Septemberwinde- Eine wahre Kurzgeschichte

Ende September. Ich hörte etwas. Ich hörte selten, meist herrschte stille. Stille in der Dunkelheit. Es waren die Geräusche von Schritten, vertraute Schritte, so wie ich sie seit Ajhren nicht mehr hörte. Jemand kramte in Kisten, plötzlich ginge der Deckel meiner Kiste auf und ich sah das Gesicht einer jungen Frau. Moment, ich kenne dieses Gesicht! Nun bemerkte sie mich auch. Sie lächelte und zog mich unter den Bauklötzen hervor. Eine Dich-Hab-Ich-Ja-Ganz-Vergessen Lächeln breitet auf ihrem Mund aus. Ja, vergessen hast du mich, ich sehe das erste mal seit Jahren wieder etwas anderes als die Wand der Kiste!

Damals, vor 17 Jahren, schenkte ein Onkel mich ihrem grossen Bruder zur Geburt. Nächtelang hütete ich die Wiege, sang mein Lied. Ja, dmals Konnte ich noch singen, allerdings ist der Mechanismus schon lange kaputt und wurde einmal entfernt.
Als ihr Bruder ein jahr alt war, kam ein weiteres Baby, das war sie, meine beste Freundin. Ich ging an sie über, hütete nun sie, sah sie wachsen.
Bald kam sie in den Kindergarten, dann in die Schule. Ich war selbstverständlich immer an ihrer Seite.
Auf einmal begann sich allerdings alles zu ändern. Sie knuddelte mich nicht mehr oft, ich kam nicht mehr mit in die Ferien, es wurden Poster von Pferden aufgehängt, sie war oft weg und träumte Tag und nacht von Tieren. Ich hatte keinen Platz mehr in ihrem Leben.
Eines Tages wurde ich mit all den anderen Spielsachen in eine Kiste gepackt, diese war nun mein Zuhause. Nie mehr wird dich Jemand knuddeln, dachte ich mir, nie mehr wird jemand dich lieben.

Bis zu diesem Tag. Sie nahm mich ans Licht, klopfte mich aus, badete mich, liess mich auf dem Wäscheständer trocknen, und nun sitze ich auf der Kommode in ihrem Zimmer und denke: Zum Glück bin ich nicht mehr vergessen!!!