Endlich geht es weiter!!! Auf einmal hörte ich von der Box nebenan ein trauriges Schnauben.
Es war Shining Moment, die Schwester von Sunny.
„Arme Sunny! Warum hatte sie denn nur diesen Ausbüchstick!? Gestern Nacht ist sie wieder einmal ausgerissen und...“ Ihr stockte der Atem und sie sank unglücklich den Kopf. „...und sie ist gestolpert. In einen spitzen Ast ist sie gefallen, der ihre Brust durchbohrt und sie so umgebracht hat!“
Ich war geschockt und mir zischte das Angesicht der toten, blutverschmierten Sunny im Kopf herum, die auf dem kalten Waldboden lag. Die Augen starr, Blut floss immer noch in Strömen... Daraufhin kam mir noch ungewollt das Bild eines dynamischen Rapphengstes in den Sinn, abgemagert und mit Narben der Misshandlung. Unter Schmerzen brach er auf seiner abgegrasten Wiese zusammen.
„Nein!“, schrie ich und stieg laut wiehernd in der Box. Erschrocken wich Joy zurück und das Stallmädchen floh in einen sicheren Abstand von meinen Hufen. Doch als ich erkannte, dass ich die Beiden in große Gefahr gebracht hatte, beruhigte ich mich einigermaßen und senkte beschämt den Kopf.
Langsam kam das Mädchen näher und strich sanft über meine zitternden Flanken. Mein Atem ging in schnellen Stößen und ich wünschte mir von ganzem Herzen, dass Abraxos nicht auf so eine Art sterben musste...denn sterben würde er, das hatte ich sofort gespürt als ich vor einigen Monaten in seine trüben Augen blickte.
Als das Stallmädchen wieder begann mich zu putzen, dachte ich an alle Pferde, die ich je kennen gelernt und mit denen ich mit angefreundet hatte.
Wie es Flecks, Steppenfee, meinem Bruder Fire of life, Mila, Duchess und vor allen Dingen meiner geduldigen, liebevollen Mutter Ginger wohl ging? Ob sie überhaupt noch lebte...?
„Mamaaaa, was isd loss?“, fragte Joy und sah mich mit großen Augen an. Seitdem er sprechen konnte, plapperte er in einem Fort, was manchmal ein wenig nervig war. „Ach nichts, Joy“, antwortete ich einfach, „ich denke nur über meine Vergangenheit nach. Weißt du, ich wurde in meinem Leben schon sehr oft verkauft und habe dadurch viele Freunde gewonnen und verloren...zweibeinige und vierbeinige.“
Erstaunt sah Joy mich an und wühlte dann mit seiner weichen Schnauze im Flachs. „Oh, das isd nichd ssön, Mami. Aba jedsd hasd du ja mich!“
Lächelnd beobachtete ich den kleinen Racker. Bald würde er auch ohne mich auskommen...ob die Menschen mich dann wirklich weiterverkaufen würden? Ich wagte nicht einmal daran zu denken.
Nein, so grausam sind Menschen doch auch wieder nicht. Und die Besitzer von Abraxos sind einfach Ausnahmen – der Arme hatte das Pech, zu ihnen zu kommen. Sicher würde ich hier bei Joy bleiben.