bring sie da in den Schuppen, aber fass da ja nichts an!“ Er trat auf Lara zu und ihr tief in die Augen. „Das gleiche gilt für dich, mein Fräulein! Wage es ja nicht, irgendwas anzufassen!“ Dann drehte er sich um und lief mit Brandon ins Haus. „Tut mir leid Lara, aber sonst fang‘ ich auch noch eine von meinem Dad…“ Gemeinsam gingen sie zum Schuppen, Ronald öffnete die Tür und schlüpfte mit ihr in den geräumigen Schuppen. „Da ist ein Stuhl und in dem Heu kannst du schlafen.“ Er lockerte ihre Fesseln noch mehr, entfernte den Knebel, zog das Tuch aus ihrem Mund und klebte nur das Klebeband wieder auf ihren Mund. „So, aber kein Wort zu irgendjemand“ Dann küsste er sie sanft auf die Stirn und legte ihr die Hand auf den Mund „Pssssssssst.“ und rannte nach draußen. Die Tür wurde abgeschlossen und dann hörte sie wie er noch flüsterte: „Es tut mir leid, aber ich konnte nicht anders, aber du kannst mir glauben, ich mag dich mehr als du denkst.“ Dann stand sie alleine da, mit diesem komischen Gefühl im Bauch, dieses Gefühl, das sie einfach nicht beschreiben konnte. Im Dunkeln tastete sie sich zum Stroh und ließ sich hinein plumpsen. Dann dachte sie lange nach und fasste dann in ihrem Kopf eine Faktenliste zusammen: sie war hier entführt in Italien, und in dem Haus war eine bestimmt schon mehrfacher Mörder und ein Junge, der sie liebte und sie entführt hatte. Aber irgendwie musste sie schon wieder lächeln, weil sie wusste, dass Ronald zu ihr halte würde! Mit einem Lächeln aus den Lippen hinter ihrem Knebel schlief sie schließlich ein. Die Nacht verging, es war sehr kalt, aber Lara schaffte es trotzdem, durchzuschlafen. Sie wachte auf, als es schon hell war, neben ihr Stand ein Tablett mit einer Scheibe Brot, Marmelade und eine Thermoskanne Tee und ein Blatt, auf dem stand: „Wir sind unten im Dorf, ein paar Besorgungen machen, mach’s dir gemütlich und Guten Appetit“ Auf etwas komplizierte Weise schmierte sie sich mit einer Hand ein Brot und aß es genüsslich- endlich mal wieder ‘was Richtiges zum essen. Dann stand sie auf und lief ein Wenig in dem Schuppen herum. Überall lagen Pläne, Landkarte, auf denen Wege eingezeichnet waren, fertige und unfertige Schiffsmodelle, ein paar Messer und all so Krimskrams eben. Es windete draußen, eine Gestalt vermummt mit einem Schal, Mütze und Handschuhen stand im Schneetreiben bei Eiseskälte vor einem Baum und hängte Zettel auf. Es war Marianne, überall klebte sie Zettel, auf denen stand, dass Lara vermisst wurde. Mit Tränen in den Augen hängte sie den letzten Zettel auf. Zum hundertsten Mal nahm sie ihr Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer und ließ es klingeln „Dies ist die Mailbox von Daniel Steiner, ich bin derzeit leider nicht erreichbar, bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Piepton, ich werde mich dann melden. Enttäuscht legte sie auf und packte ihr Handy wieder in die Tasche. Schweren Herzens machte sie sich dann auf den Nachhauseweg um alles für die Ankunft ihres Mannes vorzubereiten, der noch nicht wusste, dass Lara verschwunden war. Zu Hause räumte sie alle Bilder von Lara wieder an ihren Platz, die sie abgehängt hatte, weil sie sonst zu depressiv gewesen wäre. Sie Krankenschwester hatte ihr geholfen alle Erinnerungen wegzuschaffen und ein Wohnen zu Hause möglich zu machen. Marianne war ihr dafür unendlich dankbar, doch jetzt sah sie alle diese Bilder wieder. Mit einem Stapel Bildern in der Hand setzte sie sich aufs Sofa und starrte die Bilder an. Weinkrämpfe überfielen sie, die Tränen tropften auf die Bilder. Auf einmal wusste sie nicht mehr was sie tat, sie stand auf, lief in die Küche, schnappte sich einen Teller und schmiss ihn auf den Boden. Sie weinte heftig und lies noch mehr Teller und Gläser auf dem Boden zerspringen. Bis sich die Tür öffnete und ein großer, schlanker Mann herein trat. „Marianne…“ „Sei still Daniel, bitte!“ Sie setzte sich auf einen Stuhl in der Küche. „Was ist los mit dir Marianne, du siehst…wie eine… Leiche aus.“ Sie stand auf und war kurz vor dem Ausrasten: „Siehst du das nicht? Ich bin eine lebende Leiche, die wie eine leere Hülle aus Haut durch die Gegend rennt? Ich habe die ganzen Tage über versucht dich zu erreichen, du interessierst dich gar nicht für das was hier abgeht. Nein, es interessiert dich nicht, dass deine Tochter seit über einer Woche weg ist, nein, es interessiert dich nicht, dass ich einen Schwächeanfall hatte und nein, es interessiert dich nicht, dass ich mit Mordgedanken spiele, weil ich alles Wichtige verloren habe? Ich war im Krankenhaus, ich habe gelitten, habe gesucht, bin in Angst fast ertrunken und du? Du sitzt in New York auf irgendeiner Superwichtigen Tagung, auf der du nicht mal mehr Zeit für deine Frau findest?“ Starr stand er in der Tür, stocksteif vor Schock. „Ich…äh…Marianne…äh…was…ist mit…ähm…Lara?“ „Du hast schon richtig gehört , mein Lieber, sie ist höchstwahrscheinlich entführt worden, zumindest zu achtzig Prozent. Vielleicht ist sie im Ausland, irgendwo in Polen, Italien, sonst wo und wird vergewaltigt, geprügelt und geschlagen. Ich bin am Ende, seit sieben Tagen liegen meine Nerven blank UND DAS INTERESSIERT DICH NICHT?“ Er würde kreidebleich und musste sich auf den Schock erst mal setzen. Er ließ sich auf einen Stuhl plumpsen und begann dann stockend zu reden: „Wenn ich das gewusst hätte, ich wäre sofort gekommen, aber im Ausland verbrauche ich nur unnötiges Handyguthaben, das weißt du doch, ich mache mein Handy dann immer aus, du hättest mir eine Mail schicken sollen, die wäre sofort angekommen. Warst du schon bei der Polizei?“ „Hältst du mich für blöd, oder was? Natürlich war ich dass, schon am ersten Tag. Es geht nicht darum, wie ich dich erreiche, sondern dass DU dich von dir selbst aus bei mir meldest, weil dir deine Familie etwas bedeutet!“ Ein Auto fuhr vor, Lara hörte wie die Türen geöffnet und laut wieder zugeknallt wurden. „Ich schau ganz kurz, ob unser kleines Opfer noch da ist.“ Schritte näherten sich, ein Schlüssel drehte sich im Schlüsselloch. Laras Herz begann heftig zu klopfen, was, wenn das Mike war und er das Frühstückstablett sah? Lara versuchte noch, das Tablett zu verstecken, aber da stand schon Ronald in der Tür. „Morgen Lara“ Lara nickte- sie konnte ja Nichts sagen. Er schloss die Tür hinter sich und setzte sich neben sie und starrte eine Weile einfach nur auf den Boden. Dann begann er zu erzählen. „Lara… ich weiß nicht wie ich das erklären soll. Für mich bist du nicht…irgendein Mädchen“ Er stockte und atmete tief durch. „Ich glaube, ich mag dich mehr, als du denkst und ich eigentlich sollte.“ Dann zog er Lara das Klebeband vom Mund, schaute ihr kurz in die Augen und blickte dann verschämt weg. „Ich glaube, habe ich schon gemerkt. Aber das geht nicht, ich kann und werde es nie schaffen mit jemand zusammen zu sein, oder sogar lieben, der mich entführt und brutal geschlagen hat. Vielleicht kannst du das verstehen, dass ich das nicht schaffe, tut mir leid.“ Dann schwiegen beide, bis Lara weitererzählte: „Ich habe einmal zu einem Junge gesagt: Halt mich fest und lass mich nie wieder los! Er hat gesagt, er würde mich immer halten, mich nie loslassen, bis an unser Ende. Irgendwann war es nur noch eine Zwangsbeziehung, er wollte mir nur an die Wäsche und als ich nicht…wollte hat er mich mit einer anderen betrogen die wohl… spaßiger war.“ Die Tränen rannen über ihr Gesicht, darauf legte Ronald ihr die Hand auf die Schulter. „Als es raus kam hat er gesagt, ich solle das verstehen. Ich habe es bis heute nicht verstanden, er hat mich fallen gelassen, von Wolke sieben in ein tiefes schwarzes Loch. Ich kann mich nicht schon wieder auf etwas einlassen.“ Dann herrschte wieder Stille. Ronald scharrte mit seinem Fuß ein Loch in den Kiesboden. In Lara zog sich alles zusammen, wieso hatte sie das erzählt, diese Geschichte, die niemand hören sollte? „Ich habe begonnen, mich selbst zu hassen, ich kann nicht mehr in den Spiegel sehen, ich kann meine Stimme nicht mehr hören, ich verstehe mein Verhalten selbst nicht einmal, warum habe ich das getan? Ich wollte mich nie…verlieben, aber ich wollte auch nie einen Menschen so…verletzen. Ich kenne mich selbst nicht mehr, mein Vater ist das größte ***, das ich kenne und doch hab ich zu ihm gehalten. Ich wollte aufs Gymnasium, Studieren und Ingenieur werden und am Ende bin ich als Drogenjunkie auf der Hauptschule gelandet und habe um meinen Abschluss gekämpft, ich wollte immer weiter gekommen, aber ich bewege mich im Kreis, in einem dunklen tiefen Teufelskreis, der nie enden wird, nie, nie, nie, nie niemals!“ Er wollte noch weiterreden, aber wütende Schreie unterbrachen sie. „Ronald, du verdammtes *** von Sohn, komm sofort her du Idiot!“ „Ach du sch****, sorry Lara, ich muss, da blüht mir was Heftiges.“ Er war leichenblass, stand aber trotzdem auf und Riss ein neues Stück Klebeband für Lara ab. „Ronald du *** komm jetzt her du Schwein!“ Lara stand auch auf und er wollte ihr das Klebeband auf die Lippen kleben, doch Lara hielt ihn mit dem gesunden Arm zurück. „Lara, ich muss das…“ „Ronald, ich weiß du musst das machen, ich will dir nur sagen…pass auf dich auf!“ Dann sah sie beschämt weg und lies sich ohne Weiteres das Band auf die Lippen kleben. Er ließ noch ein Getränk und eine Dose mit Schmerztabletten da, rannte zur Tür, schloss sie auf und ergab sich dem Gebrüll von Brandon, der schon vor der Tür stand. „ Was bitte hast du dir gedacht?“ Dann hörte sie ein lautes Katschen und einen heftigen Schrei, er schlug also auch ihn. „Verdammt, wo sind die ganzen Medikamente! Komm mal mit, dann zeig ich dir, was für sch**** du gebaut hast.“ Lara wurde ganz schummrig, schon wieder, alles drehte sich, ihr wurde übel und alles drehte sich weiter. Es fühlte sich an wie in einem endlosen Karussell, es drehte und drehte sich weiter. Was war das? Sie sah alles verschwommen und ihr wurde ständig heiß und kalt, aber das war kein Fieber. Ihr Arm pochte, doch sie spürte es nicht wirklich, alles war unwirklich, auf einmal sah sie Sternchen und Blümchen.
Nightshadow Junges Fohlen
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Thema: Re: Lara-Das Schicksal eines Mädchens Mi Dez 07, 2011 7:32 am
Wow, sehr schön geschrieben ! Ich hoffe dr fällt eine Fortsetzung ein, denn es ist spannend geschrieben.
Was ich mir vllt wünsche ist, dass du deinen Text in mehrere Absätze unterteilst, das ist dann besser für`s lesen .
Thema: Re: Lara-Das Schicksal eines Mädchens Mi Dez 07, 2011 7:59 am
hey, na klar- ich bin grade bei der Fortsetzung...ich weiß nur nicht ob die hier rein kann...ich mein, das was da grad is,will vllt nich jeder hier lesen...naja ich kanns ja in ***setzen... aber danke für den Kommi (: Und ja...ich muss noch Absätze reinfügen-aber ich weiß immer nie,wo sie passen...
LG
Mizo Alter Knacker
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Thema: Re: Lara-Das Schicksal eines Mädchens Mi Dez 07, 2011 8:00 am
Ich finde deine Geschichte einfach genial! ...Mehr kann ich dazu nicht sagen
Thema: Re: Lara-Das Schicksal eines Mädchens Fr Jan 20, 2012 2:49 am
Hier mal die Fortsetzung : Der Tisch färbte sich neongrün und die Wände blau, dann drehte sich alles noch heftiger, bis es auf einen Schlag still wurde und Lara in einen Schlummer voller Wahnvorstellungen und Alpträume fiel. Irgendwann wachte sie wieder auf, draußen war es dunkel. Ihr Körper war völlig schlapp, es fühlte sich so an, als könnte sie Garnichts mehr bewegen. In ihrem Kopf hämmerte es wieder, wie ein Presslufthammer, es wurde lauter und lauter, sie dachte schon, ihr Kopf würde platzen. Es drehte sich wieder alles, dann fuhr sie auf einmal auf, saß kerzengerade da und stieß einen gellenden Schrei aus. Dann war es still, Lara sank zusammen und riss ihre Augen weit auf. Sie begann grundlos um sich zu treten, stand auf, drehte sich im Kreis und hielt dann doch wieder inne und stieß immer wieder gellende Schreie aus. Von draußen her kam Lärm. „Verdammt noch mal Junge, was hast du gemacht?“ „Ich…dachte, das…d…das wären…Schmerztabletten aber ich glaube… das waren deine speziellen Medikamente?“ „Ach du sch****, Junge, wenn du wüsstest was t das ist. Das Mädchen leidet jetzt an Wahnvorstellungen und Energiestößen und sonst was, wie konntest du ihr das nur geben, du Idiot?“ Der Schlüssel drehte sich im Schloss, doch Lara bekam nichts mit, apathisch lag sie auf dem Boden, dunkle Ränder um ihre Augen, die Wunde in ihrem Gesicht hatte wieder begonnen zu bluten und ihre Haare waren total verfilzt. Wieder durchfuhr sie ein Energiestoß, sie stand trat und kratze und schrie immer wieder laut. Ronald lief auf sie zu „Nicht“, wollte Mike ihn noch aufhalten, doch er war schon bei ihr. Lara sah aber nicht Ronald, sie sah einen Dämon, einen bösen Geist, sie schlug, trat und kratze Ronald, bis dieser zurückwich. „Sie weiß nicht was sie tut, sie ist in diesem …Mittel völlig gefangen, sie muss aus diesem Rausch raus.“ „Dann sag mir was für ein Teufelszeug das ist meine Güte. Was zum Teufel habe ich ihr da ausversehen gegeben? Sag jetzt bitte nicht, dass das irgendwelche Drogen sind, bitte nicht, sag das nicht“ Mike schwieg eine Weile. „Komm mit ins Haus, ich erkläre dir drinnen alles. Erst mal binden wir sie noch locker an, damit sie keinen Schaden produziert und decken sie zu, vielleicht schläft sie dann ihren… Rausch aus.“ Ronald nahm ein Seil, band ihr Arme und Beine locker zusammen, befestigte sie an einem Pfahl und deckte sie zu. Er strich ihr noch kurz über die Wange und flüsterte leise: „Sorry, das wollte ich nicht!“ Dann lief er schnell Mike und Brandon hinterher. Lara blieb allein zurück. Eine Weile lag sie da, mit flauem Magen, ihre Augen sahen nichts, sie bildeten nur sinnlose Lichtmuster. Immer wieder drehte sich alles im Kreis, es dreht und dreht sich, sie sah ihren toten Hund May vor sich, sie wollte nach ihr greifen, doch sie konnte nicht, weil sie gefesselt war. Dann wurde sie zu einer wilden Bestie, wieder schrie Lara, bis sich alles in Luft auflöste. Der Drogenrausch nahm langsam ab, völlig fertig lag sie da, mit dunklen Augenringen, übermüdet in einem hallwachen Schlummer und ihre Haare waren ein einziges Wirrwarr. Sie stöhnte auf, versuchte sich aufzurichten, doch sie war gefesselt. Die Drogen ließen sie sich immer wieder noch ein wenig im Kreis drehen, doch die Wirkung hatte deutlich abgenommen. Schließlich schlief sie ein. Maria und Stephan Steiner betraten gemeinsam das Polizeirevier. Marias Hände zitterten und sie war leichenblass, die Sorge um ihre Tochter raubte ihr allen Schlaf. Stephan wollte nach ihrer Hand greifen, doch sie schüttelte sie wieder ab. Stephan blickte betrübt auf den Boden. Die beiden sagten kurz, dass sie da waren und setzten sich dann in den Warteraum. Dann Stille. Maria starrte auf den Boden. Die schwarzen Fliesen verschwammen miteinander und wieder sah sie Lara vor sich, diesmal ein anderes. Sie waren letztes Jahr zum Ersten Mal auf dem Oktoberfest gewesen. Sie sah Lara, wie sie mit leuchtenden Augen Hand in Hand mit Mara an den Zelten vorbeiliefen. Es war voll, Maria hatte es nicht so gefallen, aber Lara hatte es gefallen. Tränen rannen Maria wieder in die Augen. Die Tür öffnete sich „Sie können reinkommen.“. Das Bild das verschwamm wieder, Maria flüsterte leise „Nein!“, sie wollte das Bild festhalten, doch es war schon aus ihrem Kopf verschwunden. „Was sagten sie Frau Steiner?“. Sie blickte wieder zu Boden und sagte: „Nichts…gar nichts.“ Sie stand auf, doch ihre Knie zitterten und ihre Beine gaben nach. Sofort eilten Stephan und ein Polizist heran „ Alles in Ordnung Schatz?“ „Ja geht schon, ich bin nur umgeknickt“, log sie schnell und richtete sich mit der Hilfe der zwei Männer wieder auf, die sie bis zu Ihrem Stuhl stützten. „Setzen sie sich, Frau Steiner.“ Sie ließ sich langsam auf den Stuhl gleiten und klammerte sich wieder an der Tischkante fest, so wie bei ihrem ersten Besuch auf dem Polizeirevier. Der Polizist wandte sich an Stephan: „Hallo, ich bin Herr Bolte und sie sind…?“ „Ich bin Stephan Steiner, Marias Mann und Laras Vater, ich war bis gestern leider auf einer Geschäftsreise.“ Die beiden schüttelten die Hände und Herr Bolte begann zu erzählen: „Wir haben eine neue Spur, allerdings führt sie…ein wenig weiter weg...“Er Stockte und holte tief Luft. „ Ins Ausland.“ Stille herrschte im Raum, die Luft drückte auf sie ein und Marias kehle war wie zugeschnürt. Stephan war noch etwas gefasster. „Wohin?“. „Eine Straßenkontrolle hat sie vermutlich in…Italien gesehen.“ Maria schluchzte auf unter Tränen presste sie hervor: „Und dann?“ „Das Auto ist schnell auf der Autobahn gefahren, als man sie an die Seite winken wollte fuhr es vorbei, einer unserer Kollegen stellte sich auf die Straße, aber es brachte nichts, das Auto fuhr trotzdem vorbei. Unser Kollege liegt jetzt schwerverletzt auf der Intensivstation.“ Er seufzte. „Unsere Kollegen haben die Verfolgung aufgenommen, allerdings fuhr der Wagen auf einen schlammigen Weg, der Dienstwagen blieb stecken. Wir haben zwar das Kennzeichen, aber bis jetzt fehlt wieder jede Spur von ihnen…Wir nehmen an, sie verstecken sich irgendwo im Gebirge, aber das ist groß. In ein paar Tagen schicken wir mal einen Hubschrauber hoch. So lange müssen wir eben weiterfahnden, wo sie sich aufhalten können und uns an alle noch so kleinen und dünnen Fäden dran klammern. Es tut mir leid, dass wir noch nicht weiter sind.“ Eine Weile herrschte wieder Schweigen. „Ich verstehe das schon, es ist nur so unendlich schwer, zu wissen dass dein Kind in Gefahr ist und du nichts tun kannst.“ „Ja, das weiß ich. Sagen sie Frau Steiner, wenn sie… wenn es… wenn es ihnen vielleicht hilft könnten…könnten sie ja mal…zu einem Berater oder Psychologe gehen und sich ein wenig helfen lassen?“ „Ich weiß nicht, im Moment will ich nicht so heftig darüber reden, aber ich werde darüber nachdenken.“ Sie stand auf, gab dem Polizist die Hand, verabschiedete sich und verließ mit Stephan das Revier. Schweigend führen sie nach Hause. Maria öffnete mechanisch die Tür, dann konnte sie sich nicht mehr halten, rannte in Laras Zimmer, warf sich auf das Bett mit dem Bettbezug auf dem groß ein Bild von Mara und Lara war und weinte wie ein kleines Kind, bis sie keine Tränen mehr hatte. Bäm, bäm, bäm. Es hämmerte und hämmerte, der Schmerz bohrte sich in ihren Kopf, immer tiefer und heftiger. Lara schlug unter Stöhnen die Augen auf. Am Anfang wusste sie nicht, wo sie war, doch dann fiel es ihr wieder ein. An den gestrigen Abend hatte sie keinerlei Erinnerungen. Sie spürte eine Hand auf ihrem Rücken und sie versuchte, sich umzudrehen, doch es ging nicht, sie war total steif und wie eingefroren. „Wer ist da?“ „Ich…Ronald“ Er nahm seine warme Hand von ihrem Rücken, die Wärme fehlte schlagartig und sie bekam sie eine Gänsehaut. „Brauchst du eine Decke?“ Sie nickte und er legte ihr sanft eine Decke über. Er zog ihr vorsichtig das Klebeband ab, zog sie zu sich heran und legte ihren Kopf auf seinen Schoß. „Ich…habe dir gestern…ausversehen…Drogen gegeben. Es tut mir leid, aber ich weiß, was du durchgemacht hast. Ich habe selbst einmal was Falsches genommen und mir ging es ähnlich. Nur das ich es freiwillig getan habe.“ Laras Stimme zitterte, aber sie versuchte, sich klar auszudrücken: „Warum…hast du Drogen genommen? Sag jetzt nicht, was du genommen hast, sondern warum!“ Er schwieg lange, Lara sah, dass er mit sich selbst kämpfte. „Ich war dabei…als mein Bruder sich selbst…erschossen hat. Ich stand ihm gegenüber, er hatte die Pistole ans Herz gehalten, ich habe gesagt, er soll es lassen, auf dieser Welt bleiben. Er hat noch gesagt: Vergiss mich nicht, ich liebe dich, Bruder! Er hatte mit der Welt hier und jetzt schon abgeschlossen, er konnte nicht mehr, dann hat er abgedrückt. Ein Knall und sein Leben war beendet, zweiundzwanzig dreckige Jahre unter Qualen von meinem Vater. Mich hat er immer gelassen, ich weiß nicht wieso. Ich habe meinen Bruder geliebt, er war der beste Bruder, ein Kumpel, Freund und Zuhörer. Ich wollte nie etwas anderes, wir klebten immer aneinander, wie festfroren. Bis zu seinem Ende. Als er tot war, konnte ich nachts nicht mehr schlafen und am Tag war ich wie gefesselt, verstört, ruhelos und doch total müde, ausgelaugt. Ich wollte einfach mal alles vergessen, wenigstens kurz, also hab ich was genommen. Es wirkte einigermaßen, ich war eine Weile weg, hab aber auch fremde Dinge gesehen, Wahnvorstellungen, Verfolgungswahn, knallbunte Tiere und solche Dinge, was soll ich da sagen? So ähnlich hast du es ja erlebt, ich weiß nicht, was du bekommen hast. Ich hab irgendwann was gefunden, was mich für eine Weile einfach weggetragen hat. Ich hab’s am Anfang nur ab und zu genommen, dann aber immer öfter. Ich weiß nicht, ob ich abhängig war, aber ich kam ganz gut wieder davon weg. Ich hab es irgendwann aufgehört, weil ich nicht mal mehr das ausgehalten habe. Ich habe oft überlegt, zu meinem Bruder dort nach oben zu gehen. Oft genug hatte ich das Messer in der Hand, stand am Bahnhof oder hatte wieder die Tabletten vor mir. Ich habe Jahre der Leere hinter mir, als kalte Hülle eines halben Menschen, der nur halb lebt, der Rest lebte dort oben bei meinem Bruder. Irgendwann kam mein Vater wieder, er hat mich oft geschlagen, mich zu Dingen gezwungen. Und irgendwann kam er mit dieser Idee an. Wir haben alles geplant, dich oft beschattet, wir wussten, wann du wo warst. Wir wollten deinen Eltern Lösegeld abkassieren, aber es klappt nicht, weil der Idiot von meinem Vater ein paar Daten nicht hat. Ich werde auch alles verhindern, dass deine Eltern etwas zahlen müssen. Wirklich!“ „Ja ich glaube dir das, ich kann es auch vollsten nachvollziehen. Ich habe nur keine einzige Erinnerung an gestern, nur so heftiges Kopfweh, wie ich schon lange nicht hatte. Ich müsste bloß nochmal raus aufs Klo.“ „Brandon hat mir gestern Abend gesagt, dass dort hinten, hinter der Tür ein Klo ist, ein Plumpsklo, aber ein Klo, er hat gesagt, du darfst darauf gehen.“ Lara stand auf, humpelte auf die Tür zu und ging hindurch. Es stank fürchterlich, also beeilte sie sich. Danach trat sie wieder heraus, Ronald war immer noch da. „Wie geht es dir?“, fragte er. „Ich weiß nicht so ganz, ich fühle nichts ich bin einfach leer, so wie du es von dir erzählt hast. Es ist unwirklich.“ „Wie meinst du das?“ „Ich meine, ich sitze entführt in den Bergen in Italien und rede mit meinem Entführer, in dem ich einen Freund gefunden habe. Das ist doch nicht normal, oder?“ Er wird leicht verlegen. „Nein, das ist es nicht so ganz, aber es ist deine Geschichte und es bist du, die das hier tut. Ich kann dich hier nicht rausholen, aber ich kann Schlimmeres verhindern.“ Irgendwie fühlte Lara Groll in sich aufkommen. „Nein, dass bin nicht ich, die das macht, das seid verdammt noch mal ihr. Wer hat mich hier entführt, geschlagen, gequält, hierher gebracht, mir Drogen gegeben, mich fertiggemacht? Das bin nicht ich, sondern du, dein Dad ihr seid das. Ich werde dir das nie verzeihen, auch wenn du jetzt anders bist, und das weißt du, geh jetzt!“ „Lara ich…“ „Geht jetzt, bitte!“ „Lara, lass mich das doch erklären, bitte, ganz kurz, dann bin ich weg.“ „Nein, geh jetzt, dass du die Meinung hast, ich würde das hier tun… freiwillig, das kann ich nicht glauben, geh weg, ich will dich jetzt nicht sehen!“ „Ich kann doch auch nichts dafür…“ „Wofür?“ Die Spannung wich aus ihm, sein Gesicht wurde weicher und er sank zusammen. „Ich kann doch nichts dafür, dass ich…mich in dich verliebt habe.“ „Oh nein, du weißt doch nicht mal, was Liebe ist, geh, GEH!“ „Okay, wenn du das nicht willst, ich komme Morgen wieder.“ Niedergeschlagen ging er Richtung Tür. „Ronald?“ „Ja?“ „Wann ist Morgen?“ „Bald, Lara, bald“ Und er ging hinaus. Lara lebte so zeitlos, einfach im hier und jetzt, kein morgen, kein gestern, kein Tag und keine Nacht. Vielleicht schlief sie ja am Tag, oder war nachts wach, sie wusste es nicht. Niedergeschlagen sank sie ins Stroh. Sie hatte keine Gedanken, keine Gefühle in sich, nur die unendlich tiefe, schwarze Leere in sich. Sie spürte keinen Hunger und keinen Durst, doch als sie an sich heruntersah, merkte sie, wie dünn sie war. Sie hob ihr T-Shirt ein wenig an und sah straffe Haut über den Knochen, kein fett nichts, sie war dünn wie eine Bohnenstange, ihre Hüftknochen spießten fast heraus. Sie war immer dünn gewesen, das war einfach so, sie aß nicht wenig, wuchs und wuchs, war aber trotzdem immer dünn gewesen, einfach so. Manche Ärzte dachten schon sie wäre magersüchtig oder so, aber sie hatte noch nie in ihrem Leben überhaupt daran gedacht, sich den Finger in den Hals zu stecken. Ihre Mutter, sah wie viel sie aß und machte sich nie Sorgen, das erzählte sie den Ärzten und man beließ es dabei. In der Schule hatte
May Flower Junges Fohlen
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Thema: Re: Lara-Das Schicksal eines Mädchens Fr März 16, 2012 5:28 am
Oh, die lang ersähnte Fortsetzung...
Also, da sind die Wahrnungen meiner Eltern kein Wunder, das ich nicht mit Fremnden mitgehen darf und nicht nachts allein Unterwegs sein darf...
Ich finde deine Story einfach super! Sie sollte mehr rum kommen, sie würde nämlich obendrein wahnsinnig abstrecken^^
Thema: Re: Lara-Das Schicksal eines Mädchens So März 18, 2012 12:59 am
May: Dankeschöön ;** Wie meinst du das...wahnsinnig abstrecken? Ich poste gleich noch was...wenn ich nur wüsste, wo der Teil ist , den ich zuletzt gepostet habe XDDDDDD
Thema: Re: Lara-Das Schicksal eines Mädchens So März 18, 2012 1:06 am
So..hier noch was...ist ziemlich traurig aber darf ich eins dazu sagen..? Es ist alles Wahrheit, aus eigenen Erfshrungen geschrieben..um irgenwie damit klarzukommen...ihr werdet wissen, welchen Teil ich meine...(nicht den mit dem Junge) das Gedicht ist auch von mir selbst, also pls nicht kopieren,danke
In der Schule hatten ihre Freundinnen manchmal belanglos gesagt, sie sei gut dabei, magersüchtig zu werden, aber die aß immer viel, wuchs viel aber sie nahm nicht zu. Manchmal hatte es sie aber echt genervt, so dünn zu sein. Sie stand oft vor dem Spiegel und starrte das an, was ihr entgegen sah. Ihre Hüftknochen ragten irgendwie immer heraus, man sah sie deutlich, wenn sie ein enges Top trug. Meistens hatte sie dann lockere Klamotten angezogen, damit man das nicht sah. Bis zu Sebastian… Sebastian war ein Mädchenschwarm. Groß, viele Muskeln, braune Haare, blaue Augen. Bei Lara war es wie Liebe auf den ersten Blick, sie hatte ihn angehimmelt. Bei einer Party hatten sie sich kennengelernt, darauf hatten sie sich immer wieder getroffen, im Eiscafé, im Kino oder Schwimmen gehen. Irgendwann kamen sie dann zusammen. Lara war überglücklich gewesen. Doch das hielt nicht lange an, denn sobald sie zu zusammen waren, ließ er sie hängen. Keines von diesen Treffen, sie sahen sich sehr selten. An den Tagen, wenn sie sich sahen, merkte sie, dass er nur das Eine wollte. Aber Lara wollte nicht, sie sträubte sich. Kurz danach machte Sebastian Schluss und bereits zwei Tage später sah sie Sebastian, wie er einem anderen Mädchen die Zunge in den Hals steckte. Lara war unglücklich wie noch nie, sie blockte alles ab, redete kaum, träumte im Unterricht davon und wurde verschlossen. Mara hatte es schließlich geschafft, ihr die Augen zu öffnen um zu sehen was sie da eigentlich machte. Warum trauere sie wegen so einem ***? Sie begann wieder rauszugehen, etwas zu unternehmen. Wenn sie Sebastian noch sah, hatte sie zwar immer noch einen kleinen Stich im Herzen, der dann aber verschwand, als sie sah, dass es zwischen ihm und dem neuen Mädchen bereits wieder aus war. Sie war wohl nicht die einzige. So ein ***. Sie blickte aber wieder nach vorne, sie war über ihn hinweg. Allerdings hatte sie seitdem keinen Junge mehr an sich herangelassen. Sie trug wieder lockere Klamotten. So war es ihr auch am Wohlsten. Die Erinnerung tat nicht mehr weh. Sie sank zusammen und starrte einfach auf den Kiesboden. Es war still irgendwie zu still. Kein Vogel zwitscherte, kein Wind wehte und keine Blätter flogen. Lara wusste nicht wie lange sie schon unterwegs war, sie zählte keine Tage. Sie blickte weiter auf den Kiesboden, vor lauter Nichtstun begann sie Muster und Figuren im Kies zu suchen. Irgendwie spürte sie hier keine Angst mehr, vor dem was ihr hier gerade passierte, die war fort weil sie wusste, dass sie Ronald hatte und man tat ihr gerade kaum etwas. Auch wenn sie erst heute Morgen mit einem Drogenrausch aufgewacht war, erschien ihr das schon unglaublich weit entfernt, Vergangenheit. Plötzlich musste sie an die Schule denken. Auch wenn das wahrscheinlich das Letzte wäre, woran man denkt, wenn man gefangen irgendwo sitzt. Sie dachte auf einmal an das Gedicht, dass sie letztes Jahr geschrieben hatte: Stille liegt auf dem Eis, Ein Lächeln gleitet über meine Lippen. Ich lasse mich fallen, immer tiefer, bis die Dunkelheit mich umschließt.
Endlich habe ich meinen Frieden gefunden, Den Frieden in mir. Ich sinke immer tiefer, Es tut nicht weh, Nein, es macht mich glücklich.
Ich spüre nichts, Nur diese innere Ruhe. Den Frieden in mir. Ich sinke immer tiefer, Doch ich habe keine Angst.
Stille überkommt mich, Ich spüre, wie ich den Grund erreiche. Ich sinke nicht mehr, Ich liege da, spüre keine Schmerzen, Nur die friedliche Dunkelheit in mir.
Sie hatte es geschrieben, nachdem ihr Opa gestorben war. Sie hatte ihn sehr gern gehabt. Er hatte ihr immer Geschichten von früher erzählt und er hatte ihr zugehört, wenn es ihr schlecht ging. Sie hatte ihn oft besucht. Als er gestorben war, hatte sie versucht irgendwie damit fertig zu werden. Unter Tränen hatte sie begonnen, Gedichte und Texte zu schreiben, ihre Gefühle irgendwo auszulassen. Danach ging es ihr meist besser. Was sie mit diesem Gedicht meinte? Sie erzählte es irgendwo aus der Sicht von sich, wie sie immer tiefer hinab sinkt bis zum…Ende. Und einmal von der Sich ihres Opas, wie er immer weiter hinab sinkt, auf den Tod zu, doch er war glücklich. Seine ganze Familie war um ihn gewesen. Auch Lara war dabei, sie lag neben ihm auf seinem Sterbebett und hatte seine Hand gehalten. Stumme Tränen liefen ihr über die Wangen und sie lag einfach da. Ihre Eltern verließen das Zimmer. Lara lag einfach da und hielt weiter die Hand, neben ihr war es jetzt still. Ihr Opa lag friedlich da, die Augen geschlossen, den Mund leicht offen. Seine Hand war am Anfang noch warm, doch sie merkte, wie sie immer Kälter und blasser wurde. Er verlor seine Farbe und seine Hände waren eisig. Lara erfuhr von ihren Eltern, dass fast einen Tag neben ihrem Opa gelegen hatte. Dann kam der Leichenwagen, Lara erlebte alles in Trance. Ihr Opa kam auf den Friedhof in die Aussegnungshalle. Lara saß lange in ihrem Zimmer, stumm und traurig. Wieder schrieb sie sich alles von der Seele. Eines Abends ging sie mit ihren Eltern in die Aussegnungshalle, um ihren Opa noch einmal zu sehen und sich zu verabschieden. Es war kalt…eisig kalt. Draußen war Winter und selbst hier drin konnte man seinen Atem sehen. Die Kälte kam von außen, aber auch von innen, tief in ihr drin. Links und rechts hinter dem Sarg standen Kerzen, große Kerzen, die ihre Mutter anzündete. Lara stand nur stumm da, Tränen schüttelten sie krampfartig. Ohne ein Wort schob ihre Mutter ihr ein Taschentuch in die Hand. Lara spürte und fühlte nichts, sie betete aber stumm, dass es ihrem Opa jetzt gut ging und er glücklich war. „Wollt ihr in nochmal sehen?“, fragte ihr Vater mit zittriger Stimme, er weinte nicht, aber er war so traurig, dass es wohl nicht mal zum Weinen reichte. Lara nickt nur. Ihre Eltern schraubten den Sarg auf und hoben gemeinsam den Sarg an. Man sah erst nur ein weißes Tuch und das fahle Licht schien auf die Hände. Er trug noch seinen Ehering, als Lebender hatte er ihn nicht mehr abnehmen können, weil er zu eng war, jetzt hing er locker am Ringfinger. Unter seinen Händen lag eine Rote Rose und eine Karte, auf der stand meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Ihr Vater schob das weiße Tuch zu Seite und man sah sein Gesicht. Es war bleich, farblos und eingefallen. Sein Mund war noch immer offen, so wie er einfach eingeschlafen war. In ihrer Hand. Lara spürte wieder die Kälte überall, die Kälte in ihrem Herzen. Dann hatten sie den Sarg wieder geschlossen und unter stummen Tränen waren sie aus dem kalten Raum gegangen. Draußen schien der Mond. Lara blickte nach oben und flüsterte „Mach, dass es ihm gut geht, irgendwie!“ Dann stieg sie ein und sie fuhren vom Friedhof. Die Beerdigung ging irgendwie ziemlich an ihr vorbei. Sie weinte während dem ganzen Gottesdienst. Mit gesenktem Kopf, aber trockenen Augen war sie dann aus der Aussegnungshalle hinter dem Sarg zum Grab gelaufen. Das Loch war tief, man stellte den Sarg auf einen Seilzug. Man ließ den Sarg mit den weißen Blumen hinunter. Der Pfarrer segnete sie noch einmal, ließ Erde auf den Sarg rieseln. Dann traten sie an das Grab. Unten lag der Sarg, Lara zog unter bitteren Tränen den Brief aus ihrer Tasche. Ein Abschiedsbrief. Zögernd warf sie ihn mit einer Blume in das Loch. Dann trat sie an die Seite und stellte sich neben ihre Tante. Alle Leute der Beerdigung liefen an ihrer Familie vorbei, schüttelten ihr die Hand, mache sprachen auch ihr Beileid aus. Lara dachte so viele Hände hätte sie noch nie an einem Tag geschüttelt. Das Händeschütteln war so monoton, dass irgendwann die Tränen auch aufhörten. Ab und zu sagte sie danke, manche Leute kannte sie nicht mal. Dann waren sie noch in einem Restaurant, Kaffetrinken. Leichenkaffe. Wirklich stark betroffen sah außer ihrer Familie aber irgendwie niemand mehr aus. Viele lachten, aßen, tranken viel Kaffee und erzählten einfach von ihrem Opa. Lara verstand es nicht, warum alle schon wieder so locker waren. Auf dem Tisch stand ein Bild von ihrem Opa, wie er mit ihr in den Alpen wandern war. Nach dem Kaffee gingen sie nach Hause, Lara schloss sich in ihrem Zimmer ein, weinte und ließ sich den Rest des Tages nicht mehr blicken. Ohne zu essen oder zu trinken, sie verspürte keine Bedürfnisse mehr.
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Thema: Re: Lara-Das Schicksal eines Mädchens So März 18, 2012 1:25 am
Oh, äh...
Abschreckend^^
Ich hab keine Ahnung was abstreckend heißen soll... Ich glaub ich war da mit dem Kopf woanders^^
Thema: Re: Lara-Das Schicksal eines Mädchens So März 18, 2012 1:35 am
Ahahhahaaa :DD Ne ist auch egal...es sollte eingl nicht abschreckend es ist eben nur das, was viele denken und was ab und zu eben auch wirklich passiert...ist halt so...